Werner Bundschuh

Historiker, Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, www.erinnern.at

12. September – in „Mariä Namen“

November 2016

Katholiken begehen am 12. September in Erinnerung an die „Türkenbefreiung“ 1683 das Fest „Mariä Namen“. Die FPÖ feierte den 333. Jahrestag (!) unter dem Motto „Abendland beschützen, damals wie heute“. Strache und Co. nutzten dieses „Jubiläum“, um das zu tun, was „Populisten“ am besten können: alte, tief verwurzelte Feindbilder und Ressentiment schüren.

Jeder meiner Geschichte-Kurse beginnt mit einer Bestandsaufnahme des „Schulwissens“. „1683“ und die „Türkenbelagerung“ gehören zum kollektiven Wissensstand. Doch warum bleibt gerade diese Jahreszahl hängen? Die Antwort: jahrhundertelang propagiert, instrumentalisiert, eingeübt und politisch missbraucht. Akteure dieser Feinbildinszenierung waren und sind katholische Fundamentalisten, der austrofaschistische Demokratieausschalter Dollfuß, der die 250. Jahrfeier inszenierte, heute der Türkei-Scharfmacher ÖVP-Außenminister Kurz. Und in vorderster Front die einst deutschnationalen FPÖ-Recken. Als angebliche „Retter des Abendlandes“ buhlen sie um Wählerstimmen.

Schweigen erntet der Kursleiter oft bei der Frage, mit wem „wir“ im Ersten Weltkrieg verbündet waren. Nur wenige kommen auf das Osmanische Reich, „die Türken“. Kopfschütteln, wenn „unser“ k. u. k. Militärchef Pomiankowski in Istanbul zitiert wird. Sein Positiv-Klischee: Lob für das „heldenmütige, edle und treue türkische Volk“. Doch Simplifizierung bleibt Simplifizierung – jetzt wird der Armenier-Genozid thematisiert. Und schon zeigt sich, dass Vergangenes sehr gegenwärtige Emotionen hervorruft.

In einem FPÖ-Comic heißt es: „Wennst dem Mustafa ane aufbrennst, kriagst a Hasse spendiert.“ Damit wird Hass geschürt und ein rationaler Diskurs verunmöglicht. Doch genau das wollen die „Populisten“.