Ludwig Summer

Präsident Rotes Kreuz Vorarlberg

Gesellschaft ohne Ehrenamt verarmt

März 2016

Der vergangene Sommer zeigte, welchen Stellenwert und welche Bedeutung der freiwillige und ehrenamtliche Einsatz unzähliger engagierter Bürgerinnen und Bürger für unsere Gesellschaft hat. Nach der denkwürdigen Erklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende August letzten Jahres „Wir schaffen das“ – strömten hunderttausende Hilfesuchende nach Mittel- und Nordeuropa.

Der größte Teil passierte Österreich. Fast hunderttausend Menschen wollten in Österreich bleiben. Während die österreichische Bundesregierung sich durch interne Streitereien auszeichnete und ein katastrophales Bild abgab, zeigte der spontane und bedingungslose Einsatz der Zivilgesellschaft, zu welch humanitären Leistungen Österreich in der Lage ist. Dazu haben beispielsweise ehrenamtliche Mitglieder des Vorarlberger Roten Kreuzes auch einen wesentlichen Beitrag nicht nur in Vorarlberg, sondern auch an Österreichs Außengrenzen in Nickelsdorf und Spielfeld sowie in Wien geleistet. Vorarlberger Teams haben an sieben Wochenenden dortige Teams unterstützt. Dafür war es notwendig, dass einige Ehrenamtliche Urlaub nehmen mussten, um ihrer humanitären Berufung nachgehen zu können. Ihren Schilderungen ist zu entnehmen, dass das offizielle Österreich mit der Flüchtlings­situation völlig überfordert war. Wenn ich mir das jämmerliche Bild, das die Bundesregierung in dieser Situation abgab, vergegenwärtige, ist mein Vertrauen in dieses staatliche Organ geschwunden. Die Vorstellung, diese Regierung wäre mit einer echten Katastrophe, etwa einem Störfall in einem tschechischen Kernkraftwerk, konfrontiert, lässt nichts Gutes erahnen. Vorarlberg dagegen bewältigte dank der hervorragenden Zusammenarbeit von Land, Gemeinden, Caritas und Rotem Kreuz die Betreuung der zugeteilten Flüchtlinge ohne größeres Aufsehen.