Heinz Bertolini

Gründer des Montagsforums

Von der Hoffnung

Mai 2015

Wir leben in einem wohlhabenden, von größeren Krisen und sozialen Spannungen verschonten und traditionell christlich geprägten Land. Daher anlässlich der Fastenzeit einige Gedanken über Veränderungen der Gesellschaft und des eigenen Lebens und ob es so bleibt.

Ein Thema ist die Angst, die der Soziologe Prof. Bude im neuen Buch „Gesellschaft der Angst“ ausführlich analysiert. Es gibt Statusängste in der Bildung und Statuspanik im Hinblick auf Gesellschaft, Familie und Beruf. Sorgen gelten sicheren Arbeitsplätzen, der Geldwert­stabilität und der Gesundheitsversorgung. Da sind Ängste vor dem Anderen, dem Fremden, der Migration, politischem Versagen und dem Ausgeliefertsein akuter Kriegsdrohungen und Terroranschlägen. Im Alter Angst und Sorge um Beziehungen zu Partner und Mitmenschen, um Pflege in Krankheit und Not.

Ängste besiegen kann jedoch die Hoffnung, die gerade in Krisen- und Notzeiten besonders intensiv empfunden wird. Neben dem Bewahren alter Werte besteht eine Notwendigkeit im Finden neuer Werte, denn Pluralismus und Informationsflut einer veränderten Welt verlangen nach Orientierung und Sinnfindung, die vielfach jungen Menschen fehlt und sie in gefährliche Abhängigkeiten treibt. Eine unübersehbare Rückkehr zu den Religionen ist evident. Der christliche Glaube hat daher nach einer neuen und vor allem lebbaren Interpretation – im Sinne des „fürchte dich nicht“ aus dem AT – zu suchen. Nichts muss bleiben, wie es ist.
Meine Hoffnung liegt bei den jungen Menschen, die trotz unsicherer Zukunft mit Begeisterung, Freude und Verantwortung ihre Lebensaufgabe in Beruf, Familie, Gesellschaft und Welt mit Liebe, Respekt und Achtsamkeit erfüllen. Wo das Sinnen und Trachten des Menschen nur im Haben liegt, verliert nach Erich Fromm jede Gesellschaft ihre Seele und innere Kraft.