Zitate
Peter Sloterdijk, Philosoph
Max Strohe, Sternekoch
Lisa Eckhart, Kabarettistin
Dirk Stermann, Satiriker
Hans Mentz, Satirike
Dirk Brockmann, Komplexitätsforscher
Daniel Kehlmann, Schriftsteller
Byung-Chul Han, Philosoph
Ursula Weidenfeld, Journalistn
Christian Stocker, Kognitionspsycholog
Gesellschaft
Bildung
Quergedacht
Chorsänger werden nie während des Singens dem...
Chorsänger werden nie während des Singens dem „Nutzen“ ihres Tuns nachspüren, sondern sie erfahren Singen als ganzheitliche Aktivität mit Beteiligung von Emotion, Kognition und Körperlichkeit. Wir wissen, Singen ist gesund für Körper, Geist und Seele und macht Spaß. Zugleich heißt gemeinsames Singen auch dem Leben besondere Ereignisse schenken.
Die derzeit vielfältigen Veränderungen in der Kunst, dem sozialen Miteinander, wie auch in der Politik und im täglichen Leben sind zu einer großen Herausforderung für die Vereinsverantwortlichen in unseren Chören geworden. Es fehlt der Nachwuchs. Zudem sind Musikerziehung und der Stellenwert des Singens an den Schulen rückläufig. Dem entgegenzuwirken, erfordert in Zukunft viel Engagement und ehrenamtlichen Einsatz. Diese Entwicklungen haben die Verantwortlichen im Chorverband zur Umsetzung des Projektes SING MIT! animiert.
SING MIT! bereichert das musikalische Angebot der Schulen und der Jugendchöre. Mit viel Leidenschaft und Fachkenntnis wirken Musikpädagogen und Chorleiter als Partner gemeinsam bei der Realisierung mit. SING MIT! fördert nicht nur die stimmliche Entwicklung der Kinder, sondern auch ihr Selbstvertrauen, ihre soziale Kompetenz, Konzentration und Ausdauer. Durch die Konzertvorbereitung entwickeln die Kinder zudem grundlegende musikalische Kompetenzen, Rhythmusgefühl, Melodiesicherheit, musikalischen Ausdruck und den richtigen Umgang mit der eigenen Stimme und meistern neue Herausforderungen.
Der Chorverband Vorarlberg möchte Kindern die positiven Erlebnisse des gemeinsamen Singens näherbringen und nachhaltig für Musik begeistern. Höhepunkt ist ein Event des bisher „größten Vorarlberger Kinderchores“ am 29. Juni 2024, 18.00 Uhr in der CASHPOINT Arena in Altach.
Ich bin jetzt fast 30 Jahre Politiker aus...
Ich bin jetzt fast 30 Jahre Politiker aus Überzeugung und Leidenschaft. Ich will für die Menschen da sein und beitragen, Lösungen zum Wohle aller zu entwickeln. Vielleicht ist es eine Alterserscheinung, aber immer öfter höre ich mich innerlich sagen: „Mäßigen wir uns in der politischen Debatte!“ Ehrlich gesagt bin ich es leid, laufend von Diffamierungen, von Skandalen, die dann doch keine sind, lesen oder hören zu müssen. Geht es wirklich nur mehr um Schlagzeilen, ums Dabeisein oder ums moralisierende Fingerzeigen?
In Zeiten, in denen wir Krieg in Europa haben, das Trennende immer mehr vor das Gemeinsame gestellt wird und sich die Menschen nachweislich von der Demokratie abwenden, ist es ein Gebot der Stunde, sich auf Inhalte zu konzentrieren. Als gewählte Mandatare müssen wir verstärkt den konstruktiven Dialog suchen. Wir müssen Zukunftsbilder entwickeln, die gleichzeitig klar aber auch offen genug sind, um Platz für kreative Lösungswege zu lassen. Schon sprichwörtlich führen viele Wege nach Rom!
Diametral unterschiedliche Standpunkte müssen in Debatten zulässig sein ohne gleich in die eine oder andere Ecke gestellt zu werden. Politik muss wieder als Wettbewerb der besten Ideen verstanden werden. Deshalb mein Wunsch an alle Akteure auf dem politischen Spielfeld: Nehmen wir uns, unsere ideologischen Überzeugungen und auch unsere Eitelkeiten etwas zurück und rücken wir das im politischen Kompromiss Erreichte in den Vordergrund. Dann stärken wir das Vertrauen, das die repräsentative Demokratie braucht, um Bestand zu haben. Denn, nur wenn uns die Menschen vertrauen, gelingt Demokratie. In diesem Sinne: Mäßigung in der politischen Debatte und Besinnung auf das Wesentliche – das würde uns allen gut tun!
Wir alle wissen: Sport ist gesund.Und was ist...
Wir alle wissen: Sport ist gesund.Und was ist mit dem Kopf? Lesen ist nicht nur eine Quelle der Entspannung und Unterhaltung, sondern auch eine geistige Aktivität, die die kognitiven Fähigkeiten schärft. Es verringert das Risiko, an Alzheimer oder anderen Demenzarten zu erkranken. Das konzentrierte, umfassende Eintauchen in einen Text ist wesentlich, um komplexe Ideen zu verstehen und kritisches Denken zu entwickeln, das Gehirn wird widerstandsfähiger gegen den Abbau von Nervenzellen. Sport und Lesen scheinen auf den ersten Blick zwei völlig verschiedene Aktivitäten zu sein. Das eine fordert den Körper, das andere den Geist. Doch bei genauerer Betrachtung gibt es erstaunliche Parallelen und Wechselwirkungen zwischen beiden. Und werden in ihrer Buchhandlung nun auch Sportartikel verkauft? Vielleicht. Aber jedenfalls spielen die Buchhhändler:innen vor Ort eine entscheidende Rolle, das Lesen zu fördern und sie sind die Coaches für geistige Fitness. Unsere Mission ist es, die Freude am Lesen zu teilen: durch Multichannel-Strategien, die Präsenz in den sozialen Medien, Online-Shops und physische Buchläden erreichen wir eine breite Zielgruppe. Crosschannel-Strategien ermöglichen es uns, nahtlose Einkaufserlebnisse zu schaffen. Welche wirtschafts-, bildungs- und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen braucht es nun, um alle diese Aufgaben weiter zu erfüllen? Der klare Auftrag an die Politik: Schafft endlich faire Wettbewerbsbedingungen, damit lokale Buchhandlungen gegen übermächtige Onlineanbieter bestehen können. Sportförderung und Leseförderung müssen den gleichen Stellenwert haben, um das Lesen gesellschaftspolitisch zu verankern. Das Investment in unsere langfristige geistige Gesundheit muss in den Fokus rücken. Politische Lippenbekenntnisse genügen nicht!
Wahre Geschichte, vor einigen Wochen. Mein...
Wahre Geschichte, vor einigen Wochen. Mein Großvater (91 Jahre) ruft an: das Kombi-Fax-Anrufbeantworter-Telefon, ein Wunderding) hat das Zeitliche gesegnet. „Besorg mir ein neues bitte.“ Ich versuche, schonend zu erklären, dass man heutzutage eigentlich kein Fax mehr hat. „Aber ich muss doch erreichbar sein!“ E-Mail reicht also nicht aus für den dichten Terminkalender im Lochmühle Headquarter. „Ich schau mich um.“ Philips hat den Hut auf die Produktsparte geworfen, erklärt mir das Internet. „Man faxt eigentlich nicht mehr.“ Ja, weiß ich auch. Ich berichte an meinen Ehni. „Kann nicht sein, dann schau ich selbst.“ Ein Tag später, dasselbe Ergebnis. „Ich überleg’ mir was.“ Willhaben also.
Nach einer Woche Recherche finde ich ein gut erhaltenes Kombigerät, das ausgemustert wurde, in Salzburg. 40 Euro plus Versand, fairer Deal. Im angegrauten Karton kommt der heilige Gral der komprimierten multimodalen Kommunikation der 90er bei mir an. Ins Auto, ins Montafon, in zwei Minuten angeschlossen. Stolz blicke ich auf das grün hinterleuchtete Drei-Zeilen-Display. Der Ehni strahlt über das ganze Gesicht, es freut mich ebenso wie ihn. Als ich dem alten Sudoku-Fan dann auch noch zeige, dass das Gerät über eine Tastenkombination eine Seite Zahlenrätsel ausspuckt, ist das Glück perfekt. (Probieren Sie es aus: OK > 48 > OK > Neues Sudoku). Wir liegen einander glücklich weinend in den Armen, aber natürlich nur innerlich und unsichtbar, so etwas kommt real nicht infrage. Dann greift der Ehni zu einem Blatt Papier und schreibt einen Gruß darauf. Das Fax muss ausprobiert werden. Ab damit in den Einzug, dann hält er inne. Wem wird er das erste Fax dieser neuen Anlage zukommen lassen? Er schaut mich an und lacht: „Ich kenn gar niemand mehr, der noch ein Fax hat!“
In Zeiten, in denen viele Unternehmen...
In Zeiten, in denen viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften suchen und sich allerhand einfallen lassen, um sich klar von der Konkurrenz abzuheben, vergessen sie häufig auf eine nicht zu unterschätzende „Wunderwaffe“: die eigene Unternehmensgeschichte.
Was macht sie so großartig? Jede Unternehmensgeschichte ist einzigartig – unter anderem deshalb, weil bei jeder Firma unterschiedliche Menschen die Entwicklung des Unternehmens über Jahre und Jahrzehnte prägen. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen sind immer mit Emotionen verbunden – und solche Geschichten bleiben besonders gut in Erinnerung. Darüber hinaus erhöht die Geschichte die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens, weil sie Daten und Fakten liefert. Insbesondere wenn sie nicht nur aus einer Aneinanderreihung von Erfolgen besteht, sondern auch von Krisen und Herausforderungen erzählt, macht sie ein Unternehmen noch glaubwürdiger. Vor allem aber ist die Unternehmensgeschichte identitätsbildend: Sie zeigt, warum und wie das Unternehmen zu dem geworden ist, was es heute ist. Und zu guter Letzt: Die Geschichte ist kostenfrei, sie ist schon im Unternehmen als Ressource vorhanden.
Deshalb bin ich überzeugt: Unternehmen sollten Geschichte nicht nur als nettes Beiwerk, das vor allem beim nächsten Firmenjubiläum eine Rolle spielt, sehen. Meiner Meinung nach ist sie ein mächtiges Werkzeug, auch im viel zitierten Kampf um die besten Talente: Indem Unternehmen (potenziellen) Mitarbeitenden nicht „nur“ die üblichen Benefits und Karrieremöglichkeiten anbieten, sondern sie ermutigen, Teil dieser einzigartigen Geschichte zu werden, heben sie sich ab und bieten gleichzeitig sinnstiftende Jobs. Unternehmensgeschichte wird so zur wichtigen Säule einer unverwechselbaren Arbeitgebermarke.
Wir wachsen in Westeuropa in einem Wohlstand...
Wir wachsen in Westeuropa in einem Wohlstand auf, der zeitgleich gefühlt ein Dauerzustand nicht endenwollender Polykrisen ist: Krieg, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Pandemie.
Unsere gegenwärtige Gesellschaft entwickelt sich technologisch schnell. Doch wir erleben auch immer größere soziale Unterschiede und ein Gefühl der Einsamkeit. Dies, obwohl wir mehr denn je miteinander verbunden sind. Wir, als Gemeinschaft, stehen heute vor Herausforderungen, die ganz klar Haltung und Hoffnung fordern. Haltung im Sinne von Stellung beziehen und Verantwortung zeigen. Hoffnung für Menschen, die engagiert an den Krisen arbeiten und wie Leuchttürme aufzeigen, dass wir dies gemeinsam meistern können. Eine afrikanische Lebensphilosophie heißt Ubuntu und kann kurz mit „Menschlichkeit“ übersetzt werden. Die Botschaft: Ich bin nicht allein auf dieser Welt – Ich bin, weil wir sind. Sie beschreibt die Wichtigkeit von Beziehungen, Netzwerken, Gemeinwohl und dem Zusammenhalt in einer Zeit des Individualismus.
