Peter Freiberger

Wilde Romantik und Bergeinsamkeit

Juni 2016

Wer am Berg die Urtümlichkeit abseits ausgetrampelter touristischer Pfade sucht, liegt bei dieser Tour richtig. Die großen Touristenströme gehen nämlich an der Sarotlahütte in Brand vorbei. Die Hütte selbst ist bloß auf einem wildromantischen Steig erreichbar und nicht einmal mit einer Materialseilbahn erschlossen.

Freilich – niemand braucht zu befürchten, dass das Alpenvereinsschutzhaus im Rätikon ob dieser Voraussetzungen unter schlechter Versorgung leidet. Per Hubschrauber wird die Sarotla im Frühjahr mit den haltbaren Produkten eingedeckt. Verderbliche und frische Güter kommen laufend per Rucksacktransport hinauf in den Kessel unterhalb der eindrucksvollen Zimba. So fehlt es an nichts, wenngleich die Speisekarte natürlich nicht übermäßig groß ausfallen kann. Dafür, dass alles klappt, sorgt seit fast drei Jahrzehnten Wirt Andreas Hassler. Die Hütte scheint mit ihm ebenso unzertrennlich verbunden zu sein wie mit der Zimba.

Die Tour zur Sarotla beginnt direkt im Ortszentrum des Touristenmagnets Brand. Aber die Ströme der Wanderer zieht es in der Regel nicht zu unserem Ziel. Diese Tour garantiert daher ein Grundmaß an Bergeinsamkeit, sobald die Route aus dem Dorf hinausleitet.

Jedenfalls spazieren wir zwischen dem Restaurant Dos und dem Hotel Sarotla hinunter zum Alvier (an der Hauptstraße nicht der Beschilderung „Sarotlahütte“ folgen) und überqueren den Bach ein paar Meter talauswärts beim Beginn des Golfplatzes. Es geht dann auf einem verkehrsfreien Fahrweg stets orographisch rechts des Alviers auswärts (ein längeres Stück absteigend). Im Anschluss an die Verkehrsschranke heißt es bei der Scheune rechts abzweigen, nach einigen Metern wechselt man auf einen Steig. Nun taucht die Route endgültig ein in eine ursprüngliche, wildromantische Berglandschaft – Menschenmassen Fehlanzeige.
Die Strecke leitet im Wald zügig nach oben, überquert den Bach und führt auf eine Wiese. Hier lässt sich erstmals der an drei Seiten begrenzte Felsenkessel mit seinen grünen Wiesenflanken erahnen, in dem sich unser Ziel befindet.  Es dauert anschließend nicht lange, bis der Steig neuerlich den Bach überquert und in einen bezaubernden, dichten Waldabschnitt zieht. Es geht gemütlich aufwärts, in der Folge führt die Wanderung hinaus ins freie Gelände. Spätestens hier könnte man eine Rast einlegen. Eine Bank bietet dafür eine ausgezeichnete Gelegenheit.

Die Blicke schweifen nach oben in Richtung Zimba, außerdem sticht ein Wasserfall ins Auge, der über steiles Gelände herabstürzt. Der Steig leitet bald knapp an dem Naturschauspiel vorbei und ohne große Umwege recht direkt und zügig empor. „Über Stock und Stein“ – so lässt sich der Routenverlauf in dem Bereich treffend beschreiben.

Am Fuß der Zimba

Das Gelände verliert dann wieder an Steilheit, im letzten Abschnitt geht es nur mäßig ansteigend auf ein kleines Wiesenplateau, wo sich die Sarotlahütte befindet. Nach rund 2½ Stunden sollte das Schutzhaus am Fuß der Zimba erreicht sein. Die Hütte wirkt modern – kein Wunder, wurde sie doch erst im Jahr 2000 errichtet. Die bereits 1902 erbaute alte Sarotlahütte war 1999 einer Lawine zum Opfer gefallen.
Der Felsenkessel, die Zimba und die Ursprünglichkeit der Gegend geben bei dieser Wanderung den Ton an. Spannend ist freilich ebenfalls der Blick zurück über das Sarotlatal, durch das die Zustiegsroute verläuft,

Richtung Bürserberg und darüber hinweg zu den Grasbergen über dem Walgau.
Kaum ein Thema diskutieren Bergfreunde so intensiv wie die Frage, wo denn der beste Kaiserschmarren kredenzt werde. Diese Diskussion bietet sich auch hier an, zumal der „Kaiser“ der Sarotla einen ausgezeichneten Ruf genießt. Um mitreden zu können, gilt es den Kaiserschmarren am Fuß der Zimba zu probieren – am besten auf der Terrasse. Dabei sollte man nicht vergessen, dass fleißige Helfer die frischen Zutaten zu Fuß aus dem Tal heraufgetragen haben.

Stichwort „Tal“: Zurück hinab nehmen wir schließlich dieselbe Route.
Achtung: Die Hütte öffnet erst am 18. Juni!

 

Talort: Brand bei Bludenz (1038 m)
Ausgangspunkt: Dorfzentrum von Brand, zwischen Restaurant Dos und Hotel Sarotla (1000 m); Parkmöglichkeiten direkt in der Umgebung
Strecke: Fahrweg (teilweise asphaltiert), (urtümlicher) Steig
Höhenunterschied: je rund 800 Höhenmeter in Auf- und Abstieg (hin und retour)
Entfernungskilometer: rund 10 km (hin und retour)
Gehzeit: rund 2½ Std. Hinweg, rund 2 Std. Rückweg
Voraussetzung: Grundmaß an Kondition, Trittsicherheit
Kinder: ab dem Kleinkindalter
Mountainbuggy: nein
Ausrüstung: Festes Schuhwerk
Einkehrmöglichkeit: Sarotlahütte (1611 m), T 0664 9652995
Anreise: mit Öffis Landbus Nr. 81 von Bludenz nach Brand (Haltestelle Dorfbahn)

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