Zitate

Verschwörungstheorien fungieren als perfekte Gedankensparprogramme.

Peter Sloterdijk, Philosoph

Mich nervt, dass einem heute permanent das bestmögliche schlechte Gewissen verkauft wird.

Max Strohe, Sternekoch

 

Es wäre schön, wenn es eine Schweigespirale gäbe. Was ich mir wünsche, ist Stille.

Lisa Eckhart, Kabarettistin

Es muss sehr dunkel sein im Land, wenn das die hellsten Köpfe sind.

Dirk Stermann, Satiriker

Zu den schönsten Dingen im Leben gehört es, den Moralisten am Ende fallen zu sehen.

Hans Mentz, Satirike

 

Es gibt nur wenige Möglichkeiten, sich zu ähneln, aber unendlich viele, sich zu unterscheiden.

Dirk Brockmann, Komplexitätsforscher

 

Ich muss ja nicht widerspruchsfrei sein.

Daniel Kehlmann, Schriftsteller

Die Politik verdünnt sich zur Geschwätzigkeit.

Byung-Chul Han, Philosoph

Zwischen Alleine-Sein und Sich-alleine-Fühlen können Welten liegen.

Ursula Weidenfeld, Journalistn

 

Die Politik der Lüge kollidiert irgendwann zwangsläufig mit der Realität.

Christian Stocker, Kognitionspsycholog

 

in den Mund gelegt

Quergedacht

Beatrice Winkler
04.05.2023

Nach §2 des SchOG hat „die österreichische...

Nach §2 des SchOG hat „die österreichische Schule die Aufgabe, […] die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten […]. Die jungen Menschen sollen […] befähigt werden, am Wirtschaftsleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen […].“
Im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Bildung kann man der österreichischen Schule kein gutes Zeugnis ausstellen. Sogar ein guter Teil der Maturant:innen bekommt ein „Reifezeugnis“ ausgestellt, ohne „auf die Welt da draußen“ vorbereitet zu sein. Dazu gehören mit Sicherheit auch Grundkenntnisse über Versicherungen, Haushaltsplanung, Zinsen, Inflation sowie volkswirtschaftliche Zusammenhänge, um politische Entscheidungen zum Beispiel über Steuern oder Ausgaben im Bundesbudget kritisch bewerten zu können. Denn erst, wenn man verstanden hat, wie Wirtschaft funktioniert, kann man selbstständig, verantwortungsbewusst und kompetent die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft mitgestalten.
Wenn wir es als Aufgabe des Staates verstehen, Kinder unabhängig von ihrem familiären Hintergrund mit fundierter Allgemeinbildung zu versorgen, dann bedeutet das auch, dass wirtschaftliche Grundbildung schon in der Pflichtschule erfolgen muss. Ein Grundverständnis für Konsum-, Arbeits- und Gesellschafts­ökonomie würde den dortigen Schüler:innen den Start in das (Berufs-)Leben massiv erleichtern. 
Und neben dem rein fachlichen Wirtschaftswissen und -verständnis könnte unternehmerisches Lernen zusätzliche Soft Skills wie Eigeninitiative, Teamfähigkeit, Kreativität, Durchsetzungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein fördern. Fähigkeiten, die nicht nur für den beruflichen, sondern auch für den privaten Erfolg wichtig sind. Und genau dafür sollte Schule doch befähigen (siehe oben).

Christina Mathis
04.05.2023

Heute wollen wir alle etwas Besonderes sein....

Heute wollen wir alle etwas Besonderes sein. Einzigartig, erfolgreich, anders. Wir definieren Erfolg durch Geld, Status und Anerkennung. Für mich bedeutet Erfolg aber, dass ich machen kann, was ich mag, an einem Ort, an dem ich mich wohlfühle und wie es mir gefällt. Ein individuelles Verständnis von Glück, indem ich etwas tue, woran ich glaube. Ich bewundere Menschen, die jeden Tag mit voller Konsequenz an ihren Zielen arbeiten. Wenn du einen Traum hast, musst du dranbleiben und es vor allem für dich selbst tun. Ohne auf die Bestätigung von außen zu warten.
Für mich ist das die Selbstständigkeit. Das hat Vor- und Nachteile, wie so ziemlich alles im Leben. Ich habe viele Freiheiten, die ich als Angestellte nicht hatte. Aber auch mehr Verantwortung und manchmal etwas Bauchschmerzen. Ein Auf und Ab der Gefühle zwischen Berufung und ,morgen schmeiß ich alles hin‘. Selbst und ständig, eine Redewendung, die gar nicht so weit weg von der Realität ist.
Kaum ein Tag, an dem ich nicht an mein Business denke. Der größte Unterschied zu früher: Es stresst mich nicht! Ich habe mehr Ideen und sehe überall Chancen. Die Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Beruflich und privat – für mich ein und dasselbe.
Aber: Das muss nicht für jede:n das Richtige sein. Als ich herausfand, welche Werte mir im Leben wichtig sind, worin ich gut bin und wobei ich Zeit und Raum verliere, wusste ich, das ist es für mich. Mein innerer Antrieb war mein bester Ratgeber. Deshalb: Hol dir Inspiration, probiere Dinge aus, aber spiele nach deinen Regeln. Finde heraus, was sich für dich richtig anfühlt. Das ist authentisch und macht, zumindest mich, glücklich. Ich glaube, könnten und würden wir mehr auf diese innere Stimme hören, wüssten wir bereits, was das ist.

Florian Buehler
04.05.2023

Künstliche Intelligenz (KI) hat im täglichen...

Künstliche Intelligenz (KI) hat im täglichen Leben Fuß gefasst. ChatGPT und Midjourney beschleunigen diese Entwicklung. Angesichts des rasanten Fortschritts drängen sich jedoch Fragen nach möglichen Konsequenzen für Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur auf.
In einer aktuellen Studie beleuchten wir, wie Menschen auf KI und deren krea­tive Fähigkeiten reagieren. Dafür haben wir Menschen Bilder und Musik gezeigt und diese rein zufällig als „Mensch gemacht“ oder „KI gemacht“ ausgewiesen. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen „KI gemachte“ Kunstwerke weniger kreativ und inspirierend bewerten als „Mensch gemachte“. Dies ist besonders spannend, da die Werke rein zufällig gekennzeichnet wurden. Teilnehmer:innen, die daran glauben, dass nur der Mensch zu kreativen Leistungen fähig ist, zeigten eine besonders starke Abneigung gegen KI.
Um diese Abneigung zu überwinden, könnte ein allgemein besseres Verständnis von KI ein möglicher Schlüssel sein. Wer versteht, wie diese Systeme arbeiten, ist auch in der Lage, die Ergebnisse besser zu interpretieren. Als Gesellschaft sollten wir unsere Vorstellungen von Kreativität überdenken und KI als möglichen Katalysator kreativen Schaffens anerkennen. Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine eröffnet ohne Zweifel neue Möglichkeiten. Anstatt KI als Bedrohung wahrzunehmen, sollten wir uns auf die Potenziale konzentrieren.
Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Wir sollten nicht zu hohe Erwartungen an sie haben und sie gleichzeitig nicht unterschätzen. KI kann eine mögliche Lösung für die großen Herausforderungen für Gesellschaft und Wirtschaft darstellen. Um diese nutzen zu können, müssen wir besser verstehen, wie KI von Menschen wahrgenommen wird – genau daran arbeiten wir aktuell in der Forschung.

Diana Eglseder
04.05.2023

Als passionierte Gleitschirmfliegerin...

Als passionierte Gleitschirmfliegerin beschäftige ich mich schon seit einigen Jahren mit meiner persönlichen Komfortzone. Ich liebe Abenteuer! Auch als Unternehmerin begegnet mir das Thema fast täglich und lässt mich oft ins kalte Wasser springen. Jeder kennt den Satz: „Das Leben beginnt erst am Ende der Komfortzone!“ Egal ob im privaten oder beruflichen Kontext. Es geht fast immer darum, aus dem eigenen Leben „mehr“ zu machen, es zu verbessern oder einer Vision Leben einzuhauchen. 
Was es dabei immer braucht, sind Entscheidungen. Mal brauchen wir dafür Mut, mal ein gutes Risikomanagement und manchmal einfach nur Vertrauen. Maßgeblich und entscheidend ist dabei aber die Fallhöhe – der Raum der Konsequenzen, zwischen dem was ist, und dem was sein soll. 
Es ist die natürliche Angst vor einem tiefen Fall, die uns zurückhält. Aber auch der Wunsch, Dinge zu erleben, sie zu verändern und weiterzuentwickeln liegt in unserer Natur. Ohne diesen „Antrieb“ würden wir vermutlich heute noch barfuß in Höhlen leben. Und nicht nur der innere Antrieb erweckt in uns einen Tatendrang. Besonders äußere Begebenheiten bringen uns zum Nachdenken und verleiten uns zum Aktivismus, wenn sie nicht mit unserer Wertewelt übereinstimmen. Es entstehen zwei Lager, in denen sich die einen auf die Straße kleben und die anderen jene verurteilen. 
Ich persönlich denke, dass es nicht darum geht, sich ständig dazu zu zwingen, aus der eigenen Komfortzone zu gehen oder gar im vollen Risiko und auf gut Glück seine Grenzen zu erweitern. Vielmehr geht es doch darum, mit der eigenen Komfortzone zu wachsen – durch Empathie und Perspektivenwechsel – für sich selbst und die gesamte (Um-)Welt. Ein liebevoller Balanceakt zwischen dem was ist und dem was sein soll.

Cordula Kreidl
03.04.2023

Der regenerative Ansatz versteht den Menschen...

Der regenerative Ansatz versteht den Menschen und das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Die Erde kann ohne die Menschen existieren, aber nicht umgekehrt. Der Mensch als schöpferisches Wesen hat die Fähigkeit, seine Umgebung regenerativ zu gestalten und zu bereichern. Regenerativ zu wirtschaften erfordert ein Öffnen des Denkens, Fühlens und Wollens und das Loslassen alter Muster und Dogmen. Das braucht Mut! Otto Scharmer meint: „Man kann ein System nicht verändern, wenn man nicht das Bewusstsein verändert.“ Deshalb definieren die „Inner Development Goals“, kurz genannt IDGs, Kompetenzen und Haltungen, um die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele weltweit zu beschleunigen. Es beginnt mit der Beziehung zu sich selbst und ermutigt, Verantwortung zu übernehmen.
Es ist ratsam, Sachverhalte ganzheitlich und systemisch zu betrachten, um auch mit unvollständigen Informationen gute Entscheidungen treffen zu können. Gemäß meiner langjährigen Erfahrung als Organisationsentwicklerin beginnen Veränderungsvorhaben mit der Haltung. Regenerative Unternehmen denken in Kreisläufen, wie die Natur selbst und stärken die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt in der Region. Sie fördern somit ein gutes Leben hier im Bodenseeraum, in Vorarlberg und in den jeweiligen Städten und Gemeinden. Wollen wir enkeltauglich agieren, erweitert sich der Denkhorizont generationsübergreifend.
Wir, als Vorarlberger:innen, bemühen uns, gut für diese Welt zu sein – Empathie für mich, die anderen und die Natur. Wir, als Wirtschaftstreibende, produzieren und kaufen dann nicht weniger schlechte Produkte, sondern gute Produkte für die Umwelt und unsere Kunden. Regeneratives Denken und Wirtschaften ist somit ein Zugang und Impuls in der Liebe zum Leben und zur Welt. 

Martin Dechant
03.04.2023

Die vielzitierte Generation Z ist in der...

Die vielzitierte Generation Z ist in der Arbeitswelt angekommen und bringt ihre Wertvorstellungen und Denkweisen mit: Es handelt sich um ein Mindset, das einiges auf den Kopf stellt. Da aber Veränderungen immer erst mal kritisch betrachtet werden, ist es auch aktuell so, dass schnell Wertungen entstehen – von „schwierig“ über „realitätsfremd“ bis hin zu „faul“ lauten Bezeichnungen, die wir für diese Generation schon gehört haben. Dabei leben sie vor allem eines: den Purpose in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Generation Z steht für Authentizität und für Sinn. Was das im Kontext der Arbeitswelten heißt, müssen wir gemeinsam lernen. Es gilt, die guten Seiten dieser Umgestaltung zu entdecken. Was bringt es uns als Gesellschaft, welche Möglichkeiten stecken dahinter? Anstatt sich über die Generation Z aufzuregen, sollten wir sie einladen, mitzumachen und Ideen einzubringen. Ein proaktives gemeinsames Gestalten hilft wesentlich mehr als ein resigniertes Jammern. Dieses Abholen und Miteinbeziehen bringt auch der Attraktivität und dem Ruf eines Unternehmens mehr – es steigert die Employer Reputation. Ein bedeutender Wert, wenn es um Fragen wie Sinn und Zugehörigkeit geht. Was Unternehmen – individuell auf ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten zugeschnitten – tun können, um ihre Marke zu stärken und warum sich oft Eigen- und Fremdwahrnehmung stark unterscheiden, dem gehen wir aktuell auch mit unserer neuen Employer Branding-Unit auf den Grund.
Wir erarbeiten mit unserem Partner veicus eine Studie, um Motive, Ansprüche und Bedürfnisse von potentiellen Mitarbeitenden zu erforschen – als Grundlage für künftige Gestaltungsarbeit und als Antworten auf offene Fragen. Und wir sind der festen Überzeugung, dass sich viele Chancen und Möglichkeiten für alle eröffnen. 

