Andrea Marosi-Kuster

Andrea Marosi-Kuster (45) leitet die Unternehmenskommunikation der Vorarlberger Landeskrankenhäuser. Sie ist studierte Biologin und gebürtige Burgenländerin.

(Foto: © Matthias Weissengruber)

Zehn Jahre Kinderwunschzentrum am LKH Feldkirch

Mai 2018

Bereit für Familienzuwachs – wie schön! Der Wunsch alleine führt jedoch nicht bei allen so leicht zum ersehnten Ziel. Fruchtbarkeit wird als eine Art Selbstverständlichkeit – als Geschenk der Natur – vorausgesetzt. Was aber, wenn sich trotz fehlender Verhütung nach Monaten, ja, vielleicht sogar Jahren, bei Kinderwunsch noch immer keine Schwangerschaft eingestellt hat? Die Ursachen der Kinderlosigkeit sind mannigfaltig: Das fortgeschrittene Alter von Paaren, bestehende Endometriose (schmerzhafte Wucherungen von Gewebe der Gebärmutterschleimhaut im Bauchraum), Diabetes mellitus, ovarielle Dysfunktion, polycystisches Ovarialsyndrom-PCO und vorangegangene Infektionen. Auch Gerinnungsstörungen und immunologische Faktoren reduzieren die Chancen auf eine Schwangerschaft. Die möglichen Ursachen können bei der Frau wie auch beim Mann liegen. Bei mindestens der Hälfte der Paare ist die unzureichende Qualität der Samen (mit)verantwortlich für die Infertilität. Aber auch negative Einflussfaktoren wie Stress, Übergewicht und Rauchen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle für den ungewollten Kinderwunsch.

Immer mehr Paare mit unerfülltem Kinderwunsch vertrauen daher auf die Errungenschaften der modernen Medizin. Heute gibt es mehr als fünf Millionen Menschen weltweit, die mithilfe der künstlichen Befruchtung gezeugt wurden. „Allein in Österreich lassen sich jedes Jahr über 10.000 Paare mit dieser Methode behandeln. Fachleute sprechen von einer assistierten Reproduktion, die inzwischen von Paaren auf dem Weg zum erfüllten Kinderwunsch relativ selbstverständlich in Betracht gezogen wird“, erklärt Oberarzt Norbert Loacker, Leiter des Kinderwunschzentrums am Landeskrankenhaus Feldkirch. Die ersten Retortenbabys sind heute erwachsen und keine Ausnahme mehr. Für viele Paare ist diese Möglichkeit der einzige Weg, um das Familienglück zu vervollständigen.

Individuell angepasste Therapie

Bei der Behandlung betroffener Paare mit unerfülltem Kinderwunsch ist immer eine individuell angepasste Therapie erforderlich. Zwei Verfahren werden sehr häufig durchgeführt: Die herkömmliche In-vitro-Fertilisation – lateinisch für „Befruchtung im Glas“ – ist die eine Methode zur künstlichen Befruchtung. Die Eizellen werden in der Petrischale mit den Samenzellen befruchtet. Erfolgreich befruchtete Eizellen beginnen innerhalb von 36 Stunden mit der Zellteilung und somit mit dem Wachstum. Bei der ICSI-Methode (intracytoplaschmatische Spermien-Injektion) wird eine einzelne Samenzelle unter dem Mikroskop direkt in die Eizelle eingesetzt. Die ICSI ist eine Behandlungsmethode, welche entwickelt wurde, um Paare zu behandeln, bei denen der Kinderwunsch wegen einer schlechten Spermienqualität unerfüllt bleibt.

3000 Wunschbabys in zehn Jahren

Am Kinderwunschzentrum am LKH Feldkirch wurden in den letzten zehn Jahren rund 3000 „Babywünsche“ erfüllt. Jährlich führen Oberarzt Norbert Loacker und sein Team hier circa 500 Follikelpunktionen und ungefähr 800 Embryotransfers durch. Individuelle Terminkoordination, einfühlsame Betreuung und vor allem die hohen Erfolgsraten tragen dazu bei, dass Paare oft einen weiten Weg in Kauf nehmen, um im LKH Feldkirch erfolgreich behandelt zu werden. Das Kinderwunschzentrum ist eine medizinisch- und forschungstechnische Betreuungseinrichtung, die in die bestehende Infrastruktur einer gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung eingebettet ist. Dadurch kann eine intensive Zusammenarbeit gewährleistet und die werdenden Mütter rund um die Uhr betreut werden. Risiken werden im Vorfeld geklärt und notwendige Eingriffe können vor Ort durchgeführt werden. „Wir können hier bei uns mit dem gesamten Leistungsangebot für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch aufwarten – von der Erstberatung über die pränatale Diagnostik bis hin zur Geburt –, alles unter einem Dach“, betont Primar Burghard Abendstein, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Hohe Fertilitätsrate

Die gute Qualität der Paarbehandlungen im Kinderwunschzentrum ist das höchste Gütesiegel: Bereits 2009 erhielt die Abteilung das Zertifikat der Quality Austria in der Diagnostik und Therapie des Kinderwunsches nach den Richtlinien ISO 9001:2008. Beim jährlich stattfindenden IVF-Weltkongress werden regelmäßig interne und externe Audits abgehalten, die den Mitarbeitern ermöglichen, den aktuellen medizinischen Wissensstand zu überprüfen. Ein Besuch am Kinderwunschzentrum soll sich für die Paare so einfach und unkompliziert wie möglich gestalten: Termine zum kostenlosen und unverbindlichen Informations- und Beratungsgespräch können auch ohne ärztliche Zuweisung vereinbart werden. Bei gegebenen Voraussetzungen übernimmt der IVF-Fonds 70 Prozent der Kosten für vier Behandlungszyklen pro angestrebter Schwangerschaft. Die Behandlung nimmt gemäß dem Zyklus rund vier Wochen in Anspruch. Die meisten Paare dürfen sich innerhalb der ersten vier Behandlungen auf ihren Familienzuwachs freuen.

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