Roland Trentinaglia

Pfarrverband Hörbranz/Hohenweiler

Meine Sorge? Gleichgültigkeit

Oktober 2015

Schon 22 Mal war ich im Laufe der letzten dreißig Jahre in Jerusalem, meistens mit sogenannten „Pilgergruppen“ (was immer man darunter auch verstehen mag). Gerne besuchten wir in der Altstadt von Jerusalem das Österreich-Hospiz. Vom Dach dieses Gebäudes aus hat man einen wunderbaren Überblick über Jerusalems Altstadt. Wenn du am Morgen auf das Dach steigst, wirst du ein akustisches Erlebnis haben: links von dir lädt lautstark der Muezzin vom Minarett zum Gebet ein; zur selben Zeit läuten die Glocken der Grabeskirche vor dir; rechts läuten die Glocken der armenischen Kirche, halblinks die der evangelischen Kirche, und dazu kommt noch das Läuten der orthodoxen Kirche. Alle, die mit mir auf dem Dach stehen, hören und schauen, finden das „echt cool“! So was erleben, von Multikulti-Religion …

Bei uns, hier, im Ländle, wäre da auch so etwas möglich? Nun ja, wir haben Ausländer und Fremde gern! Besonders dann, wenn sie als Urlaubsgäste hier sind, ordentlich bezahlen und einkaufen – und dann wieder gehen. Die Vorstellung, Multikulti-Religion, hier, bei uns? Na ja! Nein, ich mache mir keine allzu großen Sorgen über eine Islamisierung Vorarlbergs! Mir macht vielmehr die Gleichgültigkeit und die „religiöse Nicht-Praxis“ der getauften und gefirmten Christen Sorgen! Christliche Erziehung? Wenn du dieses Wort bei einem Elternabend für Firmlinge oder Erstkommunikanten in den Mund nimmst, erntest du mitleidvolles Grinsen.

Somit ist auch auf diesem Hintergrund klargestellt: Wir brauchen Religion und Kirche nicht; es genügt ein halbwegs „ethisches Verhalten“ (was immer auch man darunter sich vorstellen mag), das sich darin erschöpft, dem anderen nicht auf die Füße zu treten, damit man selber keine Ohrfeige einfängt. Und um die Zukunft der Kirchengebäude muss man sich auch nicht sorgen; eine Moschee in jeder Gemeinde – ist das die Zukunft?