Angelika Simma-Wallinger
03.04.2023

Die Headline catcht. Kein Symposium kommt am...

Die Headline catcht. Kein Symposium kommt am It-Thema künstliche Intelligenz vorbei, TV-Moderationen und Zeitungscovers werden von KI erstellt, der Textroboter wird von allen Seiten gechallenged. Trotz dieses vielfach spielerischen Umgangs dominieren Kritik und Häme den massenmedialen Diskurs: Chat GPT schafft die Matura nur durchschnittlich (bei der Lernkurve von KI wäre es heute ein ausgezeichneter Erfolg), Schummeln in der Schule wird noch einfacher, Arbeitsplätze werden verloren gehen. Dabei ist es nicht so, dass wir Menschen uns gerade mit beispiellos intelligentem Verhalten in eine problemfreie, hoffnungsvolle Zukunft katapultieren. Da war doch was … Teuerung, Klima, Gesundheit, Pflege, Bildung, Energie, Mobilität, Arbeit, Wohnen. Wir hätten ausreichend dringende Challenges, bei denen uns KI – Chat GPT ist nur eine von vielen, die am Start stehen – ein bisschen unter die Arme greifen könnte. An Lösungen in allen genannten Bereichen wird mit Hochdruck geforscht, auch im Medienbereich. Bei allen vernünftigen Forderungen nach Regelung und Transparenz der lernenden Systeme, freue ich mich auf den klugen Umgang mit den Chancen. Noch selbstverständlichere Barrierefreiheit medialer Angebote – auch bei uns im ORF Vorarlberg, Journalist:innen, die mehr Zeit zum kuratieren und einordnen haben, weil Systeme ihnen abertausende Seiten Daten auswerten, zusätzliche hyperlokale Medienangebote für Stadtviertel und Kleinstgemeinden. Ich habe Chat GPT übrigens gebeten, 1700 Zeichen über die Chancen von KI zu schreiben. Hätte sich hier ohne Schande – bitte mit verpflichtendem Hinweis auf den automatisierten Textursprung – abdrucken lassen.

Mona Schneider
03.04.2023

Die Jugend von heute interessiert sich nicht...

Die Jugend von heute interessiert sich nicht mehr für Neuigkeiten, Mitteilungen und Informationen aus unserer Welt.“ Diesen Satz hören wir Jugendlichen viel zu oft, obwohl viele junge Leute besser informiert sind als manch ein Erwachsener in ihrem Umfeld. Solche voreiligen Behauptungen sind wahrscheinlich dem geschuldet, dass sich die Art der Informationsbeschaffung zwischen den Generationen etwas unterscheidet.
Denn viele meiner Klassenkameraden, Freunde und ich informieren uns beinahe jeden Tag darüber, was gerade auf unserer Welt passiert. Sei es auf analogem oder digitalem Wege. Natürlich nützen Jugendliche häufiger die Möglichkeiten des Internets und informieren sich mittels Online-Nachrichten oder durch Soziale Medien, was aber leider oft als „verschwendete“ Zeit am Smartphone abgestempelt wird. Eine gedruckte Zeitung halten ebenfalls mehrere regelmäßig in der Hand, spätestens, wenn uns unsere Geschichtelehrerin wieder einen aktuellen Zeitungsartikel mit in den Unterricht bringt. Bei den nachfolgenden, angeregten Diskussionen bemerkt man, wie groß das Interesse für die Geschehnisse der Welt bei uns Jugendlichen ist.
Außerdem besuchen ich und eine große Gruppe anderer Oberstufenschüler das Wahlpflichtfach Politik, weil es uns besonders wichtig ist, über aktuelle, gesellschaftliche und politische Themen Bescheid zu wissen. Denn die Möglichkeit, problemlos an Informationen und Nachrichten zu gelangen, sowie diese auch zu nützen, ist sehr bedeutend für die Zukunft von uns und allen anderen Menschen. Durch das angeeignete Wissen können wir mitreden und mitgestalten. Wir bekommen ein besseres Verständnis für Ereignisse und deren Folgen, wodurch wir selbst aktiv werden können und dementsprechend persönliche Maßnahmen treffen oder andere dazu animieren, dasselbe zu tun.

Kurt Fischer
06.03.2023

In seiner Antrittsrede hat unser...

In seiner Antrittsrede hat unser Bundespräsident vor einem drohenden Zukunftsverlust gewarnt, vor dem, was der französische Philosoph Pierre-André Taguieff „Die Auslöschung der Zukunft“ nennt. Zukunftsverlust und fehlende Hoffnung sind ein Nährboden für apokalyptische Angstmache, Verschwörungstheorien, „falsche Propheten“ und eine große Gefahr für die liberale Demokratie.
„Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen,“ beginnt Ernst Bloch sein „Prinzip Hoffnung“ und nennt das Hoffen eine Arbeit, die „ins Gelingen verliebt ist, statt ins Scheitern“. In Krisenzeiten braucht die politische Arbeit das, was Bloch „Gewissen des Morgen“ und „Parteilichkeit für die Zukunft“ nennt. In der drohenden Ver-Wüstung unserer Demokratie muss Politik den Glauben der Menschen an eine gemeinsame Zukunft stärken. Diesem Ziel sollte vieles untergeordnet werden, auch das traditionelle Bedienen des Boulevards, der den Menschen eher das Fürchten lehrt als das Hoffen. 
Schon vor 50 Jahren hat Hannah Arendt vor PR-Managern in der Regierung gewarnt, „die bei Reklame-Experten in die Lehre gegangen sind“. Und Karl Jaspers warnte vor einer pseudodemokratischen Parteienoligarchie, die nicht auf Bildung und Dialog setzt, sondern auf „Herstellung von Stimmungen, Erfindung einigender, aber nichtssagender Phrasen und geschickte Manipulationen“. 
Demokratie, so Jaspers, ist ein aufklärerischer Prozess. Im Zeitalter der „Infokratie“ (Byung-Chul Han) muss sich eine verantwortungsvolle Demokratiepolitik gegenaufklärerischen, demokratiefeindlichen Kräften entschieden entgegensetzen, das heißt in Bildung, in Dialogfähigkeit investieren und in eine Medienlandschaft, die unsere liberale Demokratie stärkt und vor einer schleichenden Orbanisierung schützt.

Erika Geser-Engleitner
06.03.2023

In den 1920er- bis 1950er-Jahren wurde in...

In den 1920er- bis 1950er-Jahren wurde in wissenschaftlichen Arbeiten das Dorf als Form des vorbildlichen Zusammenlebens dargestellt. Sitte, Verwandtschaft und Nachbarschaft bildeten die gemeinschaftliche Basis. Angeprangert wurde der Sittenverfall. 1950 bis 1990 wurde die Dorfgemeinschaft als modernisierungsbedürftiges Relikt der Vergangenheit angesehen. Es kam zu einer Aufspaltung der Dorfgemeinschaft in traditionelle und proletarisierte Klassen mit eigenen Bewusstseinsausprägungen. 1980 bis 2000 wurde das Dorf als ein von Machtbeziehungen durchdrungenes Kräftefeld diskutiert, wo Akteure um ökonomische, soziale und kulturelle Kapitalien ringen.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Diskussion über die Dörfer gravierend gewandelt. Die einen sind der Meinung, dass es das Dorf gar nicht mehr gibt. Beziehungen sind in virtuelle Plattformen gewandert, eingekauft wird am Online-Markt.
Andere sehen Dörfer als Zukunftsorte. Gemeinden, aber auch Firmen betonen ihren dörflichen Charakter. Verbunden wird damit Identität, Lebensqualität, Überschaubarkeit und Beziehungen. Denn genau danach haben Menschen nach Jahrzehnten der Singularisierung Sehnsucht und das Dorf ist zum Synonym dafür geworden. 
Ein aktuelles Beispiel: Dem ehemaligen Gasthaus Taube in Andelsbuch wird von einer Handvoll Ehrenamtlicher rund um Bianka und Herbert Franz wieder Leben eingehaucht. Es steht mitten im Dorf und die Bevölkerung freut sich, dass wieder Licht im Haus ist. Wenn es nach den Initiatoren geht, soll da etwas entstehen, das die dörfliche Gemeinschaft fördert. Solche und ähnliche Initiativen tragen wesentlich dazu bei, das Dorf als traditionsreiche und wertgeschätzte Siedlungseinheit zu erhalten und es wird und soll darüber geredet werden.

Karin Guldenschuh
06.03.2023

In den vergangenen Monaten habe ich mir eine...

In den vergangenen Monaten habe ich mir eine intensive Weiterbildung zum Thema Organisationsentwicklung gegönnt. Eines Abends bekamen wir von unseren Lehrmeistern Walter Häfele und Bruno Strolz einen Text von Waldefried Pechtl als Bettlektüre in die Hand gedrückt. Seine Gedanken lassen mich seither nicht mehr los. Der Psychotherapeut und Organisationsberater schreibt: „Viele Störungen, die in Arbeitsprozessen, in der Kommunikation oder in Partnerschaften auftreten, sind nicht bösartig, sondern eine gutartige Form der Kontakt-Unfähigkeit. Beide geben und keiner nimmt. Einer redet und redet, und andere haben sich längst für das Weghören entschlossen.“ Wie wahr, dachte ich mir am nächsten Morgen und welche Hoffnung steckt in diesen Worten. Gutartige Formen der Kontakt-Unfähigkeit lassen sich mit gutem Willen und gesteigerter Aufmerksamkeit in wertvolle Begegnungen verwandeln. Nicht nur, wenn es besonders schwierig wird, denke ich seither an die Formel „Takt, Kontakt, Rhythmus, Beziehung“. Was für eine einfache und doch zugleich so schwierige Partitur. Mit etwas Übung wird das Spiel geläufiger.
Nach all der verordneten Distanz der letzten Zeit versuche ich, zuerst in aller Konsequenz Mensch zu sein und dann erst mit meiner Expertise und mit meinen Modellen und Methoden zu funktionieren. So gelingt es mir Knoten zu lösen und neu zu binden. „Kontakt ist eines der größten Vorhaben für die Menschheit, um als Mensch weiter zu existieren.“ Diesen Satz bezeichnet Waldefried Pechtl in seinem Text Anfang der 1990er-Jahre als maßvolle Übertreibung. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, ganz und gar nicht. Wie viele Beziehungen und Projekte scheitern ganz einfach am fehlenden Kontakt, nicht zuletzt an der neuen Form des aneinander Vorbeischreibens auf digitalem Weg. 

Michael Büchele
06.03.2023

Anfang Februar trafen sich mehr als 50...

Anfang Februar trafen sich mehr als 50 Personen mit unterschiedlicher Herkunft und Biografien im Werkraumhaus Bregenzerwald zu einem Symposium mit obigem Titel, um über ein gutes Leben angesichts der aktuellen Herausforderungen nachzudenken. Im Fokus standen Sorgen und Chancen für die junge Generation. 
Erörtert wurde ein breites Spektrum an Themen, die auch in früheren Ausgaben dieses Magazins mit den folgenden Überschriften berichtenswert waren: Für Bildung begeistern*Die neue Realität am Arbeitsmarkt*Räume für ein gutes Leben*Ein Kraftakt für alle*Wir brauchen Wachstum, Wachstum, Wachstum! Welches Wachstum*Ist es schon zu spät?*… und übersieht, dass es Menschen sind*Wir haben das Falsche perfekt gemacht*Mehr Freiraum*Uns ist längst klar, dass nichts bleibt, wie es war*Tauziehen um die besten Hände und Köpfe*Leistung in Wertschätzung verwandeln*Es geht nicht um einen Job, sondern um eine Vision im Leben*Auch gegen Widerstände*Weg mit unnötigen Fesseln*Die Mär von der gespaltenen Gesellschaft*Eine Wahrheit braucht keine Mehrheit*Nervös, wenn etwas abweicht*Diese toten Winkel unserer Welt*Menschen, keine Maschinen*Über Egoismus und Solidarität*Von der Zerstörung bequemer Illusionen*Alles läuft aus dem Ruder. Und ich bin mittendrin*Wissen verbindet*Mut und Ambitionen, das braucht unser Bildungsstandort*Kein Blatt vor den Mund nehmen*Jugend muss man beflügeln*Es sind nach wie vor die alten Klischees*Ein anderes Menschenbild*Zukunft beginnt mit der Überwindung alter Denkmuster*und weitere. Ma hilft anand und schaffat zäm! Das Machbare herausdestillieren, nachdenken und gemeinsam ins Tun kommen, kleine Schritte, die jeder Leser eingeladen ist mitzugehen, von denen wir auf https://boost-young-africans.jimdosite.com/ berichten.

