Hans Concin

Präventivmediziner/Frauenarzt

Übergewicht und Fettleibigkeit

Juli 2016

Fettleibigkeit (BMI über 30) kann man nur vorbeugen, denn eine Therapie bei Erwachsenen mit gesundem Stoffwechsel scheitert in den meisten Fällen. Medikamente zur Gewichtsabnahme haben teilweise massive Nebenwirkungen, und Diäten schaden Gesunden viel mehr, als sie nutzen. Viele Studien zeigen, dass 80 Prozent der Personen, die erfolgreich abgenommen haben, nach zwei Jahren wieder ihr Ausgangsgewicht erreichen – und oft sogar noch weiter zunehmen. Der Versuch, abzunehmen, löst im Körper einen Alarm aus, samt dem Einsatz aller Strategien, die von der Evolution über Jahrtausende entwickelt wurden, um dieses Vorhaben zu verhindern. Es ist daher nicht erstaunlich, dass es der Medizin bis heute nicht gelungen ist, diese Gegenregulation der Natur zu überwinden.
Es gibt Hinweise, dass sich für metabolisch gesunde Dicke Abnehmen sogar ungünstig auf die Lebenserwartung auswirkt. Auch Vorarlberger Gesundheitsdaten deuten in diese Richtung. Zwar wird immer mehr erkannt, dass Fettleibigkeit nicht zwingend als Krankheit interpretiert werden muss, für junge Menschen zeigt sich im Langzeitverlauf allerdings ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ II und Krebs.

Von den Operationen abgesehen ist die einzige sinnvolle und wirksame Therapie die Prävention. Das beginnt früh: Über- und Unterernährung in der Schwangerschaft fördern die Entwicklung von Übergewicht beim Kind. Die bakterielle Besiedelung des Darms bei Neugeborenen durch Keimkontakte bei der natürlichen Geburt hat einen günstigen Einfluss auf die spätere Gewichtsentwicklung, ebenso wie Stillen. Kanada ist das erste Land der westlichen Welt, dem es gelungen ist, den steigenden Gewichtstrend bei Kindern umzudrehen. Eltern und Großeltern, bewegt euch mit euren Kindern, es tut allen mehrfach gut!