Helmut Steurer

Ehemaliger Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: ©Christine Kees)

Eine Chance, keine Bedrohung!

Februar 2017

Matthias Horx ist im Gegensatz zu manch anderen Zukunftsforschern Optimist. „Im Angst-und-Jammer-Universum wird alles als Anzeichen kommender Katastrophen und Untergänge gedeutet“, sagte der Zukunftsforscher in einem Interview mit „Thema Vorarlberg“. Der Optimismus früherer Zeiten sei abhandengekommen, reale Verbesserungen würden kaum noch wahrgenommen, daraus schließe der Mensch falsch auf die Zukunft. Der Zukunftsforscher macht dafür auch die Medien verantwortlich, „die alle möglichen Hysterien schüren und daraus ihre eigene Währung prägen: Aufmerksamkeit.“

Was Horx sagt, trifft vollumfänglich auf die digitale Transformation zu. Breit zitiert werden da Studien, wie etwa jene der US-Forscher Frey und Osborne, der zufolge bereits bis 2030 die Hälfte aller heute bekannten Berufe und Tätigkeiten obsolet würden. Die digitale und automatisierte Zukunft ist in diesem Verständnis eine Bedrohung, nichts anderes; die digitale Transformation eine apokalyptische Vorstellung. Unterschlagen wird in derlei Szenarien allerdings, dass derartige Warnungen nichts Neues sind – die Geschichte der industriellen Revolutionen ist auch die Geschichte drastischer Warnungen, in Summe aber hat der technische Fortschritt stets mehr Arbeitsplätze geschaffen als zerstört.

Unterschlagen wird auch, dass der digitale Wandel längst schon stattgefunden hat. Wir sind bereits seit vielen Jahren im digitalen Zeitalter, mit großem Tempo und mit großer Expertise, in der Wirtschaft und in der Gesellschaft, in allen Bereichen des Lebens. In der Industrie hat die digitale Welt längst Einzug gehalten, auch in der persönlichen Lebenswelt in Form von Kommunikation und sozialen Medien. Das Smartphone beispielsweise oder das Navigationsgerät im Auto: Vor nicht allzu langer Zeit hätten die meisten Menschen eine derartige Technik für unvorstellbar gehalten, für Science-Fiction – dieselben Menschen, die Smartphone und Navigationsgerät heute mit einer Selbstverständlichkeit nutzen, als hätten sie nie anderes gekannt, nie anderes verwendet.

Dass sich das Tempo in den kommenden Jahren weiter erhöhen wird, ist klar. Aber das ist kein Grund, dem Kommenden mit Angst zu begegnen. Die Bereitschaft, mit der eine Gesellschaft technische Innovationen annimmt, war stets auch ein wichtiger Faktor des Fortschritts. Und was bisher an Erfahrung gemacht und gewonnen wurde, auch in Vorarlberg, ist Anlass genug, mit Optimismus auf das Kommende zu blicken – und die Zukunft als Chance zu sehen, nicht als Bedrohung.

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