Angelika Schwarz

* 1975 in Feldkirch, ist Journalistin, studierte Germanistin und Anglistin, langjährige ORF-Redakteurin und -Moderatorin (Radio und Fernsehen). Angelika Schwarz arbeitet in der Unternehmenskommunikation der Landeskrankenhäuser Vorarlberg.

Die heilsame Kraft der Fröhlichkeit

Juni 2023

Lachen ist ansteckend, keine Impfung der Welt kommt dagegen an. Lachen ist gesund, – vielleicht nicht für alles die beste Medizin, aber durchaus heilsam. Und genau das machen sich die CliniClowns zunutze, wenn sie in den Spitälern gezielt die Lachmuskeln jener Patienten und Patientinnen reizen, die sich auf ihre wohldosierte „Humortherapie“ einlassen. Seit über einem Vierteljahrhundert sind die CliniClowns Vorarlberg mit ihren typischen roten Nasen und den fröhlich gestalteten Spitalskitteln nun schon ein willkommener Farbtupfer im Krankenhausalltag. Selbst als Corona im Jahr 2020 die geplanten Feierlichkeiten zum 25-Jahr-Jubiläum verhindert hat, haben sich die CliniClowns die gute Laune nicht verderben lassen. Umso fröhlicher feiern sie eben heuer ihr 27½-jähriges Bestehen in Vorarlberg. Mit einer interaktiven Ausstellung, die nach und nach durch die Spitäler des Landes zieht, präsentiert der Verein seine bunte Geschichte der Öffentlichkeit. Derzeit macht die Wanderausstellung Station im LKH Feldkirch.

Für Kleine und Große im Einsatz 
Die Idee der CliniClowns stammt aus den USA und hat 1991 ihren Weg nach Wien gefunden. Die „CliniClowns Austria“ haben in den Folgejahren rasch Vereinsableger in den einzelnen Bundesländern gebildet und sind seit 1995 auch fest in Vorarlberg verankert. „In den ersten Jahren waren wir ein halbes Dutzend und ausschließlich für junge Spitalspatienten da“, erinnert sich Brigitte Nußbaumer-Rohner, seit über zehn Jahren die Leiterin der CliniClowns Vorarlberg. „In meinen Anfängen haben wir dann ganz behutsam damit begonnen, bei unseren Visiten auch Erwachsene einzubinden.“ Und das mit Erfolg, auch wenn es seine Zeit gebraucht hat, sich – bei aller Fröhlichkeit – einen ernstzunehmenden Namen zu machen: „Als die erste Skepsis gewichen war, haben sich auch Fixtermine für die Großen entwickelt.“ Im Lauf der Zeit haben sich Mitgliederzahl, Fort- und Ausbildungsangebote sowie das Repertoire entsprechend ausgeweitet: Heute gibt es 17 CliniClowns in Vor­arlberg, die in ausgewählten Stationen in allen Krankenhäusern im Land unterwegs sind: „Die Menschen kennen uns mittlerweile. Wir stellen uns und unsere Arbeit auch auf Messen vor und hören immer wieder, dass wir aus dem Spitalswesen nicht mehr wegzudenken sind“, erzählt die Vereinsleiterin. Gerade während des Lockdowns seien derartige Rückmeldungen auffallend häufig gewesen: „Viele haben die CliniClowns schmerzlich vermisst, als wir vorübergehend nicht mehr im Einsatz sein durften.“ 
Die ureigenste Intention der CliniClowns war und ist es, den Patienten die Angst vor dem weißen Kittel zu nehmen und durch fröhliche Stimmung Gutes zu bewirken. „Schon allein eine rote Nase im Gesicht bewirkt etwas“, weiß Brigitte Nußbaumer-Rohner aus Erfahrung. Und wenn die Patienten hinter der Nase auch noch eine ganze Lebensgeschichte wissen, dann ist das Eis meist rasch gebrochen.“ Brigitte Nußbaumer-Rohner ist im Spital Frau Dr. Frida Wisch und Weg. Ihre Mama ist Frau Zewa Wisch und Weg. „Vor allem bei Erwachsenen ist es wichtig, dass es eine Clownbiografie gibt. Manche Patient:innen fragen danach“, schmunzelt Frau Dr. Wisch und Weg und erklärt, dass sie im „ärztlichen Vorgespräch“ auf den Stationen mit dem medizinischen und pflegerischen Personal auf die jeweilige Situation der Patienten und Patientinnen vorbereitet wird: „Wir müssen dabei nicht so sehr auf die Diagnosen im Detail eingehen“, erklärt die Vereinsobfrau, die übrigens wie alle CliniClowns der Schweigepflicht unterliegt. „Wichtiger sind vielmehr Grundstimmung und Allgemeinzustand der Patienten, die wir besuchen. Die Zusammenarbeit mit den Spitalsmitarbeitern ist sehr wertschätzend, die meisten kennen uns schon seit vielen Jahren“.

