Der Abgang

Die beste Rede, die Mitterlehner jemals hielt, war zugleich auch seine letzte. In seinem finalen Politgefecht rechnete Django ab, mit dem medialen Mainstream, mit innerparteilichen Kritikern und Intriganten, mit den ständigen Inszenierungen innerhalb der Koalition. Der Scheidende riet seinen Ex-Kollegen „Regierungsarbeit von Parteiarbeit zu trennen“, wünschte Österreich alles Gute – und trat ab. Ein Abgang mit Stil. Und einer, der zum Nachdenken anregen sollte. Denn Mitterlehners Abrechnung machte klar, dass Österreich im Grunde genommen nicht reformierbar ist und die hohe Politik in ihrem Dauerstreit und in ihren erzwungenen Kompromissen eigentlich immer nur die Stühle auf der Titanic neu streicht. Der eine geht, der andere kommt, alles bleibt, wie es ist. Mitterlehner machte auch klar, dass in Österreich, bei schwachen Parteien, alles Parteipolitik ist und weiter sein wird. Und wenn man ihm noch etwas vorwerfen will, dann nur, dass er zu lange politisch gute Miene zum politisch bösen Spiel gemacht hat. Wirklich mutige Politiker sollten derlei Reden auch in aktiven Zeiten halten, nicht erst, wenn’s persönlich zu spät ist – weil es dann von den ohnehin Wenigen, die Bescheid wissen, wieder einen weniger gibt.