Mathias Burtscher
06.02.2023

Zahlen wir unseren Mitarbeiter:innen in Zeiten...

Zahlen wir unseren Mitarbeiter:innen in Zeiten wie diesen „zu wenig“, „zu viel“ oder „genau richtig“? Mit dieser Frage befassen wir uns bei BWI Unternehmensberatung täglich mit unseren Kunden. Aber auch abseits vom Beruf frage ich mich laufend bei meinen Beobachtungen: „Wie soll sich das in Zukunft auf beiden Seiten alles ausgehen?“ Und die Antwort ist – wie vieles in unserer Zeit – nicht immer so trivial, wie sie manchmal auf den ersten Blick scheint.
Es ist nicht nur so dahingesagt, dass die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge komplexer geworden sind. Es ist auch nicht nur so dahingesagt, dass der Kostendruck in diesen komplexen Zusammenhängen größer geworden ist – denken Sie an gestiegene Personalkosten, hohe Energiekosten, Signale einer stagnierenden Wirtschaft, neue digitale Mitbewerber, Lieferkettenprobleme und vieles mehr. Und es ist auch nicht nur so dahingesagt, dass Corona tiefgreifende Spuren in der Wirtschafts- und Arbeitswelt und in der Gesellschaft insgesamt hinterlassen hat.
Unsere Strategie: wir versuchen erstmals Struktur und Ordnung in die Fragestellungen zu bringen. In manchen beruflichen und sonstigen Situationen ist das schon die halbe Miete. Und auf die eingangs gestellte Frage zur Bezahlung der Mitarbeiter:innen bedeutet das dann wohl, sich diese Zahlen im Detail anzuschauen, sich mit den Mitarbeiter:innen intensiv zu befassen und dann eine möglichst nachvollziehbare Bewertung vorzunehmen. Wenn wir dann die richtige Balance zwischen Unternehmenserfolg auf der einen Seite und zufriedenen, motivierten Mitarbeitern auf der anderen Seite finden, dann geht sich das alles aus. 

Guido Flatz
06.02.2023

Die kleinen Dörfer in unserem Land zeichnen...

Die kleinen Dörfer in unserem Land zeichnen sich durch eine hohe Lebensqualität aus. Dennoch geraten sie in der Erhaltung ihrer Infrastruktur zunehmend unter Druck. Viele wichtige Einrichtungen der täglichen Begegnung sowie der fußläufigen Versorgung sind da und dort verschwunden. Der Bäcker, die Bank, die Post und oft sogar das letzte Gasthaus haben geschlossen. Umso wichtiger ist es, die Dorfläden als oft letzte Orte der Begegnung zu erhalten und zu pflegen. Sie sind nicht nur Garant für eine fußläufige und dadurch ökologische Versorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfs, sondern auch für den Austausch und das Miteinander im Dorf.
Die Solidarität und das Miteinander aller Bürger:innen sind die Hoffnungsträger, um zentrale Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Eine älter werdende Bevölkerung, eine Zunahme an Einpersonenhaushalten, den Klimawandel und viele weitere Hürden gilt es zu meistern. All diese Probleme können als Anstoß gesehen werden, das gemeinschaftliche Engagement zu stärken. Die Hardware und auch die Software in unseren Dörfern braucht ein neues Update. Die aktiven 50 Mitgliedsgemeinden im Verein Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung stellen sich die folgende Frage: Welche Rolle kommt den Gemeinden zu, wenn es um die Mobilisierung dieses Bürgerschaftlichen Engagements geht?
Einsamkeit, Armut und psychosoziale Beeinträchtigungen sind die Folgen einer erodierenden Dorfgemeinschaft. Wir alle können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass diese Gemeinschaft erhalten bleibt und neue Stärke erlangt: Durch die Wertschätzung des bestehenden Engagements. Sei es durch den Einkauf im lokalen Dorfladen, durch die aktive Mitarbeit in den Gemeindevertretungen, oder einfach nur durch ein ehrliches Dankeschön an die vielen engagierten Bürger­:innen in unseren Gemeinden.

Christof van Dellen
06.02.2023

Viele Branchen haben derzeit mit...

Viele Branchen haben derzeit mit Lieferengpässen zu kämpfen. Im Gesundheitsbereich können länger andauernde Lieferschwierigkeiten mitunter zu großen Problemen führen. Ist ein bestimmtes Medikament nicht lieferbar, verunsichert das nicht nur die Patient:innen, sondern bedeutet auch für uns Apotheker:innen viel zusätzliche Arbeit. 
Das Problem nicht lieferbarer Medikamente begleitet uns schon seit vielen Jahren, ist aber zuletzt auf Grund der vielen saisonal bedingten Erkrankungen „offensichtlicher“ geworden. Für diese Lieferengpässe gibt es verschiedene Ursachen. Einer der Hauptgründe: Die Produktion von Wirkstoffen wurde im Zuge der Globalisierung primär nach China und Indien ausgelagert – also in Länder, die deutlich niedrigere Lohn-, Umwelt- und Sozialstandards haben. Dadurch wurde die Produktion zwar erheblich billiger, man gab jedoch auch das Steuer aus der Hand. Kommt es nun zu Zwischenfällen wie zum Beispiel zu monatelangen Lockdowns in China, Exportbeschränkungen der herstellenden Länder, Verunreinigungen von Chargen im Produktionsprozess oder zu einer technischen Störung an einem der wenigen verbliebenen Produktionsstandorte, kann dies schnell zu weltweiten Lieferschwierigkeiten führen.
Leittragende sind die Patient:innen bei uns, weil sich Europa durch das Gewinnmaximierungsstreben vieler Hersteller in eine gefährliche Abhängigkeit begeben hat. Innerhalb der EU besteht zwar inzwischen Einigkeit darüber, dass die Produktion von wichtigen Wirkstoffen zurück nach Europa geholt werden soll. Der Politik sollte bewusst sein, dass der Aufbau von modernen Produktionskapazitäten viel Zeit in Anspruch nehmen wird – rund acht bis zehn Jahre, ehe die ersten Wirkstoffe aus europäischer Produktion auf den Markt kommen werden. Höchste Zeit also, dass wir etwas tun und nicht nur reden …

Lisa Hämmerle
06.02.2023

… so der Friedensforscher John Paul Lederach....

… so der Friedensforscher John Paul Lederach. Mit Bedauern stelle ich fest, dass Konflikt in unserer Gesellschaft immer noch als etwas höchst Negatives gesehen wird. Der Tenor gibt klar zu verstehen: Konflikt hält man sich am besten vom Leib. Aber wie soll sich der Mensch Konflikt vom Leib halten, wenn dieser die Grundvoraussetzung für die Erhaltung des eigenen Lebens darstellt? Wie das immer pulsierende Herz, das für einen rhythmischen Blutfluss sorgt, so hält Konflikt uns in Bewegung und am Leben – auf physischer und geistiger Ebene. Ein interessantes Paradox, denn nach kaum etwas trachtet der Mensch mehr als zu leben. Anstatt täglich Energie aufzuwenden, um anschwellende Konflikte auf mühsamste Art abzutun, wäre auf lange Sicht das Hinsehen eine wirksame Alternative.
Ein Hauptproblem unserer Gesellschaft ist die inexistente Konfliktkultur. Sie veranlasst uns dazu, Konflikte nicht wahrnehmen zu wollen – das zu nehmen, was ist. Es gilt zu verstehen, dass Konflikt nicht gleich Gewalt und Krieg bedeutet. Diese destruktiven Kräfte sind weder ressourcenschonend noch konstruktiv. Je länger wir allerdings die Augen vor Verletzungen verschließen, die sich immer tiefer in den Körper hineinfressen, je länger wir Emotionen wie Angst und Hass Raum zur Vergiftung unserer Psyche gewähren, desto gewalttätiger wird der Ausbruch eines Konflikts sein.
Nutzen wir Konflikt lieber, um Wunden zu lokalisieren und zu behandeln, auch übertragene Traumata, welche unsere Vorgenerationen erlitten haben. Erinnern wir uns an das wahre Potenzial von Konflikt, welches darin besteht, dynamisch auf menschliche Bedürfnisse, Ziele und Wachstum zu reagieren und nachhaltige freundschaftliche Beziehungen zu schaffen – im Kleinen, wie im Großen, zum Mensch und zur Natur.

Thomas Schwarz
12.12.2022

Der letzte Sommer war sehr schön …“, so lautet...

Der letzte Sommer war sehr schön …“, so lautet die erste Zeile des Liedes „Irgendwann bleib i dann dort“ von STS.
Und in der Tat, war der vergangene Sommer toll, da es durchgehend warm war und kaum geregnet hat. Es war toll, um draußen zu sein, Sport im Freien zu machen, zu baden, wandern und einfach den Sommer zu genießen. Aber so schön der Sommer auch war, die Trockenheit ist eine Katastrophe für die Natur und die Landwirtschaft. Und ich glaube, dass mittlerweile niemand mehr von der Hand weisen kann, dass es mit dem Klimawandel schon was auf sich hat. Wir haben uns ja schon fast daran gewöhnt, jeden Monat zu hören, dass es der wärmste war seit Messbeginn. Die Kehrseite der Medaille sind extreme Unwetter, wie im August diesen Jahres. Ich war selber unterwegs und stand drei Stunden auf der Autobahn, weil beide Fahrtrichtungen auf der A14 überflutet waren. Es dauerte Stunden, bis ich über die überlasteten Straßen nach Hause kommen konnte.
Da ist es an der Zeit, dass sich jeder von uns Gedanken macht, was jeder einzelne dazu beitragen kann, um Emissionen zu reduzieren. So schön es auch wäre, wenn alle nun sofort alles richtig machen würden, ist das wohl unrealistisch. ABER jeder kann seinen Beitrag leisten und sollte das tun. Wichtig scheint mir nicht, sofort alles richtig machen zu müssen. Man muss einfach damit beginnen und etwas TUN. Hier macht auch Kleinvieh Mist und kann in Summe viel bringen, wenn man beim Klimaschutz etwas bewirken will.
Hier wird in den kommenden Monaten eine Bewegung durchs Land gehen, die insbesondere Unternehmer begeistern soll, ihren Teil beizutragen. Nicht erst, wenn der Gesetzgeber etwas vorgibt, sondern schon davor aus Eigenin­itiative. Diejenigen, die beginnen, können auch gestalten und das ist der Plan des neuen Vereins www.TUN.green

Elfriede K. Böhler
12.12.2022

Mobbing ist das systematische und wiederholte...

Mobbing ist das systematische und wiederholte Schikanieren von Einzelnen. Es tritt vor allem in „Zwangsgemeinschaften“ auf, aus denen Kinder und Jugendliche nicht einfach fliehen können – zum Beispiel in der Schule. Aktuellen Untersuchungen zufolge leiden im Durchschnitt in jeder Schulklasse etwa ein bis zwei Personen unter den fortwährenden Attacken ihrer Mitschüler:innen. Die Folgen für die Betreffenden sind gravierend: Rückzug, Schulverweigerung, Depression, Suizidgedanken und psychosomatische Reaktionen zeigen die große Belastung der Opfer, die noch dadurch verstärkt werden kann, dass gut gemeinte, aber unprofessionelle Interventionen zu einer Verschlimmerung führen. Um dies zu vermeiden, ist professionelles Wissen und Handeln gefragt. 
Seit der Implementierung der Koordinationsstelle Mobbing im Herbst 2018 werden über „Konflikt-Kultur-Freiburg“ Fortbildungen für Pädagogen:innen, Pädagogische Berater:innen, Schulsozialarbeiter:innen und Social Networker:innen im Land angeboten. In diesen Kursen werden der aktuelle Wissenstand zum Thema Mobbing sowie Handlungskompetenzen zur systemischen Prävention und Intervention vermittelt. Mobbing ist nur als Gruppenphänomen zu verstehen und kann nur durch eine koordinierte, systemische Intervention auf den Ebenen Einzelperson, gesamte Klasse und Schule umfassend und nachhaltig bearbeitet werden. Das Wissen über Fallen und die Fähigkeit zur Umsetzung geeigneter Präventions- und Interventionsschritte sind Voraussetzung für eine positive Entwicklung der Klassengemeinschaft. Die Arbeit an den Regeln des Zusammenlebens hat positive Auswirkungen auf das soziale Klima. Positive Beziehungserfahrungen wirken sich zudem auf die Lernmotivation aus und verbessern das Arbeits- und Lernklima. Und: Mobbing kann in jedem Zwangskontext auftreten, … muss aber nicht! 

