Peter Freiberger

Der respektvolle Rekordtorjäger

November 2017

Er spielt bei einem Traditionsverein in der stärksten Handballliga der Welt, ist Klubrekordtorschütze, holte 2015 die Torjägerkrone und landete in der Schützenliste acht Mal hintereinander unter den besten Drei. Der Harder Robert Weber, Rechtsaußen beim SC Magdeburg, sorgt in Deutschland für Furore.

2008 öffnete sich für den Vorarlberger mit dem Wechsel vom HC Hard ins beschauliche schwäbische Balingen und damit in die deutsche Bundesliga das Tor in eine neue Handballwelt. Dort wurden rasch andere Kaliber auf Weber aufmerksam. Der Wechsel zum traditionsreichen SC Magdeburg ab der folgenden Saison war schnell fixiert.

Nicht Handball-affinen Menschen dürfte der Verein wenig sagen. Tatsächlich handelt es sich beim SC Magdeburg um eine große Nummer – nicht nur in Deutschland, auch international. „Ein absoluter Traditionsklub, vergleichbar mit dem FC Bayern München im Fußball“, schwärmt Robert Weber. Der Verein aus Sachsen-Anhalt gewann unter anderem 2002 als erstes deutsche Team die Champions League.

Vor diesem Hintergrund fiel Weber der Wechsel nach Magdeburg nicht schwer. Noch dazu hatte kein Geringerer als Deutschlands Handballlegende Stefan Kretzschmar, selbst jahrelang Aktiver beim SC Magdeburg, den Vorarlberger persönlich auf einen Wechsel angesprochen. „Da musste ich wirklich nicht groß überlegen.“ Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

„Ronaldo des Handballs? Blödsinn!“

Immer wieder bezeichnen ihn die Medien inzwischen als den „Ronaldo des Handballs“. „Das ist aber totaler Blödsinn“, meint der mittlerweile knapp 32-Jährige. „Zum einen handelt es sich da um eine ganz andere Ebene, zum anderen wäre ein Vergleich maximal mit einem Rückraumspieler möglich“, betont der Rechtsaußen. „Außerdem möchte ich mit niemandem verglichen werden. Ich bin ich und ich mache genau mein Ding.“

Schnelligkeit, Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und variantenreicher Abschluss – darin sieht Weber seine größten Stärken. Gerade die Variantenvielfalt möchte er sich unbedingt behalten. „Einige Spieler legen die im Lauf ihrer Karriere leider ab“, weiß er. 271 Mal hat er in der Saison 2014/2015 für Magdeburg getroffen. Der Lohn war die Torjägerkrone für den Mann mit der Rückennummer 28 in der deutschen Bundesliga.

Robert Weber wirkt im Gespräch entspannt. „Ich bin generell ein lockerer Typ“, beschreibt er sich. „Ich bin ehrgeizig und arbeite deshalb fleißig, jedoch nicht verbissen. Ich habe meinen Sport nicht Tag und Nacht im Kopf, es gibt noch andere Dinge im Leben. Natürlich tut eine Niederlage weh, ich hake sie allerdings ziemlich rasch ab. Das Leben ist zu schön, um Dingen nachzutrauern.“

Millionen wie im Fußball fließen im Handball nicht. Dabei verlangt dieser – in der öffentlichen Wahrnehmung eher in zweiter Reihe stehende – Sport den Aktiven sehr viel ab. „Man muss tatsächlich einiges können“, sagt Weber. Ausdauer, Tempo, robuster Körper, Raffinesse – dies gilt es unter anderem mitzubringen, um erfolgreich zu sein. „Im Fußball spielt einer nur eine einzige Position, im Handball muss jeder alles machen – vom Angriff bis zur Verteidigung.“

Sicherster Sieben-Meter-Schütze

Seine Stärken beweist der Harder nicht nur auf Vereinsebene, sondern ebenfalls in der Nationalmannschaft. 653 Treffer erzielte der sicherste Sieben-Meter-Schütze der deutschen Bundesliga bisher im Teamtrikot. Im Nationaldress Rekordtorschütze zu werden, hält er theoretisch für noch machbar.

Der verheiratete Vater eines knapp vierjährigen Sohnes scheint bereits in Sachsen-Anhalt sesshaft geworden zu sein. Immerhin hat er sich in Magdeburg, der Stadt an der Elbe, ein Haus gekauft. „Wir genießen hier eine ausgezeichnete Lebensqualität“, sagt der Vor­arlberger.

„Ich denke, dass ich meine Position noch sechs bis sieben Jahre auf höchstem Niveau spielen kann – vorausgesetzt, ich bleibe von schweren Verletzungen verschont.“ Bis 2019 läuft sein Vertrag in Sachsen-Anhalt. Ein Angebot des legendären FC Barcelona würde ihn vor eine schwere Probe stellen. „Dort in den blau-roten Vereinsfarben aufzulaufen, war immer ein Kindheitstraum von mir“, verrät er. „Inzwischen steht allerdings im Vordergrund, was für die Familie am besten ist.“

Vergleiche mit anderen Sportlern mag Robert Weber bekanntlich nicht besonders – selbst dann nicht, wenn es sich um Legenden wie Ronaldo oder Barcelonas Messi handelt. Große Bewunderung zeigt er hingegen für eine Allzeitgröße des Handballs. „Der Däne Lars Christiansen war einer, dessen Charakter und Spielweise mir enorm imponiert haben. Abgesehen von seiner sportlichen Extra­klasse ging er immer respektvoll mit Gegnern um. So möchte ich auch einmal gesehen werden. Das ist mir viel wert.“

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