Von Menschen, die ihr Leben bei Kriegsende 1945 selbst in die Hand nahmen.
Über Jahrzehnte wurde für das Kriegsende 1945 das Bild von der Stunde Null bemüht. Es beschrieb, dass damals die NS-Diktatur mit einem Stichtag endete und alles neu begann: Das gesellschaftliche, das politische und das wirtschaftliche Leben wären damals bei Null in eine neue demokratische Zukunft gestartet. Einzelne kritische Stimmen verwiesen darauf, dass diese Stunde Null lange vor Kriegsende unter anderem durch die Westalliierten und den österreichischen Widerstand geplant worden sei. Doch auch sie hinterfragten den Topos der Stunde Null nicht.
Tatsächlich kann der Zeitraum zwischen Befreiung und Besatzung 1945 auch als eine Epoche verstanden werden, in dem Menschen ihr Leben selbst in die Hand nahmen. Das illustrieren Biographien wie jene, die im eben erschienenen Band 14 der Schriftenreihe des Archivs der Diözese Feldkirch wie folgt beschrieben werden:
„Alfons Anton Kothbauer wurde am 31. Oktober 1914 in Hohenems geboren. Nach der Volksschule besuchte er wie der spätere austrofaschistische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg rund zwei Jahrzehnte vor ihm das Jesuiten-Gymnasium Stella Matutina in Feldkirch. Er ging von dort verfrüht ab und lernte den Beruf des Bäckers. In den 1930er Jahren lebte Kothbauer in Bregenz und in Dornbirn. 1934 war er einer von neun Scharführern der illegalen Bregenzer SS. Zugleich arbeitete er als V-Mann für den österreichischen Verfassungsschutz. Es war ihm zu