Geschulte Lachtherapeuten
Alle CliniClowns gehen neben ihrer Tätigkeit in den Krankenhäusern einem „Brotberuf“ nach. Für ihre Arbeit mit der roten Nase erhalten sie eine Aufwandsentschädigung vom Verein, „leben könnten wir davon natürlich nicht. Wir sind Clini­Clowns in unserer Freizeit“. Die meisten Mitglieder im Team haben einen pädagogischen oder sozialberuflichen Hintergrund. Aber nicht alle: „Bei uns engagiert sich etwa auch eine Schmuckdesignerin und ich selbst habe eine Motorbootschule“, erklärt Brigitte Nußbaumer-Rohner. Der gemeinnützige Verein finanziert sich über Spenden, das offizielle Spendengütesiegel sorgt dafür, dass die Zuwendungen steuerlich absetzbar sind. Mit diesen Geldern werden neben Aufwandsentschädigungen auch die Grundausbildung, Supervisionen nach besonders fordernden und schicksalsträchtigen Situationen sowie Fortbildungsveranstaltungen bezahlt. Clini­Clowns sind keine „Spaßmacher“ im herkömmlichen Sinn, sondern geschulte Lachtherapeuten: „Wir erleben in den Stationen das Leben pur, manche Begegnungen gehen unter die Haut. Besonders wenn Kinder betroffen sind. Ich selbst habe einen kleinen Buben mehr als ein Jahr lang regelmäßig besucht. Sein Schicksal hat mich derart berührt, dass ich später auch auf seine Beerdigung gegangen bin“, erzählt Brigitte Nußbaumer-Rohner von den traurigen Seiten ihrer Tätigkeit. „Unsere Aufgabe setzt daher nicht nur eine spezielle Grundausbildung voraus, sondern erfordert auch ein gewisses Maß an sozialer Kompetenz, Empathie und Spontaneität.“ Es gilt, kleinste Stimmungsnuancen zu spüren und entsprechend feinfühlig darauf zu reagieren.

Keine „Zwangsbeglückung“
Natürlich gibt es Situationen, in denen der Besuch eines CliniClowns nicht passt, genauso wie es Menschen gibt, die sich mit einem Besuch generell nicht anfreunden können und wollen. Das betrifft weniger die Kinder, als vielmehr vereinzelt Erwachsene: „Das akzeptieren wir selbstverständlich“, sagt Brigitte Nußbaumer-Rohner. „Wir verabschieden uns dann, lassen ein kleines Geschenk da und sind wieder weg. Wichtig ist, dass wir das nicht persönlich nehmen. Wir verstehen, dass es nicht immer passt und sind auf solche Situationen vorbereitet.“ Eine Lachtherapie bekommt nur der, der sie auch will. „Wir alle in unserem Team sind überzeugt davon, dass die Arbeit der CliniClowns den Patienten und Patientinnen, die sich darauf einlassen wollen, gut tut. Die vielen positiven Rückmeldungen sind der schönste Lohn und Bestätigung für unser Wirken.“

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