Rainer Schlattinger

 Landesgeschäftsführer Alpenverein Vorarlberg

Was ist die Natur wert?

Dezember 2016

Eine intakte Natur wünscht sich jeder. Wenn jedoch eine Entscheidung getroffen werden muss zwischen Investitionen, Arbeitsplätzen oder Naturschutz, ist meistens schon vorprogrammiert, wer in diesem Zusammenhang die zweite Geige spielen wird. Durch die hohen Nutzungsansprüche an Raum und Fläche degradiert der Natur- und Umweltschutz oft zu einem „Nischendasein“.

Wir alle wissen, dass das menschliche Wohlergehen grundlegend von intakten und funktionierenden Ökosystemen abhängig ist. Die Natur liefert nicht nur Nahrungsmittel, Rohstoffe, sauberes Wasser und dergleichen, sondern generiert auch eine enorme Wohlfahrtswirkung für die Volkswirtschaft und die Gesellschaft. Internationale Studien zeigen diesbezüglich eindeutig den wichtigen und bedeutenden ökonomischen Stellenwert von funktionierenden Ökosystemen auf. Das heißt, neben all den ökologischen Überlegungen ist es wichtig, den Wert der Natur auch aus ökonomischer Sicht als nicht unendliche Ressource zu betrachten.

Ein wichtiges und übergeordnetes Ziel von Politik und Naturschutzorganisationen müsste daher sein, die enorme gesellschaftliche Bedeutung einer intakten Natur und Umwelt bei öffentlichen und privaten Entscheidungen stärker zu berücksichtigen. Wenn bedrohte Lebensräume erhalten werden sollen, braucht es die Betrachtungsweise beider Pole – von Ökologie und Ökonomie. Ziel ist nicht eine Monetarisierung der Natur, sondern eine Miteinbeziehung und

Gegenüberstellung von volkswirtschaftlichen Aspekten in Bezug auf den Natur- und Umweltschutz.
Die Natur darf in keinster Weise zur Ware abgewertet werden. Jedoch spätestens dann, wenn das sensible Gleichgewicht der Ökosysteme kollabiert, werden wir merken, dass Geld nicht auf Bäumen wächst – oder doch?