Der natürliche Feind

Der Rechnungshof-Präsident ist Österreichs oberster Prüfer, mit der unguten Art, Reformen einzufordern, und damit quasi der natürliche Feind der hohen Politik: Bei seinem Abgang zog Josef Moser nun Bilanz über seine zwölf Jahre im Amt, sagte, dass von all seinen Forderungen zwar 80 Prozent umgesetzt worden seien, ihm aber die fehlenden 20 Prozent Sorge machen würden: In entscheidenden, versteinerten Bereichen fehlt weiterhin jeder Wille zur Reform, neues Geld versickert in den alten Strukturen der üblichen Verdächtigen – Bildung, Gesundheit, Pensionen. Wobei man die Leistungen von Regierung und Parlament nicht minderbewerten sollte: Zwölf Jahre lang öffentlich erhobene Forderungen beharrlich zu ignorieren, zeugt von eisernem Willen, Ausdauer und Durchhaltevermögen. Eine famose Leistung. Das Erbe des nun Ehemaligen? Ein Reformpaket, 475 Seiten stark, mit über tausend Empfehlungen, das Moser zusammen mit der Aussage hinterließ: „Es ist an der Zeit, dem Wollen ein Tun folgen zu lassen, sonst wird die Republik keine nachhaltige Entwicklung nehmen.“ Auf die zuständigen Politiker wartet also Arbeit: Sie müssen eine Schublade suchen, die noch leer und für Mosers schriftliches Vermächtnis groß genug ist. Sie werden eine finden.