Manfred Hellrigl

Leiter des Büros für Zukunftsfragen

Mehr Mut zu Offenheit und wertschätzender Kommunikation

Mai 2015

Bürgerbeteiligung hat Hochkonjunktur, denn Bürgerinnen und Bürger sind immer weniger bereit, sich bevormunden zu lassen. Und das ist gut so. Heute genügt es nicht mehr, von oben herab zu kommunizieren und einsame Top-down-Entscheidungen zu treffen. Um ein Projekt erfolgreich umzusetzen, müssen möglichst alle betroffenen Personen die Möglichkeit haben, sich einzubringen und mitzureden. Was im ersten Moment nach Umweg und großem Aufwand klingt, stellt sich im Nachhinein oft als die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten heraus. Denn was nützt die beste Idee, wenn sie an fehlender Akzeptanz scheitert?

Entsprechend groß ist das Interesse an entsprechenden Verfahren, die Mitsprache ermöglichen sollen. Und die sprießen wie die berühmten Schwammerln aus dem Boden: Dialog, Open Space, World Café oder Bürgerräte, um nur einige der bekanntesten zu nennen. Was dabei gerne übersehen wird, ist die Tatsache, dass das Verfahren selbst das kleinere Pro­blem darstellt. Die größte Herausforderung beim gelungenen Einsatz von Beteiligungsverfahren ist die innere Haltung der Auftraggeber: Sind sie wirklich bereit, sich auf ergebnisoffene Verfahren einzulassen? Sind sie bereit, zuzuhören? Sind sie offen, dazuzulernen?

Erfolgreiche Bürgerbeteiligung braucht deshalb nicht nur professionell geleitete Verfahren, sondern vor allem den Mut zu Offenheit und wertschätzender Kommunikation. Und zwar nicht nur seitens der zur Beteiligung eingeladenen Personen, sondern vor allem seitens der Führungskräfte, die solche Verfahren beauftragen. Und wenn ich von Führungskräften rede, dann meine ich nicht nur jene auf staatlicher Ebene, sondern auch jene in Kirche, Schule, Verein und Unternehmen.