Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Tick, tack – die Bombe tickt

März 2018

Noch 22 Minuten bis zur unausweichlichen Katastrophe. Wie können wir die Bombe entschärfen? Welchen Weg müssen wir wählen? Welches Rätsel lösen? Aufgeregt huscht die Gruppe durch den Raum. Dreht jeden Stein um. Sucht nach des Rätsels Lösung.

Was klingt, wie James Bond in Action, gehört zu den „Real Life Adventure“-Spielen, welche gerade auf der ganzen Welt für Furore sorgen: Ein mysteriöser Raum mit fragwürdigen Gegenständen und unzähligen Hinweisen erwartet die Abenteurer. Nur wer die einzelnen Rätsel mit den Gegenständen richtig kombiniert, findet den Weg zur Lösung. Verschiedene Räume mit unterschiedlichen Geschichten und Geheimnissen sorgen für pure Spannung. Aber aufgepasst: Die Zeit ist begrenzt. Wer – wie wir in Dornbirn – die 60 Minuten überschreitet, den erwartet die Katastrophe. Bumm.

Secret Room

Die Rede ist vom ersten Secret Room, der vor einigen Monaten in Dornbirn seine Pforten geöffnet hat. „Room Escape Games“ oder „Live Action Games“ heißt diese Art der Freizeitbeschäftigung, die in vielen Großstädten angeboten wird. Dabei handelt es sich um eine Abwandlung von Computerspielen, in denen man einen Charakter durch eine meist zweidimensionale Welt führen muss, um aus einem Raum zu entkommen oder ein Rätsel zu lösen. In der realen Welt müssen Gruppen aus zwei bis sechs Spielern mechanische oder logische Aufgaben absolvieren, um – wie in Dornbirn – eine Bombe zu entschärfen. Die ersten Räume dieser Art entstanden 2011 in Budapest, von wo sich der Trend in Windeseile weiterentwickelte.

Dass diese Idee auch den Weg in die Provinz fand, ist Harald Geiger zu verdanken. Geiger, Jahrgang 1987, ist gelernter Bankkaufmann. Doch in seiner täglichen Arbeit in der Bank vermisste er die Kreativität, deshalb zog es ihn in die Marketing­abteilung, wo er unter anderem Jugendliche ansprechen sollte. Überhaupt ist Geiger ein Kreativer mit Vergangenheit: „Bereits mit 13 Jahren werkte ich als DJ, mit 15 wurde ich in den ersten Clubs in der Schweiz gebucht. Als Gast war ich zu jung, aber auflegen durfte ich“, grinst der Wolfurter. Nach einigen Jahren in der Marketingabteilung der Raiba im Rheintal wollte er seiner kreativen Ader freien Lauf lassen und eigene Projekte verwirklichen. Er gründete seine Eventagentur und war fortan in der Bank nur mehr teilbeschäftigt. Irgendwie war ihm aber auch das noch zu eng, woraufhin er seinen gelernten Beruf an den Nagel hängte.

München – Beginn einer Leidenschaft

Seine Liebe zu den „Room Escape Games“ begann vor zwei Jahren in München. Bei einem Ausflug mit der Freundin war noch Zeit übrig, und so machte er sich auf die Suche nach einer Beschäftigung und stieß – richtig geraten – auf einen Secret Room. Das Lösen der Rätsel machte ihm so großen Spaß, dass ihn der Gedanke nicht mehr losließ, seinen eigenen Room zu bauen. „Ich wollte immer schon Dinge tun, die neu sind“, meint er zu seinen Beweggründen, sich in dieser Szene zu etablieren. Und so entstand innerhalb von eineinhalb Jahren der erste Raum dieser Art im Ländle.

„Bei dessen Entwicklung sind zahlreiche Skills gefragt“, erklärt Geiger. „Während der Arbeit merkte ich, dass dieses Projekt das Sammelsurium aller meiner Begabungen sein kann. Hier bestätigte sich das erste Mal: Nichts, was man im Leben lernt, ist umsonst.“

Und so werkelte er mit seinem Team – frei nach dem Motto „Trial and Error“ – so lange, bis der Raum stand. „Wir durchliefen viele Lernphasen. Mit dem Wissen von heute würde ich vieles anders machen und mir so zahlreiche Wege ersparen. Aber das Ergebnis wäre wohl das gleiche“, erzählt er.

Überhaupt hat er noch so manche Pläne mit seinem Secret Room: Er entwickelt gerade ein Franchisemodell, das er aufgrund mehrerer Anfragen schon bald anbieten wird. Es soll kein Franchise im klassischen Sinn sein, sondern individualisiert und auf den Kunden abgestimmt. Seine Leistungen sollen das gesamte Spektrum von der Öffentlichkeitsarbeit über vorgefertigte Templates bis hin zur Customized-Lösung umfassen. Daneben wird er auch Cross-Selling-Produkte für bestehende Anbieter auf den Markt bringen. „Das Ziel am Ende des Tages soll sein, ein All-in-one-Anbieter für Escape-Room-Betreiber zu sein“, beschreibt Harald Geiger seine Vision.

Spaß als Belohnung

Warum er das macht? „Ich verkaufe nicht nur ein Business, sondern biete den Menschen eine Möglichkeit, dass sie zueinanderfinden“, sieht Geiger den Mehrwert in seiner Idee. Auch Unternehmen nützen zunehmend das Angebot als Teambuilding-Instrument. „Um Menschen zueinanderzuführen, funktioniert das Spiel sehr gut. Nach einer Stunde Spielen haben die Teilnehmer, die herauskommen, Redebedarf“, erzählt Geiger. Um gleich darauf nachzulegen: Als mögliche Variante hat er einen Coach vor dem inneren Auge, der das Erlebte mit den Spielenden aufarbeitet. Den größten USP sieht er darin, dass „bei uns Menschen miteinander, nicht gegeneinander spielen. Und zwar Personen von zehn bis 90 Jahren“. Und: „Ich kann Menschen etwas anbieten, das ihnen Spaß macht. Ist das nicht die schönste Belohnung?“

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