Peter Freiberger

Geballte Naturerlebnisse in Lingenau

Mai 2016

Die großartigsten Kalksinterbildungen in Europa nördlich der Alpen, eine wildromantische Schlucht und ein bezaubernder Tobel sind die Ingredienzien für eine familientaugliche Rundwanderung in Lingenau.

Wir fahren in den Bregenzerwald nach Alberschwende-Müselbach und von dort nach Lingenau. Gleich am Ortsanfang befindet sich das Hallenbad, vis-à-vis gibt es einen Gratisparkplatz. In Sichtweite an der Hauptstraße ist die St.-Anna-Kapelle – schräg gegenüber bei der Bushaltestelle starten wir Richtung „Quelltuff Lehrpfad“. Im ersten Abschnitt der Wanderung stellt nämlich der eindrucksvolle Lingenauer Quelltuffhang – 1998 zum Naturdenkmal erklärt – das Highlight dar, durch den ein spannender Lehrpfad führt. Über Wiesen wandern wir erst eben, dann abwärts zum Beginn des Lehrpfads.

Kalksinter und echte Quelltuffe bilden in dem Hang meterhohe, pilzförmige Felswände und Sinterbecken. Außerdem sticht die honiggelbe bis rostrote Farbe des Gesteins ins Auge. Spektakulär erweist sich außerdem der Abschnitt, wo auf rund 30 Metern Breite Quellwässer über eine 40 Meter hohe Geländekante in die Schlucht der Subersach stürzen.

Holztreppen und Stege

Über Holztreppen und Stege geht es im Hang zunächst ein Stück hinunter (Vorsicht: Rutschgefahr!), ehe der Steig wieder nach oben zieht. Auf mehreren Infotafeln erfährt man alles Wissenswerte über das spektakuläre Naturdenkmal – so auch, dass hier bis in die 1950er-Jahre Kalktuff abgebaut wurde. Dieses Gestein fand unter anderem Verwendung beim Bau der Pfarrkirche Lingenau und der St.-Anna-Kapelle.

Wir gelangen dann zurück auf die Wiesen, ehe es einem Steig im Wald abwärts zu folgen gilt („Subersach, Drahtsteg“). Nach wenigen Minuten ist ein weiteres Highlight der Rundtour erreicht: Die wildromantische Schlucht der Subersach, die auf dem „Drahtsteg“ – einer luftigen Hängebrücke – überquert wird. Den einen oder anderen dürfte der „Drahtsteg“ etwas Überwindung kosten, kneifen gilt freilich nicht.

Das Bachbett der Subersach bietet sich als Jausenplatz an, Kinder finden hier an sich tolle Spielmöglichkeiten. Allerdings heißt es unbedingt aufpassen, denn der Wasserstand kann sich plötzlich ändern, zumal die Ach für Stromerzeugung genutzt wird. Um einen herrlichen, kühlen Ort, der gerade im Sommer einen Anziehungspunkt darstellt, handelt es sich in jedem Fall. Jenseits des Bachs verläuft die Route wieder aufwärts, nach kurzer Zeit führt sie an einem bezaubernden Tümpel bzw. Biotop vorbei. Wer an der Ach noch keinen Stopp eingelegt hat, dem bietet sich nun ein idealer – und sicherer – Platz dafür. Die Seele baumeln lassen lautet die Devise.

Anschließend hält man sich an „Großdorf/Egg“, bis linker Hand Stufen emporleiten („Großdorf“). Sie bescheren gleich ein Aha-Erlebnis, zumal wir wenig später auf eine prächtige, riesige Wiesenfläche gelangen.

Esel auf der Weide

Die wird auf einem Feldweg zu den gut sichtbaren Häusern von Großdorf überquert. An der folgenden Weggabelung bei der fast winzigen, pittoresken Kapelle freuen sich Kinder möglicherweise über weidende Esel. Weiter geht es jetzt jedenfalls links auf dem „Feldweg Lingenau“ (bei der nächsten Weggabelung am Bildstöckl orientieren – nicht zu den Häusern). Kurz vor der Hauptstraße lässt sich die Route in den Wiesen nicht mehr wirklich erkennen. Deshalb dient uns das frei stehende Gebäude als Orientierungspunkt. Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, spazieren wir auf dem Gehsteig Richtung „Lingenau“, um vor der großen Brücke im Bereich der Bushaltestelle rechts auf den Fahrweg abzuzweigen.

Die Strecke zieht dann nach einiger Zeit erneut hinunter („Gschwendtobel“) und bald idyllisch im lichten Wald (an einer neuerlichen Routengabelung gleichbleibend dahin) zu der aus Holz gebauten und verkleideten, überdachten Gschwendtobelbrücke. Nun hat man den lieblichen Gschwendtobel mit seinen satten Wiesen beidseits der Subersach erreicht. Jenseits der Brücke heißt es der Beschilderung „Negrelliweg Lingenau Ortsmitte“ (später „Lingenau Ortsmitte über Gschwend“) zu folgen. Der Name erinnert an Alois Negrelli, den berühmten Planer des Suezkanals. Er hat als junger Ingenieur den Weg durch den Gschwendtobel festgelegt.

Die Route leitet aus dem Tobel heraus und mündet in den Gehsteig der Hauptstraße ein. An dem Punkt rechts auf die ersten Häuser von Lingenau zuhalten und beim Bildstöckl die Straße überqueren. Der letzte Abschnitt der Tour verläuft über einen Fahrweg („Lehrpfad Quelltuff“, später „St. Anna Kapelle“) schließlich wieder inmitten prächtiger Wiesen retour zur gut sichtbaren St.-Anna-Kapelle und damit zum Ausgangspunkt. Der sollte nach insgesamt rund drei Stunden erreicht sein.

 

Talort: Lingenau (685 m)
Ausgangspunkt: Hallenbad in Lingenau; großer Gratisparkplatz direkt gegenüber
Strecke: Steig, Fußweg, (asphaltierter) Fahr- bzw. Feldweg
Höhenunterschied: je rund 300 Höhenmeter in Auf- und Abstieg
Entfernungskilometer: rund 7 Kilometer
Gehzeit: rund 3 Std. (inklusive kurzem Studium der Infotafeln des Lehrpfads)
Voraussetzung: Grundmaß an Trittsicherheit
Ausrüstung: festes Schuhwerk mit griffiger Sohle (Rutschgefahr im Quelltuffhang)
Kinder: ab dem Kleinkindalter
Mountainbuggy: nein
Einkehrmöglichkeiten: in Lingenau
Anreise: mit Öffis Linienbusverbindung von Dornbirn

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