Christoph Jenny

Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: © Dietmar Walser)

Konkreter werden!

April 2018

In Mannheim hat erst vor Kurzem das „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen“ seine Arbeit aufgenommen, eines von mittlerweile über 20 digitalen Kompetenzzentren, die das deutsche Bundeswirtschaftsministerium Ende 2015 ins Leben gerufen und seither auf das gesamte Bundesgebiet verteilt hat. Das Ziel der Zentren ist klar definiert: Sie sollen mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle und in ihrer Arbeit entsprechend unterstützen. Das Zentrum „Planen und Bauen“ steht unter der Leitung des renommierten Fraunhofer-Instituts, ist mit universitären und weiteren institutionellen Partnern tätig und wird vom Bund großzügig gefördert. „Kleine und mittlere Unternehmen brauchen staatliche Unterstützung, um die Herausforderungen der Digitalisierung meistern zu können“, lautete die schlichte Erklärung, „für viele Mittelständler ist die Digitalisierung weiterhin eine Mammutaufgabe.“
Ein österreichisches Pendant zu diesen Zentren gibt es nicht. Noch nicht einmal gedanklich. Im Regierungsprogramm heißt es: „Für Österreich gilt es, die Digitalisierung vor allem aktiv als Chance zu nutzen, indem wir uns international als Vorreiter der Digitalisierung positionieren. Nur wer jetzt aktiv in die Digitalisierung investiert, wird als Innovation-Leader künftig international vorne mit dabei sein und Beschäftigung und Wohlstand nachhaltig entwickeln.“ Das ist ja schön und gut. Aber konkret, wie die Deutschen, geht man hierzulande eben nicht ans Werk. Und Innovation-Leader, um den pathetischen Begriff nochmals zu verwenden, wird man nicht mit Worten – nur mit Taten.

Warum orientiert sich Österreich da nicht an Deutschland? Und richtet ebenfalls derartige digitale Kompetenzzentren ein, die den Unternehmen mit konkreter Hilfe, nicht mit theoretischem Beistand zur Seite stehen? Man muss sich mit der digitalen Welt wesentlich intensiver beschäftigen. Und es wäre schon als Fortschritt zu werten, würde in Österreich nicht ständig von der digitalen Zukunft gesprochen – sondern von der digitalen Gegenwart. Zum Abschluss soll Klaus Schwab zitiert sein, der Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums: „Wir erleben tiefgreifende Veränderungen in sämtlichen Wirtschaftszweigen und all diese Veränderungen sind in ihrem Ausmaß, ihrer Schnelligkeit und ihrer Reichweite historisch beispiellos.“ Die Zukunft hat bereits begonnen. Auch wenn das in Österreich längst noch nicht alle begriffen haben.

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