Sabine Barbisch

Schuhe aus Holz mit viel Charakter

Juli 2015

Sie sind der Inbegriff eines Bregenzerwälder Schuhwerks – die Devich-Hölzler. Ihre Beliebtheit endet nicht an den Grenzen des Bregenzerwaldes und nicht an denen Vorarlbergs.Warum der junge Geschäftsführer Daniel Devich trotzdem nicht in Expansionswut verfällt und schon fast zwei Jahrzehnte Berufserfahrung vorweisen kann, lesen sie hier.

Kommt man in die Nähe der Devich Holzschuherzeugung in Bezau, dringt aus der Werkstatt schon ein Hämmern und Klopfen. Das Betreten des urigen Bregenzerwälder Bauernhauses ist nach einem kurzen Klingeln gestattet. Und so tritt man ein, in eine fast vergessene Welt – der Geruch von Leder beherrscht den Verkaufsraum, und man ist mitten drin im Herzstück einer der letzten Holzschuhmanufakturen Österreichs. In Regalen, die bis an die Decke reichen, kann man die handgemachten Devich-Schuhe bewundern: Hölzler – ganz klassisch aus Holz und glattem Leder, etwas ausgefallener mit Fell oder richtig flippig in knalligen Farben – ziehen die Aufmerksamkeit augenblicklich auf sich. Aber auch kniehohe Fellstiefel, Clogs, Damenschuhe mit Holzabsatz und sommerliche Sandalen gehören zum Repertoire der Schuhproduzenten. Geführt wird der Betrieb vom 24-jährigen Daniel Devich in vierter Generation. Alleine ist er trotzdem nicht: „Zusammen mit meinem Vater und meiner Schwester führen wir das Unternehmen in einer Art Triumvirat“, berichtet er vom wertvollen Austausch der Generationen und der konstruktiven Zusammenarbeit im traditionsreichen Familienbetrieb.

Der Urgroßvater – ein schuhaffiner Polizist

Die Geschichte des Betriebs, der heute eng mit dem Bregenzerwald verbunden ist, beginnt eigentlich in Italien: „Mein Urgroßvater war Schuhmacher in Südtirol, arbeitete aber auch als Polizist. Über den Polizeidienst kam er damals auch nach Vorarlberg. Hierzulande wurden damals hauptsächlich Hölzler gefertigt, er selbst blieb vorerst noch der klassischen Fertigung von Schuhen treu.“ Als bei seinem Sohn, also Daniel Devichs Großvater, ein Senkfuß diagnostiziert wurde, schwenkte auch er auf die Fertigung von Holzschuhen um und versuchte, die nötigen Einlagen direkt in die Sohle der Hölzler zu integrieren. „Das gelang ihm, und der Fokus seines Handwerks lag ab diesem Zeitpunkt bei den Holzschuhen“, berichtet sein Urenkel von den Anfängen. Das Geschäft entwickelte sich schnell, und der Firmengründer investierte fortan in selbst gebaute Maschinen und die Professionalisierung der Schuhproduktion.

Stationär und online eine große Nummer

Zwischen 20.000 und 30.000 Paar Schuhe verkauft die Familie Devich in einem Jahr. Eine genaue Zahl kann der junge Geschäftsführer nicht nennen: „Wir haben nämlich kein Warenwirtschaftssystem. Oder besser gesagt, noch nicht. Mit dem Umzug in unser neues Firmengebäude wird das eingeführt.“ Auch wenn der neue Firmensitz in Hittisau großzügiger gestaltet und moderner ausgestattet wird, „wollen wir nicht größer werden. Der Betrieb soll überschaubar und persönlich bleiben.“ Die bei Land- wie Stadtbewohnern gleichermaßen beliebten Holzschuhe gehen aber nicht ausschließlich über den kleinen Ladentisch in Bezau. „Seit 15 Jahren betreiben wir einen Online-Shop, seit zehn Jahren entwickelt er sich positiv und liegt recht konstant bei 15 Prozent unseres Umsatzes“, berichtet Devich von der Kombination von Off- und Onlinehandel. Aber nicht nur ein neues Firmengebäude soll entstehen, auch dem Verkauf übers Internet wird eine Frischzellenkur verpasst: „Wir werden jeden Schuh einzeln fotografieren, weil durch die Verwendung von Leder und Fell keiner dem anderen zu hundert Prozent gleicht. Der Kunde kann sich dann seinen einzigartigen Schuh aussuchen“, so der findige Jungunternehmer.

