Spione und Politiker

In einem Wiener Ministerium wurden Wanzen entdeckt – elektronische, um genau zu sein – und zwar in dem Büro, in dem zuerst Kanzleramtsminister Drozda saß und jetzt Vizekanzler Strache residiert. Jetzt könnte man, eh klar, Witze machen; etwa den Spion am anderen Ende der Abhöreinrichtung ob seines Jobs aufrichtig bedauern. Schlafmittel braucht der keines. Und doch ist Ernst geboten: Laut Florian Horcicka, einem investigativen Journalisten, ist Wien nach London und Paris die Stadt, die in Europa am stärksten im Fokus diverser Nachrichtendienste steht: „Spionage in Österreich passiert. Täglich. Unbemerkt. In allen Bereichen.“ Und was da nun entdeckt wurde, wundert Horcicka wohl nicht: Er warnte bereits vor zwei Jahren, dass etwa im Parlament „seltsame Leitungen gefunden wurden“. Was dort elektronisch verschickt werde, könne extern mitgelesen werden. Und das im Umbau befindliche Haus biete Agenten die ideale Gelegenheit, Abhöreinrichtungen zu installieren. Aber Österreichs Politik ist eben Österreichs Politik: Die Fraktionen beschuldigen sich gegenseitig, von der Wanze gewusst zu haben. Wer am anderen Ende mitgehört hat, interessiert sie erst gar nicht. Vermutlich sind sie froh, dass ihnen wenigstens jemand zuhört …