Auch brauchen wir Menschen, die aus Überzeugung nach vorne treten und nicht aufgrund des Wunsches der Visibilität. Wir brauchen ein stärkeres Miteinander und mehr Freundlichkeit – in Familien, in unserer Gesellschaft, aber auch im Kontext der Arbeitswelt.
Wenn der Fokus zuerst auf den Menschen, anschließend auf unseren Planeten und dann erst auf den Gewinn gerichtet wird, spricht man von „Kindness Economy”. Führungskräfte und Unternehmen setzen hierbei auf Freundlichkeit, Empathie, Mitgefühl sowie auf eine nachhaltigere Wirtschaft. Sie handeln nicht nur im eigenen Interesse, sondern zeigen sich sozial verantwortlich. Sie zeigen Haltung – denn wir sind, weil jeder einzelne von uns ist.
Der Begriff der „Normalität“ als politisches...
Der Begriff der „Normalität“ als politisches Deutungskriterium im Sinne einer Bewertung, beziehungsweise mehr einer Abwertung anderer, beschäftigt mich nun schon seit längerer Zeit mit zunehmendem Unwohlsein. Bin ich nun anormal, wenn ich diesem ideologisch eingefärbten Kriterium von Normalität nicht entspreche? Die Antwort muss dann wohl ein klares „Ja“ sein. Muss ich dann den Preis der Ausgrenzung bezahlen? Bin ich dann nicht mehr Teil dieser „normalen“ Gemeinschaft?
An dieser Stelle beruhigt mich dann aber wieder die Aussage von Richard von Weizsäcker, der sagt, „es ist normal, verschieden zu sein. Es gibt keine Norm für das Menschsein.“ Also ist Verschiedenheit das Kriterium für die Normalität einer Gesellschaft. Das gefällt mir und ich fühle mich wieder aufgenommen.
In der Natur bedeutet Normalität das Vorkommen und die verlässliche Abfolge von Regelmäßigem und Unregelmäßigem, von Gewohntem und Ungewohntem. Das ist das Erfolgsrezept der Evolution. Somit benötigt also eine gelingende Weiterentwicklung unserer Gesellschaft den selbstverständlichen und respektvollen Umgang mit der Verschiedenartigkeit. Da fällt mir auch gleich der Begriff eines würdigen Umgangs miteinander ein. Also ist es normal, die Würde jedes Menschen zu achten. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ steht ja auch im Artikel 1 des Grundgesetzes. Dies ist die Leitlinie des zwischenmenschlichen Zusammenlebens und soll in einer Zeit mit großen Unsicherheiten auch im Sinne des gesellschaftlichen Klimas zu Respekt, Solidarität und Mitmenschlichkeit auffordern und der Normalität entsprechen.
Ein guter Mensch zu sein ist somit normal.
Die Welt ist in Bewegung. Wir sind es auch....
Die Welt ist in Bewegung. Wir sind es auch. Gewohntes wird auf den Kopf gestellt, hinterfragt, ausgelotet. Was wir dabei immer wieder feststellen, ist, dass Veränderungen und Umbrüche großartige Möglichkeiten bieten, dass etwas neu gedacht, neu verhandelt werden kann – und in Anbetracht der Herausforderungen unserer Zeit auch muss.
Kürzlich erschien im Magazin der „SZ“ ein Interview mit Paola Antonelli, Kuratorin für Design und Architektur im MoMA. Dabei kam die Frage auf, ob Designer:innen in Zukunft eine neue gesellschaftliche Rolle einnehmen sollen. Antonellis Reaktion darauf war eindeutig: Sie setze sich dafür ein, dass Designer:innen zukünftig in Gremien der EU sitzen und als integraler Bestandteil politischer Entscheidungen behandelt werden. Um neue Beziehungen zwischen Menschen und Objekten zu schaffen. Objekte, die besser entworfen, länger haltbar, wiederverwendbar und updatebar sind. Die als Plattform für Wandel wahrgenommen werden.
Mit der Entwicklung des Programmes für das designforum Vorarlberg behandeln wir ähnliche Fragestellungen. Wie können wir zu den nötigen Transformationsprozessen einen Beitrag leisten? Gemeinsam mit unserer Trägerin, der Fachgruppe für Werbung und Marktkommunikation, schaffen wir unter dem Titel „Aufbruch“ Formate, bei denen wir bestehende Ressourcen nutzen, um neu zu denken, formen und gestalten. Die CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg, der neue Standort des designforum Vorarlberg, ist dabei das ideale Umfeld und Sparringpartner. Mit der Transformation alter Industriehallen zu einer „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“ entsteht eine breitgefächerte Plattform des Wandels. An diesem Ort gemeinsam zu diskutieren, Neues anzustoßen und in die Zukunft zu denken – welch gute Aussichten.
Seit gut 20 Jahren stehen wir in Europa und...
Seit gut 20 Jahren stehen wir in Europa und seit einigen Jahren auch in Österreich vor der Herausforderung Wolf. Steigende Zahlen bei Rissen von Nutztieren, vor allem im Alpbereich zeigen, dass man das Problem Wolf im wahrsten Sinne des Wortes am Schopf packen muss. Die Mär, der Wolf sei gefährdet, und müsse deshalb geschützt werden, entspricht nicht der Realität. Es geht nicht um eine Ausrottung, aber wir müssen den Wolf in Schach halten. Er hat weltweit riesige Verbreitungsgebiete, und muss nicht auch noch auf dicht besiedeltem Raum heimisch werden, auch wenn mancher „Wolfsversteher“ das anders sieht. In unseren Alpenregionen bedroht er Weidewirtschaft, Jagdwirtschaft, Tourismus, Kulturland und Biodiversität. Klar sein muss: Die Alpwirtschaft ist höherwertig als die Wiederansiedlung von Raubtieren. Die Alpen sind kein Naturraum, sondern ein über Jahrhunderte geschaffener Kulturraum für Mensch und Tier mit einer vielfältigen Biodiversität an Tieren und Pflanzen, die durch die Aufgabe der Alpwirtschaft verloren gingen. Deshalb drängen wir, dass der Schutzstatus beim Wolf herabgesetzt wird, damit ein Wolfsmanagement, so wie bei anderen Wildarten, umgesetzt wird. Wir sollten von den Erfahrungen der Schweizer lernen. Trotz Millioneninvestitionen in alle Arten von Herdenschutz haben unsere Nachbarn nach 20 Jahren eine mehr als ernüchternde Bilanz gezogen.
Der Herdenschutz hat nicht funktioniert. Die Wölfe sind lernfähig und passen sich an, ohne Bejagung verlieren sie die Scheu vor dem Menschen. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten haben die Eidgenossen beschlossen, die Anzahl der Wölfe und Wolfsrudel durch Bejagung stark zu reduzieren und auch in unserer dicht besiedelten alpinen Welt, dort wo Alp- und Weidewirtschaft sowie touristische- und Freizeitnutzung stattfinden, hat dieses Großraubtier keinen Platz.
Snooze oder aufstehen? Honig oder Marmelade?...
Snooze oder aufstehen? Honig oder Marmelade? Rock oder Hose? Glauben wir der Verhaltensforschung, dann treffen wir mehr als 20.000 Entscheidungen am Tag. Unzählige davon schnell und ohne bewusste Aufmerksamkeit. Der Philosoph Peter Bieri bezeichnet derlei Entscheidungen als „instrumentell“. Wir versehen diese Entscheidungen selten oder nie mit dem Attribut „gut“ – wir treffen sie einfach. Die Entscheidungen, die „gut“ sein sollen, das sind die anderen, für die wir uns eher Zeit nehmen, weil sie eben nicht alltäglich sind. Bieri spricht hier von „substanziellen Entscheidungen“. Sie sind entweder nicht umkehrbar, mit einem Risiko verbunden oder haben das Potenzial, etwas Substanzielles im Leben zu verändern. Und weil wir möchten, dass es am Ende gut kommt, auch wenn wir dieses Ende schwer einschätzen können, soll die Entscheidung „gut“ sein. Eine nachvollziehbare, aber keine sinnvolle Erwartung, die dazu führen kann, dass das Leiden an nicht getroffenen Entscheidungen zunimmt. Denn je weniger die Qualität einer Entscheidung vorausschauend festzumachen ist, desto eher tendieren wir dazu, die Entscheidung hinauszuzögern. Das ist in unserer Zeit, die gekennzeichnet ist von zunehmender Komplexität, Dynamik und Unberechenbarkeit ein ernstes Problem.
Was können wir dagegen tun? Wir können umfokussieren von „die Entscheidung soll gut sein“ auf „der Entscheidungsprozess soll gut sein“. Dieser beginnt mit einer sorgfältig formulierten Entscheidungsfrage und endet mit einem klaren Beschluss. Dazwischen können wir mit diversen Entscheidungsmethoden unsere menschlichen Kompetenzen des Denkens, Fühlens und Wollens gezielt einsetzen. Mehr können wir nicht tun – aber weniger sollten wir auch nicht tun, wenn es um das Substanzielle geht.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen über den...
Stellen Sie sich vor, Sie gehen über den Kornmarktplatz in Bregenz oder den Marktplatz in Dornbirn und begegnen einem kahlrasierten jungen Mann im Anzug mit weiß getünchtem Kopf. Mit einem Pinsel malt er sich eine dicke schwarze Linie durch die Mitte, sie teilt sein Gesicht und den Kopf in zwei Hälften. Was würde geschehen? Wir würden ihn wahrscheinlich als Spinner abtun und mit betretenem Blick weitergehen. Würden wir es als anstößig empfinden? Wohl eher nicht. Uns vermag ein Szenario wie dieses kaum mehr zu erschrecken. 1965, im Jahr von Günter Brus‘ Aktion Wiener Spaziergang, wurde sein Verhalten noch als widerwärtig und moralisch verwerflich empfunden. Brus wurde von der Polizei abgeführt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Es war nur eine der Aktionen des jungen Künstlers mit dem Ziel, auf politische und gesellschaftliche Missstände hinzuweisen und die Öffentlichkeit aufzurütteln, sie zu provozieren.
Das Kunsthaus Bregenz zeigt derzeit eine umfassende Ausstellung dieses Ausnahmekünstlers, der Zeichner, Maler und Literat zugleich war und wenige Tage vor der Eröffnung in hohem Alter verstorben ist. Fast 800 Menschen sind zur Eröffnung gekommen. Der kühle Beton des Hauses, das Licht, die kathedrale Anmutung des KUB – sie bilden einen beeindruckenden Rahmen für ein faszinierendes Gesamtwerk, das niemanden kalt lässt. Aktueller könnte eine Ausstellung nicht sein. Gräben und schmerzhafte Risse tun sich auf, dicke schwarze Linien, in Europa und auf anderen Kontinenten. Ich stehe vor der Fotografie von Günter Brus mit weißem Kopf und schwarzem Strich und denke über den Zustand unserer Gesellschaft nach. Eine ins Schwanken geratene politische Mitte und eine gefühlte Unerbittlichkeit, mit der wir uns manchmal begegnen. Eine Person neben mir meint: „Für mich hat die Naht auch etwas Verbindendes, das die Hälften zusammenfügt.“ Ein schöner Gedanke. Die Kraft dieses Bildes ist ungebrochen.
Die Situation der Gleichstellung von Frauen...
Die Situation der Gleichstellung von Frauen und Männern bei uns im Ländle gibt nicht unbedingt Anlass, besonders stolz zu sein. Im März kommen die städtischen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Österreichs zum Arbeitstreffen nach Bregenz. Ich freue mich darauf, gleichzeitig ist mir schmerzlich bewusst, dass wir im Vergleich mit den anderen Bundesländern beim Thema Gleichstellung oft Schlusslicht sind. Bei der Gehalts- und der Pensionskluft liegen wir in Vorarlberg auf dem beschämenden letzten Platz. Hierzulande erzielen Männer das höchste Jahreseinkommen in Österreich, Frauen das geringste. Unbezahlte Familien- und Sorgearbeit obliegt hauptsächlich den Frauen, während die Entscheidungsmacht in Politik und Wirtschaft vorwiegend in Männerhand ist. Wo bleibt hier die gerechte Aufteilung von Chancen und Herausforderungen zwischen den Geschlechtern? Ist es nicht längst an der Zeit für einen Rollenwandel, zum Wohle aller?
