Hans-Peter Metzler

Alt-Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: ©Markus Gmeiner)

Maß und Mitte finden!

April 2017

Vorarlberg ist in der Vergangenheit immer gut damit gefahren, sich auch in sensiblen Fragen um eine gemeinsame Lösung zu bemühen und einen Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen zu finden, fernab von strikten dogmatischen Positionen. Und doch wird in der aktuellen Debatte um Naturschutz und Landesgrünzone von Dogmatikern in geradezu fahrlässiger Art und Weise versucht, einen Keil in die Gesellschaft zu treiben, indem Natur alles und Wirtschaft nichts sein soll. Das ist der falsche Ansatz: Vorarlberg muss ein hohes Interesse an der Natur und ein hohes Interesse an einer florierenden Wirtschaft haben, Vorarlberg hat sich deswegen um einen Ausgleich zu bemühen.

Ärgerlich ist das Vorgehen der Dogmatiker auch in anderer Hinsicht, wird Unternehmern doch pauschal unterstellt, an der Natur und der intakten Landschaft kein Interesse zu haben. Dabei gibt es genügend Beispiele in unserem Land, die zeigen, dass sich die Wirtschaft ihrer diesbezüglichen Verantwortung bewusst ist und sich in diesem Sinne auch richtig engagiert – Beispiele wie das Energieeffizienznetzwerk, der Verein „Moll, des goht“ oder „Klimaaktiv mobil“, in dessen Rahmen sich rund 600 Betriebe engagieren, sprechen für sich selbst. Denn auch Vorarlbergs Unternehmer, und das sei den Naturschützern an dieser Stelle gesagt, haben ein hohes Interesse an der Natur, aus einer gewissen eigenen Vorarlberger Grundhaltung heraus, aber auch aus einem anderen Grund: Die Natur ist längst schon zu einem Wettbewerbsfaktor geworden, zu einem großen Vorteil des Wirtschaftsstandortes Vorarlberg. Und den Unternehmer, der mit Absicht seine eigenen Grundlagen kaputtmacht, den gibt es nicht – auch wenn diese Feststellung den einen oder anderen Naturschutz-Dogmatiker in seiner offenkundig einseitigen Wahrnehmung wundern mag.

Man sollte in der aktuellen Debatte also tunlichst kein falsches Bild skizzieren – man müsste vielmehr darauf hinweisen, dass Anliegen des Naturschutzes und der Wirtschaft in unserem Land schon seit Langem Hand in Hand gehen, weil in Vorarlberg stets der Kompromiss, und nicht der Konflikt gesucht worden ist. Und diese Suche nach einem Kompromiss ist nicht als Zeichen der Schwäche zu verstehen, sondern als Zeichen der Stärke – es geht nicht darum, den kleinsten gemeinsamen Nenner finden zu können, es geht darum, die beste Lösung für alle Beteiligten finden zu können.
Es ist Maß und Mitte zu finden, ein gemeinsamer Weg. Natürlich gibt es legitime Interessen des Naturschutzes, die sollen auch gar nicht in Abrede gestellt sein, aber diese Interessen müssen eben auch mit dem legitimen Interesse an der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in diesem Land vereinbar sein. Denn die Wirtschaft, das wird in der Argumentation bisweilen verkannt, ist nicht alleiniger Selbstzweck; sie dient dem Wohl der Menschen, sie dient dem Wohl der Allgemeinheit.

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