Hans-Peter Metzler

Alt-Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: ©Markus Gmeiner)

Arbeit und Zukunft

September 2017

Das kann unmöglich funktionieren. Lasst es uns versuchen!
unbekannter Verfasser

In dem Maß, in dem sich die Gesellschaft ändert, ändert sich auch die Arbeit; neue Berufe entstehen, neue Tätigkeitsbereiche, neue Geschäftsfelder. Nun war die Arbeitswelt immer schon einem Wandel unterzogen, das Tempo aber ist – angetrieben durch die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft – ein anderes geworden. In einer deutschen Fachpublikation stand dieser Tage geschrieben, dass gegenwärtig kursierende Begriffe wie „Arbeit 4.0“ oder „New Work“ nur darauf hindeuten würden, dass sich die Arbeitswelt in einem fundamentalen Wandlungsprozess befinde, in einem Prozess, in dem sich neue Trends und alte Routinen überlagern. Es gibt prinzipiell zwei Wege, mit diesem Übergang, mit diesem Wandel umzugehen: Man kann ihn ablehnen und der Welt von morgen weiterhin mit den Rezepten von gestern begegnen. Man kann ihn aber auch annehmen, indem man ihn als Chance begreift. Neue Trends. Alte Routinen? Fakt ist, dass eine wachsende Anzahl junger, gut ausgebildeter und kreativer Menschen Arbeit heute anders definiert: So sie denn überhaupt noch in ein Angestelltenverhältnis drängen, bieten sie dem Arbeitgeber eigenständiges, selbstinitiatives Arbeiten, fordern im Gegenzug aber Freiraum und Flexibilität.
Lars Vollmer, Unternehmer und Buchautor, sagt in diesem Zusammenhang gar: „Echte Arbeit braucht einen hohen individuellen Freiheitsgrad, damit sich Könner im Sinne des Unternehmens selbstverantwortlich entfalten können.“ Nun kann man die Sache auch etwas pragmatischer sehen – und festhalten, dass es auch in Zukunft stets Berufe geben muss, die in einem vorgegebenen und streng definierten Rahmen bleiben müssen. Selbstverwirklichung ist schön und gut, aber nun wirklich nicht überall vonnöten. In der eingangs erwähnten Fachpublikation steht aber auch: „Während in manchen Großunternehmen noch das Normalarbeitsverhältnis mit einer fest geregelten und über die Arbeitswoche gleichmäßig verteilten Arbeitszeit dominiert, führen junge Start-ups immer flexiblere Arbeitsformen ein, arbeiten in Co-Working-Spaces und suchen nach neuen Formen raumzeitlicher Entgrenzung in der Arbeit. All diese Phänomene verweisen darauf, dass sich die Arbeitswelt im Übergang befindet.“ Wer also die Könner im Sinne von Lars Vollmer braucht und auch haben will, wird in nicht allzu ferner Zukunft umdenken müssen; wird mehr Freiraum bieten müssen, um Mitarbeiter zu bekommen, mit denen sich die Zukunft gestalten lässt. Bereits jetzt sind jene Unternehmen begehrt, die Entsprechendes im Angebot haben. Für alle anderen gilt: Veränderungen werden zwangsläufig kommen. Lasst sie uns als Chance sehen.

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