Barbara Kolm

Warum Wettbewerb sozial verträglicher ist als Unterstützung

Dezember 2016

Grundzüge der Österreichischen Schule der Nationalökonomie

Im Sport ist Wettbewerb selbstverständlich – bereits in unserer Jugend messen wir uns beim Skifahren und Fußballspielen oder wollen wissen, wer beim Sackhüpfen auf der Geburtstagsparty am schnellsten ist. Wir tun dies als Individuen oder in Gruppen. Wettbewerb in dieser Form – und auch im Profisport – ist selbstverständlich und gehört zu unserem Leben. Wenn es aber darum geht, sich in der Schule, im Studium oder im Beruf zu messen, dann wird plötzlich vielfach die Nase gerümpft und erklärt, Wettbewerb sei Leistungsdruck und damit moralisch nicht vertretbar. Schließlich könne nicht jeder gewinnen, es gäbe Menschen, die benachteiligt seien, und es sei ungerecht und unfair, wenn man diesen Menschen nicht auch denselben Rang zugestehe.

Zwei Vorurteile, ein Mythos

Bevor wir ins Detail gehen, räume ich mit zwei Vorurteilen und einem Mythos auf: Erstens geht es nie darum, jemandem etwas wegzunehmen (nur weil ein anderer besser ist), sondern allen mehr respektive Besseres zu ermöglichen. Und zweitens ist es Aufgabe der Gemeinschaft, sich um jene zu kümmern, die sich nicht selbst helfen können, damit niemand allein gelassen wird. Jene sind – Gott sei Dank – eine Minderheit. Und schließlich sind wir nicht alle gleich. Wir haben alle unterschiedliche Talente und Veranlagungen – daher können wir per Definition nicht dieselben Ergebnisse erzielen. Das ist auch gut so, denn sonst würden wir im durchschnittlichen Einheitsbrei untergehen und andere Regionen, Länder oder Volkswirtschaften ließen uns arm aussehen.

Wir müssen das Konzept des Wettbewerbs begreifen und leben. Der österreichische Nobelpreisträger Friedrich A. v. Hayek beschreibt Wettbewerb als Entdeckungsverfahren. Wettbewerb ermöglicht uns, Altes infrage zu stellen und gegebenenfalls zu verwerfen, neue Dinge auszuprobieren, zu verbessern und schließlich weiterzuentwickeln, um optimale Verfahren, Lösungen, Produkte und Ergebnisse zu erzielen. Im Wettbewerb entwickeln wir uns weiter und bringen unsere Gesellschaft voran. Damit helfen wir allen. Wettbewerb zwingt zu Effizienz und sorgt daher für bessere Qualität bei geringen Preisen. Das gilt sowohl für Güter, die der Markt anbietet, als auch für Güter, die vom Staat angeboten werden. Als Konsumenten sehen wir die enorme Auswahl an Gütern und Dienstleistungen zu unterschiedlichen Preisen als selbstverständlich an.

Eine entscheidende Frage

Wenn wir heute von Unterstützung sprechen, dann meinen wir Subventionen, Förderungen, Zuschüsse für Unternehmen, Private, Familien, Vereine und Institutionen – Geldflüsse und Auszahlungen durch die öffentliche Hand, vom Steuerzahler direkt oder indirekt über aufgenommene Schulden finanziert. Wir sprechen von Leistungen, die vermeintlich der Staat besser erbringen kann als private Initiativen. Wir gehen davon aus, dass uns diese Unterstützung zusteht, dass wir gleichsam ein Recht darauf hätten, stellen aber nie die Frage, wer das alles bezahlt. Diese unsere vermeintlich wohlerworbenen Rechte haben alle keinen Preiszettel. Es wird nie über die Steuerzahler nachgedacht, die alles mit ihren Steuern und Abgaben bezahlen müssen. Von der unfairen Belastung der kommenden Generationen, die die Schulden, die wir heute für die Erbringung dieser Leistungen aufnehmen, zurückzahlen müssen, spricht in der öffentlichen Debatte kaum jemand mehr. Man geht stillschweigend davon aus, dass man das einfach weiter so macht wie in den vergangenen Jahrzehnten. Nur – wir haben das Limit der Belastbarkeit bereits überschritten.

Wettbewerb!

Daher sollten wir uns auf Konzepte des Wettbewerbs besinnen, um Staatshaushalte zu entlasten und bessere Lösungen für die Sorgen und Probleme der Bürger zu finden. Die Beispiele, wonach Wettbewerb sozial viel verträglicher ist als Unterstützung, sind zahlreich.Fangen wir mit der Bildung an: Private Schulen und Bildungseinrichtungen müssen um jeden Euro kämpfen. Sie müssen effizienter und besser sein, den kritischen zahlenden Eltern und Schülern einen Mehrwert bieten. Sie stehen im Wettbewerb mit staatlichen Institutionen, deren Finanzierung garantiert ist, egal ob sie erfolgreich sind oder nicht. Auch stehen sie im Wettbewerb mit anderen privaten Einrichtungen, deren Alumni nur dann spenden, wenn die messbaren Ergebnisse besser sind als bei den Mitbewerbern.

Wettbewerb zum Vorteil aller Bürger ist am deutlichsten in der Volkswirtschaft zu erkennen. Städte, Regionen und Länder stehen um zuziehende Bürger oder Unternehmen untereinander im Wettbewerb. Die Standortattraktivität richtet sich nach vielen unterschiedlichen Kriterien für den Nachfrager wie Sicherheit, Schönheit der Landschaft, Ausstattung mit Infrastruktur, Kulturangebote, Höhe der Steuern und Abgaben, Sicherheit des Rechtssystems, Regulierungen oder Flexibilität des Arbeitsmarkts. Die Anbieter sollten daher die bestmögliche Leistung präsentieren. Es liegt also nahe, staatliche Leistungen nicht von einer zentralen Institution zu erbringen, sondern von möglichst kleinen Einheiten, die zueinander im Wettbewerb stehen. Mit anderen Worten: Ein kleingliedriger Föderalismus mit nur sehr wenigen nach „oben“ delegierten Kompetenzen sorgt für eine gute Qualität staatlicher Leistungen bei gleichzeitig relativ geringen Preisen.

Wettbewerb macht uns als Bürger und Konsumenten unabhängiger von Staat, Bürokratie und wirtschaftlichen Monopolen, erlaubt uns, eigenverantwortlich aus verschiedenen Leistungen und Produkten zu wählen, macht diese effizienter und Preise transparent.

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