Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

Drei Tage, an denen Bregenz sehr hell wird

September 2016

Das weltweite „Who’s who“ der Lichtbranche trifft sich im September beim LED professional Symposium im Festspielhaus. Eröffnungsredner und Stargast ist Nobelpreisträger Shuji Nakamura, der mit seiner bahnbrechenden Erfindung die ganze Branche revolutioniert, dafür zunächst aber nur 150 Dollar erhalten hatte. Kongressveranstalter Siegfried Luger, Chef von Luger Research, im Interview über eine allgegenwärtig gewordene Technologie, seinen Kongress  – und die Zukunft des Lichts.

Der von Ihnen im Festspielhaus veranstaltete „LpS Event“ geht heuer in seine sechste Auflage. Eröffnungsredner ist Shuji Nakamura, ein Nobelpreisträger. Das zeigt den Stellenwert, den Ihr Kongress mittlerweile hat …

Professer Nakamura hatte 2014 – gemeinsam mit zwei japanischen Forscherkollegen – den Nobelpreis für Physik erhalten, für die Erfindung effizienter blauer Leuchtdioden, mit denen helle und energiesparende weiße Lichtquellen möglich wurden. Wir konnten ihn im vergangenen Jahr in St. Petersburg interviewen und haben ihn dabei nach Bregenz eingeladen. Er sagte zu. Wir sind sehr erfreut, dass Professor Nakamura nach Bregenz kommen wird. In seiner Eröffnungsrede wird Nakamura, der an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara lehrt und forscht, nun über die Zukunft dieser Technologie sprechen.

Die Zeitung „Die Welt“ titelte 2014: „Drei Männer haben das Licht neu erfunden.“

Das haben sie in der Tat. Wir erleben große Umbrüche durch den Wechsel auf die LED Technologie. Die Lichtindustrie hat sich radikal verändert. Und die drei Herren waren der Auslöser.

Dabei war die Technologie ja bereits Anfang der 1960er-Jahre erfunden worden …

Ja. LEDs sind früh erfunden worden. Allerdings konnten die damaligen Farben und Intensitäten – es gab nur rote, gelbe und grüne LEDs – lange Zeit nur zur Signalisierung und nicht für die Allgemeinbeleuchtung verwendet werden. Den Durchbruch fand diese Technologie erst Anfang der 1990er-Jahre, als diese drei Forscher das blaue Licht erfanden und damit die Grundlage für das weiße Licht schufen. Der Kern der LED-Lampen ist heute ein blauer Lichtstrahler, davor befindet sich ein Leuchtstoff, wie wir ihn aus der Leuchtstoffröhre kennen. Dieser Leuchtstoff wird durch das blaue Licht angeregt, wodurch weißes Licht entsteht. Zunächst gab es nur das bläuliche, kalte Licht, während es heutzutage alle Farbspektren und Farbtemperaturen gibt.

In welchen Bereichen kommen LED denn heute zur Anwendung?

Die Anwendungsgebiete sind derart breit gefächert, dass man die Frage eher umkehren müsste: Wo kann diese Technologie nicht verwendet werden? LEDs werden für Innen- und Außenbeleuchtung genutzt, für Pflanzenwachstum, in der Wasserentkeimung, in der Automobilbranche. In Fernsehern kommt diese Technologie zum Einsatz, in Smartphones, in Taschenlampen, Werbedisplays, bei Ampeln, in der Straßenbeleuchtung. Im Pfändertunnel ist bereits alles mit LEDs beleuchtet. Ausgeschlossen sind nur noch Hochleistungsbereiche, wie etwa die Beleuchtung von Stadien. Aber selbst dort sind bereits Entwicklungen im Gange. In den nächsten Jahren werden wohl in allen Anwendungen die Lichtquellen durch LEDs ersetzt werden.

Die LED-Technologie ist also bereits allgegenwärtig?

Ja. Sie ist allgegenwärtig geworden, und das rasend schnell. Diese Technologie ist unaufhaltsam. Sie ist effizienter, robuster, langlebiger und sparsamer, sie kommt ohne giftige Elemente aus, und sie senkt die Energiekosten signifikant – je nach Lichtsystem um bis zu 90 Prozent. Eine Glühbirne ist ja nichts anderes als ein elektrischer Heizkörper, der etwas Licht abgibt. 95 Prozent des Energiehaushalts einer Glühbirne ist Wärme, nur fünf Prozent ist Licht. Bei LED beträgt der Licht-Output 50 bis 60 Prozent.