Grund stolz zu sein, habe ich trotzdem: Es ist das erste Mal, dass besagtes Treffen in Vorarlberg stattfindet. Seit 2021 bin ich als Bregenz-Vertreterin Teil dieses wertvollen Austausches zwischen Städten wie Graz, Linz oder Wien. Damals verankerte die Stadt Bregenz das Thema Frauen und Gleichstellung als erste Stadt Vorarlbergs gemeinsam mit dem Thema LGBTIQ+ in der städtischen Verwaltung – mit dem Bekenntnis, sich auf kommunaler Ebene für das gesamtgesellschaftliche Ziel der Gleichstellung stark zu machen. Als Landeshauptstadt ging sie damit als Pionierin in Vorarlberg neue Wege.
Sich als Stadt oder Gemeinde proaktiv für Gleichstellung einzusetzen, mag manchen als vernachlässigbares Randthema erscheinen. Dieser Einsatz führt jedoch Schritt für Schritt zu einer gleichberechtigteren Zukunft – und davon profitieren schlussendlich alle.
Was war hier vor 1000 Jahren, warum können...
Was war hier vor 1000 Jahren, warum können Räder fahren, sind Wolken schneller als der Wind, so viele Fragen hat ein Kind.“ 1979 hat Udo Jürgens diese Strophe im Lied „1000 Jahre sind ein Tag“ geschrieben. Eltern und Pädagog:innen kennen das nur zu gut: Unsere Kinder stellen den ganzen Tag Fragen! Für sie ist die Welt ein großes Geheimnis und sie wollen allen Dingen auf den Grund gehen. Wenn wir ehrlich sind, manches von dem, was Kinder fragen, wissen wir selbst auch nicht!
Es gibt zwei Möglichkeiten auf die Fragen unserer Kinder zu reagieren: Entweder „Ach Kind, komm lass die Fragerei, für sowas bist du noch zu klein“, um Udo Jürgens zu zitieren, oder wir versuchen gemeinsam mit dem Kind eine Antwort zu finden. Zweiteres eröffnet uns und den Kindern die Tür zum Ergründen und Verstehen der Welt, indem wir Hypothesen aufstellen und diese prüfen. In unseren Kindergärten beginnen schon die Jüngsten, hinter die Phänomene der Natur zu schauen und Technik zu erleben. In den Volksschulen lässt „Technik und Design“ als neues Schulfach Kinder selbst Hand anlegen und Dinge erschaffen. Angebote wie zum Beispiel die Skills Week führen Jugendliche dann tiefer in die Anwendungen von Naturwissenschaften in der Technik. Angeleitet von ebenso wissbegierigen Erwachsenen entsteht so Begeisterung für die MINT-Fächer. Diese Neugierde und Freude am Tun ist der Grundstein für den Berufseinstieg und die weitere Entwicklung. Wir Erwachsene reden in diesem Kontext oft von „Skills“, also von Fähigkeiten, die die Kinder erlernen sollen. Die Basis für alle „Skills“ ist die Neugierde, das „ich will wissen, wie das geht, wie das gemacht wird“.
Um mit Udo Jürgens Worten zu schließen: „Ich bitt euch, fragt, solang ihr seid, Ihr seid die Zeit!“ – Stellen wir uns also den Fragen der Kinder!
Eine Schule, die gut ist für Kinder mit...
Eine Schule, die gut ist für Kinder mit Behinderungen, ist die bessere Schule für alle.“ Es gibt Sätze, die begleiten ein Leben lang. Aufgetaucht vor circa 35 Jahren, als Eltern von Kindern mit Behinderung mit engagierten Pädagog:innen gemeinsames Leben und Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung in Vorarlberg „erkämpften“. Die Elternbewegung war Teil der internationalen Selbstbestimmt-Leben Bewegung von jungen Erwachsenen, die uns die Augen öffneten dafür, dass Menschen mit Behinderung keine besonderen Bedürfnisse haben, sondern dieselben wie alle anderen auch, und keine Sonder-Orte brauchen. Was sie brauchen ist besondere Unterstützung.
Lernen miteinander, voneinander, auch nebeneinander, gemeinsam UND individuell, weil ALLE Kinder, unabhängig ob Diagnose oder nicht, mit völlig unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in die Schule kommen. Eine Schule, die Vielfalt ernst nimmt, lässt Kinder im eigenen Lerntempo lernen, berücksichtigt individuelle Lernstile und Interessen – ein unschätzbarer Mehrwert für ALLE – auch für leistungsstarke Kinder, die sich nicht selten in Schulen langweilen. Potenzialentfaltung für ALLE, kein gnädiges Zugeständnis an Kinder mit Behinderungen.
Doch es geht um mehr. Schulen sind die Orte, an denen das gemeinsame Leben ALLER – unabhängig vom familiären Hintergrund, von Leistungsstärke (von Hochbegabungen bis hin zu Beeinträchtigungen), Sprache, Religion, Geschlecht u.a. eingeübt werden kann und auch muss. Wo sonst sollen Kinder als die Erwachsenen der Zukunft Demokratie lernen? Lernen, dass jeder Mensch gleich viel zählt, dass manche Menschen mehr, andere weniger Unterstützung brauchen?
Die Hartnäckigkeit, mit der an aussondernden Lernorten festgehalten wird und die frühe Trennung von Kindern mit 10 Jahren verspielt diese Chancen – für Kinder und die Gesellschaft.
Wo gehen sie nur hin, die vielen jungen...
Wo gehen sie nur hin, die vielen jungen Talente? Der Fachkräftemangel ist die größte Gefahr für die Zukunft Vorarlbergs. Braindrain – die Abwanderung von Talent – ist der Grund dafür. In Vorarlberg gibt es gute Chancen, Träume zu verwirklichen. Junge Vorarlberger machen das oft in der Ferne in Großstädten wie Wien, Berlin, London, New York oder Hagenberg. Viele kommen zurück, leider erst, wenn der Hunger gestillt ist. Sind es längere Öffnungszeiten, Clubs oder große Unternehmen? Die Beweggründe kann man nicht darauf reduzieren. Es ist die offene Haltung und Perspektive, die anziehend wirkt.
›› Wir diskutieren über eine Universität, haben aber nicht zukunftsweisende Forschung und charismatische Lehre im Auge.
›› Hoch spezifische Bildungswege werden forciert, statt Netzwerkdenken zu fördern.
›› Wir sichern und schotten uns ab. Als offene, integrative und mutige Region einer globalisierten Welt sehen wir uns nicht.
›› Investiert wird in Boden und Beton und nicht in junge Talente und Visionen.
›› Wir führen rückwärtsgewandte und Posten und Struktur erhaltende Diskurse, vernachlässigen es aber, eine anziehende Vision zu etablieren.
›› Neidvoll wird alles an „ghörig“ gemessen, anstatt sich an einer offenen und wertschätzenden Fehler- und Lernkultur zu orientieren.
›› Eitel verfestigen wir den Status in Symbole, statt uns geerdet und besonnen auf das Eigentliche zu fokussieren.
›› Wir diskutieren über neue Straßen. Langfristige, innovative Mobilität wird halbherzig verfolgt.
›› Wir wollen unseren Kindern mehr Chancen bieten, obwohl es die vorwärts gewandte Perspektive ist, die sie brauchen.
Es erwartet uns eine Zukunft, die es zu gestalten gilt. Wenn wir das ehrlich angehen, werden auch die Talente dabei sein.
Die Digitalisierung ist eine der größten...
Die Digitalisierung ist eine der größten Herausforderungen, vor der wir heutzutage gerade in Gemeinden und Städten stehen. Verglichen mit Unternehmen sind die Hürden und Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gilt, um ein Vielfaches höher. Faktoren wie mangelndes Know-how, fehlende Infrastruktur, Personalmangel und auch fehlende Akzeptanz, erschweren den Transformationsprozess. Vor allem aber sind es die komplexen und verschachtelten Strukturen in Gemeinde und Stadt, die die Realisierung umfangreicher und resilienter Digitalisierungsstrategien zu einem schwierigen Unterfangen machen.
Gemeinden und Städte ticken ganz anders als ein klassisches Unternehmen. Der Fokus liegt auf den Bürgerinnen und Bürgern, sodass bei jeder Veränderung oder Umsetzung von Projekten sichergestellt werden muss, dass alle davon profitieren und keine Gruppe ausgeschlossen wird. Altbekannte, vorwiegend einseitige und auf bestimmte Gruppen abgestimmte Tools eins zu eins für die Digitalisierung in Städten und Gemeinde zu verwenden ist also schlichtweg falsch.
Im Forschungszentrum Business Informatics haben wir uns deshalb vermehrt diesen Problemen gewidmet (beispielsweise Projekt AlpSatellites zu Remote Work und Coworking in ländlichen Gegenden), immer mit dem Ziel, neben Fallstricken und Risiken auch Chancen und Stärken von Digitalisierung zu identifizieren. So wirkt sich ein hoher Digitalisierungsgrad positiv auf die Attraktivität von Gemeinden aus, speziell auch, wenn diese in stark ländlichen Gegenden situiert sind.
Digitalisierte Gemeinden werden zugleich auch nahbarer und der Dialog zu Bürgern wird verstärkt. Das Herausarbeiten von Stärken und potenziellen Chancen ist essenziell, um Digitalisierung nachhaltig zu verankern.
Regelmäßig berichten die Vorarlberger Medien...
Regelmäßig berichten die Vorarlberger Medien über die Leistbarkeit von Wohneigentum. Neuerdings mit Fokus auf dem Rückgang der Immobilienkäufe, wie zuletzt im „Thema Vorarlberg“, Oktober-Ausgabe 2023, Seite 22. Meist ist das Hauptproblem schnell identifiziert, die neuen Finanzierungsregeln der Finanzmarktaufsicht (vulgo KIM-Verordnung) sind schuld an der Misere! Dabei wird nicht selten ignoriert, oder zumindest kleingeredet, worin des Pudels Kern tatsächlich liegt: Schließlich haben die Immobilienpreise in den vergangenen zehn Jahren eine wahre Höhenfahrt erlebt. Sie sind viel stärker gestiegen als die allgemeine Teuerung und damit mit einem immer größer werdenden Abstand zum verfügbaren Haushaltseinkommen der Normalverdiener. Das ging so lange „gut“ (für wenige besser, für viele schlechter), wie die Zinsen niedrig waren. Nun treffen die weiterhin hohen Preise auf die gestiegene Zinslast. Das angestrebte Eigentum ist für viele tatsächlich(!) nicht mehr leist-, beziehungsweise finanzierbar. Übrigens nicht nur in Vorarlberg und Österreich. Auch in Deutschland sind die Verkäufe und Kreditvergaben – ganz ohne KIM – zurückgegangen. Die neuen Regeln, beziehungsweise altbekannten Empfehlungen treffen also höchstens diejenigen, die haarscharf die Vorgaben verfehlen. Dennoch liest man sehr häufig, dass die Leidtragenden der Verordnung ganz allgemein die „Jungfamilien“ seien. Ist das nur eine politisch-hohle Phrase, oder doch (un-)bewusster Zynismus? Denkt man im Sinne dieser Rubrik etwas nach, sind vielmehr all jene leidgeprüft – darunter sicher auch Jungfamilien – die vor wenigen Jahren teure Immobilien gekauft und mit einem flexiblen Zins finanziert haben. Um es anders zu sagen: All diejenigen, die noch vor dem Kauf stehen, werden von der KIM-Verordnung zuallererst vor einer Überschuldung bewahrt.
Ein Blick auf die aktuelle KI-Landschaft und...
Ein Blick auf die aktuelle KI-Landschaft und den Hype um Chat GPT verdeutlichen erneut die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten der Digitalisierung. Chat GPT, entwickelt von OpenAI, macht mit ihrem beeindruckenden Verständnis und der Fähigkeit, menschenähnliche Texte zu generieren, KI erstmals für die breite Masse zugänglich. Dies ist jedoch nur der sichtbare Teil eines soziotechnischen Prozesses, der alle Lebensbereiche durchdringt.
