Christian Feurstein

Wirtschaftsarchiv Vorarlberg

Vorarlberg und der Erste Weltkrieg – Ein Blick in die Gemeinden

März 2015

Die Wanderausstellung zeigt verschiedenste Aspekte auf, wie sich der Erste Weltkrieg auf das Leben der Menschen im Land niederschlug. Initiator ist der Arbeitskreis Vorarlberger Kommunalarchive.

Mit Ausklingen des Gedenkjahres 2014 ist die Flut an Berichten und Veranstaltungen über den Ersten Weltkrieg abgeebbt. Das Thema gilt als medial ausgeschlachtet, anderes rückt in den Vordergrund. Für die damalige Bevölkerung war nach einem Jahr kein Ende in Sicht. Im Gegenteil, mit zunehmendem Kriegsverlauf wurden die Auswirkungen auf das tägliche Leben mehr und mehr spürbar: Verlust von Angehörigen, Arbeitslosigkeit, steigende Preise, Nahrungsmittelknappheit. Diesen Umständen widmet sich eine Ausstellung des Arbeitskreises Vorarlberger Kommunalarchive, an der sich insgesamt sechzehn Archive beteiligen.

Thematisiert wird, wie sich die Zivilgesellschaft in eine Kriegsgesellschaft wandelte. Kundmachungen erfolgten in der heimischen Presse, Einberufungen wurden auf Plakaten angekündigt. Nicht alle leisteten diesen auch Folge. Der weithin bekannte Montafoner Meinrad Juen etwa stellte sich tobsüchtig. Er wurde daraufhin statt an die Front zur Heilung in ein Bad nach Ungarn geschickt. Umgekehrt verhielt es sich bei Stephanie Hollenstein aus Lustenau. Die bedeutende Künstlerin verkleidete sich im Jahr 1915 als Mann, um mit den Lustenauer Standschützen an die Südfront zu gelangen. Als der Schwindel aufflog, wurde sie offiziell als malende Kriegsberichterstatterin eingeteilt.
In der Heimat wartete man sehnsüchtig auf Feldpost von der Front. Die Zensur griff hier freilich genauso hart durch wie bei der Presse. Jedoch erhielten beispielsweise Frauen im Bregenzerwald von ihren eingerückten Männern genaue Anweisungen, was in der Landwirtschaft wie zu erledigen war. „Ich hoffe, daß im Vieh u. Stall gute Ordnung ist nach meinem Stil. Führt den Herbstmist in die Stauden u. räumt auf Laub, Holz u.s.w.

Damit nicht überal Unordnung ist. In Stauden auf der Diele ist noch Kochholz wenn Ihr keins mehr habt, holt’s“, heißt es in einem Schriftstück aus dem Bregenzerwaldarchiv.
Im Kampf gegen den Hunger wurden in einigen Gemeinden Suppenküchen eingerichtet – so etwa in Frastanz, wo laut Vorarlberger Volksblatt im Jahr 1917 zeitweise 300 Liter Suppe pro Tag an bedürftige Leute ausgegeben wurden. Viele Zivilpersonen starben dennoch an Infektionskrankheiten, da sie aufgrund der Mangelernährung geschwächt waren. Und schließlich forderte der Erste Weltkrieg mit rund 5000 gefallenen Soldaten auch unter den Vorarlbergern einen hohen Blutzoll.
Die Ausstellung Vorarlberg und der Erste Weltkrieg – Ein Blick in die Gemeinden wird vom 1. bis 12. Juni 2015 im Bregenzer Landhaus sowie an weiteren Standorten zu sehen sein.

Wirtschaftsarchiv Vorarlberg
Neustadt 37
6800 Feldkirch
Tel 05522 77457
Mobil 0680 4053311
www.wirtschaftsarchiv-v.at

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