Hauptstadt? Nein danke

Seit 1985 vergibt die EU den Titel „Kulturhauptstadt“, seit 2000 in inflationärer Weise, meistens zeitgleich an mehrere Interessenten, zuletzt an solch illustre Metropolen wie Patras, Sibiu, Pecs, Mons. Nun wollen Bregenz, Dornbirn, Hohenems und Feldkirch, respektive die Politiker dieser Städte, deren Nachfolge antreten und gemeinsam Kulturhauptstadt 2024 werden. Das Land sagt nein, auch zu den geschätzten Kosten von 30 Millionen Euro, und das ist auch gut so. Denn sonderlich durchdacht ist die Idee nicht. Vielleicht nur so viel dazu: In einer deutschen Kulturzeitschrift wurde jüngst Bilanz gezogen, ein Journalist war losgeschickt worden, um einige der ehemaligen Kulturhauptstädte zu besuchen. Und der zog das herbe Fazit, dass Kultur nach Ablaufen des Titels nur dort ihre Fortsetzung gefunden habe, wo sie bereits zuvor Bestandteil des alltäglichen Lebens gewesen sei – wohingegen ein künstliches Projekt, egal wie groß, keine Kultur generieren könne. Vorarlberg nach Ablauf des Titels wäre also wieder das Vorarlberg von heute. Minus 30 Millionen Euro. Harald Gfader, der Künstler, sagt, er könne nicht wie ein Wackeldackel für etwas sein, das zuvor nicht existiert habe, und schon gar nicht für diesen „Crashkurs für kulturelle Analphabeten“. Aus Gfader wird wohl nie ein Diplomat. Aber recht hat er. Und aus.