Nochmals zu Ihrem Stargast: Nakamura war für seine Erfindung von seinem Arbeitgeber zunächst mit 150 Dollar abgespeist worden, zog vor Gericht – und erhielt letztlich sechs Millionen Dollar.

Der frühere Arbeitgeber hat argumentiert, dass die Entwicklung im Rahmen der normalen Tätigkeit erfolgt sei. Nur war die Erfindung derart außergewöhnlich und bahnbrechend, dass diese zusätzliche Entschädigung letztlich gerechtfertigt war.

Wie kommt eigentlich ein kleines Land zu so einer großen Messe?

2011 starteten wir mit der ersten Messe, auf der Grundlage der Publikation „LED professional“, mit der wir seit 2006 diese Community quasi aufgebaut haben. Wir wollten mit dieser Messe eine Plattform anbieten, in deren Rahmen neueste Licht-Trends diskutiert werden. Heuer planen wir mit 1500 Besuchern aus rund 50 Ländern, 100 Ausstellern, 100 Vortragenden, mit vier Workshops und vier technischen Foren. Dieses sehr kompakte Konferenzprogramm zieht internationale Licht-Experten aus Industrie und Forschung an, in Bregenz trifft sich das „Who’s who“ der weltweiten Lichtindustrie.

Also wird es, bildlich gesprochen, an diesen Tagen in Bregenz sehr hell?

Das ist ein guter Ausdruck! Bregenz ist sehr zentral gelegen in Europa, das Festspielhaus eine Top-Location an einem speziellen Platz. Ein perfekter Ort, um vordenken zu können! Ein perfekter Ort, um miteinander in einen Austausch kommen zu können, umgeben von Kunst und Kultur! Wobei eine chinesische Organisation uns zunächst geschrieben hat, wo denn eigentlich dieses Bregenz sei. Bregenz ist für die Chinesen offenbar eine Black Box auf der Landkarte (lacht). Na ja, wir konnten es Ihnen ganz gut erklären …

In anderen europäischen Städten gibt es auch Messen …

Ja. Es gibt auch in London, in Lyon und in Padua ähnliche Veranstaltungen. Wir unterscheiden uns allerdings in ein paar wesentlichen Punkten. Der große Pluspunkt der Veranstaltung in Bregenz ist das umfangreiche und inhaltlich hochkarätige Konferenzprogramm. Hervorragend in Bregenz ist der technische Inhalt, sind die Experten – und das Fachpublikum. Aussteller sagen, dass Bregenz aus ihrem Kalender nicht mehr wegzudenken sei, das gehöre bereits fix zu ihrem Programm.

Was wird die Zukunft in dieser visionären Branche bringen?

Früher waren die Entwicklungszyklen in der Lichtindustrie sehr langsam. Mit dem Wechsel auf die LED-Technologie hat sich das dramatisch verändert. Es kamen auch neue Marktteilnehmer, etwa LG oder Samsung, die zuvor nichts mit Beleuchtung zu tun hatten, aber es gewohnt sind, ihre Produkte sehr schnell auf den Markt zu bringen. Die Neuen brachten und bringen Speed in die Lichtindustrie. Die nächste große Veränderung wird die Vernetzung des Lichts sein. Licht und Kommunikation werden verbunden, Smart Lighting ist der nächste wichtige Schritt. Die Licht-Branche steht hier nochmals vor großen Veränderungen aber auch neuen Chancen.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

LED technisch:

Eine Leuchtdiode (kurz LED von englisch light-emitting diode, „Licht emittierende Diode“, auch Lumineszenz-Diode) ist ein Licht emittierendes Halbleiter-Bauelement, dessen elektrische Eigenschaften einer Diode entsprechen. Fließt durch die Diode elektrischer Strom in Durchlassrichtung, strahlt sie sichtbares Licht, Infrarotstrahlung oder auch Ultraviolettstrahlung mit einer vom Halbleitermaterial und der Dotierung abhängigen Wellenlänge ab.

LED professional Symposium + Expo | LpS 2016

20. bis 22. September in Bregenz. Das Festspielhaus Bregenz wird in diesen Tagen zur Vernetzungsplattform für über 1500 internationale Experten und Entscheidungsträger aus den Bereichen der Allgemein-, Industrie- und Architekturbeleuchtung. Der LpS-Event hat sich laut Veranstalter Luger Research „als führende internationale Kongressmesse im Bereich moderner Lichttechnologien und -anwendungen etabliert“.
www.LpS2016.com

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