Ulrike Delacher

Die gebürtige Tirolerin studierte Germanistik und Integrierte Kommunikation. Sie leitet die Unternehmenskommunikation bei der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft.

(Foto: © Matthias Weissengruber)

Kompetenzverbund für Kinder– und Jugendmedizin Vorteile für Patienten, Ärzte und Mediziner–Ausbildung

November 2017

Die Abteilungen für Kinder- und Jugendheilkunde der Vorarlberger Landeskrankenhäuser in Feldkirch und Bregenz arbeiten bereits jetzt innerhalb des LKH-Verbundes in Behandlung und Ausbildung sowie auch mit niedergelassen Kinder- und Jugendärzten vorbildlich zusammen. Um diese organisatorische Kooperation zu institutionalisieren, wurde nun der „Kompetenzverbund für Kinder- und Jugendmedizin Vorarlberg“ gegründet.

Das gemeinsame Ziel der LKH-Abteilungen für Kinder- und Jugendheilkunde ist es, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen innerhalb des LKH-Verbundes weiterzuentwickeln. Nun wurde ein offizielles Zeichen gesetzt und der „Kompetenzverbund für Kinder- und Jugendmedizin Vorarlberg“ gegründet. Konkret geht es um den Austausch von Fachwissen zum Wohl der Patienten und um die Standardisierung von Behandlungsabläufen. Weitere Grundlage bildet die Möglichkeit, in einem Verbund alle Ausbildungsmodule für Mediziner in Ausbildung zum Kinder- und Jugendarzt zur Verfügung stellen zu können. Gleichzeitig will man durch das so entstandene große Team an Kinder- und Jugendärzten auch Vorteile für die Dienstplanung an beiden Standorten nützen. Frei werdende Kapazitäten dienen dem weiteren Kompetenzaufbau. Mit dem Verbund für Kinder- und Jugendheilkunde schaffen die beiden Abteilungsleiter, Primar Prof. Dr. Burkhard Simma und Primar Prof. Dr. Christian Huemer, einen attraktiven pädiatrisch-medizinischen Versorgungs- und Ausbildungsverbund in Vorarlberg.

Vorteile in der Patientenversorgung

Ein Vorteil für die Patienten besteht in der Festlegung einheitlicher Behandlungsstandards als einem ersten Projektschritt. „Um dies zu erreichen, liegt der Fokus auf der Bildung eines gemeinsamen Teams – an zwei Standorten. So können wir garantieren, dass erkrankte Kinder und Jugendliche gleich gut behandelt werden“, erläutert Prof. Dr. Burkhard Simma. „Das heißt konkret: Wir haben für den Kompetenzverbund für Kinder- und Jugendheilkunde festgelegt, welcher Patient wo, wie und wie lange behandelt wird. Wenn ein Kind bei uns zum Beispiel auf Fieberkrampf behandelt wird, erhalten die Eltern bei der Entlassung sowohl in Feldkirch wie in Bregenz die gleiche schriftliche Information; ein anderes Beispiel ist die Versorgung des Kindes oder Jugendlichen nach einem Schlaganfall oder etwa auch die Vorgaben in der Behandlung eines milden Schädel-Hirn-Traumas, wann etwa erfolgt eine stationäre Aufnahme und/oder Durchführung eines Computertomogramms. Weitere gemeinsame Standards gibt es in der abgestuften Versorgung von kranken Neu- und Frühgeborenen: Braucht dieses Kind eine Intensivbehandlung oder ist eine intensive Überwachung notwendig?“ Damit sehen die Abteilungsleiter eine Erhöhung der Flexibilität in der Patientenbetreuung und auch die Möglichkeit, Auslastungsspitzen optimal abzufedern.

Vorteile in der Ausbildung

Der Zusammenschluss zu einem Verbund bietet zudem mehr Ausbildungsmöglichkeiten und eine höhere Ausbildungsqualität für Mediziner im Hauptfach Kinder- und Jugendheilkunde. Dies ist ein wichtiger Vorteil für die Ärzte-Ausbildung in Vorarlberg. Nun können alle neun notwendigen Module der neuen Ausbildungsordnung im Kompetenzverbund für Kinder- und Jugendheilkunde angeboten werden. Die Ärzte in Ausbildung absolvieren die Module je nach Angebot in Bregenz und/oder in Feldkirch, insgesamt bietet der Verbund zehn Ausbildungsstellen. Damit wird es möglich, die Vorgaben der deutlich strengeren Ärzteausbildungsgesetze zu erfüllen.

Im Kompetenzverbund zusammengenommen arbeitet ein großer Pool an Fachexperten, 22 Fachärzten sowie neun Assistenzärzten. Dies bietet neben dem Vorteil der Ausbildung auch eine weitere Synergie, wenn es um gemeinsame Dienstmodelle geht. „Gegenseitige Unterstützung und Vertretung, etwa bei der Rufbereitschaft oder Rund-um-die-Uhr-Diensten, werden dank des großen Teams leichter. Zudem ergeben sich so auch Ressourcen für Neuentwicklungen, die Zusammenführung der Experten aus beiden Teams lässt Entwicklungen in der Spitzenmedizin für Kinder- und Jugendliche in noch weiteren Bereichen unseres Faches zu“, führt Prof. Dr. Christian Huemer aus.

Konkrete Umsetzung

Die Ärzte beider Abteilungen haben seit mehr als einem Jahr in Kleingruppen am Kooperationsmodell gearbeitet. Definiert wurden zunächst drei Schwerpunktthemen unter der Perspektive Grundversorgung und spezialisierte Versorgung: die Behandlung von Neu- und Frühgeborenen (Intensivmedizin und Neonatologie), die Neuropädiatrie sowie die Pädiatrische Tagesklinik/-chirurgie. In der Umsetzung berücksichtigt wird bereits der neue Österreichische Strukturplan Gesundheit mit Strukturvereinbarungen für die Versorgung von Neu- und Frühgeborenen. Infrastrukturell wird die Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft dem neuen Kompetenzverbund ebenfalls Rechnung tragen: Am Landeskrankenhaus Feldkirch wird die Kinderintensivstation Tür an Tür mit den Entbindungsräumlichkeiten der Geburtshilfe neu gebaut, die Inbetriebnahme ist mit Mitte 2019 datiert.

Der Kompetenzverbund für Kinder- und Jugendheilkunde Vorarlberg wird seine Expertise für schwerstkranke Patienten und hochspezialisierte Fragestellungen allen anderen Systempartnern im Land (niedergelassene Fachärzte, aks und andere) zur Verfügung stellen und zu regelmäßigen Fachfortbildungen einladen.

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