Peter Freiberger

Hoch über dem Kleinen Walsertal

September 2017

Eine sanfte Grat- beziehungsweise Grenztour zwischen Vorarlberg und Deutschland mit zwei feinen Gipfeln erwartet uns bei dieser aussichtsreichen Wanderung über dem Kleinen Walsertal und dem Allgäu. Ein bisschen Ausdauer gilt es mitzubringen.

Die Tour beginnt im benachbarten Oberstdorf, genauer gesagt im Ortsteil Kornau. Dorthin gelangt man mit dem Pkw über Hittisau, Balderschwang und Fischen im Allgäu. In Kornau steigen wir um auf die Söllereckbahn, die uns zur Bergstation in 1358 Meter Höhe bringt. Hier befindet sich der Ausgangspunkt der Wanderung.

Hinter der Bergstation und in weiterer Folge orientieren wir uns an „Fellhorn“. Die Route führt zunächst auf einem teilweise asphaltierten Weg im lichten Wald und mitunter recht steil aufwärts. Die Strecke verwandelt sich dann in einen Karren- beziehungsweise Güterweg, der mäßig ansteigend bis eben bis zur Sölleralpe (1522 Meter) dahinzieht. Dann leitet ein Steig in Serpentinen in einem steilen Wiesenhang auf einen Wiesenrücken und dort zur Staatsgrenze zwischen Österreich und Deutschland.

Nun sind wir am Beginn des Fellhorngrats angekommen, über den der Großteil der Tour verläuft. Vor der Überschreitung des Fellhorngrats braucht freilich keiner Angst haben, denn in Wahrheit handelt es sich um einen Wiesenrücken, der abschnittsweise recht schmal wird. Er lässt sich von Menschen mit einem Grundmaß an Schwindelfreiheit leicht bewältigen.

Jedenfalls verläuft der Steig nun mäßig ansteigend nach Südwesten, in der Folge dann etwas steiler. Immer wieder sind Stufen eingebaut, es gibt – nicht wirklich notwendige – Seile zum Anhalten. Schließlich geht es auf dem jetzt sehr breiten Wiesenrücken gemütlich zum Söllerkopf (1927 Meter). Gipfel Nummer 1 wäre damit geschafft.

Grandioses Panorama

Hier zeigt sich zum ersten Mal so richtig, was die Wanderung panoramamäßig bietet: Im Norden präsentiert sich das flache Allgäu, Oberstdorf liegt zu Füßen, westlich unter uns zeigt sich das Kleine Walsertal. Der Hohe Ifen mit dem außergewöhnlichen Gottesackerplateau drängt sich jenseits des Kleinen Walsertals ins Bild. Im Osten ragen – welch ein Kontrast zum Wiesenrücken, auf dem wir unterwegs sind – schroffe Wände und Gipfel empor. Und weit im Süden verstärken eis- und schneebedeckte Berge den Kontrast abermals. Diese Aussicht begleitet uns praktisch während der gesamten Tour. Knapp vor dem Fellhorn lohnt sich übrigens auch der Blick zurück über den Grat: Der zeigt sich in einem Abschnitt wie der Giebel eines begrünten Hausdachs.

Die Aussicht mag ein Grund sein, weshalb man in dem Gebiet nicht allein unterwegs ist. An schönen Herbsttagen zieht es viele entlang dieser Route zum Gipfel des Fellhorns, und es kann – im wahrsten Sinn des Wortes – ganz schön eng werden.

Am Söllerkopf und in der Folge orientieren wir uns jedenfalls an „Fellhorn Gipfel“ und wandern auf dem Rücken beziehungsweise Wiesengrat entlang der Staatsgrenze ab- und ansteigend dahin. Kurz vor dem bereits aus der Ferne gut erkennbaren Fellhorngipfel mit dem Kreuz (2025 Meter) erleichtern im Pfad eingebaute Holzschweller steilere Passagen.

Gipfel Nummer 2

Ab dem Gipfel hält man sich an die Bezeichnung „Kanzelwandbahn“, es geht in der Folge am Grat abwärts. Wenig später besteht linker Hand die Möglichkeit zu einem Abstecher zum Gipfelrestaurant der Fellhornbahn (1967 Meter) unmittelbar abseits unserer Route. Von dort retour und weiter „Kanzelwandbahn“.

Deren Bergstation ist jetzt schon gut zu sehen. Der Pfad führt in gleichbleibender Richtung auf einem immer breiter werdenden Rücken hinab auf rund 1800 Meter. Hier ist die Kanzelwandbahn zweimal angeschrieben – wir wählen die mit 30 Minuten bezeichnete Variante. Es geht wieder aufwärts, bei einer Streckenteilung kurz vor dem Ziel links halten. Im allerletzten Abschnitt gelangen wir über einen Fahrweg zur Bergstation der Kanzelwandbahn (1957 Meter). Etwa vier Stunden Gehzeit sollten für die Wanderung kalkuliert werden.

Nicht zuletzt um die Kniegelenke zu schonen, fährt man schließlich in den Gondeln der Kanzelwandbahn hinunter nach Riezlern im Kleinen Walsertal. Der Bus (Linie Walserbus 1) bringt uns zurück zur Talstation der Söllereckbahn.

Talort: Kornau (Oberstdorf, Allgäu)
Ausgangspunkt: Bergstation (1358 m) der Söllereckbahn in Kornau (Oberstdorf); gebührenpflichtiger Parkplatz bei der Talstation
Strecke: Fahr- bzw. Karrenweg, Fußweg, Steig
Höhenunterschied: rund 900 Höhen­meter Aufstieg, rund 300 Höhen­meter Abstieg
Entfernungskilo­meter: rund 8,5 km
Gehzeit: rund vier Stunden (jeweils Bergstation Söllereckbahn – Bergstation Kanzelwandbahn)
Voraussetzung: Grundmaß an Kondition, Grundmaß an Schwindelfreiheit
Kinder: ab 6 Jahren
Mountainbuggy: nein
Ausrüstung: festes Schuhwerk
Einkehrmöglich­keiten: Restaurant Berghaus Schönblick, Berghaus am Söller, Sölleralpe, Gipfelrestaurant Fellhornbahn, Panoramarestaurant Kanzelwandbahn
Bergbahnen: Söllereckbahn, Kanzelwandbahn (www.ok-bergbahnen.com)

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