Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

Vorarlberg digital

November 2023

Neue Stiftungsprofessur, relevante Handlungsfelder: Aspekte der Digitalisierung.

Die Digitalisierung hat längst schon die Art und Weise verändert, wie Unternehmen, Organisationen, Vereine, private Haushalte und Behörden organisiert sind und wie sie funktionieren, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria in einer Studie: „Neue Prozess- und Interaktionsformen entstehen, bestehende verlieren an Bedeutung oder unterliegen einer digitalen Transformation. Die veränderten organisatorischen und funktionalen Muster prägen Branchen, Wertschöpfungsketten, Verhaltens- und Interaktionsstrukturen. Sie beeinflussen und verändern damit die Gesellschaft, das Gemeinwesen und die Ökonomie.“ Ann-Kristin Cordes, Wirtschaftsinformatikern und Stiftungsprofessorin an der Fachhochschule Vorarlberg, sagt: „Digitalisierung ist allumfassend, hat längst nicht nur alle Branchen und alle Bereiche durchdrungen, sondern auch das tägliche Leben.“ Florian Dünser, Inhaber der Digitalmarketingagentur „voor“, betont, dass Digitalisierung „keine individuelle Entscheidung pro oder contra“ ist. Warum? „Weil die Digitalisierung jeden Menschen betrifft, in den unterschiedlichsten Facetten des Seins und des Tuns, ob bewusst oder unbewusst“. Wer also nur von der Digitalisierung spricht, der irrt: „Man kann sie losgelöst von Zusammenhängen weder betrachten noch begreifen.“

Wettbewerbsfähigkeit
Auch wenn sich also das Ausmaß der Digitalisierung in all ihren Facetten nicht mehr darstellen lässt, lassen sich ökonomische Effekte der Digitalisierung messen und hochrechnen, wie sich in der eingangs erwähnten EcoAustria-Studie nachlesen lässt. Dort wird darauf verwiesen, dass bereits eine moderate „Verbesserung der digitalen Wettbewerbsfähigkeit um ein Prozent das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um 0,16 Prozent erhöhen“ würde. Modelliert wird in der Studie auch ein Aufholszenario. Gelänge es Österreich bis zum Jahr 2027, zu den Ländern mit der höchsten digitalen Wettbewerbsfähigkeit aufzuschließen – genannt werden die USA, die skandinavischen Länder und die Niederlande – würde sich das BIP pro Kopf um etwa 3,5 Prozent erhöhen. Über den gesamten Zeitraum des Szenarios kumuliert ergäbe sich laut den Studienautoren „eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von etwa 100 Milliarden Euro“.
Und wie lässt sich aufholen? Laut Studie wären für die Aufholpotenziale in Österreich folgende Faktoren maßgeblich: „Die Verfügbarkeit von hochspezialisierten IT-Fachqualifikationen, digitale Basiskompetenzen in der Bevölkerung, die Nutzung von digitalen Technologien in Unternehmen, insbesondere in Klein- und Mittelbetrieben, sowie weiters Breitbandinfrastrukturen und digitale Innovationsfähigkeit.“ Sind da auch die relevanten Handlungsfelder für Vorarlberg skizziert, die vorhandenen Problemfelder aufgezeigt?

Vorarlberg
Seit September gibt es an der Fachhochschule Vorarlberg, finanziell unterstützt von Blum, eine neue Stiftungsprofessur für Digital Business Transformation. Stiftungsprofessorin ist Ann-Kristin Cordes; sie soll mit ihrer Forschungsgruppe Vorarlbergs Unternehmen auf ihrem Weg der Digitalisierung unterstützen. Wobei der Fokus vor allem „auf der Entwicklung von datengetriebenen, auch mit KI unterfütterten Geschäftsmodellen und digitalen Innovationen für kleine und mittlere Unternehmen“ in der Region liegen wird. 

