Thomas Jungblut

Arzt für Allgemeinmedizin, Bregenz

Zwei Herzen wohnen, ach! in deiner Brust ...

Mai 2017

… oh du geliebtes Österreich!

Eine gute Gesundheitsversorgung und da vor allem eine gut organisierte Primärversorgung ist wichtig für alle Bürger in diesem Land.

Nun hat uns die Regierung eine Gesundheitsreform beschert, die voller guter und innovativer Ideen steckt. Der vielversprechende Titel lautet: „Das Team rund um den Hausarzt, ein Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich“. Es zahlt sich aus, diesen Text einmal zu lesen. Mich hat er jedenfalls sehr erfreut!

Die Versorgung durch Hausärzte soll massiv gestärkt werden. Die Bürger sollen eine effiziente Anlaufstelle für alle ihre Beschwerden haben. Motivierend für diese Reform war unter anderem die Tatsache, dass in Österreich viel zu viele Patienten in Spitälern behandelt werden, was die Kosten enorm in die Höhe treibt.

So weit, so gut. Die Sache hat allerdings einen Haken – es gibt kaum noch Nachwuchs an Allgemeinmedizinern! Dabei überlagern sich mehrere Effekte: Auch bei der neuen Ausbildungsreform hat man es noch nicht geschafft, den Facharzt für Allgemeinmedizin einzuführen, was schlecht für das Image des Faches ist und nicht der enormen Breite an Anforderungen entspricht.

In vielen Spitälern hat es sich noch nicht herumgesprochen, dass gut ausgebildete Allgemeinmediziner später dann auch gute Zuweiser sind und das Spital wirksam entlasten können. Und für die Lehrpraxis, die am Ende der Ausbildung beim niedergelassenen Hausarzt absolviert werden muss, droht erst recht Ungemach – der Bund ist nicht bereit, sich finanziell zu beteiligen –, was zum sicheren „Exitus letalis“ der Allgemeinmedizin und damit der gesamten Primärversorgung führen wird!