Die rasante Entwicklung der Digitalisierung katapultiert uns in eine Ära, in der Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur präsent, sondern nahezu unsichtbar wird. Laut dem Futuristen Ray Kurzweil wird im Jahr 2050 die Unauffälligkeit von Computern und KI-Systemen ein Zeugnis ihres allgegenwärtigen Einflusses sein. Doch wie formen wir diese Zukunft?
Entgegen dystopischer Visionen von übermächtigen Supermenschen betonen Zukunftsforscher, Philosophen und Historiker wie Yuval Noah Harari, dass menschliches Denken und die Fähigkeit, unbekannte Probleme zu identifizieren, unersetzlich bleiben. Die Zukunft der KI liegt nicht in der Übermacht der Maschinen, sondern im Zusammenspiel mit dem Homo connectus. KI-Anwendungen werden demnach eine „Kann-Gesellschaft“ ermöglichen. Eine Entwicklung, wohl ganz im Sinne von Frithjof Bergmann, dem Urvater der New-Work-Bewegung.
Diese utopische Vision eröffnet Raum für die bewusste Gestaltung unserer Umwelt und gesellschaftlichen Fortschritts durch intelligente Technologien. Was brauchen wir in diesem Prozess? Kritische Neugier, nüchternen Optimismus und vor allem gute Fragen. Denn nicht zuletzt liegt der Ursprung von Innovation seit jeher nicht in Antworten, sondern in der Kunst, die richtigen Fragen zu stellen.
Seit kurzem engagiere ich mich als Obfrau für...
Seit kurzem engagiere ich mich als Obfrau für das „PINA Unterstützungsnetz für Familien“. Ich wurde in letzter Zeit öfters darauf angesprochen, warum ich mir ein Ehrenamt „antue“. Ich reise gerne, bin mit Freund:innen unterwegs und genieße das Leben. Aber: Aus meiner jahrzehntelangen Tätigkeit in verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit ist mir auch bewusst, dass ich ein privilegiertes Leben leben darf.
Nicht jede:r in unserem Land hat die Möglichkeit, an allen Bereichen des Lebens teilzuhaben. Zahlreiche Studien legen darüber hinaus nahe, dass Armut vererbt wird. Kinder sind oft noch viel mehr die Leidtragenden dieser Gegebenheiten als die betroffenen Erwachsenen, denn sie sind der Situation komplett ausgeliefert und haben kaum Möglichkeiten, die Situation aus ihrer Sicht mitzugestalten.
Deshalb ist es mir ein Anliegen, mich zu engagieren. Ehrenamtlich kann ich mit dem Vorstandsteam dazu beitragen, dass Familien in herausfordernden Situationen finanziell unter die Arme gegriffen wird. Wir ermöglichen Kindern Reittherapie-Stunden oder andere Ausflüge. Und einmal im Jahr, in den Sommerferien, können sie unter professioneller Anleitung einige unbeschwerte Tage verbringen.
Parallel zu unserem Engagement sind die Sozialarbeiter:innen des Instituts PINA in Feldkirch in der Begleitung der Familien aktiv und arbeiten mit ihnen daran, dass sich ihre Situation grundlegend verbessert. Manchmal können wir mit unserem Engagement kurzfristig schwierige Situationen niederschwellig und unkompliziert entschärfen. Nachhaltig ist die Hilfe aber nur dadurch, dass parallel an einer Veränderung der Gesamtsituation gearbeitet wird. Wir sind ein kleiner Verein und können und so über’s Jahr um ein paar Familien kümmern. Wir machen keine großen Sprünge, aber für das eine oder andere Kind können wir den Unterschied bedeuten. Das treibt mich an.
Mich beschäftigt öfters die Frage „Wie lange...
Mich beschäftigt öfters die Frage „Wie lange wird es noch dauern, bis wir als Gesellschaft von echter Gleichberechtigung sprechen können? Und, welche Rahmenbedingungen werden unsere Kinder, insbesondere meine Tochter, in 20 Jahren vorfinden, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht?“
Es hat sich schon sehr viel getan, dennoch liegt ein weiter Weg vor uns. Erst als Mutter wurde mir das Ausmaß der Ungleichheit als Frau richtig bewusst.
Mit dem ersten Kind beginnt als Paar unweigerlich eine neue Rollenverteilung. Wir wurden vor die Herausforderung gestellt, wie wir unsere Erwerbsarbeit und die Kinderbetreuung stemmen. Das ist ein schleichender Prozess, doch was steckt wirklich dahinter, wenn ich als Frau (oder Mann) 50 Prozent erwerbstätig bin? Die anderen 50 Prozent kümmere ich mich um die Familie zuhause – und das unentgeltlich! Welche Auswirkungen das für meine Unabhängigkeit hat und schlussendlich auf meine Pensionsgrundlage, lässt sich erahnen. Es braucht eine Lösung auf Augenhöhe, um die unentgeltliche Care-Arbeit in der Familie wertzuschätzen und finanziell abzugelten. Ich sehe dieses Thema immer noch als stark tabubehaftet. Vielleicht ist das eine der Vorarlberger Tugenden: „Über Geld spricht man nicht“. Doch wir müssen uns darüber Gedanken machen. Eine Möglichkeit ist das Pensionssplitting zwischen zwei Partnern. Auch der Ausbau der Kinderbetreuung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstbestimmung von Familien. Umso mehr freut es mich, dass nun ein deutlicher Schritt seitens der Bundesregierung angekündigt wurde und eine jahrelange Forderung von „Frau in der Wirtschaft“ nach mehr und besserer Kinderbildung und Kinderbetreuung mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 4,5 Milliarden zugesichert wurde. Um keinen Tag zu früh, wie ich finde.
Als Vertreterin der Generation Z weiß ich...
Als Vertreterin der Generation Z weiß ich eines ganz genau: Meine Generation kann, weil die Babyboomer und die Generationen vor uns dafür gesorgt haben, dass wir können! Bis 2040 werden nach Schätzungen der Wirtschaftskammer Österreich 1.328.509 Menschen in die Pension treten. Das entspricht etwa drei Mal der Bevölkerung Vorarlbergs.
Diese Zahl verstärkt den Fokus auf meine Generation. Wir sind uns bewusst, dass wir begehrte Fachkräfte sind, denn die demografische Entwicklung spielt uns in die Hände und wir kennen keine Welt ohne Wohlstand und Fachkräftemangel.
Wem wir das zu verdanken haben? Den Babyboomern und den Generationen vor uns, die sich diesen Wohlstand hart erarbeitet haben. Doch wird darüber ausreichend gesprochen? Leider fast gar nicht. Stattdessen neigen wir dazu, uns auf das zu konzentrieren, was uns unterscheidet, anstatt auf das, was uns vereint. Am Arbeitsmarkt sehen wir uns mit Vorurteilen konfrontiert. Die älteren Generationen verstehen die „neue“ Arbeitsmoral der jungen Generation oft nicht. Häufig hören wir Bemerkungen wie „zu faul“ und „nicht leistungsbereit“. Umgekehrt kritisieren wir, die jungen Menschen, die „Leben, um zu arbeiten“-Mentalität der älteren Generationen.
Ja, wir sind in unterschiedlichen Zeiten aufgewachsen, und ja, uns prägen und beschäftigen andere Themen als die Generationen vor uns. Und ja, keine Generation hat alles richtig gemacht.
Aber wir alle arbeiten jetzt gemeinsam in Unternehmen. Es ist endlich an der Zeit, um dafür zu sorgen, dass wir die verschiedenen Perspektiven, die unterschiedlichen Erfahrungsschätze und die vielfältigen Lebenserfahrungen gemeinsam nutzen.
Jetzt liegt es an uns, dieses Sprungbrett zu nutzen, weiterzuentwickeln und auf ein neues Level zu heben.
Im Januar 2013 erweiterte der Vorarlberger...
Im Januar 2013 erweiterte der Vorarlberger Landtag in einem einstimmigen Beschluss die in der Landesverfassung aufgezählten Mittel einer direkten Demokratie von der Volksabstimmung, Volksbefragung, Volksbegehren um die Förderung von anderen „Formen der partizipativen Demokratie“. Im Motivenbericht zur Regierungsvorlage dieser Verfassungsänderung sind sogenannte Bürgerräte „als vielversprechende Methode“ einer solchen demokratischen Teilhabe genannt.
Die Mitglieder eines Rates werden durch eine Organisationseinheit einer Behörde nach dem Zufallsprinzip aus der gesamten Bevölkerung ausgewählt. Ihre Zahl ist im kleinen zweistelligen Bereich angesiedelt. Idealerweise spiegelt er die soziologische Struktur aller Einwohner/-innen einer Region wider. Im Unterschied dazu wird in einer repräsentativen Demokratie eine direkte Mitsprache der Bürger/-innen dadurch erreicht, dass alle Stimmberechtigten die Möglichkeit haben, durch eines der drei eingangs genannten plebiszitären Instrumente eigene Anliegen an das Parlament heranzutragen. Darin sitzen Delegierte jenes Staatsvolkes, das über ein Stimmrecht verfügt. Ein Bürgerrat als Mittel der partizipativen Demokratie hingegen reflektiert auf alle, nicht nur auf die Stimmbürger/-innen.
Der Versuch des Vorarlberger Landtages, zwei derart konträre Demokratieverständnisse miteinander zu verknüpfen, beinhaltet große Sprengkraft für jene auf dem Verhältniswahlrecht beruhende repräsentative Demokratie, die sich Vorarlberger Frauen und Männer im 19./20. Jahrhundert mühsam erkämpften. Das im März 2023 vom Amt der Landesregierung im Rahmen einer geschlossenen Enquete verabschiedete Grundsatzpapier „Impuls für eine Beteiligungsstrategie des Landes Vorarlberg“ erhöht diese Sprengkraft.
Wenn ich von einer Sache wirklich überzeugt...
Wenn ich von einer Sache wirklich überzeugt bin, dann, dass zu viele kurzfristige Lösungen angestrebt werden und wir der Nachhaltigkeit in unseren Entscheidungen zu wenig Beachtung schenken. Auch wenn Entscheidungen schnell gefällt werden müssen, ist es möglich, ein Denkmuster zu etablieren, das spätere mögliche Problemstellungen mitberücksichtigt.
Den Fokus auf Kostenreduktion zu setzen, ist grundsätzlich sinnvoll. Kosten-Nutzen Kalkulationen sind jedoch nur dann richtig, wenn wir alle relevanten Parameter miteinbeziehen. Es ist die einzige Möglichkeit, die nachhaltig Kosten senkt. Wer Ressourcen nutzt, kommt nicht umhin, sich damit zu beschäftigen, wie man dafür sorgt, dass diese unbegrenzt zur Verfügung stehen oder wie man mit deren Endlichkeit umgeht. Ob dies nun Rohstoffe sind, aber auch Menschen mit deren Fähigkeiten und Wissen.
In meiner Beratungstätigkeit ist es mir ein wichtiges Anliegen, den Blick für diese ganzheitliche Sichtweise zu schärfen. Mitarbeiterbindung und die Nutzung vorhandener Potenziale sind Themenbereiche, die unternehmensintern ansetzen, jedoch weitreichende Auswirkungen im Außen haben. Diese Fokussierung gelingt, wenn wir uns die richtigen Fragen stellen und bereit für einen Perspektivenwechsel sind. Einfacher ausgedrückt, wir brauchen Bewusstheit dafür, welchen Einfluss eine Entscheidung kurz-, mittel- und langfristig auf welche Faktoren hat.
Es ist wichtig, Prozesse anzupassen und innovative Lösungen zu etablieren. Diese sind jedoch nur teure Symptombekämpfung und eine zusätzliche Belastung, wenn wir uns nicht daran gewöhnen, die sowohl internen als auch globalen Auswirkungen unserer Entscheidungen miteinzubeziehen. Innovation und Nachhaltigkeit setzt zukunftsorientierte Denkmuster voraus. Perspektivische Betrachtungsweisen sind die Basis hierfür.
Nur zögerlich blicke ich derzeit in die...