„Dann wird das zu einem Problem“
Welchen Eindruck hat Ann-Kristin Cordes in den ersten Wochen gewonnen? Dass diejenigen Unternehmen, die sie bereits kennengerlernt hat, den „Puls der Zeit verstanden“ haben. Sie sieht dort bereits geschaffene Grundlagen und den Willen, auf neue Technologien umzusatteln. Aber sie sagt auch: „Für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg wird es entscheidend sein, dass sich die Klein- und Mittelbetriebe digitalisieren. Holt der Mittelstand nicht auf, wird das zu einem Problem.“ Denn Betriebe, die in digitaler Hinsicht säumig seien, würden ab einem gewissen Zeitpunkt weder im globalen Wettbewerb noch mit den großen Playern mithalten können: „Das wird nicht morgen passieren, aber dieser Punkt wird kommen.“ Sie spricht da von Herausforderungen für alle Mittelständler. Von welchem Problem spricht sie?

Kein kreativer Spielraum
Der Expertin zufolge fehlen im Mittelstand oftmals Ressourcen, sowohl finanzielle als auch personelle. Ganz kleine Betriebe haben in der Regel gar keine IT- oder MINT-Experten. Oder sie haben Experten, die dann sehr stark in das operative Geschäft eingebunden sind, und damit keine Kapazität haben, strategisch auswerten zu können, welche neuen Technologien sinnvoll wären. Die Anzahl digitaler Technologien ist längst zu groß geworden, und damit kann schnell der Überblick verloren werden, sagt sie. „In einem Betrieb mit zehn bis 15 Mitarbeitenden ist jeder einzelne sehr gut ausgelastet, da ist häufig kein kreativer Spielraum da, um sich mit der Suche und der Implementierung geeigneter Technologien beschäftigen zu können.“
Laut dem Industriewissenschaftlichen Institut fehlten der österreichischen Wirtschaft im Dezember 2022 „rund 28.000 IT-Fachkräfte, allein 12.000 davon in den Unternehmen in der IT-Branche: Dies führt zu einem Wertschöpfungsverlust von bis zu 4,9 Milliarden Euro pro Jahr oder 175.000 Euro pro unbesetzter Stelle.“ Was gilt für Vorarlberg? 927 offene Stellen in den Bereichen Elektrotechnik, Elektronik, Telekommunikation, IT weist der Stellenmonitor des österreichischen Wirtschaftsbundes für den heurigen September aus. Doch ist der Bedarf wesentlich höher, nachdem Digitalisierung – wie eingangs erwähnt – eben sämtliche Branchen, sämtliche Berufe, sämtliche Bereiche durchdringt.  

Digital Natives
Ann-Kristin Cordes sagt auch: „Die Kundschaft gibt immer mehr den Takt vor, wird zum Maß aller Dinge. Der Druck aus dem alltäglichen Leben wird die Unternehmen immer stärker dazu bringen, andere – sprich: digitale – Angebote und Dienstleistungen anzubieten. Und um das umsetzen zu können, sind junge Mitarbeitende die besten Ansprechpartner.“ Warum? „Weil Digital Natives beim Eintritt in ein Unternehmen aus ihrem Alltag bereits implizites Wissen über neue Technologien mitbringen.“ Dieses Wissen müsse abgegriffen und im Unternehmen integriert werden, „dieses schlummernde Potenzial muss gehoben werden.“ Doch damit werde sich auch die Führung ändern müssen: „Ältere Führungskräfte werden vermehrt ihre Managementfähigkeiten und immer weniger ihre Fach­expertise, junge Mitarbeitende werden hingegen immer mehr ihr implizites, digitales Wissen einbringen.“

