Herbert Motter

Flexible Arbeit ist sichere Arbeit

Oktober 2016

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Österreich braucht flexiblere Beschäftigungsformen, um den Ansprüchen der „New World of Work“ gerecht zu werden. Von einer Flexibilisierung profitieren Unternehmer wie auch deren Personal.

Hire and Fire“ ist in den USA berüchtigt. Bei guter Auftragslage wird mehr Personal eingestellt, um Spitzen abzudecken. Verschlechtert sich jedoch die Auftragslage, werden Jobs innerhalb kürzester Zeit wieder abgebaut. Mit fatalen Folgen.

Es geht auch anders

Österreich hat in der Vergangenheit schon öfters bewiesen, dass es auch anders geht. Während der Wirtschaftskrise vor rund acht Jahren ist die heimische Wirtschaft um 3,8 Prozent eingebrochen, die Beschäftigungszahlen sanken jedoch nur um 1,4 Prozent. Damals wurden rund 80.000 Arbeitsplätze durch flexible Beschäftigung oder Kurzarbeit langfristig erhalten. Nach einer Erhebung der OECD entfiel davon ein großer Teil auf Überstundenabbau und flexible Arbeitszeiten, auf einen kurzfristigen Personalauf- und -abbau wurde verzichtet.

Arbeitszeitflexibilität: Österreich hinkt international hinterher

Der internationale Vergleich zeigt: Je fortschrittlicher eine Volkswirtschaft ist, umso flexibler sind deren Beschäftigungsmodelle. In Finnland etwa ermöglichen über 80 Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten, in Schweden sind es 67 Prozent. Auch Deutschland zählt mit langen Durchrechnungszeiträumen und Arbeitszeitkonten zu den Vorreitern in Europa. In Österreich kann nur jeder zweite Arbeitnehmer (53 Prozent) flexibel arbeiten, und nur 11  Prozent der Unternehmen ermöglichen Flexibilität über Arbeitszeitkonten.

Arbeitswelten ändern sich

Die Arbeitswelt befindet sich in einem Wandel, wie es ihn bisher noch nie gab. Weltweit fordern Wettbewerb, Nachfrageschwankungen, anspruchsvollere Kunden und neue Technologien und Prozesse mehr Flexibilität von Arbeitgebern und Arbeitnehmern als früher. Ob kleiner Handwerksbetrieb, mittelständischer Leitbetrieb oder international tätiger Konzern: Zunehmende Dynamik und Schnelllebigkeit verändern viele Arbeitsprozesse und stellen Unternehmer wie Mitarbeiter gleichermaßen vor Herausforderungen.

Die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befindet sich in einer Vollzeitbeschäftigung, deren flexible und individuelle Ausgestaltung derzeit jedoch nur in sehr geringem Maß möglich ist. Die Folge: Es entwickeln sich zunehmend alternative Beschäftigungsformen wie Teilzeit, Job Sharing (als Unterform von Teilzeit, aber als eigenes Phänomen), Zeitarbeit, Freelancer und Outsourcing – häufig unter Umgehung natio­naler Arbeitszeitmodelle. Diese Arbeitsformen sind zumeist durch einen hohen Grad an freier Zeiteinteilung gekennzeichnet und werden daher zunehmend nachgefragt. Arbeit sucht sich also einen flexiblen Weg am klassischen, starren Vollzeitmodell vorbei.

Keine Arbeitszeitverlängerung, sondern Anpassung an die Auftragslage

Flexible Arbeitszeitmodelle zielen nicht prinzipiell auf ein Mehr an Arbeit ab. Nur wenn es die Auftragslage erfordert, sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch mehr arbeiten. So könnten teure Steh- und Leerzeiten verringert, die Produktivität gesteigert und der Kundenservice verbessert werden, wenn bei Nachfrageschwankungen wiederum freie Tage oder verlängerte Wochenenden genutzt würden. Deshalb fordert die Wirtschaftskammer mehr Flexibilität bei der Höchstarbeitszeit, eine Anhebung der Grenze der täglichen Normalarbeitszeit auf zehn Stunden und die Stärkung der betrieblichen Ebene.

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