Nur zögerlich blicke ich derzeit in die sozialen Medien oder die Polit-Talks im TV. Ständig stoße ich dort auf empörte Menschen. Erstaunlich, mit welcher Überzeugung die Positionen vorgetragen werden, so seltsam sie auch sein mögen. Dieses „Schwarz-Weiß“ ist schwer auszuhalten. Dabei spielt sich der Großteil des Lebens im Graubereich dazwischen ab. Man kann etwa Eigenverantwortung und Leistung einfordern – und gleichzeitig Sozialleistungen für jene, die sie benötigen. Man kann gegen unkontrollierte Migration sein, ohne die Einzigartigkeit und Würde jedes Menschen zu vergessen. Ich bin erschüttert von den Gräueltaten der Hamas und den haarsträubenden Versuchen mancher, diese zu relativieren – was mich nicht davon abhält, die furchtbare Situation vieler Palästinenser mitzufühlen. Es gäbe so viele Beispiele!
Gefährlich ist die Aggressivität von Rechtsaußen, die mit Gefühlen spielt, Ängste schürt und auf unverantwortliche Weise unsere liberale Demokratie schlechtredet. Zwischendurch geht mir allerdings auch die moralische Belehrung der Bildungselite auf die Nerven – weil sie mitunter selbstgerecht daherkommt und mit ihrer Identitätspolitik an den meisten Alltagssorgen vorbeigeht.
Derzeit sitze ich bei vielen Themen zwischen den Stühlen. Dieser Platz ist nicht bequem. Doch die ständige Differenzierung erscheint mir notwendig. Bei den großen Fragen unserer Zeit braucht die Meinungsbildung vermutlich ein paar Extrarunden und Korrekturen.
Übrigens wäre ich froh, wenn manche empörte Menschen einfach einmal stillhalten könnten. Um sich zu hinterfragen und einzugestehen, nicht immer alles zu wissen. Oder wie der Musiker „Danger Dan“ in der Poolbar sinngemäß sagte: Es wäre schon gut, wenn die Menschen die Komplexität unserer Welt einfach als Komplexität unserer Welt anerkennen würden.
Seit 20 Jahren gibt es in Vorarlberg den...
Seit 20 Jahren gibt es in Vorarlberg den Politiklehrgang für Frauen. Mehr als 260 Frauen haben diesen erfolgreich absolviert. Viele von ihnen sind bereits in der Politik tätig oder können sich ein Engagement in einem politischen Gremium auf Gemeinde-, Landes- oder Bundesebene vorstellen. Auch wenn in der Vorarlberger Landesregierung von den sieben Mitgliedern drei Frauen sind und der Landtag mit 47 Prozent den höchsten Frauenanteil der österreichischen Landesparlamente aufweist, gibt es auf Gemeindeebene noch viel zu tun. Österreichweit beträgt der Frauenanteil bei den Bürgermeister:innen 10,6 Prozent, in Vorarlberg hingegen lediglich sieben. Solange es keine gleiche Repräsentanz von Frauen in der Politik gibt, besteht Bedarf am Politiklehrgang. Es ist immer noch so, dass Frauen wegen ihrer Mehrfachbelastung – Haushalt, Kinder, Beruf, Care-Arbeit – oft keinen Spielraum für ein politisches Amt haben. Ergebnisse aus der Diversitätsforschung zeigen aber, dass heterogene Gruppen bessere Entscheidungen treffen. Wenn Frauen verstärkt und aktiv in politische Entscheidungen eingebunden sind, führt das auch zu besseren Entscheidungen zum Nutzen des Gemeinwohls. Im Politiklehrgang werden besondere Fähigkeiten vermittelt. Es geht um Motivation, Stärkung des Selbstwertes, Verbesserung des Kommunikationsstils, Konfliktfähigkeit und die Vermittlung von politischem Grundwissen. Politik lebt von engagierten Frauen, die sich einbringen und ihre Interessen pointiert und unmissverständlich zum Ausdruck bringen. Heute mehr denn je. Für den aktuellen Lehrgang gibt es noch freie Plätze. Interessentinnen können sich gerne melden unter frauen.gleichstellung@vorarlberg.at
Was ist dir dort, wo du lebst, kostbar und...
Was ist dir dort, wo du lebst, kostbar und wenn du woanders unterwegs bist, was findest du dort attraktiv, vital und schön?
Kulturlandschaft – was ist mit diesem Begriff gemeint und wen betrifft’s? Ist das eine Sache der Land- und der Alpwirtschaft, oder ist damit doch die Raumplanung und Architektur in Verbindung zu bringen? Ist Tourismus ohne Kulturlandschaft zu denken? Wird im gedichteten Wort, im musikalischen Ausdruck, in gepflegter Tradition etwas davon hör- und erlebbar? Ist Kulturlandschaft in der puren Natur oder in dem vom Menschen gewollten und gemachten Natur gegenwärtig? Wer pflegt und schützt oder wer schafft Kulturlandschaft, wer nutzt sie, wer braucht oder verbraucht sie? Wer oder was stört oder zerstört sie gar? Ist das Ganze ein Randthema oder berührt es uns ganz zentral in unserem Dasein? In welcher Gegend bin ich oder wäre ich gerne daheim? Welchen Wert sehe ich in diesem Stück Welt? Was gestalte ich mit, wofür würde ich einstehen oder gar streiten?
Bei den „Landgesprächen Hittisau“ geht es heuer um diese und ähnliche Fragen. Bereits das sechste Jahr gibt es dieses Veranstaltungsformat im Herbst, immer ohne Gemeindefinanzen zu beanspruchen. Viel persönlicher Einsatz und ein paar private Unterstützter machen es möglich.
Die jeweiligen Themen bewegen sich im Spannungsfeld von glückender Zukunft im ländlichen Raum. Über wertig aufbereitete Ergebnishefte und umfangreiche Medienbeiträge bleiben Inhalte längerfristig verfügbar.
Als einer der „Landgespräche“-Verantwortlichen sehe ich manche Entwicklungen hier im Bregenzerwald und anderswo mit Sorge. Die Spiel- und Gestaltungsräume in einer Region und am konkreten Ort müssen mit kritischer Weitsicht genutzt werden.
Man stelle sich vor: Ein junger Mann aus São...
Man stelle sich vor: Ein junger Mann aus São Paulo – Mitte 20 und frisch von der Uni – wird via LinkedIn von einem Vorarlberger Betrieb angeheuert. Erfreut über die schnelle Rekrutierung, das gute Gehalt und die Chance, ins Ausland zu gehen, nimmt er dankend an. Vorarlberg ist nicht New York, London oder Tokio, aber dennoch beeindrucken die imposanten Berge und der See, das gemütliche Leben und der tolle Job. Kontakte außerhalb der Arbeit sind noch rar, aber, so denkt er sich, das kommt schon noch. Allem Anfang wohnt ein Zauber inne und somit überwiegt die Freude. Soweit ein typischer Fall eines Expats in Vorarlberg.
Nach einiger Zeit weicht die Magie aber der Ernüchterung. Der Beruf ist zwar spannend, aber längst nicht mehr so wie am Anfang. Dasselbe gilt für die Berge. Er lernt zwar Deutsch, aber Deutsch ist schwer, und Vorarlbergerisch umso mehr. Doch auf der BH ist jedes Formular nur auf Deutsch, wie quasi jede Website im Land, und einen Arzttermin übers Telefon auszumachen, ist kaum möglich. Für jede offizielle Erledigung braucht er Hilfe. Aber Freundschaften mit Einheimischen sind schwierig, denn Eingang in einen Freundeskreis zu finden, der seit der Volksschule besteht, ist kaum machbar. Jene Freunde, die er hat, kommen ebenfalls aus dem Ausland; andere Expats eben. Nach knapp zwei Jahren kehrt er Vorarlberg den Rücken. Soweit ein typischer Fall eines Ex-Expats in Vorarlberg.
Der neue Expat Service Vorarlberg wird die soziale Integration von Expats erleichtern. Aber was das Alltagsleben betrifft, haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Unsere Wirtschaft ist längst im 21. Jahrhundert angekommen. Wenn wir qualifizierte Zuwanderung wollen – und wir brauchen sie – dann müssen wir unseren Institutionen Instrumente und Möglichkeiten geben, diese zu unterstützen und zu beschleunigen. Expats sollen sich im Ländle willkommen fühlen.
Populisten arbeiten mit Gefühlen. Sie...
Populisten arbeiten mit Gefühlen. Sie appellieren an Ängste, Neid, Ohnmacht, Zorn, Rache und an einen blinden Patriotismus. Sie verbinden sich mit Affekten, also Gefühlsebenen, die sich auf einer vorbewussten Ebene befinden, und die Wut und Empörung über reale oder fiktive Ungerechtigkeiten, Abwertungen und Geringschätzungen beinhalten. Nun wird ein Adressat gesucht, auf den man die negativen Gefühle projizieren kann. Der „klassische“ Feind ist der Fremde, der Migrant, der Moslem und so weiter. So werden starke Barrieren zwischen sozialen Gruppen aufgebaut und oftmals enge Bindungen mit jenem Anführer begründet, der als Vertreter der eigenen Gruppe erscheint. „Wir und die anderen“ sind sprachliche Symptome einer Entzweiung und der Beginn von Feindschaften. Sie begründen ein Misstrauen, das von einem weiteren Gefühl überlagert wird, das diese Menschen an eine imaginäre Gemeinschaft bindet und sich als naiver Patriotismus manifestiert.
Nicht selten entwickelt sich daraus die Zielsetzung, die natürlichen Unterschiede zwischen den Menschen zu beseitigen und eine politische Einheit zu postulieren, die es nie gab und nie geben wird. Damit wird das Ressentiment zum Verbindungsglied zwischen der Psyche und der Politik und damit zur wichtigsten Ressource für Populisten. Die Anknüpfung an das Gefühl sozialer und ökonomischer Ungleichheit und kultureller Enteignung kann gesellschaftliche Spaltungen verstärken und Gruppen gegenseitig abschließen. Ein Dialog wird damit immer schwieriger. Daher braucht es eine demokratisch orientierte und engagierte Zivilbevölkerung, die den politischen und gesellschaftlichen Diskurs sucht und fördert. Das ist oft mühsam, aber alternativlos, weil ein Rückzug ins Private bedeuten würde, das politische Feld anderen – den Populisten – zu überlassen.
Dass der österreichische Erdgasverbrauch trotz...
Dass der österreichische Erdgasverbrauch trotz Klimakrise, Krieg und Kosten nicht bahnbrechend sinkt, kann aus meiner Sicht nicht oft genug betont werden. Denn schon vor zehn Jahren, als ich in der Energiebranche meine Karriere begann, haben wir von der Notwendigkeit des Umstiegs von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien gesprochen. Damals nahmen wir an, dass Erdgas nur eine Zwischenlösung auf dem Weg zur Energiewende darstellen würde. Zehn Jahre später stelle ich mir die Frage, warum der österreichische Gasbedarf kaum sinkt. Ich vermute, die Antwort liegt darin, dass wirtschaftliches Wachstum nach wie vor an den Energieverbrauch gekoppelt ist, denn der produzierende Sektor bezieht in Österreich den größten Anteil des Gesamtbedarfs an Erdgas. Solange wir mehr Energie brauchen, um mehr zu produzieren, und mehr Produktion für den Erhalt des Wirtschaftstandortes nötig ist, bleiben wir auch abhängig vom Gasimport.
Als Studiengangsleiterin an der FHV setze ich mich täglich mit dem Potenzial eines nachhaltigen Energiesystems auseinander. Im Masterstudiengang „Nachhaltige Energiesysteme“ bilden wir Menschen mit Umsetzungskompetenz, die ihnen ermöglicht, eine Welt zu erdenken, in der Wirtschaftswachstum und Gasbedarf entkoppelt sind.
Denn eine Welt, in der wir von Energieeffizienz und -suffizienz als Notwendigkeit sprechen, ist nachhaltig.
Denn eine Welt, in der wir dezentrale Energietechnologien nutzen, um Industrieprozesse energieeffizient auszulegen, ist nachhaltig.
Denn eine Welt, in der eine Dekarbonisierung nicht mit Preiserhöhungen gleichgesetzt wird, ist nachhaltig. Die notwendige Fachkompetenz haben wir dank des Energiestudiums an der FHV. Nun brauchen wir noch den Mut, diese Welt zu verwirklichen.
Exakt 129 Gebäude wurden zum Vorarlberger...