Drängende Fragen
In der Presseerklärung anlässlich ihrer Berufung hatte es geheißen, die Forschungsgruppe werde „zukünftig an den drängenden Fragen der digitalen Transformation forschen, für und mit lokalen Unternehmen.“ Drängende Fragen? Sie nennt Beispiele: Wie der Einsatz solcher Technologien gelingt, wie sich das jeweilige Geschäftsmodell digitalisieren und gegebenenfalls erweitern lässt, welche Fähigkeiten man für ein digitales Unternehmen braucht – und wie man adäquate KI-Lösung im Unternehmen implementiert. Und schließlich: Was KI und neueste Technologien mit uns und mit den Unternehmen und mit der Mitarbeiterschaft machen. Denn die Arbeit der Zukunft wird eine andere sein. 
Rechnet die Expertin damit, dass es künftig – auch in unserem Land – zu einem flächendeckenden Einsatz von KI kommen wird? „Es ist die Frage, wie man flächendeckend definiert“, sagt Ann-Kristin Cordes, „aber von einem gehe ich aus: Dass wir um KI nicht mehr herumkommen.“ Ist KI eigentlich die logische Weiterentwicklung der Digitalisierung? „Eine spannende Frage. Aber wahrscheinlich ist sie wirklich die logische Konsequenz, da wir uns eigentlich immer schon mit der Technologie weiterentwickelt haben.“ Einst war es der Computer an sich, der alles disruptiv durchbrach, dann waren es viele andere Technologien wie ERP-Systeme, die auf ihrem Weg und in ihrer Zeit jeweils große Veränderungen gebracht haben: „Und jetzt wird die KI Veränderungen bringen.“ 
KI, sagt Florian Dünser, wird das ohnehin schon rasante Tempo der Digitalisierung nochmals extrem beschleunigen, „in einem heute noch nicht abzusehenden Ausmaß“, und das in Bereichen, an die man heute noch nicht einmal denke: „Wir sehen bei den derzeit verfügbaren KI-Tools wie ChatGPT oder Midjourney nur die Spitze des Eisbergs der Möglichkeiten. Was vielen Menschen nicht bewusst ist: KI hat ein so großes disruptives Potenzial, dass die Art und Weise, wie wir arbeiten und leben, auf den Kopf gestellt werden kann. Ob man das will – beziehungsweise auch darf – ist keine technologische, sondern eine gesellschaftspolitische Frage. Es ist jetzt also auch die Politik gefragt, ihrem eigentlichen Auftrag gerecht zu werden: Rahmenbedingungen anpassen – und Zukunft gestalten.“

Die Digitalisierung, die wir meinen
Erste Erkenntnisse aus einer Befragung der Plattform für digitale Initiativen über das Verständnis und den Stand der Digitalisierung in Vorarlberg.
Von Johannes Moser und Guntram Bechtold