Johann Punzenberger
12.12.2022

Ein Frosch hat es sich in einem Tümpel bequem...

Ein Frosch hat es sich in einem Tümpel bequem eingerichtet. Mit den zahlreichen Annehmlichkeiten, die alle Energie verbrauchen, wird das Wasser aber immer wärmer und wärmer. Dadurch wird er so träge und lahm, dass er nicht mehr die Kraft hat, sich von diesem Problem zu befreien. 
Auch wir in den Industrienationen haben uns an einen sehr bequemen Lebensstil gewöhnt, ohne uns mit den Konsequenzen wirklich zu beschäftigen. Sobald ein Problem auftaucht, werden nur die Auswirkungen reduziert oder eine neue Lösung entwickelt, ohne die Ursache zu beseitigen. Ja, wir erzeugen teilweise an anderer Stelle ein neues und viel größeres Problem. Diese Systematik wird durch den Wunsch des Menschen nach ständiger Verbesserung unterstützt. So sind sehr komplexe Systeme und ein laufendes Wirtschaftswachstum entstanden. 
Die Folge: jetzt wird es wirklich heiß – auch bei uns! Wir haben nicht mehr lange Zeit, die sich aufschaukelnden Probleme/Krisen, welche alle direkt oder indirekt mit dem ständig steigenden Energieverbrauch zusammenhängen, an der Wurzel zu packen. Für den Frosch gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder die Trägheit so rasch wie möglich überwinden und die Annehmlichkeiten so regulieren beziehungsweise weiterentwickeln, dass sie zu keiner weiteren Erwärmung führen. Oder aus dem Tümpel springen und sich einen neuen suchen. 
Die erste Möglichkeit steht ihm aufgrund seiner fehlenden Intelligenz nicht zur Verfügung. Der Menschheit jedoch schon – wären da nicht die Gier, die Macht und auch die Dummheit. Die zweite Variante macht nur dann Sinn, wenn er einen anderen Tümpel findet und er den Weg dorthin überlebt. Wo aber ist bitte die nächste Erde? Wird die Menschheit noch die Kurve kratzen und die Transformation zu einer selbstregulierenden Lebens- und Wirtschaftsweise schaffen? 

Viviane Manke
12.12.2022

New Work“ oder „neues Arbeiten“ wird oft, je...

New Work“ oder „neues Arbeiten“ wird oft, je nachdem, wen man fragt, als Nischenerscheinung einer bestimmten „work bubble“ verstanden – oder alternativ als „cooles Büro mit Kickertisch, Hipsterkaffee und Obstkorb“ fehlinterpretiert. Definitionen gibt es viele. Doch worum geht es eigentlich? Das Wort der Stunde ist „Empowerment“. Die Stärkung der Mitarbeitenden, proaktiv und selbstbestimmt Einfluss zu nehmen auf ihre Arbeit, mitzubestimmen, sich einzubringen, Freiheiten zu genießen. Autonom einer sinnstiftenden Arbeit nachzugehen. Die Zielsetzung? Die ausgeprägte Fähigkeit zur Weiterentwicklung und Anpassungsfähigkeit der Unternehmen an die sich verändernden Rahmenbedingungen. Klingt gut, wenn auch gleich etwas abstrakt. Hat aber auch seine Tücken: einerseits sind die wenigsten Unternehmen aktuell bereit, ihren Mitarbeitenden diese Autonomie (auch anteilig) zuzugestehen, andererseits sind die Mitarbeitenden soviel Freiheit und damit soviel Verantwortung nicht gewöhnt. 
Was also tun? Hier würde ich mir deutlich mehr Mut auf beiden Seiten wünschen. Mut auf Seite der Unternehmen, sich neben der Frage nach zukunftsfähigen Innovationen auch die Frage nach dem eigenen Sinn und ihrem Beitrag zum Gemeinwohl zu stellen. Mut den Status Quo zu hinterfragen und offen zu sein für Ideen und Experimente. Mut, die Verantwortung zu verteilen. 
Mehr Mut auf Seite der Mitarbeitenden, sich die eigenen Stärken, Schwächen, Kompetenzen bewusst zu machen. Danach zu fragen, was sie jeweils brauchen, um diese im Arbeitsalltag einbringen zu können. Mut, (mehr) Verantwortung zu tragen. 
Zufriedene Mitarbeitende, innovative, anpassungsfähige Unternehmen – „New Work“ kann eine Lösung sein für einige der dringenden, aktuellen Herausforderungen in der Arbeitswelt.

Günther Bitschnau
07.11.2022

Österreichs Medien sind nicht mehr als...

Österreichs Medien sind nicht mehr als Beschützer der Grund- und Freiheitsrechte und der Meinungsfreiheit zu sehen. Vielmehr hat sich der Eindruck verstärkt, dass zu viele Medien und Journalistinnen sowie Journalisten als Teil der polit-medialen Parallelwelt ihre eigene, teils volkspädagogisch-autoritäre, Agenda verfolgen oder aus Angst vor Nachteilen nichts dagegen tun.
Die Bekämpfung der Covid-Pandemie brachte den größten Angriff auf die Grund- und Freiheitsrechte seit 1945 mit sich. Doch damit hatten offenbar nur wenige Medienleute ein Problem. Die meisten Medien wurden – auch durch millionenschwere Inserate korrumpiert – zum Sprachrohr der Regierung und haben selbst kleinste Kritik an Maßnahmen, Warnungen vor Kollateralschäden oder Bedenken gegen neuartige Impfstoffe zumeist entweder verunglimpft oder totgeschwiegen. Auch wenn die Kritiker vom Fach und viele Fragen berechtigt waren. Selbst gegen Staaten wie Schweden oder die Schweiz, die mit Erfolg einen anderen Weg gingen, zog man vom Leder.
Medienleute, die keinen Unterschied zwischen Viren und Bakterien kannten, wurden über Nacht zu Pandemieexperten. Sie präsentierten fast ständig die gleichen Angst- und Panikmacher. Die Ausgewogenheit fehlte, man heizte die Gesellschaft lieber auf. Den medialen „Fakten“-Checkern erschien ein Hinterfragen von Maßnahmen oder Verhältnismäßigkeit meist nicht notwendig. Viele beteiligten sich an der evidenzbefreiten Hetze gegen Ungeimpfte oder standen nicht dagegen auf. Während sie die globale Militär-, Öl- und Gasindustrie mit Argwohn betrachten, glaubten sie der milliardenschweren Pharmaindustrie jedes Wort. 
Medien nennen sich gerne die vierte und kontrollierende Gewalt in einer Demokratie. Ihre größte Nagelprobe seit 75 Jahren ist ordentlich in die Hose gegangen.

Katharina Fuchs
07.11.2022

Der Begriff Innovation bedeutet wörtlich...

Der Begriff Innovation bedeutet wörtlich Erneuerung. Auch wenn wir uns aufgrund der multiplen Ereignisse in der Welt nach Stabilität, Sicherheit und Vorhersehbarkeit sehnen, ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für Erneuerung. In den Zustand vor allen Krisen werden wir nicht mehr zurückkommen. Was braucht es also, damit wir die Chance auf Erneuerung wahrnehmen können? 
Wir brauchen ein klares Problembewusstsein. Echte Innovationen lösen echte Probleme. Bei jeder Innovation stellen wir uns daher zuerst die Frage: Wofür braucht es diese Innovation? Welches echte Problem kann diese Innovation lösen? 
Wir brauchen mutige „Intrapreneure“. Mitarbeiter:innen in Firmen, die unternehmerisch denken, Möglichkeitsräume weit über ihrem eigenen Verantwortungsbereich sehen, sich an neue Themen – an Zukunftsprojekte mit offenem Ausgang – herantrauen. Wir brauchen eine offene Innovationskultur. Firmen, die ihren Mitarbeiter:innen Zeit und Raum bieten, an Neuerungen zu arbeiten. Denn: Innovation ist nicht effizient. Innovation kann teuer und langsam sein. 
Wir brauchen eine positive Fehlerkultur. Innovation verlangt Experimentierfreude. Und Experimentierfreude funktioniert nicht ohne Risiko. Wir wünschen uns Erklärungen für fast alles, aber Innovation und Fortschritt entstehen nur dann, wenn wir uns erlauben, Unsicherheit zuzulassen. 
Und trotzdem brauchen wir auch Beständigkeit. Wir müssen den Spagat zwischen Bewahren und Erneuern schaffen, um den Blick gleichzeitig auf Gegenwart und Zukunft richten zu können. Es braucht eine Balance zwischen der Optimierung des Kerngeschäfts und der Exploration neuer Ideen. Und gerade jetzt braucht es Menschen, die dieses Spannungsverhältnis bewusst machen, es sinnvoll gestalten und zwischen diesen beiden Welten eine Brücke bauen.

Robert Groß
07.11.2022

There ain’t no such thing as a free lunch“ (...

There ain’t no such thing as a free lunch“ (TANSTAAFL) meint, dass es im Leben nichts umsonst gibt. TANSTAAFL veranschaulicht auch das Prinzip der Opportunitätskosten: Wenn wir eine Sache, die uns gefällt, bekommen wollen, müssen wir auf eine andere Sache verzichten. Es gilt bei Entscheidungen immer verschiedene Ziele gegeneinander abzuwägen, so auch bei der Energieversorgung. Als Kohle nach dem Zweiten Weltkrieg knapp und teuer wurde, setzten wir auf billige Erdölprodukte, bis die Politik der OPEC-Staaten in den 1970er-Jahren die Treibstoffpreise in schwindelerregende Höhen trieb und wir auf Erdgas wechselten. Erdgas war billig, verbrannte emissionsfrei und passte zum Umweltschutzzeitgeist der 1980er-Jahre. Der Umstieg verringerte die Abhängigkeit von den OPEC-Staaten und erlaubte überdies spürbare Effizienzsprünge. Mit jedem Effizienzsprung schien es, als hätten wir das Prinzip hinter TANSTAAFL ausgetrickst. Effizienzsteigerungen senken nämlich den Energieverbrauch pro Einheit, was zu verschwenderischem Energieverbrauch führt. Man spricht auch vom Rebound-Effekt, der die Kassen klingeln lässt. Dafür lieben ihn Energielieferanten, im Land wie auch in Moskau. Im Leben gibt es aber nichts geschenkt. So kommt es, dass wir heute nicht nur unsere Stuben, sondern auch den Planeten aufheizen, was zukünftigen Generationen enorme Kosten aufbürdet.
Auch wenn Sonne und Wind gratis sind, erinnert uns TANSTAAFL daran, dass auch die nächste Energiewende durch den Bedarf an kritischen Ressourcen neue geopolitische Abhängigkeiten mit sich bringt. Putins Krieg bietet uns die Chance die Abhängigkeit von billigen Energie- und Rohstoffimporten zu überdenken und Wohlstand jenseits materiellen Wachstums neu zu definieren. Es liegt an uns diese Chance zu ergreifen.

Petra R. Klose
07.11.2022

Sehnen Sie sich manchmal nach einer...

Sehnen Sie sich manchmal nach einer Überraschung? Das, was Produkte wie chinesische Glückskekse, Überraschungseier und der gute alte Lottoschein im Kleinen können, nämlich dem Unerwarteten eine Chance geben, vermag die Kunst im Großen. Sie gibt uns die Möglichkeit Türen zu neuen, aufregenden, bis dato unvorstellbaren Räumen zu öffnen.
Das durch schöpferische Kraft hervorgebrachte Unerwartete ist längst zum Geschäftsmodell geworden. Wir kaufen ein Ticket für etwas, von dem wir erwarten, dass wir etwas Unerwartetes erleben werden. So sind Vorstellungen von sogenannten Enfants Terribles der Kulturszene stets ein Garant für ausverkaufte Säle. Auch die älteste internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die Biennale Venedig, feiert dieses Jahr unter dem Titel „The Milk of Dreams“ das Leben als konstante Neuerfindung durch das Prisma der Kunst. Im dortigen Österreich Pavillon überrascht das Duo Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl mit spielerisch erfahrbaren Räumen, in denen sich die Betrachter:innen selbst als Akteur:innen wieder finden.
Weshalb diese Tendenz in der Kunst? Ist uns in unserem digitalisierten Alltag die Intensität abhandengekommen? Oder warum sehnen wir uns ausgerechnet jetzt, in Zeiten enormer Instabilität, so sehr nach dem Unerwarteten? Die Antwort ist einfach: Weil wir gerade jetzt die Kunst benötigen, um mit Phantasie Neues zu wagen.
Und für all jene, denen beim Gedanken, dem Unbekannten Türen zu öffnen, noch immer mulmig wird, lockt schon bald wieder die weitaus weniger risikoreiche Variante: der Adventskalender mit seinen 24 Türchen. Ich empfehle, hinter dem einen oder anderen eine Theaterkarte, ein Museumsticket oder einen Buchgutschein zu verstecken. Überraschen Sie sich selbst!

