Alexander Abbrederis

Vorsitzender Junge Wirtschaft Vorarlberg

Wenn der Bezug zum Wert verloren geht

Oktober 2016

Es ist zweifelsohne ein beruhigendes Gefühl, im Supermarkt des Vertrauens eine Vielfalt an Gütern des täglichen Bedarfs jederzeit verfügbar zu haben oder das neueste Smartphone in der Auslage des Elektrohändlers bewundern zu können – ein Luxus, der in modernen Informationsgesellschaften als unverrückbarer Standard wahrgenommen wird. Dass das freilich nicht immer so war, weiß auch meine Generation nur aus Geschichtsbüchern. In den vergangenen zehn Jahren hat sich nun zunehmend eine Art Bezugsverlust zum produzierenden Gewerbe eingeschlichen, insbesondere auch aufgrund der zunehmenden Digitalisierung. Dass dank letzterer viele Prozesse vereinfacht, Innovationen geboren und neue Geschäftsfelder entdeckt wurden, steht außer Zweifel. Dass aufgrund dieser Entwicklung und dem damit einhergehenden Professionalisierungszwang auch Werte verloren gegangen sind, darf und muss aber nicht einfach hingenommen werden. Ein Beispiel? Die mediale Entrüstung über die fehlerhaften Wahlkarten anlässlich der Bundespräsidentenwahl war groß – mitunter zu Recht über die mangelnde Lösungskompetenz der handelnden Akteure und der Politik, zu Unrecht aber über das verantwortliche Produktionsunternehmen, das nun als Stümperbetrieb an den öffentlichen Pranger gestellt wird. Ohne die Abläufe und das Qualitäts-Monitoring des angesprochenen Unternehmens zu kennen: Fehlerhafte Produkte konnten schon in der Vergangenheit und können auch in Zukunft bei keinem Produktionsbetrieb ausgeschlossen werden. Warum? Weil eine von Menschen geleitete Produktion nicht mit dem Algorithmus einer Smartphone-App zu vergleichen ist. Menschen machen Fehler. Das bereitet keinem Produktionsbetrieb Freude – und führt trotzdem deutlich vor Augen: Ohne von Menschen geschaffene Produkte funktioniert auch eine moderne Informationsgesellschaft nicht.