Mit dem Verein Plattform für Digitale Initiativen haben wir uns zum Ziel gesetzt „den Funken der Digitalisierung in jedem Menschen der Region zu zünden“. Als Struktur, die hauptsächlich von den Menschen und vom Gemeinsamen lebt, hat sich unsere Aufgabe im Jahr 2021 durch die Pandemie grundlegend geändert. Alles wurde innerhalb weniger Tage digital, remote und irgendwie hat es auch geklappt. Heute fragt niemand mehr, ob wir Digitalisierung brauchen – weil wir sie tagtäglich immer nutzen. Aber was bedeutet das eigentlich? Um den Funken zukünftig etwas gezielter zünden zu können, beleuchten wir genauer, wie es mit Vorarlberg und der Digitalisierung steht. Der Drang, etwas zu verändern und Menschen zu inspirieren, hat uns immer geeint. Zugang zu neuen Themen legen, Ängste nehmen, begeistern und aktivieren sind die Mittel, mit denen wir agieren. Die Strategie und Zielsetzung war nicht immer klar genug. In zahlreichen Gesprächen hat sich die essenzielle Frage, ob Digitalisierung als Technologiebegriff ausreichend weit gefasst ist, oder ob die Ausweitung auf den Einfluss auf Menschen und deren Interaktion richtig wäre, herauskristallisiert. Die Frage: Ist „Digitalisierung“ ein Kulturbegriff?
Dazu haben wir um die 30 Gespräche mit Akteuren innerhalb und außerhalb unseres Vereins geführt. Die Ergebnisse waren aufschlussreich. Das erlaubt uns, einen Zwischenstand zu berichten.
Die Digitalisierung ist in Vorarlberg angekommen. Sie hat spürbar Einfluss auf Menschen, beruflich und persönlich. Unternehmen entwickeln digitale und analoge Produkte mit der Unterstützung digitaler Technologien. Klassisch vorarlberg­erisch gibt es einige „Hidden Champions“, die unter dem Radar fliegen und wenig bekannt, aber trotzdem relevant sind. Auch die größeren Unternehmen befassen sich aktiv mit der Digitalisierung ihrer Produkte und beschreiten neue Geschäftswege.
Nachholbedarf haben Unternehmen in der Region laut unseren Gesprächspartnern beim Bilden von Netzwerken. Hier sind sie noch zu sehr in der alten Welt verhaftet. Oft überwiegen Ängste vor dem Verlust der Arbeitskraft oder des Betriebsgeheimnisses, anstatt sich zu öffnen und aktiv Kollaborationen zu suchen, die neue Erkenntnisse, Geschäftszweige und Wachstum ermöglichen. Es wird verkannt, dass in einer globalisierten Welt breiter gefasste Zusammenschlüsse mehr Chancen haben. Diese Sicht umfasst ebenfalls die Digitale Community in Vorarlberg insgesamt. Sie entfaltet nicht ihre volle Kraft, weil sie zu kleinteilig in einzelnen Initiativen agiert.
Die technische Infrastruktur ist teils gegeben. Digitale Werkzeuge, die Prozesse vereinfachen, werden in der Breite eingesetzt. Die Forderung nach konsequentem Umsetzen der Breitbandinfrastruktur wird vehement und klar formuliert. Prozesse in der Interaktion mit der öffentlichen Hand müssen schneller und effektiver digitalisiert werden. Stückwerk und halbherzige Umsetzung lähmen Industrie und Innovation.
Ein ambivalentes Bild wird bei der Bildung gezeichnet. Hier retten einzelne Personen durch persönlichen Einsatz, was zu retten ist, wo Strukturen nicht an die Anforderungen der heutigen Zeit angepasst werden. Wir, das ist natürlich nicht nur ein Thema des Landes, sondern auf Bundes- oder gar europäischer Ebene zu sehen, drohen hier den Anschluss an andere Länder und Regionen zu verlieren.
Junge Menschen verlassen Vorarlberg, um zu studieren, berufliche Chancen wahrzunehmen oder einfach die Welt zu sehen. Dadurch verlieren wir Talent und Potenzial an urbanere Regionen. Gemeinsam mit der wenig konsequenten Modernisierung des Bildungssystems stellt dies die größte Bedrohung für die Zukunft der Region dar. Darin sind sich alle einig. Es ist klar, dass Vorarlberg niemals mit den Großstädten dieser Welt in Sachen Urbanität mithalten kann, trotzdem wird entsprechende Attraktivität für junge Pioniere und Zukunftsgestalter gesellschaftlich, kulturell und strukturell gefordert.
Digitalisierung lässt Grenzen verschwinden, indem sie Menschen unmittelbar verbindet. Sie hat das Potenzial Privilegien irrelevant zu machen, weil Wissen und Erfahrung einfach zur Verfügung stehen. Sie ermöglicht Innovation und Fortschritt indem sie Kollaboration effizienter und einfacher macht. Digitalisierung ist Anleitung zur Kreativität und Möglichkeit zur Mitgestaltung. Das ist die Digitalisierung, die wir meinen. Der verschlossene und „ghörige“ Vorarlberger (bewusst die männliche Form) steht diesem Zukunftsbild im Weg, da Offenheit, Fehlerkultur und Optimismus diametral sozialisiert worden sind und werden.
Die allgemeine Stimmung lässt sich als durchaus positiv zusammenfassen. Die Chance, auch weiterhin am Ball zu bleiben, ist da. Darüber schwebt die Gefahr, den Anschluss zu verpassen. In der Breite gibt es das starke Bedürfnis, die Digitalisierung, digitale Produkte, die Digitalisierung des Unternehmens sowie die Geschäftsprozesse zu forcieren, um am Puls der Zeit zu bleiben.
Wir als Plattform für Digitale Initiativen wollen darüber hinaus blicken. Als Vorarlberger brauchen wir ein optimistisches, offenes Weltbild – nicht nur, um in der digitalisierten Welt bestehen zu können, sondern auch, um dieses aktiv mitzugestalten. Die Zukunft braucht das. Als Digitale Initiativen wollen wir die Region dahin lenken. Die Gespräche haben gezeigt, dass wir nicht alleine sind. Lasst uns gemeinsam den Weg beschreiten.
Die finalen Erkenntnisse unserer Recherche werden am 19. Januar 2024 im Rahmen der Jahreshauptversammlung vorgestellt.

