Zur Eingemeindung einer Dichterin
Wer ist ein Vorarlberger? Eine müßige Frage, eine langweilige Frage, eine politische Frage, eine Frage, die über Einschluss und Ausschluss, über Inklusion und Exklusion entscheidet. Formal sind es Staatsbürgerschaft und Wohnsitz, die darüber Auskunft geben, ob man einer ist oder nicht. Ob ja oder nein, ob Vorarlberger oder nicht, wirkt sich aber nicht nur auf die Möglichkeit politischer Partizipation aus, sondern auch auf historische Einordnungen, wenn es darum geht, Identitäten zu konstruieren. Zum Beispiel in der Literaturgeschichtsschreibung, die in ihrer regionalen Variante immer mit der Frage konfrontiert ist und war: Wer gehört dazu? Diese Frage verschärft sich, wenn es darum geht, die Geschichte der Literatur, die Literatur überhaupt, mit dem Land, aus dem die Dichterinnen und Dichter kommen, engzuführen. Manch einer ist schon mit der Frage nach dem „Wesen der Vorarlberger Literatur“ in eine Einbahnstraße eingebogen. So notwendig es ist, das Feld der Literatur zu unterteilen, meinetwegen auch in nationale Literaturen, so unbarmherzig der Literatur gegenüber sind jene Versuche, Schriftstellerinnen und Schriftsteller nur deshalb in eine Reihe zu stellen, weil sie in den Grenzen eines kleinen Gebietes geboren wurden. Hier macht Not erfinderisch. Denn es versteht sich von selbst, dass das schlichte Ereignis der Geburt manchmal nicht ausreicht, zur Vorarlberger Literatur zu gehören. Auch das vorliegende Werk muss, wie auch