Peter Freiberger

Themenweg zur inneren Einkehr

November 2016

Die Propstei St. Gerold im Großen Walsertal bildet den Ausgangspunkt für einen Themenweg, der die Sinne anregt und uns zu lieblichen Plätzen führt. Auch Kindern wird auf der überschau­baren Runde dank zahlreicher Attraktionen kaum fad. Der November scheint die ideale Zeit zu sein, während einer wenig anstrengenden Wanderung innere Einkehr zu halten.

Wir fahren von Thüringen Richtung Thüringerberg und von dort ins Große Walsertal bis St. Gerold. Hier ist die Propstei St. Gerold bereits am Ortsanfang angeschrieben, beim Gemeindehaus mit der modernen Architektur zweigen wir (beschildert) rechts ab und folgen der Straße hinunter zur Propstei, wo es ausreichend Gratisparkplätze gibt.

Die Gründung der Propstei geht der Legende nach auf Mitte des 11. Jahrhunderts zurück. Was viele möglicherweise nicht wissen: Es handelt sich um eine Filialniederlassung des Klosters Einsiedeln in der Schweiz. Die Propstei im Großen Walsertal gehört seit dem 13. Jahrhundert nachweislich zu Einsiedeln.

Eines gleich vorausgeschickt: Um eine kräftezehrende Tour handelt es sich bei dem hier vorgestellten Tipp, der sich die Gustostückerln aus mehreren Themenwegen herauspickt, nicht. Ein „ausgedehnter Spaziergang in wunderbarer Landschaft“ trifft es eher. Dafür kann man sich die Zeit nehmen, die Zitate und Gedichte auf den Meditationstafeln genau zu studieren und auf sich wirken zu lassen.

Spaß auch für die Kleinen

Die Texte haben übrigens nicht zwangsläufig – wie vielleicht angenommen – katholischen oder allgemein christlichen Inhalt. Und kleine Wanderer werden ihren Spaß an den vielen – zum Teil mit Fischen bestückten – Tümpeln und anderen Attraktionen wie dem Labyrinth finden. Wir spazieren jedenfalls zur Kirche, an deren nordöstlichem Ende der „Weg der Sinne“ und der „Weg der Stille“ angeschrieben sind. Daran orientiert man sich und wandert auf einem schmalen Asphaltweg in den Wald hinein (nicht der Zufahrtsstraße mit Einbahnregelung hinauf folgen).

Die Route überquert gleich zwei kleine Bäche. Unmittelbar danach befindet sich eine Infotafel, wo mehrere Themenwege angeschrieben sind und rechter Hand ein Steig hinab zieht. Es heißt freilich, auf der praktisch unbefahrenen Asphaltstraße taleinwärts zu bleiben. Die leitet rasch wieder aus dem Wald heraus, es öffnen sich tolle Blicke ins Walsertal und rechts oberhalb zum Dorf Raggal. Nach ungefähr 200 Metern im ebenen Gelände (vorbei am Schild „Zum Labyrinth“) hält man sich rechter Hand an „Weg der Sinne / Weg der Stille“ und zweigt hier nun doch von der Straße auf einen Steig ab.

Die Route dreht an dem Punkt praktisch um, der Steig führt zunächst kurz an der Schnittstelle von Wiesen und Wald dahin. Wir passieren jetzt die ersten Meditationstafeln, Bänke laden – wie entlang der gesamten Strecke – zum Verweilen ein. Die Tour bringt uns erneut in den Wald und zu einem kreisförmigen Labyrinth. Was ein Labyrinth symbolisiert, ist auf einer Infotafel zu lesen. Eines vorweg: Es handelt sich nicht, wie vielfach fälschlicherweise angenommen, um einen Irrgarten.

Wenig später orientieren wir uns am Holzschild mit dem Symbol eines Tümpels und gehen weiter abwärts. Man kommt ab jetzt an mehreren Tümpeln bzw. Weihern vorbei, die Strecke führt über kleine Holzbrücken und abschnittsweise über Holzstufen im bezaubernden (Misch-)Wald hinab. Im Bereich der Holzstufen lässt sich rechts eine Art (unbezeichnete) Abzweigung erkennen. Die wird ignoriert, man wandert gleichbleibend hinunter (dem kleinen Bach folgen). Unsere Runde führt – vorbei an einer Routenteilung – abwärts bis zu einem Tümpel, vor dem eine Tafel mit einem Gedicht von Rose Ausländer steht. Wir haben hier den tiefsten Punkt der Runde erreicht

Dicke Brocken im Klosterweiher

Vom Weiher gehen wir dann die wenigen Meter zurück zur Weggabelung. An der Stelle und gleich darauf heißt es, sich abermals an dem Holzschild mit dem Tümpelsymbol hinauf zu orientieren. Die Strecke leitet zu dem in seinen Ausmaßen beachtlichen Klosterweiher. Der stellt für die jungen Wanderer wohl die größte Attraktion dar. Nicht nur, weil Wasser eine Anziehungskraft auf Kinder ausübt – bei einem genauen Blick ins Gewässer zeigen sich dessen prächtige Schätze: In dem Teich schwimmen Fische. Die Größe des einen oder anderen Fischs versetzt vermutlich nicht allein Kinder ins Staunen.

Direkt oberhalb befindet sich ein weiterer Weiher – das nächste Ziel. Wir spazieren links daran vorbei und aufwärts zu einer Bank, neben der eine Meditationstafel mit einem Herbstgedicht von Rilke steht. Nun heißt es, dem Pfeil mit dem Kirchensymbol nach links zu folgen. Wir verlassen wenig später den Wald und überqueren einen Feldweg zur „Geroldsruh“, einem bezaubernden, aussichtsreichen Meditationsplatz. Dort erfährt man Interessantes über den heiligen Gerold, der der Legende nach unter der heutigen Propstei begraben liegt.

Im letzten Abschnitt führt die Rundtour auf dem Feldweg in den Wiesen zurück hinauf zur Propstei und somit zum Ausgangspunkt. Im Klostergasthof erhält der Begriff „Einkehr“ schließlich eine zweite, krönende Bedeutung.

 

Ort: St. Gerold im Großen Walsertal (920 m)
Ausgangspunkt: Propstei St. Gerold (848 m), Gratisparkplätze vorhanden
Strecke: (Fahr-)Weg, Fußweg, Steig
Höhenunterschied: je rund 100 Höhenmeter in Auf- und Abstieg
Entfernungskilometer: zu vernachlässigen
Gehzeit: rund 50 Minuten (gesamte Runde – ohne Aufenthalt bei den Meditations­tafeln bzw. diversen Attraktionen)
Voraussetzung: keine besonderen Voraussetzungen
Kinder: ab dem Kleinkindalter
Mountainbuggy: nein
Ausrüstung: festes Schuhwerk mit griffiger Sohle (Holzbrücken und Holzstufen unter Umständen rutschig)
Einkehrmöglichkeit: Klostergasthof Propstei St. Gerold; www.propstei-stgerold.at; kein Ruhetag
Anreise: mit Öffis Landbus 76 vom Bahnhof Ludesch zum Gemeindeamt Thüringen; weiter mit Landbus 77 nach St. Gerold/Gemeindeamt; zu Fuß in wenigen Minuten hinunter zum Ausgangspunkt

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