Regine Bolter

Studiengangsleitung Informatik FH Vorarlberg

Internet der Menschen

Juli 2016

Mitte der Achtzigerjahre hat mein Banknachbar Martin in der HTL Rankweil – heute ist er Elektronik-Entwickler in einem der vielen international so erfolgreichen Vorarlberger Technologieunternehmen – kurz vor Ende des Nachmittagsunterrichts scherzhalber in seine damals moderne, simple Digitaluhr geflüstert hat: „KITT, du kannst jetzt vorfahren“ – in Anlehnung an die sehr populäre TV-Serie „Knight Rider“. Damals fand ich das witzig und gleichzeitig völlig utopisch.

Heute, ziemlich genau 30 Jahre später, sprechen wir mit Siri über unsere Apple Watch, und auch alle anderen notwendigen Komponenten für dieses Szenario sind fertig entwickelt und bereits in der Erprobung. So viel zum Thema Utopie.

Andererseits hab ich kürzlich gelesen: „Pfeif auf selbstfahrende Autos – selbstputzende Wohnungen braucht die Menschheit.“ Als begeisterte Autofahrerin kann ich dem nur zustimmen, es bringt mich aber auch zum Nachdenken. Entwickelt wird nämlich nur das, was wir uns vorstellen können, nur dann können wir auch darüber nachdenken und beginnen, nach Lösungen zu suchen.

Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass die Diversität in der Gruppe, die sich darüber Gedanken macht, nicht groß genug ist. Wenn wir weiterhin das Nachdenken darüber, was wir in zehn und in 30 Jahren haben möchten, vor allem den technikverliebten Nerds überlassen, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie mit neuen Technologien vor allem Technik verbessern.

Cloud Computing, Big Data und künstliche Intelligenz eröffnen aber nicht nur für das „Internet der Dinge“ viele neue Möglichkeiten, sondern vor allem auch dafür, wie wir miteinander leben, kommunizieren, lieben und lachen, also für das „Internet der Menschen“. Und da sind wir alle zum Nachdenken aufgefordert!