Heute schon an morgen denken
Glasfaserausbau als Investition in die Zukunft.
Von Eva Niedermair 

Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren einen tiefgreifenden Wandel in sämtlichen Lebensbereichen herbeigeführt. Auch in Vorarlberg ist dieser Wandel nicht unbemerkt geblieben. Die fortschreitende Digitalisierung hat hier insbesondere die Infrastruktur beeinflusst und verändert; und zwar in vielerlei Hinsicht. Schnelle und zuverlässige Datenleitungen sind im digitalen Zeitalter genauso unverzichtbar, wie die Verkehrsinfrastruktur und die Stromversorgung. Mit der Digitalisierung im Bildungsbereich, dem Aufkommen des Home­office, dem Anstieg von Streaming-Diensten und der Verbreitung von Smart Homes wird die Datenübertragungsleistung in jedem Haushalt zu einer entscheidenden Standortfrage. 

Nicht zuletzt deshalb hat die digitale Infrastruktur in Vorarlberg in den vergangenen Jahren einen signifikanten Fortschritt erlebt; denn während herkömmliche Netztechnologien früher oder später an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, ermöglicht die moderne Glasfasertechnologie eine nachhaltige und zukunftsfähige Breitbandversorgung mit Potenzial bis hin in den Gigabit-Bereich. Eine derartige Technologie ist aber nicht nur ein Gewinn für die lokale Wirtschaft, sondern trägt auch zur Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner bei. Eine nicht flächendeckende Verfügbarkeit von schnellem Internet ist heutzutage unvorstellbar. Breitbandanschlüsse, Glasfasernetze und 5G-Mobilfunkabdeckung sorgen dafür, dass Bürger und Unternehmen in der Lage sind, in der digitalen Welt konkurrenzfähig zu bleiben. Homeoffice, virtuelle Konferenzen und E-Learning sind in Zeiten von COVID-19 zu wichtigen Bestandteilen des Lebens geworden, und eine zuverlässige digitale Infrastruktur ist unerlässlich, um diese Entwicklungen zu unterstützen. 

Die Versorgung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen, die Übertragungsraten von mehr als 100 Mbits/s ermöglichen, hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Bis Ende des Jahres 2022 hatten 77 Prozent aller Anschlüsse in Vorarlberg eine solche Möglichkeit. Neben der Verfügbarkeit von High-Speed-Internet hat Vorarlberg auch in andere Aspekte der Infrastruktur investiert, um die Vorteile der Digitalisierung voll auszuschöpfen. Beispielsweise wurde intelligente Verkehrssysteme eingeführt, um den Verkehrsfluss zu optimieren und die Straßennetze effizienter zu nutzen. Das verringert nicht nur den Verkehrsstau, sondern senkt auch den Treibstoffverbrauch und den CO2-Ausstoß. Die Digitalisierung hat auch die öffentliche Verwaltung in Vorarlberg modernisiert. Bürgerinnen und Bürger können eine Vielzahl von Behördendiensten online in Anspruch nehmen, was Zeit und Aufwand spart. Dies trägt zur Effizienz und Transparenz der Verwaltung bei. Jedoch darf die grundsätzlich solide Breitbandversorgung nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anteil an Glasfaseranschlüssen in Vorarlberg lediglich sieben Prozent beträgt. Obwohl heimische Telekommunikationsanbieter kontinuierlich in den Ausbau von Glasfasernetzen investieren, ist die Nutzungsrate in Österreich vergleichsweise niedrig. Im 2. Quartal 2022 belegte Österreich innerhalb der EU mit einer Nutzungsrate von lediglich 19 Prozent den vorletzten Platz. Hier besteht also noch beträchtliches Potenzial nach oben. Im Gegensatz dazu verzeichnen Spitzenreiter wie Finnland, Island und Norwegen Nutzungsquoten von über 80 Prozent bei Glasfaseranschlüssen. Dieser Wandel hat nicht nur die lokale Wirtschaft gestärkt, sondern auch das tägliche Leben der Bewohner und Bewohnerinnen bereichert. 

