Peter Freiberger

Die Fußballdamen schielen nach oben

Mai 2017

Zum Jubiläum soll der Aufstieg in die höchste österreichische Spielklasse gelingen. Der FFC fairvesta Vorderland, Vorarlbergs einziger reiner Frauenfußballverein, hat sich anlässlich seines fünften Geburtstags ein hohes Ziel gesetzt. Die Chancen stehen gut.

Wenn alle an einem Strang ziehen, lassen sich ehrgeizige Vorhaben am ehesten verwirklichen. Das wissen auch die Spielerinnen des FFC fairvesta Vorderland, die derzeit in der 2. Bundesliga Mitte/West dem runden Leder nachjagen. Der Herbstmeister schielt nach oben.

Der noch sehr junge Klub hat seine Wurzeln in der Damenmannschaft des FC Sulz. 2012 trennte sich die „Damenabteilung“ vom Männerverein und gründete im Frühjahr desselben Jahres den bisher einzigen Frauenfußballklub Vorarlbergs. Der Grund für die Emanzipation: Die Damen wollten nicht länger Anhängsel eines Männervereins sein. Der FFC Vorderland durfte in der dritthöchsten Spielklasse bleiben und feierte bereits zwei Monate später den Aufstieg in die 2. Bundesliga Mitte/West.

Der FFC Vorderland konzentriert sich nicht ausschließlich auf die Kampfmannschaft. Die Nachwuchsförderung stellt für die Verantwortlichen ein nicht minder großes Anliegen dar. Hauptverantwortlich ist übrigens keine Dame, sondern ein Herr – Vereinsobman Reinhard Niederländer. Drei Teams gibt es innerhalb des Klubs. Die Kampfmannschaft trainieren Bernhard Summer und Harald Hatzer.

Die meisten aus dem Kader der ersten Mannschaft sind Amateure. Seit der laufenden Saison verstärkt Jasmine Kirchmann den Kader. Von der Erfahrung der Lauteracherin profitiert das ganze Team. Die heute 26-Jährige kickte schon in der Schweiz, in Bregenz und bei Wacker Innsbruck – jeweils in der höchsten Spielklasse. Außerdem schnupperte sie bereits Luft in der A-Nationalmannschaft.

Aufstieg das große Ziel

„Wir wollen unbedingt aufsteigen!“ – Kirchmann lässt keine Zweifel offen über die Absichten des FFC Vorderland. Dafür wird dreimal wöchentlich auf dem Platz der Mittelschule in Sulz hart trainiert. Der Mittelfeldmotor legt noch zusätzliche Trainingseinheiten ein.

„Im Frauenfußball fanden in den vergangenen Jahren extreme Entwicklungen statt“, weiß die Spiellenkerin auf der Position des klassischen „Sechsers“. Die Initialzündung zum Aufwärtstrend habe 2006 nach der Männerweltmeisterschaft in Deutschland stattgefunden. „Die Trainingsqualität stieg enorm, die Technik der Damen hat sich stark verbessert“, sagt Kirchmann. Mehr PR und Förderungen trugen mit zum Aufschwung bei.

Damenfußball gewinnt jedenfalls laufend an Attraktivität. Dies spiegelt sich auch in den steigenden Zuschauerzahlen wider. In den Anfangszeiten des FFC Vorderland kamen in erster Linie Verwandte zu den Matches der Blau-Weißen nach Röthis. Die nahmen in der Folge Bekannte mit. Das Niveau der Spiele sorgte für gute Mundpropaganda, inzwischen schauen sich bis zu 600 Zuschauer Partien des FFC Vorderland an. Zum – leider 1:4 verlorenen – Cup-Halbfinale am Ostermontag gegen das Topteam aus Neulengbach kamen 500 Besucher.

Der Teamspirit steht im Vordergrund. Die Damen haben sich speziell seit Saisonbeginn zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengeschweißt, unternehmen auch abseits des Platzes viel miteinander. Die Verbundenheit zum Verein ist groß, Wechselgedanken zu anderen Klubs scheint es kaum zu geben. Der Aufstieg dominiert das Denken der Vorderländerinnen.

Duell um die Torjägerkrone

Als „Sechser“ spielt Jasmine Kirchmann natürlich eine ganz wichtige Rolle innerhalb des Teams. Das stützt sich außerdem besonders auf Torjägerin Verena Müller. Sie traf in der Herbstsaison mindestens einmal pro Spiel. Die logische Konsequenz: Der inoffizielle Titel der Torschützenkönigin. Müller war außerdem Vorarlbergs Spielerin des Jahres 2015. Im Kampf um die Torjägerkrone hat sie Konkurrenz aus den eigenen Reihen: Ysaura Viso trifft ebenfalls regelmäßig. Der Name der Leistungsträgerin klingt wenig vorarlbergerisch. Kein Wunder: Sie ist eine von zwei Neuzugängen aus Venezuela. Trotz der Leistungsträgerinnen – der FFC Vorderland zählt auf und lebt vom Teamgeist.

Damit soll der Aufstieg in trockene Tücher gebracht werden. Da hat allerdings die Vorarlberger Konkurrenz etwas dagegen. Denn die Damen aus Rankweil zählen zu den größten Hürden, die es in dem Zusammenhang zu überwinden gilt. Richtungsweisend könnte das Lokalderby am Muttertag werden. Den Blau-Weißen steht ein heißer Auswärtstanz bevor. Falls die Liga am ersten Platz beendet wird, trennen noch zwei Relegationsspiele gegen den Aufstiegskandidaten aus der Liga Süd/Ost den FFC Vorderland vom möglichen Aufstieg.

In Derbys geht es bekanntlich intensiver zur Sache als in „normalen“ Partien. Darin stehen die Damen ihren männlichen Kollegen um nichts nach. „Wir sind im Gegensatz zu den Männern jedoch keine Mimosen und können Härte einstecken“, erkennt Jasmine Kirchmann einen klaren Unterschied. Schauspielereien auf dem Platz überlässt man gerne dem vermeintlich starken Geschlecht. „Liegen, aufstehen, weiterkämpfen!“ lautet die Devise im Frauenfußball.

Diese Einstellung sollte eigentlich belohnt werden. Die Damen würden sich – nicht nur deshalb – über eine Annäherung in finanzieller Hinsicht zu den Herren freuen. Vorerst scheint aber der Wunsch Vater des Gedankens zu bleiben.

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