Michaela Müller
30.09.2022

Gerade in Zeiten, in denen es gesellschaftlich...

Gerade in Zeiten, in denen es gesellschaftlich und wirtschaftlich schwieriger ist und die Ressourcen Zeit und Raum immer weniger werden, erleben wir, was Gemeinschaft, Nachbarschaft und Gesellschaft bedeuten. Die Frage „Why does community matter?“ gewinnt an Relevanz.
Dabei muss man sich zuerst eingestehen, dass es keiner alleine schafft. Ein Netzwerk, in das man zum einen seine eigenen Stärken einbringen kann und das zum anderen bei Bedarf die notwendige Unterstützung bietet, hält dagegen auch dann, wenn Herausforderungen für die eigenen Schultern zu schwer werden. Spannt sich ein solches tragfähiges Netz über die ganze Gesellschaft, fällt keiner mehr durch den Rost. Es bietet allen die Chance, sich auszuprobieren und so Talente und Stärken zu erkennen, auszubauen und zum Nutzen aller einzubringen.
Dabei muss nichts für die Ewigkeit sein. Im Gegenteil, die ständige Weiterentwicklung jeder Person führt zu Vielfalt und ständiger Erneuerung in der ganzen Gesellschaft. 
Dabei können gerade Interventionen im öffentlichen Raum Denkanstöße bieten, durch die sich Menschen auf neue Themen ein- und ihre Komfortzone verlassen, so dass ein neues Miteinander entstehen kann. Der öffentliche Raum muss dazu nicht einmal institutionalisiert sein, ein Gehsteig oder ein Park eignen sich genauso gut wie Bibliotheken, Museen oder Gemeinschaftsräume in Wohnbauten. Wenn es gelingt, diese Räume als Ankerpunkte für gesellschaftliche Netzwerke zu etablieren, können nicht nur die bereits vorhandenen Potenziale besser genutzt werden, sondern wir erfahren auch eine nachhaltige Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts - zum Nutzen aller.
Die Antwort ist also klar: Community matters!

Michelle Bucher
30.09.2022

Wer kennt sie nicht, die auf den ersten Blick...

Wer kennt sie nicht, die auf den ersten Blick scheinbar intellektuelle Debatte über die angesagten, die zur Allgemeinbildung gehörenden, die absoluten Geheimtipps, die hipsten neuen Bücher. Störend an der Aussage „Was man gelesen haben muss …“ finde ich jedoch, dass wir nicht müssen, sondern wir dürfen Bücher lesen. Dies war und ist nicht selbstverständlich.
Das Buch als Kulturgut – Kultur ist ein sehr breiter Begriff, aber er umfasst vereinfacht dargestellt alles vom Menschen Geschaffene. Mithin ist die geistige Welt in gedruckter Form das manifestierte Kulturgut einer Gesellschaft. Die Zugänglichkeit ist unabhängig der finanziellen Möglichkeiten durch die öffentlichen Bibliotheken gegeben. Bücher spiegeln die Gesellschaft wider, es gibt für alle Leserinnen und Lesern das passende Buch. Wir können beim Lesen eines Buches in eine andere Welt reisen, erotische Gedanken spinnen oder uns fürchten. Wir können Bücher aber auch nicht verstehen, an ihnen verzweifeln und uns dennoch vor Ihnen verneigen. 
Die Macht von Druckwerken liegt darin, dass die Wirklichkeit der Leserin oder des Lesers sich verändert und sich dadurch neue Gestaltungsmöglichkeiten im Kosmos des Individuums eröffnen. Bücher können sozusagen als ein Symbol einer „klassenlosen“ Gesellschaft betrachtet werden; unabhängig unserer Herkunft erlauben sie das Bereisen von Welten und das Betreten von Räumen ohne Zugangsbeschränkung. Abschließend ist das gedruckte Wort ein relevantes Symbol einer freien Gesellschaft und jedes Individuum kann selbstbestimmt die Entscheidung über sein Leseverhalten treffen.
Was ich mir wünsche? Es möge das Leseverhalten keiner Bewertung unterliegen – es ist immer wertvoll, ein Buch in die Hand zu nehmen, unabhängig vom inhaltlichen Kontext. 

Christian Vögel
30.09.2022

Durch die aktuellen Ereignisse ist das Thema...

Durch die aktuellen Ereignisse ist das Thema Energiesparen wieder ins Rampenlicht gerückt. Die letzten Jahre waren von niedrigen Energiepreisen geprägt, die Sparanreize gering. Der Krieg in der Ukraine hat uns den Preis für die billige Energie deutlich gemacht. Ausgehend vom Gas stiegen die Preise für Strom und andere Energieträger rapide an. Niemand kann genau sagen, wie sich die Situation im Winter entwickelt. Positiv ist, dass die ergriffenen Maßnahmen wirken. Die Gasspeicher füllen sich trotz verringerter Lieferungen aus Russland. Gut so, aber Entwarnung kann noch keinesfalls gegeben werden.
Ein möglichst geringer Verbrauch ist für die kommenden Monate essentiell. Umfassende Maßnahmen, wie Gebäudesanierung oder Wärmerückgewinnung in der Industrie, senken den Verbrauch erheblich. Diese umfassenden Maßnahmen haben aber eine längere Vorlaufzeit: Wurde mit der Umsetzung noch nicht begonnen, wirkt der Einspareffekt im kommenden Winter noch nicht. Sofort wirksam sind simple Energiespartipps. Raumtemperatur senken, nicht genutzte Räume temperieren, beim Kochen Deckel drauf, Licht aus wenn man‘s nicht braucht, etc. Auto möglichst stehen lassen. Bahn, Bus oder Fahrrad benutzen. In Vorarlberg sind z.B. 42 Prozent aller Autofahren kürzer als fünf Kilometer – perfekt fürs Rad oder fürs zu Fuß zu gehen. Kleine Maßnahmen bringen viel, wenn sich viele daran beteiligen. Auch Kleinvieh macht Mist!
Energie, die nicht gebraucht wird, muss nicht bezahlt werden. Gas das jetzt nicht gebraucht wird, kann für den Winter eingelagert werden! Energiesparen spart Geld und hilft die Energieversorgung zu sichern. Ich hoffe, dass diese Krise bald vorbei ist und das gute alte Energiesparen dann aber nicht wieder ad acta gelegt wird. Denn: Jede Kilowattstunde die nicht erzeugt werden muss, ist mit Abstand die umweltfreundlichste.

Angelica V. Marte
30.09.2022

Stellen Sie sich eine Führungskraft vor. Noch...

Stellen Sie sich eine Führungskraft vor. Noch deutlicher. Was sehen Sie jetzt? Ich kann ja nicht Gedanken lesen, oder doch? Ich nehme an, wir haben etwas ähnliches gesehen. Einen Mann. Mir fällt dazu Oliver Blume ein, seit gut drei Wochen neuer VW-Vorstand. Was können wir daraus schließen? Denken wir an eine Führungskraft, denken wir automatisch (unbewusst) an eine männliche Führungskraft. Think manager, think male.
Eine 70er-Jahre-Annahme, der Prototyp einer erfolgreichen Führungskraft korreliert mit dem männlichen, patriarchalen Stereotyp. In den letzten 50 Jahren hätte sich das ändern können. Wir haben aus unzähligen, weltweiten Führungsforschungen eine klare Datenlage: heterogene Teams, also an Führungsbeziehungen beteiligte Personen, die unterschiedlich sind und führen, führen besser gemeinsam und gemeinsam besser. Das macht Unternehmen generell innovativer, agiler und kollektiv intelligenter.
Oliver Blume hat sein neues Vorstands-Team so verändert, dass es wieder männlicher und kulturell einheitlicher ist. Also homogener. Unbewusst? In Zeiten kumulativer Krisen, von Krieg bis Klimakatastrophe, von drohender Rezession über Fachkräftemangel, von Rohstoffknappheit bis Wohlstandsrückgang. Sollten wir nicht alles dafür tun, bessere Lösungen schneller umzusetzen? Aber nein, offenbar bewirken Krisen Rückschritte. Es wird der nächsten Generation schlechter gehen als uns Eltern. Und unserem Planeten erst recht. Wollen wir das wirklich?
Wolfsburg ist weit weg, aber leider nur geografisch. Im Übrigen: eine höhere kollektive Intelligenz haben Gruppen dann, wenn der Frauenanteil mindestens 30 Prozent beträgt (weil sie eine höhere soziale Sensibilität beisteuern) und wenn der Sprecher-Anteil in Meetings gleichmäßig wechselt.

Florian Dünser
01.09.2022

Tausende Abmahnschreiben hat der...

Tausende Abmahnschreiben hat der selbsternannte Datenschutzanwalt Marcus Hohenecker im August im Namen seiner Mandantin Eva Z. an österreichische Unternehmen verschickt. Der Vorwurf: Die Website des jeweiligen Unternehmens verstoße mit der Einbindung von Google Fonts gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), seine Mandantin fühle sich auf den besuchten Websites „unwohl“. Der dadurch entstandene Gefühlsschaden sei mit 190 Euro wieder gut zu machen.
So weit, so absurd. Womit der Anwalt aber nicht gerechnet hat, war die Welle der Empörung, die damit losgetreten wurde. Hunderte Betroffene blockierten Tage lang das Telefon des Anwalts, er wurde in der Kanzlei, auf der Straße und in seinem Zuhause mit dem Abmahnschreiben konfrontiert, teils sogar bedroht. Ein eigenes Crowdfunding mit dem Ziel wurde initiiert, dem Anwalt möglichst viele kleine Buchungszeilen auf das Kanzleikonto zu buchen. Und: Ein Disziplinarverfahren der Rechtsanwaltskammer Niederösterreich sowie Anzeigen von Berufskollegen rundeten die Bumerang-Aktion schließlich ab. 
Eine Welle der Empörung wegen 190 Euro? Mitnichten geht es hier ums Geld. UnternehmerInnen haben alle Hände voll damit zu tun, ihren Betrieb auf die großen Herausforderungen der Zeit einzustimmen – Störfeuer wie Pandemie, Energiekrise und Ressourcenverfügbarkeit nicht einkalkuliert. Der bürokratische Aufwand, mit dem diese tagtäglich konfrontiert sind, ist zu einem Dschungel undurchschaubarer Aufgaben mutiert – die unsägliche DSGVO, die auch vier Jahre später de facto niemand wirklich verstanden hat, ist nur der i-Punkt auf einer Entwicklung, die konstant an der Wettbewerbsfähigkeit Europas sägt. Dass die Abmahnwelle einer Datenschutz-Banalität das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringen kann, überrascht daher nicht. 

Christof Germann
01.09.2022

Über Jahrzehnte waren wir gewohnt, Energie im...

Über Jahrzehnte waren wir gewohnt, Energie im Überfluss und zu verhältnismäßig günstigen Preisen zur Verfügung zu haben. Das starke Wirtschaftswachstum nach den ersten Coronawellen, der Krieg in der Ukraine, die Nichtverfügbarkeit von französischen Kernkraftwerken und die anhaltende Trockenheit haben aber nicht nur die Großhandelspreise für Energie massiv steigen lassen. 
Ob die Versorgung mit Erdgas oder Strom in diesem Winter uneingeschränkt funktionieren wird, kann heute niemand wirklich seriös beantworten.
Umso wichtiger ist es, gut vorbereitet zu sein und Verantwortung für den jeweiligen Gestaltungsbereich zu übernehmen. 
›› Die Politik ist gefordert. Durch direkte Unterstützungen für Menschen mit geringem Einkommen, durch praxisnahe Gesetze und im Notfall – das muss ganz offen ausgesprochen werden – auch durch gut durchdachte Energielenkungsmaßnahmen in einer akuten Mangellage.
›› Als Energieunternehmen haben wir die Aufgabe, mit allen Kräften eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten und unseren Kund:innen Energie und innovative Energiedienstleistungen zu marktkonformen Preisen anzubieten. Investitionen in eine erneuerbare Energiewende sind darüber hinaus der Garant für mehr Energieunabhängigkeit und zukunftssicheren Klimaschutz.
›› Auf Ebene der Haushalte und Unternehmen besteht schließlich die Verantwortung, alle Spielräume auszuschöpfen, um Energie – wo immer dies sinnvoll möglich ist – einzusparen. Das Bewusstsein, dass Energie ein wertvolles Gut ist, muss die Grundlage für jede persönliche Entscheidung sein. 
So kann es uns als Gesellschaft gelingen, die aktuellen Herausforderungen als Aufbruch in eine unabhängigere und klimaschonendere Energiezukunft zu nutzen.

