Sabine Barbisch

„Lady Biker“ – ein Motorradklub mit Besonderheiten

Mai 2017

In der Riege der rund 20 Vorarlberger Motorradklubs stechen die „Lady Biker Vorarlberg“ besonders hervor: Dort treffen sich ausschließlich Frauen, um ihrer Leidenschaft fürs Motorradfahren zu frönen.

Die Mitglieder der „Lady Biker Vorarlberg“ leisteten Pionierarbeit: Als sich Jolanda Gächter im Mai 1999 entschloss, eine Anzeige im Gemeindeblatt zu schalten, die an weibliche Motorradfans gerichtet war, rechnete sie mit keiner großen Aufmerksamkeit. „Ich war deshalb völlig überrascht, als sich innerhalb kürzester Zeit 24 Frauen aus ganz Vorarlberg meldeten. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht, dass der Wunsch nach Frauen, die zusammen Motorrad fahren wollen, so groß ist“, erinnert sich Gächter zurück.“ Im Herbst 1999 gründeten die Frauen mit „Lady Biker Vorarlberg“ den bis dahin ersten und bis heute einzigen Motorradklub für Frauen im Land. Den über die Jahre recht konstanten 15 Mitgliedern geht es weder darum besonders schnell zu fahren noch eine bestimmte Maschine zu besitzen oder möglichst viele Tricks zu beherrschen. „Eine Fahrerin muss mit dem Motorrad gut umgehen und die eigenen Fahrkünste richtig einschätzen können, dann ist sie bei uns an der richtigen Adresse“, legen Vereinsobfrau Jolanda Gächter und Mitglied Beate Malin im „Thema Vorarlberg“-Gespräch besonderen Fokus auf den Fahrspaß, der bei den Frauen im Vordergrund steht. Diesen Umstand machen sie auch als Unterschied zu den „traditionellen“ Motorradklubs aus: „Bei unseren männlichen Kollegen geht es vielfach darum, in kurzer Zeit möglichst viele Kilometer zu fahren. Wir legen dagegen viel Wert darauf, auch die Umgebung bewusst wahrzunehmen und unsere Motorradtouren genussvoll zu gestalten.“ So verbinden die „Lady Biker“ ihre gemeinsamen Ausflüge, die sie in den 18 Jahren des Vereinsbestehens schon durch ganz Europa geführt haben, mit Stadtbesichtigungen, Wellness oder nehmen sich Zeit für besondere Highlights wie das Kreieren eines eigenen Parfums.

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit

„Einmal im Jahr machen wir eine sieben- bis zehntätige Motorradtour, etwa nach Sardinien, Kroatien, Tschechien, Frankreich, Belgien oder Luxemburg. Die Schweiz, Deutschland und natürlich Österreich erkunden wir im Rahmen von vier bis fünf Kurztrips während der Motorradsaison“, berichten Gächter und Malin. Bei diesen Touren ist ihnen ein besonderer Auftritt immer sicher, auch wenn die Vorbehalte gegenüber einem Motorradklub nur für Frauen, die in den ersten Jahren nach der Gründung der „Lady Biker“ immer wieder Thema waren, mittlerweile widerlegt sind: „Wenn wir an unserem jeweiligen Ziel ankommen und eine nach der anderen den Helm abnimmt und sich herausstellt, dass wir ausschließlich Frauen sind, ist die Verwunderung noch immer groß; immer gefolgt von der Frage, wo unsere Männer sind und wann diese ankommen.“ Mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt, der „einzige weibliche Motorradklub auf Tour“ zu sein und deswegen öfters im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

Auch neben ihren langen und kurzen Touren pflegen die „Lady Biker“ ein vielfältiges Vereinsleben: „Im Frühling starten wir traditionell mit einem großen Basar für Motorradkleidung und -zubehör in die neue Saison. Den Auftakt für uns Fahrerinnen bildet ein alljährliches Fahrsicherheitstraining. Dort klären wir auch fachliche Fragen und üben, wie wir Pannen richtig beheben. Daneben findet alle zwei Wochen ein Stammtisch in Altach statt“, erklärt Beate Malin, die seit 1995 Mitglied der „Lady Biker“ ist. Begeisterte Motorradfahrerinnen können sich gerne anschließen; eines ist den Frauen aber wichtig zu sagen: „Wir sind keine Fahrschule und nehmen daher keine Fahranfängerinnen auf.“ Denn was bei den Motorradtouren romantisch nach Freiheit und Abenteuer klingt, ist in Wirklichkeit eine Herausforderung: „Das Fahren in einer Gruppe erfolgt nach genauen Regeln“, erklärt Jolanda Gächter, die Obfrau der „Lady Biker“: „Es gibt eine Fahrerin, die vorne fährt und den Kurs vorgibt, innerhalb der Gruppe gilt ein Überholverbot und die letzte Fahrerin hat die ganze Gruppe im Blick.“

Vor jeder Tour steht eine umfassende Planung: „Bei uns passiert das alles auf analoge Art und Weise, ein Navigationsgerät nutzen wir nur zur genauen Aufzeichnung unserer Routen. Diese intensive Beschäftigung mit unseren Reisezielen reizt uns“, gibt Yolanda Gächter einen Einblick. Als großes Ziel steht eine Motorradtour zum Nordkap auf der Agenda der „Lady Biker Vorarlberg“, heuer ist aber erst mal eine einwöchige Reise nach Kärnten geplant – von dort wird der auffälligste Motorradklub des Landes Ungarn, Slowenien und Friaul entdecken.

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