Ulrike Delacher

Die gebürtige Tirolerin studierte Germanistik und Integrierte Kommunikation. Sie leitet die Unternehmenskommunikation bei der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft.

(Foto: © Matthias Weissengruber)

Berufsdermatologie: Arbeitslos durch Hautkrankheit?

Mai 2017

Ja, das gibt es – und zwar überraschend oft: Hauterkrankungen sind in Österreich sogar eine der häufigsten Ursachen für den Jobverlust, erklärt Primar Robert Strohal, Leiter von Vorarlbergs einziger Abteilung für Dermatologie am Schwerpunkt­krankenhaus Feldkirch. Der Experte erklärt, welche Erkrankungen gemeint sind – und was man vorbeugend tun kann.

Die Haut ist unser größtes Organ, sie ist die unmittelbare Kontaktfläche zur Umwelt einerseits, andererseits schützt sie unseren Körper vor Substanzen. Sie ist auch unser Temperaturregler, wenn es heiß oder wenn es kalt ist. Ihr Schutz ist aber nicht nur unsere eigene Aufgabe – auch Unternehmen aus verschiedenen Branchen müssen im Rahmen des gesetzlichen Arbeitsschutzes für die sogenannte Hautsicherheit sorgen. Denn: Hauterkrankungen durch den Beruf sind der häufigste Grund für Berufsunfähigkeit. „Eine Berufserkrankung nennt man jegliche Erkrankung, die durch den Beruf verursacht wird. Dies kann sich so weit auswirken, dass der Beruf gewechselt werden muss“, erklärt Professor Strohal.

Das geht unter – oder auf – die Haut

Besonders belastet sind Köche sowie Arbeitnehmer in der Nahrungsmittelbranche oder im Friseurgewerbe aufgrund von sehr viel Feuchtigkeit am Arbeitsplatz und dauerndem Hautkontakt mit Wasser und/oder Flüssigkeiten, die die Haut aggressiv angreifen oder schwerwiegende Allergien auslösen können. Auch in der metallverarbeitenden Industrie hantieren die Arbeitnehmer beispielsweise mit Ölen oder Kühlschmierstoffen von Maschinen, die, wenn sie auf die Haut gelangen, schwerwiegende Hautausschläge hervorrufen können. Oder wenn etwa die Schutzkleidung in Betrieben zu dicht ist und starkes Schwitzen verursacht (etwa Feuerschutzkleidung), kann dies zu Schweißerkrankungen führen. „Ein anderes Beispiel ist das Tragen von Schutzschuhen: Wenn diese nicht regelmäßig gewechselt werden, kann es zu Fußpilz und Infektionen der Haut kommen“, beschreibt Strohal weitere Ursachen für berufsbedingte Hauterkrankungen.

Mit heiler Haut davonkommen – Sicherheitsmaßnahmen

Arbeitsschutz ist die gesetzliche Aufgabe des Unternehmens, so auch beim Hautschutz: Es gibt viele Wege zur Hautsicherheit – der geschulte Dermatologe hat sich in diesem Bereich spezialisiert und berät gemeinsam mit dem Arbeitsmediziner Unternehmen, um diese Gefahren für die Mitarbeiter zu minimieren. Strohal führt aus: „Erste Sicherheitsmaßnahmen, die ein Weiterarbeiten nach einer Hauterkrankung ermöglichen, sind etwa die Einführung sanfterer Reinigungsprodukte, geeigneter Schutz- und Pflegesalben oder hautfreundlicherer Schutzkleidung und die genügende Anzahl von Schutzschuhen.“ International relativ neu in der Hautsicherheit ist der Gefährdungsfaktor „Sonne“ vor allem für Außenarbeiter. Hier empfehlen Dermatologen textilen Schutz (sonnendichte Kleidung), Schutz durch Sonnencreme und, wo möglich, Schutz durch Abdeckung wie etwa Schirme. „Vor drei Jahren hatten auch die 4000 LKH-Mitarbeiter unternehmensweit die Möglichkeit, sich auf die gegebenen Bedingungen hin begutachten zu lassen“, erzählt Strohal. Das Ergebnis: „In unseren Landeskrankenhäusern haben wir den höchsten Standard an Hautsicherheit – von der Berufskleidung über die Reinigungsmittel und Schutzhandschuhe bis zum Desinfektionsmittel.“

Wichtige Empfehlungen des Dermatologen

Erste Symptome von Hauterkrankungen werden immer beim niedergelassenen Dermatologen ausgetestet und/oder der Patient an die Schwerpunktabteilung am LKH Feldkirch überwiesen. Dort stehen in weiterer Folge komplexere Testungsmöglichkeiten beispielsweise für Allergien etwa gegen Lacke, Farben, Kleber und Kunststoffe zur Verfügung. Stellt sich eine beruflich bedingte und schwerwiegende Hauterkrankung heraus, die ein Weiterarbeiten im gewählten Beruf nicht möglich macht, meldet der Dermatologe die Erkrankung des Betroffenen der AUVA und leitet weitere Schritte ein. Bevor es soweit kommt, können folgende Maßnahmen – die übrigens nicht nur bei der Arbeit, sondern auch daheim gelten – Linderung bringen:

 

  • Tragen Sie bei Langzeit-Arbeiten mit Gummihandschuhen Baumwollhandschuhe als Schweißschutz.
  • Vermeiden Sie zu langen Kontakt der Haut mit Flüssigkeiten; ist dies nicht möglich, verwenden Sie vorher öl- und flüssigkeitsabweisende Schutzsalben. Nach der Händereinigung und am Ende der Arbeit empfiehlt sich eine Handpflegesalbe.
  • Scheuernde Reinigungssande sollten nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.
  • Schutzschuhe müssen jeden zweiten Tag gewechselt werden und ausgetrocknet sein.
  • Tragen Sie bei stark schweißtreibender Arbeit keine schweißdichte, sondern schweißtransportierende Kleidung.
  • Achten Sie bei längeren Arbeiten im Freien auf den textilen Sonnenschutz (Kleidung) und verwenden Sie Sonnencreme.

 

Dermatologie LKH Feldkirch

  • Leiter: Primar Prof. Dr. Robert Strohal
  • 9 Fachärzte, 1-2 Turnusärzte
  • 673 stationäre Patienten (2016)
  • 16.386 ambulante Patienten (2016)
  • Zuständig für schwere Hauterkrankungen, dermatologische Notfälle und Spezialtestungen

Expertise für …

  • Arbeitsmedizin
  • Beteiligung an Forschungsprojekten zur Hautsicherheit in Betrieben
  • Beteiligung an international anerkannten Analyse- und Schutzprogrammen in der Erdölindustrie
  • Mitglied der deutschen, europaweit führenden Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie

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