Sorgenkind Landtag

Was musste sich Harald Sonderegger alles anhören. Der Kurzzeitlandesrat sei als Landtagspräsident „versorgt“ worden. Das große Geschrei der Opposition ist höchst ungerecht. Dieter Egger hat schon vor Jahren Ernst Hagen im Landtagspräsidium versorgt. Der Lustenauer schreibt seit damals Jahr für Jahr die gleichen Aussendungen zum Verkehrsproblem in seiner Heimatgemeinde, schreibt nette Postings auf Facebook und erhält jeden Monat pünktlich die üppige Gage. Um seinen Posten wird er sich auch weiter nicht sorgen müssen, denn mindestens ein Lustenauer muss von der FPÖ im Landtag versorgt werden. Dort ist auch Michael Ritsch bestens versorgt, denn Manuela Auer – die immer wieder als Nachfolgerin des Serien-Wahlverlierers genannt wird – ist bereits hervorragend versorgt. Als ÖGB-Vizepräsidentin ist sie zudem vor den wankelmütigen Wählern sicher. Sollte Ritsch doch einmal aus dem Landtag „entsorgt“ werden, dann wird auch er in der Gewerkschaft bis zur Pension versorgt. Seit Jahren ist er dort als Sekretär karenziert. Sonderegger ist auch bei der ÖVP kein Einzelfall. Die Schwarzen versorgen etwa Obmänner der Jungen ÖVP. Oder wieso sitzt Thomas Winsauer sonst noch im Landtag? Von jener Generation, um die er sich in seiner damaligen Funktion hätte kümmern müssen, wählt laut Wahlforschung kaum noch ein Vorarlberger schwarz. Aber auch als Quereinsteiger kann man im Landtag versorgt werden. Ex-ORF-Moderator Christoph Waibel ist bei den Blauen versorgt, nachdem ihn die Neos nicht versorgen wollten – genauso wenig wie Chris Alge. Ihn wollten gar zwei Parteien nicht versorgen: Bevor er bei den Pinken anklopfte, hatte er schon vergeblich ein sicheres Mandat bei den Grünen gefordert. Die haben jetzt andere Versorgungsprobleme: Wie sorgen wir für Personalnachschub für plötzlich so viele gut dotierte Posten? Sollte man sich um den Landtag Sorgen machen?