Exakt 129 Gebäude wurden zum Vorarlberger Holzbaupreis 2023 eingereicht. Darunter sind nur vier öffentliche Gebäude zu finden. Die angelaufene Analyse wird zeigen, ob der öffentliche Holzbau tatsächlich zurückgegangen ist, oder ob generell ein starker Rückgang von Landes- und Gemeindebauten vorliegt. Für das Holzbau-Land Vorarlberg, dessen Landtag vor nicht allzu langer Zeit, über alle Parteigrenzen hinweg, den Klimanotstand ausgerufen hat, wäre ein Rückgang im öffentlichen Holzbau eine klimapolitisch befremdliche Entwicklung.
Angesichts der weltweit notwendigen CO2 Einsparungen in der Bauwirtschaft gilt ein vermehrter Holzbaueinsatz als unverzichtbar. Die Gründe sind klar. Kein anderer Baustoff wächst permanent nach und speichert so viel CO2. Die Speicherung erfolgt zuerst im Wald und dann in den Holzgebäuden. Währenddessen wachsen im Wald infolge der nachhaltigen Aufforstung bereits neue CO2-Speicherkapazitäten heran. Dafür sorgt unsere vorbildliche Forstwirtschaft. Und damit es rund läuft, agieren die lokalen Säger als Schnittstelle und „Nahversorger“.
Faktum: Die modernen Holzbauprodukte lösen fast jede Bauaufgabe und ermöglichen Entwicklungen. Die Vorarlberger Zimmerer und Architekten leiten beim diesjährigen Holzbaupreis unter dem Motto „Kluges Bauen mit Holz-Plus“ die nächste Entwicklung ein. Sie wollen dem Faktum, dass das „Bauen mit Holz“ grundsätzlich klug ist, ein zusätzliches „Plus“ aufsetzen. Deshalb werden Ideen für Einsparungen, Wiedernutzungen, Weiternutzungen und Umnutzungen von Gebäuden und Materialien forciert. 26 Projekte haben sich um den neuen Sonderpreis beworben.
Im April 2024 wird eine praxistaugliche Handreichung „Kluges Bauen mit Holz-Plus“ präsentiert. Beim Holzbaupreis 2025 wird das „Plus“ zum Kernkriterium für alle eingereichten Gebäude.
Vor kurzem konnten wir unsere Ökoprofit...
Vor kurzem konnten wir unsere Ökoprofit Zertifizierung 2023 feiern, erstmals mit über 200 Betrieben! Die Referentin aus Wien, begeistert vom Engagement unserer Betriebe, trat die Rückreise bestärkt im Gedanken daran an, dass ökologische Transformation gelingen kann. Tatsächlich ist das Bewusstsein ein anderes geworden: sogar unsere Einsteiger-Betriebe starteten heuer bereits auf höchstem Niveau. Beeindruckend sind die immensen Investitionen in erneuerbare Energieträger und Elektrofuhrparks, faszinierend ist, wie viel Energie allein durch organisatorische Maßnahmen eingespart wurde. Und motivierend ist auch die steigende Anzahl an nachhaltigen Produkten und Materialien. Der Schalter ist umgelegt: Die Frage ist nicht mehr, ob man Maßnahmen gegen den Klimawandel und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern setzt, sondern nur noch, was man tut und wie man es tut. Die blockierenden Diskussionen sind fast vorbei, es geht nicht mehr um „entweder – oder“ und nicht mehr um die Frage, ob eine bestimmte Technologie nun gut oder schlecht ist, wir sind im Tun angekommen.
Kooperation funktioniert in Vorarlberg und auch das wird die Transformation vorantreiben: erste Energiegemeinschaften und Fernwärmenetzwerke stehen bereits und auch Crowdfunding ist hierzulande kein Fremdwort. Dieses Miteinander und die große Bereitschaft der Vorarlberger Bevölkerung und Unternehmerschaft für Investitionen – und mit wie viel Freude und Stolz sie es tun – gibt Zuversicht, dass Transformation ohne wirklichen Verlust unseres Wohlstands und Komforts gelingen kann.
Ich freue mich darauf, die spannenden Schritte dieser Transformation miterleben zu dürfen. Franz Kafka sagte „Neue Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ – und Vorarlberg wird sie gehen.
Dass der Rundfunkplatz 1 in Dornbirn auch eine...
Dass der Rundfunkplatz 1 in Dornbirn auch eine Vertretung Vorarlbergs in die Welt ist, wissen wahrscheinlich die wenigsten, wenn sie dort vorbeifahren. Der ORF Vorarlberg informiert und unterhält die Bevölkerung in der Region über das aktuelle Geschehen auf allen Kanälen in Radio, Fernsehen, Online und Social Media und berichtet im Katastrophenfall jederzeit sofort. Hinzu kommt aber eine weitere, entscheidende Rolle des ORF Vorarlberg – nämlich die Menschen mit ihren Eigenheiten sowie das Bundesland mit seinen Besonderheiten rund um Geschichte, Brauchtum, Wirtschaft, Soziales, Politik, Sport und Kultur in allen Facetten auch ins nationale und internationale Schaufenster zu stellen. Neben dem 24-Stunden-Programm von ORF Radio Vorarlberg, der täglichen TV-Sendung Vorarlberg heute, der Onlineseite vorarlberg.ORF.at oder den Social Media-Plattformen werden jeden Tag aufs Neue multimediale Berichte und Sendungen für den bundesweiten ORF produziert – das reicht im Radio von Konzertübertragungen der Bregenzer Festspiele oder der Schubertiade auf Ö1 bis zum Fernsehen mit Berichten für die Zeit im Bild. Darüber hinaus gehen die Musikaufnahmen des ORF Vorarlberg via European Broadcasting Union (EBU) in die ganze Welt. So erreichen die vom ORF Vorarlberg produzierten Konzerte ein Millionenpublikum in China genauso wie in Lettland, Israel, Griechenland oder Rumänien. 2022 gingen allein 24 Konzertaufnahmen des ORF Vorarlberg um den gesamten Globus. Und auch im Fernsehen gestaltet der Vorarlberger ORF zahlreiche Liveübertragungen und Dokumentationen, die im gesamten deutschsprachigen Raum gezeigt werden, wie etwa auf 3sat, dem Programm von ZDF, ORF, SRG und den Landesrundfunkanstalten der ARD. All das geschieht ebenfalls im ORF-Landesfunkhaus am Rundfunkplatz 1 in Dornbirn.
Wer nicht selbst schon mal in diese Rolle...
Wer nicht selbst schon mal in diese Rolle geschlüpft ist, dem ist der Begriff „Expat“ vermutlich unbekannt. „Expats“ (ex patria – aus der Heimat) sind Menschen, die sich auf absehbare Zeit im Ausland niederlassen. Dabei geht es nicht nur darum, fernab der Heimat einer Arbeit nachzugehen, sondern auch die damit verbundene Auslandserfahrung zu erlangen.
Vorarlberg braucht den Zuzug internationaler Fachkräfte, um offene Stellen besetzen zu können und dieser Tage rufen wir sie auch verstärkt aus. Aber wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Es geht nicht nur darum, die Arbeitskraft der Expats zu sehen, sondern auch die Menschen, die dahinterstehen.
Fakt ist, Expats tun sich schwer, sich bei uns zu integrieren. Fehlender Anschluss ist der primäre Grund, warum gut ausgebildete Arbeitskräfte unserem schönen Ländle relativ rasch wieder den Rücken kehren. Integration ist also essenziell. Auch wenn die eigene Bereitschaft der Expats zur Integration natürlich eine grundlegende Voraussetzung für deren Erfolg ist, so liegt es auch an uns, diese Menschen entsprechend willkommen zu heißen. Vorarlberg tut sich da noch ein bisschen schwer. Damit ist keineswegs Ausländerfeindlichkeit gemeint! Aber haben Sie sich je vorgestellt, wie schwierig es in Vorarlberg sein kann, sozialen Anschluss zu finden, wenn viele Freundesgruppen seit der Kindheit existieren? Die Sprache ist sicherlich eine Herausforderung, darum ist es unabdingbar für jeden Expat, Deutsch zu lernen. Aber auch das hilft nur bedingt, denn wenn es um sozialen Anschluss geht, tun sich Expats aus Deutschland oder gar Wien nicht selten schwer. Es liegt also an uns allen, Expats auch in unsere sozialen Kreise aufzunehmen.
Dies ist die meistgestellt Frage an mich, wenn...
Dies ist die meistgestellt Frage an mich, wenn ich als Schweizer in Vorarlberg einkaufen gehe. Die Antwort darauf ist seit über acht Jahren die Gleiche: „Danke, aber ich wohne und arbeite in Vorarlberg.“ Normalerweise ist das andersrum. In Vorarlberg wohnen und in der Schweiz arbeiten. Wir aber sind Expats in Österreich. Expats? Das sind doch genau jene Menschen, die die Wirtschaft in Vorarlberg angeblich so dringend braucht? Und Expats aus der Schweiz sind wohl eher die Ausnahme. Was sind also die tieferen Beweggründe, warum wir in Vorarlberg arbeiten und wohnen? Die Antwort darauf könnte Aufschluss geben, wie wir die so dringend benötigten Fachkräfte für unsere Region begeistern können. In der Selbstreflexion kommt heraus, dass es die Lebensqualität der Vierländerregion-Bodensee ist, die uns als Expats in Vorarlberg hält und dessen Vorteile wir so zu schätzen wissen. Gut ausgebildete Fachkräfte finden auf der ganzen Welt gute Jobs. Vorarlberg, die Ostschweiz oder auch der Landkreise Konstanz sind international nicht bekannt. Deutschland, Österreich, Schweiz oder Liechtenstein aber schon. Die Vierländerregion-Bodensee vereint dabei das Beste aus diesen Ländern. Wir wohnen in einer Region, die international ihresgleichen sucht, was die Lebensqualität angeht. Es wäre natürlich vermessen, zu schreiben, dass unsere persönlichen Beweggründe hier zu wohnen und zu arbeiten auch auf zukünftige Expats zutrifft, aber es ist zumindest Antrieb genug, sich dafür einzusetzen, dass wir noch besser länderübergreifend zusammenarbeiten, um das volle Potenzial dieser Region zu nutzen. Nicht als Schweizer, Österreicher, Deutscher oder Liechtensteiner, sondern als Bodenseeler.
Das Land Vorarlberg hat vor nicht allzu langer...
Das Land Vorarlberg hat vor nicht allzu langer Zeit (2018) eine Leerstandsstudie in Auftrag gegeben. Das wenig überraschende Ergebnis: Das restriktive Mietrecht schreckt viele Eigentümer davon ab, ihre leerstehende Immobilie zu vermieten – das wirtschaftliche Risiko wird oft als zu groß eingeschätzt. Dass das vermieterfeindliche Mietrechtsgesetz (MRG) Novellierungsbedarf hat, weiß die Politik seit vielen Jahren. Nur: Passieren tut, wie auf so vielen politischen Baustellen, rein gar nichts. Stattdessen versucht man sich unter dem Deckmantel des leistbaren Wohnens in polemischen Experimenten. Experimente, die medienwirksam kommuniziert werden – aber in der Sache rein gar nichts bewirken.
Noch 2015 hieß es von LH Markus Wallner zur Forderung der Grünen in Hinblick auf eine Leerstandsabgabe: „Das kommt sicher nicht.“ Nun, acht Jahre später, steht die Leerstandsabgabe kurz vor Beschlussfassung im Landtag – und mit ihr eine weitere Maßnahme, die Eigentümer zur Kassa bittet. Bis zu 2.775 Euro sollen zukünftig pro Jahr fällig werden, wenn man seine Immobilie nicht vermietet. Eine Strafabgabe, die kaum Ausnahmen vorsieht. Während es beispielsweise in anderen Bundesländern möglich ist, die Immobilie für den Eigenbedarf – etwa die Kinder – leerstehen zu lassen, ist das in Vorarlberg nicht als Ausnahme definiert. Auch bautechnische Bedenken werden nicht als Ausnahme zugelassen. Sprich: Entweder aufwendig und mit hohem finanziellen Aufwand sanieren – oder die Leerstandsabgabe wird fällig.