Monika Frick
01.09.2022

Warum funktioniert es nicht mehr wie früher...

Warum funktioniert es nicht mehr wie früher beziehungsweise um es zielorientiert zu formulieren: Was braucht Mensch für Wohlbefinden?
Wir leben in einer Zeit der Unsicherheiten, der fehlenden Perspektiven und Orientierung, der Angst vor Krankheiten und Krieg. In den Schulen erkranken die Lehrpersonen, in Krankenhäusern/Pflegeheimen die Angestellten, Handwerker fehlen überall. Dasselbe gilt für Handel und Gastronomie und bestimmt noch viele andere Sparten. Auch bei den Jugendlichen zeigt sich immer mehr eine Situation, die man so bisher nicht in dieser Ausprägung kannte. Obwohl es offene „Lehr“stellen und Möglichkeiten wie nie zuvor gibt, entscheiden sich immer mehr junge Leute nicht dafür. Woran kann das liegen? Ist es unser System? Spielen Süchte mit? Menschen spüren sich selbst nicht mehr, denken nicht darüber nach, was ihnen wichtig ist, wofür sie leben. Eine Vision oder Mission ist oft nicht vorhanden. Bedeutet das, dass Sinn fehlt? Ist es fehlende Wertschätzung oder Dankbarkeit? Oder ist es das Gegenteil, nämlich eine Art soziale Inkompatibilität, Rückzug und „Da mach ich nicht mit“-Haltung? Hier ein tägliches Selbstreflexions-Experiment zum Test:
Morgenfragen
Worüber in meinem Leben bin ich glücklich? Worauf in meinem Leben bin ich stolz? Wofür in meinem Leben bin ich dankbar? Wofür kann ich mich in meinem Leben begeistern? Was in meinem Leben finde ich aufregend und spannend? Wofür in meinem Leben stehe ich ein? Wen liebe ich und von wem werde ich geliebt? Was ist zu tun und was davon möchte ich heute tun?
Abendfragen
Was habe ich heute alles getan? Was habe ich heute für mich, mein Leben getan? Welchen Beitrag habe ich für Andere geleistet? Was habe ich heute gelernt?
Try it for a while to know the difference.

Klaus Drexel
01.09.2022

Die Digitalisierung ist längst schon in der...

Die Digitalisierung ist längst schon in der Bergwelt und im Freizeitsektor angekommen. Fluch oder Segen? Täglich werden wir im Netz mit einer Flut an Bildern und Informationen konfrontiert. Viele Social Media Kanäle zeigen uns Bilder von Sonnenaufgängen in den Bergen, waghalsigen Unternehmungen, Tiefschneeabfahrten in unverspurten Hängen – meist begleitet von spektakulären Selfies. Natürlich kann das motivieren, dies nachzuahmen.
Daneben gibt es eine Vielzahl an Apps mit Routen- und Tourenvorschlägen, die User hochladen und mit ihren persönlichen Eindrücken über Anforderung und Schwierigkeit beschreiben. Am besten selten begangene Wege und Strecken – auch inoffizielle und deshalb nicht gewartete Routen. Solch individuelle Beschreibungen können für den einzelnen sehr gefährlich werden. Jeder Mensch hat ein eigenes Empfinden: Kinderspiel für den einen – unüberwindbares Hindernis für den anderen. Durch diesen Umstand muss die Bergrettung immer häufiger Personen aus unwegsamem Gelände retten. Unser Apell lautet daher: seriöse Auskunft sollte immer über offizielles Kartenmaterial, bestenfalls auch über Bergführerbüros oder Tourismusinformation eingeholt werden.
Auf der anderen Seite stellt uns das Internet und die Digitalisierung eine Vielzahl an nützlichen Diensten zur Verfügung. Auch die Bergrettung nutzt natürlich das Internet auf vielen Ebenen. Es ist die Art und Weise, wie man mit diesen vielen Informationen umgeht. Die Summe aller Informationen führt zum Ziel.
Und schlussendlich kann das Handy Leben retten. Dies sollte man sich immer vor Augen halten. Wir empfehlen vor und während der Wanderung oder Bergtour den P.E.A.K Bergcheck: P(lanung), E(inschätzung), A(usrüstung), K(ontrolle).

Marie-Rose Rodewald-Cerha
01.07.2022

Ich soll über Literatur schreiben und was...

Ich soll über Literatur schreiben und was meine Motivation ist, mich mit ihr zu beschäftigen. Mehr noch. Anderen weiterzugeben und zu vermitteln, was in ihr steckt.
„Ich kann nicht anders“, liegt mir auf der Zunge und im Herzen. Doch wen überzeugt das schon? Die Linguistin Naomi Baron, die unter anderem zu digitalem und analogem Lesen forscht, zeigt sich nach verschiedenen Studien besorgt über die Tatsache, dass es Menschen gibt, die nie zu ihrem Vergnügen lesen, die sich nicht für andere Standpunkte oder andere Lebenswelten interessieren. Das sei demokratiegefährdend, schreibt sie. Tatsächlich sehen wir allzu deutlich, wie sich in der Gesellschaft die Fronten verhärten. 
Literatur ist Sprache. Und ich glaube an die Wirkmächtigkeit der Sprache. Je mehr ich mich mit ihr beschäftige, umso geübter werde ich, sie auszudeuten und zu verstehen. Literatur ist empathisch. Daher wird die Empathiefähigkeit der Leser:in geschult. In einer Gesellschaft von Leser:innen führt dies zu mehr Diskurs und Toleranz. Und ist es nicht das, was heute mehr denn je nottut, die Anhörung und Akzeptanz des anderen (gut begründeten) Standpunkts? 
Als Geschäftsführerin der literatur:vorarlberg und Vorstandsmitglied im Theater am Saumarkt bin ich an unzähligen Literaturvermittlungsprojekten beteiligt. Besonders wichtig als ehemalige Lehrerin ist mir, Jugendliche für Literatur zu begeistern und sie zum Lesen zu animieren. Die Beschäftigung mit Texten ist immer auch ein Akt der Emanzipation. Was sagt mir der Text? Wie verhält er sich zu meinen eigenen Lebensumständen? Bin ich damit einverstanden? Literatur zeigt uns, wie etwas sein kann und dass es sein kann, in all seiner Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit. Sie ist, wie Marcel Proust einmal sagt „das wahre Leben“.

Maria Strolz
01.07.2022

Das ist einer der Ansätze, die der Schulcampus...

Das ist einer der Ansätze, die der Schulcampus Sacré Cœur Riedenburg in Bregenz verfolgt. Und das seit über 150 Jahren. Unser Ziel: Wir wollen unsere Absolvent:innen als ganzheitlich gebildete Persönlichkeiten in die Welt entlassen. Sie befähigen, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Deshalb setzen wir uns mit aller Kraft für die werteorientierte und weltoffene Wissens- und Persönlichkeitsbildung junger Menschen ein.
Dabei bedienen wir uns unter anderem der „Five Goals“ unseres Ordens: soziale Verantwortung, Intellekt, Glaube, inneres Wachstum und Gemeinschaft. Sie bilden in unserem weltweiten Bildungsnetzwerk die Basis für die Ausbildung junger Menschen. Doch unser Bildungsauftrag geht weit über die Ausbildung von Einzelnen hinaus: Wir sehen es nicht nur als unsere Pflicht und Aufgabe, starke Impulse für eine nachhaltige Entwicklung unserer Umwelt zu geben. Wir geben auf gegenwärtige globale Herausforderungen grundlegende Antworten und wichtige Perspektiven, indem wir ab Herbst 2022 die Höhere Lehranstalt für Humanökologie starten.
Damit wollen wir unseren Teil zum Erhalt einer intakten Umwelt beitragen. Denn Bewusstseinsbildung findet nun einmal auch in unseren Schulen und Bildungseinrichtungen statt. Was liegt also näher, brandaktuelle Entwicklungen und Tendenzen aufzunehmen und sie im Lehrplan zu etablieren. Schnell, effizient, unbürokratisch. Dabei reagieren wir auf Trends und Megatrends, die uns in den nächsten Jahren bewegen werden. Die Welt zukunfts- und enkelfit zu machen – das sind die Herkulesaufgaben, die von jedem Einzelnen von uns, insbesondere aber von den Bildungseinrichtungen – nicht nur des Landes – wahrgenommen werden müssen. Und dieser Verantwortung stellen wir uns. Mit all unseren Kräften.

Silke Glüsenkamp
01.07.2022

Urlaubsflüge fallen aus, weil Bodenpersonal...

Urlaubsflüge fallen aus, weil Bodenpersonal fehlt. Renommierte Gasthäuser schließen ihre Pforten, weil ihnen die Köche oder Servicemitarbeiter ausgegangen sind. Schulen sind gefährdet, weil sie keine Lehrer finden. Von den Gesundheits- und Pflegeberufen ganz zu schweigen. Der Fachkräftemangel ist lange bejammert, der Arbeitsmarkt wird relevanter als der Absatzmarkt. Ein Mythos?
Die Wahrheit: Die demografische Entwicklung ist real. Es treten mehr Arbeitskräfte in den Ruhestand als Neueinsteiger ins Berufsleben starten. Diese Rahmenbedingungen gelten für alle. Trotzdem gibt es Unternehmen, denen es leicht fällt, potenzielle Mitarbeitende anzuziehen. Ist der Fachkräftemangel doch ein Mythos? Nein, eher eine hausgemachte Angelegenheit. Oft suchen Unternehmen noch die eierlegende Wollmilchsau statt auf die Potenziale zu reagieren, die sich ihnen bieten. Sei es intern, wenn Mitarbeitende sich weiterentwickeln möchten oder extern, wenn Bewerbende keinen „perfekten“ Lebenslauf haben, aber viele Talente mitbringen. Das Gute ist oft näher als man denkt.
Was macht Arbeitgeber attraktiv? Motivierende Arbeitswelten sind gefragt, auf Lebensphasen der Mitarbeitenden abgestimmt. Die Lösung liegt bestimmt nicht in der Kaffee-Flatrate oder beim Tischkicker, sondern eine differenzierte Herangehensweise ist gefordert. Das könnten flexible Arbeitszeitmodelle und -orte sein, Bildungsauszeiten oder Betreuungsunterstützung bei Kindern oder pflegebedürftigen Verwandten, um ein paar Beispiele zu nennen. 
Ein Umdenken ist erforderlich. Statt Personalressourcen zu verwalten ist es an der Zeit, dass sich HR als Manager eines Wandels versteht. Nicht zuschauen, sondern Gestalten ist gefragt. Also Schluss mit dem Fachkräftemangel-Jammer. Einfach mal machen, vor allem anders machen.

Marei Döhler
01.07.2022

Die Anforderungen für mehr Nachhaltigkeit,...

Die Anforderungen für mehr Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und Klimaschutz kommen aus allen Richtungen. Unternehmen werden in Zukunft besonders darauf achten müssen, um den Kundenbedürfnissen und gesetzlichen Entwicklungen in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz gerecht zu werden. Allein die Umsetzung der EU-Taxonomie wird in vielen großen Unternehmen eine Herausforderung und benötigt vor allem personelle Ressourcen aus unterschiedlichsten Disziplinen des Unternehmens. Während sich Umweltmanagement in der Vergangenheit hauptsächlich mit der Einhaltung der umweltrelevanten Auflagen und Gesetze beschäftigt hat, gehen die zukünftigen Erfordernisse weit darüber hinaus. Denn Nachhaltigkeit wird zusätzlich immer häufiger zu einem Entscheidungskriterium bei der Wahl des Arbeitgebers.
Als Umwelt- und Energiebeauftragte bei der illwerke vkw bin ich froh, dass diese Themen im Unternehmen nicht neu sind. Messbare und konkrete Umweltziele zur Reduktion der CO2-Emissionen sind bereits seit einigen Jahren definiert. Umweltauflagen beim Bau von Kraftwerken werden durch ökologische Baubegleitungen überwacht, interne Energieverbräuche sind auf Knopfdruck verfügbar, in den Betriebsrestaurants wird regional und saisonal gekocht, Anreize für eine umweltfreundliche Anreise zum Arbeitsplatz wird gefördert – die Liste der bereits umgesetzten Maßnahmen ist lang.
Um ein Unternehmen glaubwürdig in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz auszurichten, muss es zur Selbstverständlichkeit – also zu einem Kultur­element – werden. Für Unternehmen, die sich bisher nicht ernsthaft mit diesen Themen beschäftigt haben, ist jetzt die Zeit reif, um Umweltschutz an die oberste Stelle der aktuellen Agenda zu stellen.

Andrea Huber
03.06.2022

Im Jahr 1997, nach dem Abschluss des Studiums...