Das zögerliche Umschwenken auf modernste Internettechnologie in Haushalten liegt zum Teil an der momentan noch relativ guten Grundversorgung über Koaxial – und alten Kupfernetzen. Darüber hinaus schrecken viele vor den Anschlusskosten für die „letzte Meile“ auf ihrem eigenen Grundstück zurück. Die Bereitstellung von Anschlussförderungen für private Haushalte könnte dieses Problem mildern. Vorarlberg ist hier sicherlich auf einem guten Weg, um die Chancen der digitalen Zukunft voll auszuschöpfen und die Region weiterhin zu einem attraktiven Ort zum Leben und Arbeiten zu machen. Allerdings ist es bei der Internetanbindung wichtig zu bedenken, dass – obwohl der derzeitige Bedarf noch nicht gedeckt ist – die benötigten Datenmengen in den kommenden Jahren weiterhin rapide ansteigen werden. Daher ist es sinnvoll, bereits heute an den Bedarf von morgen zu denken.

„Nochmals eine Zäsur“ 
Wirtschaftsstandort Vorarlberg: Im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte,
Südamerika als interessanter Markt.

Wie digital ist der Standort? Um sich dem Thema anzunähern, formuliert Jimmy Heinzl, Geschäftsführer der WISTO, zunächst Grundlegendes. Erstens reiche das weite Feld der Digitalisierung von der Automatisierung von Produktionsprozessen, über das Management von Logistikketten und die Integration von digitalen Tools in der Verwaltung bis hin zur Kommunikation, etwa über Soziale Medien. Und zweitens? Ist Vorarlberg laut Heinzl „ein Standort, der mit seiner hohen Industriedichte bereits frühzeitig sehr stark digitalisiert und automatisiert war, vor allem, was Produktionsprozesse und insbesondere wiederkehrende Arbeitsabläufe betrifft.“ Vorarlberg, sagt Heinzl, sei in dieser Hinsicht „eines der führenden Bundesländer, und das ist letztlich auch ein Teil unserer Wettbewerbsfähigkeit.“ Auch im Bereich wirtschaftsnaher Verwaltung habe das Land, „sehr stark befeuert durch die Pandemie einige Schritte nach vorne“ gemacht: „Gemessen an den skandinavischen Ländern, auch am Baltikum haben wir tatsächlich ein gewisses Delta, aber wir holen in großen Schritten auf.“ 
Und wo gibt es Handlungsbedarf? Laut Heinzl zeigt eine WIFO-Studie „ein Delta bei IT-Dienstleistungen“. In Vorarlberg sei noch viel in den Firmen selbst, „bei diesen digitalen, industrienahen, wissensbasierten Dienstleistungen können wir sicher noch besser werden, wenngleich sich auch in diesem Bereich in der digitalen Szene bereits einiges getan hat“. 

Fachkräfte? Es gebe grundsätzlich eine Verknappung an Fachkräften, speziell sei diese Verknappung im Bereich IT gegeben: „Weil die Wirtschaft auf Digitalisierungsprojekte setzt, ist eben der Bedarf so groß.“ Der Wettbewerb um Fachkräfte ist ein internationaler, Heinzl sagt, man habe, um Fachkräfte bekommen zu können, „weiter rauszugehen“. Auch außerhalb Europas gibt es demnach interessante Märkte, etwa in Südamerika. Das Thema Fachkräfte sei allerdings nicht ausschließlich eines der überregionalen Rekrutierung, „da gibt es auch andere Maßnahmen, beispielsweise Höherqualifizierung über alle Bildungsbereiche hinweg, bessere Kinderbetreuung, flexiblere Arbeitszeiten.“

Und was kommt? Die nächste Aufgabe für den Standort Vorarlberg wird es Heinzl zufolge sein, sich mit den neuesten Technologien im Bereich der Digitalisierung intensiv zu befassen, mit dem Thema der künstlichen Intelligenz: „Die Automatisierung wiederkehrender Arbeitsabläufe ist in der Wirtschaft bereits weitgehend erfolgt. Jetzt geht es mit dieser neuen Technologie auch in bisher nicht standardisierte Arbeitsabläufe. Und das ist nochmals eine Zäsur, weil man in diesem Bereich nun eine Teilautomatisierung bis hin zu Kreativaufgaben erreichen kann. Und das ist tatsächlich neu.“ Was gilt insgesamt, ist das Land gut aufgestellt? „Ja, aber es gibt immer mehr zu tun.“

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