Anstatt also Druck auf die Bundesregierung auszuüben, dass sich endlich die Mietbedingungen verbessern, wird der Druck (einmal mehr) an die Eigentümer weitergegeben. Das ist verfassungsrechtlich bedenklich – und politisch unverschämt.
Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt...
Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt werden.“ Das bekannte Zitat wird dem irischen Dichter und Satiriker Jonathan Swift zugeschrieben. Der 1667 geborene Verfasser von „Gullivers Reisen“ wurde mit 77 Jahren für die damalige Zeit überdurchschnittlich alt. Seine letzten Lebensjahre waren von einer Vielzahl von schweren Erkrankungen beeinträchtigt. Heute ist die Lebenserwartung in Österreich vergleichbar mit jener von Swift, den Frauen sind einige wenige zusätzliche Lebensjahre vergönnt. Entscheidend aber sind die gesunden Lebensjahre und die liegen deutlich unter der Lebenserwartung. Magazine und medizinische Fachbeiträge warten mit guten Ratschlägen zur Ernährung und zum Bewegungsverhalten auf.
Interessant ist ein Blick auf die Arbeitswelt, in der wir viele Lebensjahre verweilen. Der Arbeitsschutz und die Unfallverhütung tragen Früchte. Die Arbeitsunfall-Quote hat sich in Österreich seit 2000 fast halbiert. Auch die Berufserkrankungen sind rückläufig. Heute sind 20 Prozent aller Krankenstandstage auf sogenannte Muskel- und Skeletterkrankungen (MSE) zurückzuführen. Abgesehen von Akutereignissen wie zum Beispiel plötzlichen Rückenschmerzen, dem „Hexenschuss“, treten MSE in fortgeschrittenem Alter auf. In der Arbeitswelt werden leider noch immer schwere Lasten über längere Zeiträume händisch manipuliert. Ungünstige Körperhaltungen, Drehungen und ruckartige Bewegungen setzen dem Körper zu. Stress, Zeitdruck und psychische Anspannungen befeuern das Risiko von MSE. Gegensteuern kann man beispielsweise mit Hebehilfen, ergonomischen Arbeitsabläufen und Geräten sowie Bewegungstraining.
Ziel des modernen Arbeitsschutzes ist es, die steigende Lebenserwartung mit gesunden Jahren zu füllen. Swift könnte ohne Satire sagen, dass jeder gesund alt werden kann.
Was würde es verändern, wenn wir zu Hause und...
Was würde es verändern, wenn wir zu Hause und in der Schule das selbstständige Denken explizit fördern und stärken würden? Was heißt es für uns, wenn wir Jugendliche an unserer Seite haben, die unser gewohntes Lebensmodell, Systeme, Methoden in Frage stellen? Als zweifache Mutter zweier Teenager bin ich täglich mit Diskussionen konfrontiert und es ist überaus anstrengend und nervenaufreibend und am liebsten würde ich sagen „Es ist eben so, wie es ist“. Aber ich frage mich auch, ob diese Diskussionskultur ein wichtiges Praxisfeld darstellt, um eigene Ansichten zu reflektieren. Es ist doch immer noch wichtig, junge Menschen darin zu schulen, wie sie sich gut in einer Diskussion verhalten, wie sie für etwas einstehen können, ohne auf Wertschätzung, Verständnis und Toleranz zu verzichten. Wo liegt die Grenze zwischen „Wir hören euch, aber wir entscheiden noch?“ Ab welchem Alter darf man seine eigenen Ansichten teilen, ohne dass man verurteilt oder sogar „schubladisiert“ wird? Zuhause, in der Schule, aber auch im öffentlichen Bereich ist es sicher eine Herausforderung, wenn neue Perspektiven das Gewohnte durcheinanderbringen, für die Weiterentwicklung des eigenen Denkens und der Sprechkompetenz ist es jedoch wesentlich. Um zu einer eigenen Meinung stehen zu können, Fehlinterpretationen zu hinterfragen und auch zugeben zu können, braucht es jedoch noch andere Lebenskompetenzen und dieses Praxisfeld können wir ihnen bieten, wir stehen nämlich mittendrin im Leben mit unseren eigenen Erfahrungswerten. Die neue Generation braucht Erwachsene, die zuhören wollen und die Generation von morgen ernst nehmen, damit sie den Sinn für sich erkennen! Es braucht nämlich ein ganzes „Dorf“, um junge Menschen für morgen vorzubereiten. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Immanuel Kant) Sapere aude.
Nach §2 des SchOG hat „die österreichische...
Nach §2 des SchOG hat „die österreichische Schule die Aufgabe, […] die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten […]. Die jungen Menschen sollen […] befähigt werden, am Wirtschaftsleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen […].“
Im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Bildung kann man der österreichischen Schule kein gutes Zeugnis ausstellen. Sogar ein guter Teil der Maturant:innen bekommt ein „Reifezeugnis“ ausgestellt, ohne „auf die Welt da draußen“ vorbereitet zu sein. Dazu gehören mit Sicherheit auch Grundkenntnisse über Versicherungen, Haushaltsplanung, Zinsen, Inflation sowie volkswirtschaftliche Zusammenhänge, um politische Entscheidungen zum Beispiel über Steuern oder Ausgaben im Bundesbudget kritisch bewerten zu können. Denn erst, wenn man verstanden hat, wie Wirtschaft funktioniert, kann man selbstständig, verantwortungsbewusst und kompetent die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft mitgestalten.
Wenn wir es als Aufgabe des Staates verstehen, Kinder unabhängig von ihrem familiären Hintergrund mit fundierter Allgemeinbildung zu versorgen, dann bedeutet das auch, dass wirtschaftliche Grundbildung schon in der Pflichtschule erfolgen muss. Ein Grundverständnis für Konsum-, Arbeits- und Gesellschaftsökonomie würde den dortigen Schüler:innen den Start in das (Berufs-)Leben massiv erleichtern.
Und neben dem rein fachlichen Wirtschaftswissen und -verständnis könnte unternehmerisches Lernen zusätzliche Soft Skills wie Eigeninitiative, Teamfähigkeit, Kreativität, Durchsetzungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein fördern. Fähigkeiten, die nicht nur für den beruflichen, sondern auch für den privaten Erfolg wichtig sind. Und genau dafür sollte Schule doch befähigen (siehe oben).
Heute wollen wir alle etwas Besonderes sein....
Heute wollen wir alle etwas Besonderes sein. Einzigartig, erfolgreich, anders. Wir definieren Erfolg durch Geld, Status und Anerkennung. Für mich bedeutet Erfolg aber, dass ich machen kann, was ich mag, an einem Ort, an dem ich mich wohlfühle und wie es mir gefällt. Ein individuelles Verständnis von Glück, indem ich etwas tue, woran ich glaube. Ich bewundere Menschen, die jeden Tag mit voller Konsequenz an ihren Zielen arbeiten. Wenn du einen Traum hast, musst du dranbleiben und es vor allem für dich selbst tun. Ohne auf die Bestätigung von außen zu warten.
Für mich ist das die Selbstständigkeit. Das hat Vor- und Nachteile, wie so ziemlich alles im Leben. Ich habe viele Freiheiten, die ich als Angestellte nicht hatte. Aber auch mehr Verantwortung und manchmal etwas Bauchschmerzen. Ein Auf und Ab der Gefühle zwischen Berufung und ,morgen schmeiß ich alles hin‘. Selbst und ständig, eine Redewendung, die gar nicht so weit weg von der Realität ist.
Kaum ein Tag, an dem ich nicht an mein Business denke. Der größte Unterschied zu früher: Es stresst mich nicht! Ich habe mehr Ideen und sehe überall Chancen. Die Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Beruflich und privat – für mich ein und dasselbe.
Aber: Das muss nicht für jede:n das Richtige sein. Als ich herausfand, welche Werte mir im Leben wichtig sind, worin ich gut bin und wobei ich Zeit und Raum verliere, wusste ich, das ist es für mich. Mein innerer Antrieb war mein bester Ratgeber. Deshalb: Hol dir Inspiration, probiere Dinge aus, aber spiele nach deinen Regeln. Finde heraus, was sich für dich richtig anfühlt. Das ist authentisch und macht, zumindest mich, glücklich. Ich glaube, könnten und würden wir mehr auf diese innere Stimme hören, wüssten wir bereits, was das ist.
Künstliche Intelligenz (KI) hat im täglichen...
Künstliche Intelligenz (KI) hat im täglichen Leben Fuß gefasst. ChatGPT und Midjourney beschleunigen diese Entwicklung. Angesichts des rasanten Fortschritts drängen sich jedoch Fragen nach möglichen Konsequenzen für Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur auf.
In einer aktuellen Studie beleuchten wir, wie Menschen auf KI und deren kreative Fähigkeiten reagieren. Dafür haben wir Menschen Bilder und Musik gezeigt und diese rein zufällig als „Mensch gemacht“ oder „KI gemacht“ ausgewiesen. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen „KI gemachte“ Kunstwerke weniger kreativ und inspirierend bewerten als „Mensch gemachte“. Dies ist besonders spannend, da die Werke rein zufällig gekennzeichnet wurden. Teilnehmer:innen, die daran glauben, dass nur der Mensch zu kreativen Leistungen fähig ist, zeigten eine besonders starke Abneigung gegen KI.
Um diese Abneigung zu überwinden, könnte ein allgemein besseres Verständnis von KI ein möglicher Schlüssel sein. Wer versteht, wie diese Systeme arbeiten, ist auch in der Lage, die Ergebnisse besser zu interpretieren. Als Gesellschaft sollten wir unsere Vorstellungen von Kreativität überdenken und KI als möglichen Katalysator kreativen Schaffens anerkennen. Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine eröffnet ohne Zweifel neue Möglichkeiten. Anstatt KI als Bedrohung wahrzunehmen, sollten wir uns auf die Potenziale konzentrieren.
Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Wir sollten nicht zu hohe Erwartungen an sie haben und sie gleichzeitig nicht unterschätzen. KI kann eine mögliche Lösung für die großen Herausforderungen für Gesellschaft und Wirtschaft darstellen. Um diese nutzen zu können, müssen wir besser verstehen, wie KI von Menschen wahrgenommen wird – genau daran arbeiten wir aktuell in der Forschung.
Als passionierte Gleitschirmfliegerin...
Als passionierte Gleitschirmfliegerin beschäftige ich mich schon seit einigen Jahren mit meiner persönlichen Komfortzone. Ich liebe Abenteuer! Auch als Unternehmerin begegnet mir das Thema fast täglich und lässt mich oft ins kalte Wasser springen. Jeder kennt den Satz: „Das Leben beginnt erst am Ende der Komfortzone!“ Egal ob im privaten oder beruflichen Kontext. Es geht fast immer darum, aus dem eigenen Leben „mehr“ zu machen, es zu verbessern oder einer Vision Leben einzuhauchen.
Was es dabei immer braucht, sind Entscheidungen. Mal brauchen wir dafür Mut, mal ein gutes Risikomanagement und manchmal einfach nur Vertrauen. Maßgeblich und entscheidend ist dabei aber die Fallhöhe – der Raum der Konsequenzen, zwischen dem was ist, und dem was sein soll.
Es ist die natürliche Angst vor einem tiefen Fall, die uns zurückhält. Aber auch der Wunsch, Dinge zu erleben, sie zu verändern und weiterzuentwickeln liegt in unserer Natur. Ohne diesen „Antrieb“ würden wir vermutlich heute noch barfuß in Höhlen leben. Und nicht nur der innere Antrieb erweckt in uns einen Tatendrang. Besonders äußere Begebenheiten bringen uns zum Nachdenken und verleiten uns zum Aktivismus, wenn sie nicht mit unserer Wertewelt übereinstimmen. Es entstehen zwei Lager, in denen sich die einen auf die Straße kleben und die anderen jene verurteilen.
Ich persönlich denke, dass es nicht darum geht, sich ständig dazu zu zwingen, aus der eigenen Komfortzone zu gehen oder gar im vollen Risiko und auf gut Glück seine Grenzen zu erweitern. Vielmehr geht es doch darum, mit der eigenen Komfortzone zu wachsen – durch Empathie und Perspektivenwechsel – für sich selbst und die gesamte (Um-)Welt. Ein liebevoller Balanceakt zwischen dem was ist und dem was sein soll.
