Peter Freiberger

Mit der Familie auf die Loipe

Februar 2018

Vorarlberg entwickelt sich immer mehr zu einem Land der Langläufer. Rund 25 Gebiete bieten inzwischen Langlaufloipen an – vom hintersten Montafon bis in die deutsche Grenzregion bei Sulzberg. „Es gibt kaum eine schonendere Wintersportart“, betont Christoph Kraxner, Sportdirektor Ski Nordisch beim Vorarlberger Skiverband.
Nicht allein die Zahl der Langlaufgebiete, auch jene der Langläufer nimmt in Vorarlberg kontinuierlich zu. Dabei steht für viele, die mit dem Sport beginnen oder ihn schon länger ausüben, der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund. Für sie scheint Langlaufen prädestiniert zu sein: Weicher Untergrund, Bewegungsabläufe, die die Gelenke bloß mäßig belasten, kaum Verletzungsrisiko. Von diesen idealen Grundvoraussetzungen profitieren natürlich ebenfalls die, für die sportliche Aktivität die oberste Priorität bedeutet beziehungsweise die in Richtung Leistungssport tendieren.

Klassisch oder Skaten – diese Grundsatz- beziehungsweise Glaubensfrage beschäftigt viele, bevor sie auf die Loipe gehen. „Für Einsteiger empfiehlt sich die klassische Variante“, weiß Christoph Kraxner. Der Grund liegt auf der Hand: Beim klassischen Langlauf braucht es weniger Tempo, um ein Erfolgserlebnis auf den zwei schmalen „Brettln“ zu erzielen. „Skaten hingegen erfordert gewisse körperliche Voraussetzungen beziehungsweise eine Basiskondition“, sagt der Sportdirektor und Landestrainer im Olympiazentrum Dornbirn. Generell spricht freilich nichts dagegen, beide Langlaufvarianten alternierend auszuüben.

Ein Sport für jedes Alter

Langlaufen kennt im Prinzip keine Alterslimits – weder nach oben, noch nach unten. Das demonstrieren die Norweger, wo Langlaufen Nationalsport ist. Dort gehört es zur Tradition, dass die gesamte Familie auf Langlaufskiern steht. Das schließt den Dreijährigen ein, den der Uropa mit auf die Loipe nimmt. „Wir könnten uns an den Norwegern ein Beispiel nehmen“, meint Kraxner. Langlaufen als Familiensport hat gegenüber dem alpinen Skisport außerdem den Vorteil der geringeren Kosten. Eine Ausrüstung für die Loipe kostet weniger als eine für die Piste, überdies braucht keine Liftkarte gekauft zu werden.

Allerdings: Einige der Vorarlberger Langlaufgebiete heben inzwischen eine Loipengebühr ein. Dies hat zu breiter Verärgerung geführt. „Solche Gebühren sind aber international üblich, in Hittisau kostet eine Tageskarte heuer 7,50 Euro. Wenn die Präparierung der Loipe passt, finde ich das in Ordnung“, sagt Christoph Kraxner. Zum Vergleich: Auf dem Seefelder Plateau in Tirol, der vermutlich attraktivsten Langlaufregion Mitteleuropas, muss man für ein Tagesticket zwischen zehn und 15 Euro hinlegen – abhängig von der Verkaufsstelle. Dort gilt es jedoch zusätzlich Parkplatzgebühren zu bezahlen. Insgesamt auf beiden Seiten des Arlbergs aber immer noch sehr wenig, nimmt man einen Skipass als Vergleichsmaßstab her.

Langlaufen ist in Vorarlberg im Prinzip beinahe flächendeckend möglich. Wenn alle klassischen Loipen im Land gespurt sind, stehen ungefähr 350 Kilometer zur Verfügung – aufgeteilt auf etwa 25 Gebiete. Die Höhenloipe auf der Bieler Höhe im Montafon zählt ebenso dazu wie die Loipen auf der Tschengla in Bürserberg und in Brand, jene in der Grenzregion zwischen Hittisau und Balderschwang und die im Nordic Park von Sulzberg. Dort kann man sich überdies – unter Anleitung – im Biathlon versuchen.

Geheimtipp Bödele

Kraxner selbst hat eine Lieblingsloipe. „Die klassische Strecke am Bödele gefällt mir besonders gut“, erzählt der Experte. Die unberührte Natur, eine wundervolle Landschaft im Naturschutzgebiet und – aus sportlicher Sicht – der tolle Streckenverlauf mit schönen Anstiegen und Abfahrten machen für ihn das spezielle Extra aus. Wer neu mit dem wunderbaren Sport anfängt, sollte beim Kauf der Ausrüstung lieber nicht sparen. „Ich finde es besser und sinnvoller, einmal mehr ins Material zu investieren“, meint Kraxner. Eine Alpinausrüstung sei ohnehin kostenintensiver.

Apropos Material: Galt früher der sogenannte Schuppenski als ideal für Beginner und gemütliche Langläufer, so hat diesen inzwischen der Fellski abgelöst. „Bis hinauf zum ambitionierten Läufer kann ich diese Materialvariante sehr empfehlen“, sagt der Experte. Damit fällt – wie bei der Schuppenversion – das oft mühsame Wachsen weg, welches bei den Wetterkapriolen ohnehin zum Lotteriespiel wird.

Eine abschließende Empfehlung für alle Langläufer hat Kraxner noch parat: „Das Verhältnis zwischen Grundlagentraining in einem niedrigen Pulsbereich und hohen Belastungen sollte bei ungefähr 90 zu 10 liegen.“ Aber er weiß natürlich in dem Zusammenhang, dass viele ungesunden Ehrgeiz nur schwer bremsen können ...

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