Ein exportstarkes, flexibles Unternehmen

Schuhbestellungen treffen laut Devich aus aller Welt ein. „Innerhalb Österreichs kommen die meisten Online-Bestellungen tatsächlich aus Vorarlberg“, berichtet er. 80 Prozent des gesamten Exports gehen nach Deutschland, vor allem nach Bayern und Baden-Württemberg. Aber auch in der Schweiz gibt es viele treue Devich-Kunden. Außerdem begeistern sich Gäste aus Holland, die in ihrer Heimat eine lange Holzschuhtradition haben, für die Einzelstücke aus dem Bregenzerwald. „Überzeugungsarbeit für einen Schuhkauf bei uns müssen wir nie leisten – sobald ein Kunde das Stück probiert, führt der Schuh das Verkaufsgespräch“, lacht Devich. Zusammen mit zehn Mitarbeitern schmeißt er den Laden: „Die Grenzen zwischen Produktion und Handel verlaufen bei uns fließend. Ist im Laden viel los, helfen die Mitarbeiter aus der Produktion aus und umgekehrt.“ Genau diese Überschaubarkeit mache den Charakter seines Betriebs aus: „Den will ich auch beibehalten.“

Zwei Jahrzehnte Berufserfahrung – mit 24

Er selbst ist weder ausgebildeter Schuhmacher noch Kaufmann, sondern Autodidakt: „Mit meinen 24 Jahren kann ich trotzdem schon auf eine zwei Jahrzehnte dauernde Berufslaufbahn zurückblicken“, erzählt Devich, denn seit er denken kann, spielt sich sein Leben im und um den Holzschuherzeugungsbetrieb ab. „Mit sieben Jahren habe ich Kunden schon selbst beim Schuhkauf beraten, davor hat meine Oma mich unterstützt.“ Auch seine Schulbildung bekam er ganz in der Nähe des elterlichen Betriebs: „Für den Besuch der HAK in Bezau sprachen drei Gründe: die Nähe zu unserem Haus, der inkludierte Laptop und die Tatsache, dass auch mein bester Kumpel dort hinging.“ Das Interesse an Wirtschaftsthemen sei bei ihm schon früh entfacht worden, „aber schon in der Schule war ich eher der Praktiker als der Theoretiker. Das ist auch heute in meinem Arbeitsalltag so.“ Gerade im Umgang mit Mitarbeitern sei es oftmals eine Gefühlssache und bedürfe keiner großen Theorien, so der pragmatische Jungunternehmer.

Bevor der Einstieg in den traditionsreichen Familienbetrieb klar war, liebäugelte Daniel Devich ganz in der Tradition seines Urgroßvaters mit dem Polizeidienst. Nach dem Bundesheer hat es ihn dann aber doch ins Familienunternehmen gezogen, „und zwar weil ich die Freiheit hatte, alles zu tun. Wäre mein Einstieg ins Unternehmen erwartet worden, hätte das anders ausgehen können“, meint der selbstbewusste Geschäftsführer. Seine kleinen und großen Kunden aus Stadt und Land danken es ihm.

Kommentare

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Ich habe seit Jahren ein Paar Schuhe von Ihnen. Erst nach dem Kauf tauchte bei mir die Frage auf: woher stammen die Felle? Wie wurden die Tiere gehalten? Kann ich mit gutem Gewissen die Schuhe tragen und Freude daran haben? Danke für eine wahre Antwort. Mit freundlichen Grüssen M. Griesser
Hallo Marianne, Die Felle sind teilweise aus Südamerika oder aus Italien/Frankreich. Die Tiere sind ausschließlich im Freien und kennen keinen Stall (das ist auch wichtig, damit die Felle ihr Haar nicht verlieren), da es eigentlich fast alles Fleischrinder sind.