Der regenerative Ansatz versteht den Menschen...
Der regenerative Ansatz versteht den Menschen und das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Die Erde kann ohne die Menschen existieren, aber nicht umgekehrt. Der Mensch als schöpferisches Wesen hat die Fähigkeit, seine Umgebung regenerativ zu gestalten und zu bereichern. Regenerativ zu wirtschaften erfordert ein Öffnen des Denkens, Fühlens und Wollens und das Loslassen alter Muster und Dogmen. Das braucht Mut! Otto Scharmer meint: „Man kann ein System nicht verändern, wenn man nicht das Bewusstsein verändert.“ Deshalb definieren die „Inner Development Goals“, kurz genannt IDGs, Kompetenzen und Haltungen, um die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele weltweit zu beschleunigen. Es beginnt mit der Beziehung zu sich selbst und ermutigt, Verantwortung zu übernehmen.
Es ist ratsam, Sachverhalte ganzheitlich und systemisch zu betrachten, um auch mit unvollständigen Informationen gute Entscheidungen treffen zu können. Gemäß meiner langjährigen Erfahrung als Organisationsentwicklerin beginnen Veränderungsvorhaben mit der Haltung. Regenerative Unternehmen denken in Kreisläufen, wie die Natur selbst und stärken die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt in der Region. Sie fördern somit ein gutes Leben hier im Bodenseeraum, in Vorarlberg und in den jeweiligen Städten und Gemeinden. Wollen wir enkeltauglich agieren, erweitert sich der Denkhorizont generationsübergreifend.
Wir, als Vorarlberger:innen, bemühen uns, gut für diese Welt zu sein – Empathie für mich, die anderen und die Natur. Wir, als Wirtschaftstreibende, produzieren und kaufen dann nicht weniger schlechte Produkte, sondern gute Produkte für die Umwelt und unsere Kunden. Regeneratives Denken und Wirtschaften ist somit ein Zugang und Impuls in der Liebe zum Leben und zur Welt.
Die vielzitierte Generation Z ist in der...
Die vielzitierte Generation Z ist in der Arbeitswelt angekommen und bringt ihre Wertvorstellungen und Denkweisen mit: Es handelt sich um ein Mindset, das einiges auf den Kopf stellt. Da aber Veränderungen immer erst mal kritisch betrachtet werden, ist es auch aktuell so, dass schnell Wertungen entstehen – von „schwierig“ über „realitätsfremd“ bis hin zu „faul“ lauten Bezeichnungen, die wir für diese Generation schon gehört haben. Dabei leben sie vor allem eines: den Purpose in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Generation Z steht für Authentizität und für Sinn. Was das im Kontext der Arbeitswelten heißt, müssen wir gemeinsam lernen. Es gilt, die guten Seiten dieser Umgestaltung zu entdecken. Was bringt es uns als Gesellschaft, welche Möglichkeiten stecken dahinter? Anstatt sich über die Generation Z aufzuregen, sollten wir sie einladen, mitzumachen und Ideen einzubringen. Ein proaktives gemeinsames Gestalten hilft wesentlich mehr als ein resigniertes Jammern. Dieses Abholen und Miteinbeziehen bringt auch der Attraktivität und dem Ruf eines Unternehmens mehr – es steigert die Employer Reputation. Ein bedeutender Wert, wenn es um Fragen wie Sinn und Zugehörigkeit geht. Was Unternehmen – individuell auf ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten zugeschnitten – tun können, um ihre Marke zu stärken und warum sich oft Eigen- und Fremdwahrnehmung stark unterscheiden, dem gehen wir aktuell auch mit unserer neuen Employer Branding-Unit auf den Grund.
Wir erarbeiten mit unserem Partner veicus eine Studie, um Motive, Ansprüche und Bedürfnisse von potentiellen Mitarbeitenden zu erforschen – als Grundlage für künftige Gestaltungsarbeit und als Antworten auf offene Fragen. Und wir sind der festen Überzeugung, dass sich viele Chancen und Möglichkeiten für alle eröffnen.
Die Headline catcht. Kein Symposium kommt am...
Die Headline catcht. Kein Symposium kommt am It-Thema künstliche Intelligenz vorbei, TV-Moderationen und Zeitungscovers werden von KI erstellt, der Textroboter wird von allen Seiten gechallenged. Trotz dieses vielfach spielerischen Umgangs dominieren Kritik und Häme den massenmedialen Diskurs: Chat GPT schafft die Matura nur durchschnittlich (bei der Lernkurve von KI wäre es heute ein ausgezeichneter Erfolg), Schummeln in der Schule wird noch einfacher, Arbeitsplätze werden verloren gehen. Dabei ist es nicht so, dass wir Menschen uns gerade mit beispiellos intelligentem Verhalten in eine problemfreie, hoffnungsvolle Zukunft katapultieren. Da war doch was … Teuerung, Klima, Gesundheit, Pflege, Bildung, Energie, Mobilität, Arbeit, Wohnen. Wir hätten ausreichend dringende Challenges, bei denen uns KI – Chat GPT ist nur eine von vielen, die am Start stehen – ein bisschen unter die Arme greifen könnte. An Lösungen in allen genannten Bereichen wird mit Hochdruck geforscht, auch im Medienbereich. Bei allen vernünftigen Forderungen nach Regelung und Transparenz der lernenden Systeme, freue ich mich auf den klugen Umgang mit den Chancen. Noch selbstverständlichere Barrierefreiheit medialer Angebote – auch bei uns im ORF Vorarlberg, Journalist:innen, die mehr Zeit zum kuratieren und einordnen haben, weil Systeme ihnen abertausende Seiten Daten auswerten, zusätzliche hyperlokale Medienangebote für Stadtviertel und Kleinstgemeinden. Ich habe Chat GPT übrigens gebeten, 1700 Zeichen über die Chancen von KI zu schreiben. Hätte sich hier ohne Schande – bitte mit verpflichtendem Hinweis auf den automatisierten Textursprung – abdrucken lassen.
Die Jugend von heute interessiert sich nicht...
Die Jugend von heute interessiert sich nicht mehr für Neuigkeiten, Mitteilungen und Informationen aus unserer Welt.“ Diesen Satz hören wir Jugendlichen viel zu oft, obwohl viele junge Leute besser informiert sind als manch ein Erwachsener in ihrem Umfeld. Solche voreiligen Behauptungen sind wahrscheinlich dem geschuldet, dass sich die Art der Informationsbeschaffung zwischen den Generationen etwas unterscheidet.
Denn viele meiner Klassenkameraden, Freunde und ich informieren uns beinahe jeden Tag darüber, was gerade auf unserer Welt passiert. Sei es auf analogem oder digitalem Wege. Natürlich nützen Jugendliche häufiger die Möglichkeiten des Internets und informieren sich mittels Online-Nachrichten oder durch Soziale Medien, was aber leider oft als „verschwendete“ Zeit am Smartphone abgestempelt wird. Eine gedruckte Zeitung halten ebenfalls mehrere regelmäßig in der Hand, spätestens, wenn uns unsere Geschichtelehrerin wieder einen aktuellen Zeitungsartikel mit in den Unterricht bringt. Bei den nachfolgenden, angeregten Diskussionen bemerkt man, wie groß das Interesse für die Geschehnisse der Welt bei uns Jugendlichen ist.
Außerdem besuchen ich und eine große Gruppe anderer Oberstufenschüler das Wahlpflichtfach Politik, weil es uns besonders wichtig ist, über aktuelle, gesellschaftliche und politische Themen Bescheid zu wissen. Denn die Möglichkeit, problemlos an Informationen und Nachrichten zu gelangen, sowie diese auch zu nützen, ist sehr bedeutend für die Zukunft von uns und allen anderen Menschen. Durch das angeeignete Wissen können wir mitreden und mitgestalten. Wir bekommen ein besseres Verständnis für Ereignisse und deren Folgen, wodurch wir selbst aktiv werden können und dementsprechend persönliche Maßnahmen treffen oder andere dazu animieren, dasselbe zu tun.
In seiner Antrittsrede hat unser...
In seiner Antrittsrede hat unser Bundespräsident vor einem drohenden Zukunftsverlust gewarnt, vor dem, was der französische Philosoph Pierre-André Taguieff „Die Auslöschung der Zukunft“ nennt. Zukunftsverlust und fehlende Hoffnung sind ein Nährboden für apokalyptische Angstmache, Verschwörungstheorien, „falsche Propheten“ und eine große Gefahr für die liberale Demokratie.
„Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen,“ beginnt Ernst Bloch sein „Prinzip Hoffnung“ und nennt das Hoffen eine Arbeit, die „ins Gelingen verliebt ist, statt ins Scheitern“. In Krisenzeiten braucht die politische Arbeit das, was Bloch „Gewissen des Morgen“ und „Parteilichkeit für die Zukunft“ nennt. In der drohenden Ver-Wüstung unserer Demokratie muss Politik den Glauben der Menschen an eine gemeinsame Zukunft stärken. Diesem Ziel sollte vieles untergeordnet werden, auch das traditionelle Bedienen des Boulevards, der den Menschen eher das Fürchten lehrt als das Hoffen.
Schon vor 50 Jahren hat Hannah Arendt vor PR-Managern in der Regierung gewarnt, „die bei Reklame-Experten in die Lehre gegangen sind“. Und Karl Jaspers warnte vor einer pseudodemokratischen Parteienoligarchie, die nicht auf Bildung und Dialog setzt, sondern auf „Herstellung von Stimmungen, Erfindung einigender, aber nichtssagender Phrasen und geschickte Manipulationen“.
Demokratie, so Jaspers, ist ein aufklärerischer Prozess. Im Zeitalter der „Infokratie“ (Byung-Chul Han) muss sich eine verantwortungsvolle Demokratiepolitik gegenaufklärerischen, demokratiefeindlichen Kräften entschieden entgegensetzen, das heißt in Bildung, in Dialogfähigkeit investieren und in eine Medienlandschaft, die unsere liberale Demokratie stärkt und vor einer schleichenden Orbanisierung schützt.
In den 1920er- bis 1950er-Jahren wurde in...
In den 1920er- bis 1950er-Jahren wurde in wissenschaftlichen Arbeiten das Dorf als Form des vorbildlichen Zusammenlebens dargestellt. Sitte, Verwandtschaft und Nachbarschaft bildeten die gemeinschaftliche Basis. Angeprangert wurde der Sittenverfall. 1950 bis 1990 wurde die Dorfgemeinschaft als modernisierungsbedürftiges Relikt der Vergangenheit angesehen. Es kam zu einer Aufspaltung der Dorfgemeinschaft in traditionelle und proletarisierte Klassen mit eigenen Bewusstseinsausprägungen. 1980 bis 2000 wurde das Dorf als ein von Machtbeziehungen durchdrungenes Kräftefeld diskutiert, wo Akteure um ökonomische, soziale und kulturelle Kapitalien ringen.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Diskussion über die Dörfer gravierend gewandelt. Die einen sind der Meinung, dass es das Dorf gar nicht mehr gibt. Beziehungen sind in virtuelle Plattformen gewandert, eingekauft wird am Online-Markt.
Andere sehen Dörfer als Zukunftsorte. Gemeinden, aber auch Firmen betonen ihren dörflichen Charakter. Verbunden wird damit Identität, Lebensqualität, Überschaubarkeit und Beziehungen. Denn genau danach haben Menschen nach Jahrzehnten der Singularisierung Sehnsucht und das Dorf ist zum Synonym dafür geworden.
Ein aktuelles Beispiel: Dem ehemaligen Gasthaus Taube in Andelsbuch wird von einer Handvoll Ehrenamtlicher rund um Bianka und Herbert Franz wieder Leben eingehaucht. Es steht mitten im Dorf und die Bevölkerung freut sich, dass wieder Licht im Haus ist. Wenn es nach den Initiatoren geht, soll da etwas entstehen, das die dörfliche Gemeinschaft fördert. Solche und ähnliche Initiativen tragen wesentlich dazu bei, das Dorf als traditionsreiche und wertgeschätzte Siedlungseinheit zu erhalten und es wird und soll darüber geredet werden.