Im Jahr 1997, nach dem Abschluss des Studiums der Verfahrenstechnik an der TU Graz, begann ich in einem Chemiewerk zu arbeiten, als erste und einzige Frau in der Abteilung „Technologie“. 
25 Jahre später und nach zwei Jahren als MINT-Koordinatorin in Vorarlberg, sehe ich, dass Frauen in vielen, früher als „Männerberufe“ titulierten Berufen oder Ausbildungen angekommen sind, dass es nur mehr wenige „einzige Frauen“ gibt. Wenn man sie fragt, warum sie in einen technischen Beruf gegangen sind, dann bekommt man fast in allen Fällen als Antwort: „Ich wollte immer schon wissen, wie Dinge funktionieren!“ Also mit einem Wort, sie sind neugierig. 
Diese Neugierde bringt Wissen. Wissen über die Vorgänge in Technik und Natur. Das ist der Motor für Innovation und Entwicklung. In der Geschichte der vergangenen 200 Jahre gab es viele Entwicklungen, die von neugierigen Frauen gemacht wurden. Vom ersten Computeralgorithmus, der von Ada Lovelace 1843 geschrieben wurde, von der Entdeckung der Radioaktivität durch Marie Curie, der Erforschung der Doppelhelixstruktur der DNA durch Rosalin Franklin, dem Frequenzspreizungsverfahren von Hedi Lamarr (die Basis für unser Wlan) oder der ersten Computersoftware von Grace Hopper reicht der Bogen. Sie alle wollten Dinge gestalten, erforschen, wissen, wie sie funktionieren, sie waren neugierig. 
Die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte brauchen all unsere Kräfte. Auf die Beiträge der Frauen und Mädchen in der Entwicklung neuer Technologien können wir dabei nicht verzichten. 
Mädchen in ihrer Neugierde zu bestärken, ist wichtig. Sie brauchen Vorbilder und Role-Models, die sie motivieren und in ihren Ambitionen unterstützen. Räume, die ihre Kreativität entfalten lassen, die ihnen Möglichkeiten geben, sich mit Technik auseinanderzusetzen und eigene Entwicklungen entstehen zu lassen.

Dominic Mayer
03.06.2022

Als Koch arbeitet man natürlich mit einem...

Als Koch arbeitet man natürlich mit einem extremen Spektrum an Lebensmitteln in den verschiedensten Häusern und Regionen. Respekt und Produktwertschätzung brachten mich auf den Weg der Regionalität und zum Nachhaltigkeitskonzept, das ich nun in meinem Wirtshaus umsetze. Durch die Globalisierung haben wir Zugriff auf fast jedes Produkt, aber für den Endverbraucher ist die Qualität nie die gleiche wie in der Region, in der sie angebaut werden.
Die besten Geschmackserlebnisse hatte ich mit jeweils regionalen Produkten. Alles was bis zum Endverbraucher sehr kurze Wege zurück legt, wird reif geerntet, verfügt über wesentlich mehr Inhaltsstoffe und ist auch um einiges haltbarer.
Durch den regionalen Einkauf und direkten Kontakt mit den Produzenten habe ich bessere Produktkenntnisse, weiß über Anbaumethoden Bescheid und kann somit auch nicht durch verschiedenste Gütesiegel getäuscht werden. Besonders wichtig ist mir das im Bereich der Tierhaltung. In Vorarlberg ist das Angebot an regionalen Lebensmitteln sehr groß, was eine flexible Speisenzubereitung erfordert. Regionaler Einkauf bedeutet saisonale und abwechslungsreiche Ernährung. Wie wir uns ernähren, spiegelt sich teils ja auch in unserer Gesundheit wieder: „Du bist was du isst.“
Bei unseren Nachbarn in der Schweiz ist der Stolz und die Vermarktung der heimischen Produkte noch etwas ausgeprägter. Es liegt an uns, all diese Trends beizubehalten und weiter zu entwickeln.
Eine der größten Hürden sehe ich in der Logistik. Wir scheitern noch daran, für jeden zu geregelten Zeiten einen zentralen Zugang zu regionalen Produkte zu schaffen. Eine zentral gelegene Markthalle würde für Produzenten und Konsumenten gleichermaßen Synergien schaffen und wesentlich dazu beitragen, regionale Produkte besser in einen geregelten Wirtschafskreislauf zu bringen.

Nikola Furtenbach
03.06.2022

Für viele Frauen ist das Wohnzimmer kein Ort...

Für viele Frauen ist das Wohnzimmer kein Ort der Geborgenheit. Häusliche Gewalt ist kein Randphänomen, sondern kommt viel zu häufig vor. In Österreich erfährt jede fünfte Frau im eigenen Zuhause körperliche oder sexuelle Gewalt. Täter ist zumeist der eigene (Ex-)Partner. Um der hohen Dunkelziffer entgegenzuwirken, braucht es neben institutionellen Angeboten vor allem funktionierende soziale Netzwerke, die auf Partnerschaftsgewalt reagieren und betroffene Frauen unterstützen. Die gestärkte Nachbarschaft ist eine wichtige Präventionsmaßnahme und rettet vielleicht sogar Leben. Hier setzt das Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ an, das seit Juni vergangenen Jahres in Bregenz und nun auch in der Stadt Hohenems umgesetzt wird. 
StoP zielt darauf ab, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und Menschen zu ermutigen, bei Gewalt nicht wegzuschauen, sondern diese wahrzunehmen und zu helfen. Es werden kooperierende Netzwerke geschaffen, um die Veränderungsarbeit an kulturellen Leitvorstellungen voranzutreiben. Dadurch entsteht eine Nachbarschaft, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzt, der Stigmatisierung von Opfern entgegenwirkt und die Zivilcourage steigert.
Wenn wir als Gesellschaft Gewalt nicht akzeptieren, wird sie sich verringern. Frauen huschen dann nicht mehr mit Sonnenbrille durchs Treppenhaus, weil sie sich schämen, sondern klingeln bei Nachbar:innen, holen sich Rat und Hilfe. Sie wissen, sie werden auf Verständnis und Unterstützung treffen. Häusliche Gewalt wird zum öffentlichen Thema. Das ist keine Utopie, denn StoP Stadtteile Projekte leisten bereits an vielen Orten in Deutschland und Österreich einen wichtigen Beitrag dazu, das Gemeinwesen zu verbessern für eine friedliche und sich gegenseitig unterstützende Nachbarschaft.

Annabell Pehlivan
03.06.2022

Ohne Zweifel erleben wir aktuell einen seit...

Ohne Zweifel erleben wir aktuell einen seit Jahrzehnten nicht dagewesenen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Zeitenwende steht nicht nur bevor, wir sind bereits mittendrin. Klimakrisen, eine Pandemie, Kriege, Preisexplosionen und technologischer „High-Speed“-Fortschritt treffen uns sowohl auf persönlicher Ebene als auch als Gesellschaft und Wirtschaftsstandort. Als unternehmerische Interessenvertretung wird die WKV ihre Mitglieder aktiv im Erforschen und Finden einer nachhaltigen Zukunft begleiten. Mit der Innovationsoffensive TRAVO wurde eine Anlaufstelle und Möglichkeitenraum geschaffen, um gezielt an Ideen zu arbeiten. TRAVO ist in der Postgarage in Dornbirn angesiedelt. Die interessierten Unternehmen werden in der Bearbeitung und Weiterentwicklung ihrer individuellen Fragestellung unterstützt und mit relevanten Partnern vernetzt. TRAVO bietet drei Progammlinien an – IDEATE, MATCHING und EXPLORE. Ideate ist ein Workshopformat, bei dem das aktuelle Geschäftsmodell auf Zukunfts- und Überlebensfähigkeit hin geprüft werden kann. Zudem werden gemeinsam mit interdisziplinären Expert:innen Ansätze für innovative Produkte und Services entwickelt. Ein Programm, das erstmalig in Vorarlberg angeboten wird, ist das sogenannte „MATCHING“. Hierbei werden heimische Betriebe zu definierten Themen mit internationalen Start-ups zusammengeführt. Dafür wurde bereits ein Pool aus Start-ups unter anderem in Tel Aviv aufgebaut, um das innovative Synergiepotenzial über die Grenzen hinweg bestmöglich nutzen zu können. Des Weiteren kann im „EXPLORE“ Programm an Workshops rund um Themen, wie Innovationsmanagement, Geschäftsmodellentwicklung, Kreativitätstechniken, und vielen mehr teilgenommen werden. Auch werden Innovationsreisen zur In­spiration und Events mit spannenden Speakern geboten. 

Judith Thurnher
06.05.2022

In Deutschland wird seit längerer Zeit die...

In Deutschland wird seit längerer Zeit die Wahlaltersenkung auf 16 Jahre auf Bundesebene diskutiert. Neben der AfD spricht sich auch die CDU/CSU klar dagegen aus. Den jungen Menschen wird von diesen Parteien das nötige Interesse und somit politische Reife abgesprochen. Zu Recht? Österreich hat sich bereits 2007 für das (aktive) Wahlrecht ab 16 Jahren entschieden. So führt das Bundeskanzleramt auf seiner Website an, dass „Wählen in einer Demokratie die grundlegende Form der politischen Beteiligung“ ist. Jugendliche ab 16 Jahren haben damit das Recht „in politische Entscheidungsprozesse miteinbezogen zu werden und über ihren Lebensraum und ihre Zukunft mitzuentscheiden“.
Vor 15 Jahren hat das aha, die Jugendinfo Vorarlberg, Jugendliche befragt, was sie brauchen, um dieses neu erworbene Recht auszuüben. Die damals geäußerten Wünsche und Bedürfnisse haben nach wie vor Aktualität: Jugendliche wünschen sich von den Politiker:innen wertgeschätzt und ernst genommen zu werden. Politische Themen aus der jugendlichen Lebenswelt sollen zur Sprache kommen. Politik soll für die Jugendlichen „greifbar“ sein. Daraus entstanden ist der FrageRaum Politik. Eine Dialogveranstaltung speziell für jugendliche (Erst-)Wähler:innen. Junge Menschen erhalten die Möglichkeit, mit Politiker:innen der fünf im Landtag vertretenen Parteien zu diskutieren und sich aus erster Hand über die Parteienlandschaft und die Landespolitik zu informieren. Es ist spannend zu beobachten, dass der Anstoß zu einem FrageRaum Politik häufig von den Jugendlichen ausgeht. Vor allem die Schülervertreter:innen haben den Eindruck, dass sie in ihrem schulischen Alltag zu wenig politische Bildung erfahren und es von ihrer Seite einen sehr klaren Bedarf an objektiver, politischer Bildung gibt. Von fehlendem Interesse an der Politik kann hier keine Rede sein! Im Gegenteil.

Andreas Prenn
06.05.2022

In der Pubertät müssen Jugendliche eine...

In der Pubertät müssen Jugendliche eine Vielzahl an herausfordernden Entwicklungsaufgaben meistern. Neben der Bewältigung der körperlichen Entwicklung, gilt es sich vom Elternhaus abzulösen, die eigene Schul- und Berufskarriere zu planen und zu entscheiden, Freundschaften und sexuelle Beziehungen aufzubauen, ein eigenes Werte- und Normensystem und selbstständige Konsummuster zu entwickeln. Die Covid-19-Pandemie hat viele Jugendliche in diesen – für die Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit – notwendigen Entwicklungsschritten beeinträchtigt. Die gewohnte Tagesstruktur ging verloren, Freizeitbeschäftigungen wie Sport, Vereine, Ausgehen und Freunde treffen waren nur bedingt möglich. Viele Bildungs- und Berufsentscheidungen mussten getroffen werden, ohne ausreichend Möglichkeiten sich „vor Ort“ zu informieren oder zu „schnuppern“.
Gleichzeitig waren digitale Medien omnipräsent. Die tägliche Nutzungsdauer von Smartphones und anderen digitalen Geräten ist gestiegen, Computerspiele wurden zum wichtigsten Zeitvertreib.
Mehrere wissenschaftliche Studien kommen zum Ergebnis, dass die pandemiebedingten psychischen Belastungen für viele Kinder und Jugendliche enorm sind. Depressive Symptome, Ängste, Schlafstörungen sind die Folge. Dies wiederum resultiert nicht selten in einem problematischen Konsum von Alkohol, Cannabis und anderen psychoaktiven Substanzen – insbesondere Benzodiazepine (Schlaf- und Beruhigungsmedikamente, Angstlöser). Bei Mädchen nehmen Essstörungen überproportional zu.
Was Kinder und Jugendliche jetzt vor allem brauchen, ist Verständnis für ihre mitunter nicht einfache Situation. Es liegt an uns Erwachsenen, aber vor allem an der Politik, ihnen das notwendige Maß an Sicherheit und Halt zu geben, damit ihr Grundvertrauen wieder steigt, sie wieder Sinn und Perspektiven erkennen.

