Christian Feurstein

Wirtschaftsarchiv Vorarlberg

Spannende Rückschlüsse aus historischen Marken

Februar 2015

Seit Jahrhunderten stehen Markenzeichen für die Qualität von Erzeugnissen. Wiederholt wurden Zeichen einzelner Branchen oder Zünfte vor der Nachahmung geschützt. Ein allgemeines „Gesetz zum Schutz der gewerblichen Marken und anderen Bezeichnungen“ trat jedoch in der österreichischen Monarchie erst mit Jahresbeginn 1859 in Kraft. Zuständig für die Registrierung waren die jeweiligen Handels- und Gewerbekammern.

Die Möglichkeit des Markenschutzes wurde von den heimischen Unternehmen zunächst nur spärlich genutzt. Die erste Eintragung in Vorarlberg erfolgte im Jahr 1866 durch den Textilfabrikanten und Präsidenten der Vorarlberger Handelskammer, Carl Ganahl. Bis 1890 wurden insgesamt 20 Registrierungen vorgenommen, vorwiegend von großen Textil-unternehmen wie Getzner, Douglass, F. M. Hämmerle oder Benger. Diese nutzten darüber hinaus auch die Möglichkeit, ihre Textilmuster schützen zu lassen.

Eine Neufassung des Markenschutzgesetzes im Jahr 1890 behob anfängliche Schwächen und ermöglichte eine straffere Führung des Registers. Tatsächlich wurden allein in diesem Jahr 22 Eintragungen vorgenommen, davon 17 durch Textilunternehmen und fünf weitere durch Nahrungs- und Genussmittelhersteller. 1892 etwa erfolgte die erste Marken-registrierung der Brauerei Fohrenburg in Form einer Verschlussmarke für Bier-flaschen. Die steigende Zahl an Registrierungen spiegelt auch den Zuzug ausländischer Unternehmen nach Vorarlberg im ausgehenden 19. Jahrhundert wider. Aus Zollgründen errichteten sie Niederlassungen in Vorarlberg, um von hier aus den großen Markt der Habsburgermonarchie zu beliefern. So finden sich in den Verzeichnissen dieser Zeit Eintragungen von Unternehmen wie Maggi, Knorr oder Suchard.

Mit der Zulassung reiner Wortmarken ab 1895 stieg die Zahl der Registrierungen weiter an. Die wirtschaftlichen Krisenjahre während des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden Zwischenkriegszeit führten zu einem Rückgang. Zwischen 1890 und 1938 wurden insgesamt 1238 Warenzeichen ins Vorarlberger Markenregister aufgenommen. Mit dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland übernahm das Reichspatentamt in Berlin die Registrierung von Marken. Nach 1945 ging diese Aufgabe an das österreichische Patentamt in Wien über.

Die historischen Markenregister der Vorarlberger Handelskammer werden heute vom Wirtschaftsarchiv Vorarlberg verwahrt und sind in mehrfacher Hinsicht eine bedeutende Quelle. Sie dokumentieren nicht nur die Entwicklung des Markenschutzes und der Darstellung von Warenzeichen, sondern spiegeln auch die heimische Wirtschaftsstruktur wider.

Literatur: Rupert Tiefenthaler: Die Markenregister der Vorarlberger Handelskammer in den Jahren 1858 bis 1938, in: Vierteljahresschrift der Rheticus-Gesellschaft, Heft 2, Feldkirch 1992, S. 73–90.

Wirtschaftsarchiv Vorarlberg, Neustadt 37, 6800 Feldkirch

Tel 05522 77457 oder 0680 4053311

www.wirtschaftsarchiv-v.at

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