Betroffene Gesichter

Die Bundesregierung lädt demnächst zu einem Anti-Hass-Gipfel – und alles, was in der Hohen Politik Rang und Namen und keine Ausrede hat, wird dran teilnehmen. Die Gipfelteilnehmer werden dort den allgemeinen Verfall der Sitten beklagen und zwei Tage danach noch betroffene Gesichter machen, maximal; aber ändern wird sich genau gar nichts. Wie denn auch? Würden Politiker den Kampf gegen Hass im Internet wirklich ernst meinen, müssten sie das nächste Mal ja auch empört einschreiten, wenn gegen einen Konkurrenten gehetzt wird. Aber das hieße dann, sich gegen eigene Anhänger zu stellen. Also werden die Volksvertreter auch künftig schweigen, mit diebischer Freude verfolgen, wie’s den nächsten Konkurrenten ins elektronische Rad wickelt – und nur dann entrüstet sein, wenn es sie selbst trifft. Das gilt für links, das gilt für rechts, das gilt für alle. „Früher musste man einen Hassbrief noch zur Post bringen“, sagt übrigens Kabarettist Thomas Maurer, „das bremst.“ Die Bremse gibt’s nicht mehr. Tempo und Ausmaß gegenseitiger Beleidigungen werden in der österreichischen Politik auch nach dem Anti-Hass-Gipfel weiter zunehmen. Wer daran zweifelt, mag auch Fake News.