Lisi Hutter
06.05.2022

Emotionale Intelligenz, unser wichtigstes Gut...

Emotionale Intelligenz, unser wichtigstes Gut, hat leider kaum noch Stellenwert in unserer Gesellschaft. Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, wie wir uns selbst und anderen begegnen. Bewusst hinzuschauen, auf sein Innenleben und auf das der anderen, zu erkennen, was im Selbst und im Gegenüber vorgeht, Bedürfnisse bewusst anzunehmen und darauf zu reagieren, das ist nur etwas für ganz Mutige. Es heißt, für sich einzustehen, auszubrechen aus der ewigen Schon- und Opferhaltung, Verantwortung zu übernehmen für das eigene Wohlbefinden, die Angst vor dem Ungewissen und vor Ablehnung zu überwinden.
Emotionale Intelligenz heißt: Verstehen, wer wir sind. Bewusst auf zwischenmenschliche Signale achtgeben. Leider vergessen wir das viel zu oft, denn unsere Welt dreht sich gefühlt viel schneller als noch vor einigen Jahren. Unser Zeitalter ist geprägt von Schnelllebigkeit, Unsicherheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit, auch bekannt unter dem Namen VUCA Welt. Keiner von uns weiß, was morgen kommt. Leistungsdruck, Überforderung, Existenzängste und Dauerstress sind gängige Begleiterscheinungen dieses Wandels. Social Media und andere Medien gaukeln uns eine Welt des Perfektionismus vor. 
Somit haben wir mehr denn je das Gefühl, funktionieren zu müssen. Die Phänomene nicht gut genug zu sein, nicht richtig zu sein, sind normale gesellschaftliche Begleiterscheinungen. Auch da ist soziale emotionale Intelligenz ein wichtiger Schlüssel, um das Konstrukt unserer Weltanschauung zu hinterfragen und endlich zu durchbrechen. Dieses Bewusstsein gibt uns die Fähigkeit, Kraft zu tanken aus den eigenen Ressourcen und das wiederum steigert unsere Resilienz-Fähigkeit. Wir können das Außen nicht verändern – allerdings können wir täglich aufs Neue entscheiden, was es mit uns macht und wie wir damit umgehen.

Gert Gröchenig
06.05.2022

Schockanrufe, falsche Polizisten und dann noch...

Schockanrufe, falsche Polizisten und dann noch völlig fremde Personen, die sich als Enkel oder Neffen ausgeben – das alles nur mit dem Ziel, so leicht wie möglich an so viel Geld wie möglich zu gelangen. Die derzeit gängigen Betrugsmaschen haben sich als wahre Gelddruckmaschine erwiesen. Dabei ist der Aufwand, der hier betrieben wird, gar nicht ohne: Die straff organisierten, kriminellen Banden unterhalten ganze Call Center, Mitarbeiter in der „Kundenakquise“, die aus Telefonbüchern potenzielle Opfer herausfiltern und „Außendienstler“ vor Ort, die die Opfer um ihr Erspartes bringen. Und wie kann man sich schützen? Ganz einfach – Wissen schützt! Bei Anrufen von unbekannten Personen einfach das Telefon auflegen! Die Polizei wird nie nach Bankkonten, Bargeld oder Schmuck fragen! Wenn Sie unsicher sind, wenden Sie sich an nahe Angehörige oder direkt an die Polizei.
Die Polizei führt regelmäßig Vorträge zu diesen Themen durch und klärt über die Betrugsmaschen auf. Sie können auf jeder Polizeidienststelle nach den Spezialisten der Kriminalprävention fragen und mit uns Kontakt aufnehmen! Außerdem findet am 26. August beim Bildungszentrum der Sicherheitsexekutive in Gisingen ein „Seniorenaktionsnachmittag“, mit allen Blaulichtorganisationen statt. Das Thema Sicherheit für Senior:innen steht im Mittelpunkt. Jede Beratungs- und Vortragstätigkeit der Polizei ist für Sie natürlich gratis – aber sicher nicht umsonst! Kontakt: jede Polizeidienststelle 059133 oder lpd-v-lka-­kriminalpraevention@polizei.gv.at oder gemeinsamsicher-v@polizei.gv.at 

Lisa Weiß
01.04.2022

Die Pandemie beherrscht uns nun schon seit...

Die Pandemie beherrscht uns nun schon seit zwei Jahren. Und seit zwei Jahren müssen sich Kulturinstitutionen und –initiativen die Frage stellen: Was kann, soll oder darf Kultur in Zeiten wie diesen? Kultur hat immer den Anspruch auch die Krisen zu bearbeiten, Missstände aufzuzeigen, für soziale Gerechtigkeit und vor allem auch für Frieden einzustehen. Die Pandemie hat uns gezwungen, in vielen Bereichen die Kultur abrupt zu stoppen. Somit wird auch der Kultur ihre Aufgabe genommen, sich mit Themen wie einer Pandemie in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Wir müssen uns viele Fragen wieder neu stellen – was kann Kultur? Wozu brauchen wir Kunst und Kultur? Ist Kultur systemrelevant? Am Publikum, das sich langsam wieder in Kulturveranstaltungen wagt, sehen wir – Kultur ist wichtig für die Gesundheit der Menschen, Kultur nährt uns. Wir brauchen Kultur, um zu überleben. Kultur ist viel wichtiger, als die meisten Menschen begreifen können. Und ja, Kultur ist sehr wohl auch relevant für das Funktionieren unserer Gesellschaft, unseres „Systems“.
Nach über zwei Jahren Kulturpause scheint ein großer Teil der Kulturkonsumenten vergessen zu haben, was Kultur mit ihnen macht, wie Kultur berührt. 
Und die, die kommen, die erkennen: Leben ohne Kultur ist trauriger, macht müde, zieht Energie. Sie haben es über die Schwelle geschafft – die Schwelle, das erste Mal wieder im Theater zu sitzen, im Konzert im Rhythmus mitzuschwingen. Deshalb mein Aufruf an Sie: wagen Sie es. Gehen Sie über diese Schwelle. Gehen Sie ins Konzert, besuchen sie wieder mal das Theater. Spüren Sie wieder die Magie, die Kunst und Kultur über Sie legt. Geben Sie sich eine Chance zu erkennen, was sie vermisst haben. Und wachen Sie am nächsten Morgen zufrieden, dankbar, voller Energie und ein bisschen weniger müde auf.

Frauke Kühn
01.04.2022

Eigentlich gehe ich Lyrik möglichst immer aus...

Eigentlich gehe ich Lyrik möglichst immer aus dem Weg!“ Hinter diesem Satz einer Studentin verbirgt sich die Lyrikskepsis mehrerer Generationen. Dabei werden wir doch alle vom Kleinkind- bis ins Volksschulalter mit bildlich wie klanglich originellen Schüttel- oder auch Abzählreimen in Berührung gebracht und zum Spiel mit der Sprache aufgefordert. Doch plötzlich hört der pure Sprach-Spaß auf. Wir bestimmen Reimschema und Metrum, ordnen Gedichte in literaturgeschichtliche Kontexte ein und lernen, dass es ein Richtig und ein Falsch in der Deutung von Lyrik gibt. Nicht selten lassen diese kognitiv analytischen Zugänge langfristige Lyrik-Hürden entstehen.
Wie aber können wir den Puls der Lyrik spürbar machen? Wo sind, abseits der Instagram-Poetry und Poetry Slams, die Bühnen für klassische und zeitgenössische Lyrik, die ein junges Publikum anziehen?
Als künftiges Literaturhaus Vorarlberg, das 2024 in Hohenems eröffnet, schlagen wir diese Bühnen dort auf, wo junge Menschen längst sind. Nachdem wir unseren Instagram Account mit den Stimmen zeitgenössischer Lyriker:innen in eine Hörbühne verwandelt haben, wagen wir jetzt auf TikTok den nächsten Schritt. Der Vorarlberger Schauspieler Nico Raschner, die TikTok-Germanistik-Ikone Teresa Reichl und mehrere Schulklassen der BHAK/BHAS Lustenau inszenieren und analysieren auf unseren TikTok-Kanal @literaturhaus lässig lebendig mehrmals in der Woche Lyrik von Else Lasker-Schüler, Rainer-Maria Rilke, Nora Bossong oder auch Cem Yilmaz. Wie wir die Klassen aus Lustenau gewinnen konnten? Ganz sicher mit der Überzeugungskraft ihrer engagierten Lehrerinnen – und mit dieser Frage: „Finde dein Lieblingsgedicht. Stell dir vor, du könntest in das Gedicht hineingehen. Was möchtest du dort tun?“ Jetzt Sie!

Michael Hellwig
01.04.2022

Die vergangenen Jahre haben verdeutlicht, wie...

Die vergangenen Jahre haben verdeutlicht, wie schnell sich Lebensumstände verändern können. Auch wirtschaftliche Entwicklungen sind dabei zunehmend unvorhersehbaren Fluktuationen ausgesetzt (Klimawandel, Corona, Ukrainekonflikt), die es den Unternehmen erschweren, sich mit etablierten Geschäftsmodellen zu behaupten. Existierende Entscheidungswerkzeuge sind mit solch dynamischen wirtschaftlichen Situationen oft überfordert. Um diese Herausforderungen zu meistern, orientieren sich Unternehmen daher an neuen dynamischen Geschäftsmodellen. Diese wiederum benötigen innovative Verfahren, um den Marktveränderungen gerecht zu werden.
Robuste und nachhaltige Entscheidungen sollten nicht allein auf statischen Zielsetzungen beruhen, sondern erfordern das Erlernen flexibler Anpassungen dieser Zielvorgaben. Marktunsicherheiten können sich beispielweise unmittelbar auf die Ressourcenverfügbarkeit und damit auf die Planung der Produktion auswirken. Unternehmen sind daher an der Absicherung gegenüber solchen Unsicherheiten interessiert. Das JR-Zentrum für Robuste Entscheidungen entwickelt innerhalb des Forschungszentrums Business Informatics der FH Vorarlberg entsprechende Lösungsansätze mit seinen regionalen Projektpartnern. Dazu analysieren wir unter Verwendung von mathematischen Methoden die bereitgestellten Prozessdaten und entwickeln robuste Verfahren zur Unterstützung der Entscheidungsträger. Die Fragestellungen umfassen sowohl die Analyse von Unsicherheitsfaktoren und zugehörigen Risikoabschätzungen als auch das Erlernen von Zusammenhängen in den Daten und die robuste Optimierung der Prozesse.
Mit unserer Forschungsarbeit beabsichtigen wir zur Widerstandsfähigkeit der Partnerunternehmen und somit zur Wahrung der Konkurrenzfähigkeit der Region Vorarlberg beizutragen.

Bettina Steindl
01.04.2022

Sicher nicht! Wir müssen alles uns zur...

Sicher nicht! Wir müssen alles uns zur Verfügung Stehende nutzen, um aus einer Krise andere Schlüsse zu ziehen, als bisher. Jetzt geht es um Wissen, um Sichtbarkeit und um LERNEN!“ Kurz nach Kriegsausbruch sollte ich einen Vortrag über „Mehr Sichtbarkeit für Frauen“ halten. Ein Thema, das mich als Professionalistin, als eine von vier Schwestern und Kind emanzipierter Eltern von jeher begleitet. Plötzlich, unter dem Gesichtspunkt von Krieg, einer menschlichen, politischen und wirtschaftlichen Katastrophe dieses Ausmaßes, fehlte der Sinn. Ich wusste nicht mehr, ob ich soll, was ich will. Ich fragte mich und andere, ob wir uns für die falschen Inhalte stark machen und für unwahre Werte und Haltungen Überzeugungsarbeit leisten. SICHER NICHT ist die Antwort von Ruth Swoboda, Direktorin der inatura. SICHER NICHT denke ich: Ich glaube unerbittlich an die Kraft von Solidarität und an den Willen von Menschen zur Gemeinschaft.
Als Geschäftsführerin der CampusVäre transformieren wir gemeinsam mit Partner:innen und Pionier:innen ehemalige Industriehallen (Gerard Mortier nannte sie „Kathedralen der Industriekultur“) und sagen „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“ dazu. Wir befinden uns in einem gesellschaftlichen Umbruch, der mit humanistischen und kreativen Werkzeugen bearbeitet werden sollte. Aus einer Spinnerei wird ein Hub für Kreative und Start-ups, für Unternehmen und Studierende, für Künstler:innen und Innovative. Warum? Weil wir davon überzeugt sind, Kreative sind der Rohstoff der Zukunft und ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor für Regionen in Europa.
Um solche (Frei)Räume und „Vereinshäuser“ für uns Zukunftsschaffenden zu ermöglichen, müssen wir gemeinsam für Sichtbarkeit sorgen, wir müssen unser Wissen teilen und vor allem: noch viel lernen!

Autoren & Redaktion