Ulrike Delacher

Die gebürtige Tirolerin studierte Germanistik und Integrierte Kommunikation. Sie leitet die Unternehmenskommunikation bei der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft.

(Foto: © Matthias Weissengruber)

Hybrid-OP – nicht nur beim Auto, auch im Krankenhaus

September 2017

Anfang September 2017 geht im neuen OP- und Intensivzentrum am Schwerpunkt­krankenhaus Feldkirch auch der moderne Hybrid-OP-Saal in Betrieb. Dieser ist – nicht nur wegen der schönen Aussicht in die naheliegende Berglandschaft – derzeit einer der modernsten und am besten ausgestatteten Operationssäle in Mitteleuropa. Nur: Was genau ist eigentlich ein Hybrid-OP? „Thema Vorarlberg“ hat nachgefragt.

Hybrid wird als „Kraft“ und als Strategie einer gezielten Bündelung verstanden – im Interaktionsfeld von Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Es geht um die zukunftsweisende Suche nach neuen Methoden und Formen von Kooperation, Interaktion und Kreativität. Speziell in der Technik versteht man unter Hybrid ein System, bei welchem zwei Technologien miteinander kombiniert werden. Die vorangestellte Bezeichnung „Hybrid-“ betont ein aus unterschiedlichen Arten oder Prozessen zusammengesetztes Ganzes. Die Besonderheit liegt darin, dass die zusammengebrachten Elemente für sich schon Lösungen darstellen, durch das Zusammenbringen aber neue erwünschte Eigenschaften entstehen. Der Begriff ist der Öffentlichkeit besonders durch verschiedene Modelle und Umsetzungen in der Autoindustrie bekannt. Neu – oder weniger bekannt – ist die Möglichkeit von gleichzeitiger hochauflösender Bildgebung während einer komplexen Operation; die Kombination also von präziser Technik und fachlicher Kompetenz des Operateurs zur gleichen Zeit. Damit werden zwei bisher bereits angewandte Prozesse optimal kombiniert. Die Ergebnisqualität kann so durch die gleichzeitige Kontrolle gesteigert und für den Patienten können zusätzliche Diagnoseschritte reduziert werden.

C-Bogen im Hybrid-OP

„Im neuen Hybrid-OP-Saal des OP- und Intensivzentrums Feldkirch wird die Bildgebung durch eine sogenannte Rotationsangiografie abgedeckt. Dies ist ein Roboter, der eine Röntgenröhre (an einem C-Bogen montiert) um den Patienten kreisen lässt und so einen Volumen-Datensatz erzeugt, aus dem CT-ähnliche, dreidimensionale Aufnahmen generiert werden“, erklärt Primar Doz. Dr. Wolfgang Hofmann, der in seiner Disziplin der Gefäßchirurgie den Hybrid-OP sehr häufig für die Behandlung seiner Patienten nutzen wird. „Diese Verbindung aus einem optimal ausgestatteten Operationssaal mit hochauflösender digitaler Bildgebung bringt neue Möglichkeiten für den Operateur: Noch während der Patient in Narkose ist, werden hochauflösende, einem Computertomogramm ähnliche Bilder (digitale Röntgenschnittbilder) erzeugt und gleichzeitig in den aktiven operativen Prozess einbezogen.“

Nutzen für viele Disziplinen

In der Praxis heißt das zum Beispiel, dass der Operateur die Lage von Implantaten, noch während der Patient in Narkose liegt, optimal kontrollieren kann und diese durch die korrigierenden Maßnahmen in weiterer Folge sofort verbessert. Weitere klinische Beispiele für die Nutzung des Hybrid-OPs sind die Behandlung von Ausweitungen (Aneurysmen) der Hauptschlagader. Hier werden durch kleine Schnitte in den Leisten Gefäßprothesen in die Hauptschlagader eingeführt, zusammengesetzt und verankert. Die optimale Bildgebung im Hybrid-OP erleichtert diesen Eingriff wesentlich und bedeutet sowohl für Operateur als auch für den Patienten einen wichtigen Fortschritt und eine Erleichterung. Fürs Erste ist der Einsatz in den Disziplinen Gefäßchirurgie, Neurochirurgie sowie Orthopädie/Traumatologie geplant. In der Orthopädie und Neurochirurgie wird vor allem das Einsetzen von Implantaten an der Wirbelsäule über kleine Schnitte (minimalinvasiv) durch die Hybrid-OP-Technik deutlich erleichtert. Auch bei der Behandlung von Schwerstverletzten (Polytrauma) ist ein Operationssaal, der sowohl chirurgisch als auch bildgebend-diagnostisch ausgestattet ist, ein wesentlicher Vorteil. Auch die interventionelle Radiologie und Kardiologie (interventionell= therapeutische Eingriffe etwa bei Arterienverschluss) werden diese Möglichkeit der Gleichzeitigkeit von Eingriff und Bildgebung in optimaler Kontrolle nützen.

Modernster OP-Saal Österreichs

Hybrid-Operationssäle werden derzeit überall in der Welt installiert. Da die Einführung dieser Technik am LKH Feldkirch mit dem kompletten Neubau eines Operationstraktes erfolgte, gelang es hier, sowohl räumlich als auch technisch eine optimale Lösung zu erzielen.

Auch für die OP-Pflege bedeutet das Arbeiten im Hybrid-OP einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft. „Viele Mitarbeiter freuen sich auf die Tätigkeit im modernsten OP Österreichs. Arbeitsabläufe werden sich vereinfachen und für das Personal wird sich eine Entlastung ergeben. Es ist genügend Platz vorhanden, um auch komplexe Eingriffe unter besten Bedingungen vorbereiten zu können“, erklärt auch Jürgen Klieber, Bereichsleitung OP Pflege. „Wir Ärzte freuen uns über unseren neuen Hybrid-OP, denn mit dieser modernen Technik und Ausstattung des Hybrid-OPs ist eine intraoperative Qualitätskontrolle auf hohem Niveau möglich“, ergänzt Dr. Hofmann stellvertretend für alle Operateure, die den Hybrid-OP Anfang September in Betrieb nehmen werden.

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