Snooze oder aufstehen? Honig oder Marmelade? Rock oder Hose? Glauben wir der Verhaltensforschung, dann treffen wir mehr als 20.000 Entscheidungen am Tag. Unzählige davon schnell und ohne bewusste Aufmerksamkeit. Der Philosoph Peter Bieri bezeichnet derlei Entscheidungen als „instrumentell“. Wir versehen diese Entscheidungen selten oder nie mit dem Attribut „gut“ – wir treffen sie einfach. Die Entscheidungen, die „gut“ sein sollen, das sind die anderen, für die wir uns eher Zeit nehmen, weil sie eben nicht alltäglich sind. Bieri spricht hier von „substanziellen Entscheidungen“. Sie sind entweder nicht umkehrbar, mit einem Risiko verbunden oder haben das Potenzial, etwas Substanzielles im Leben zu verändern. Und weil wir möchten, dass es am Ende gut kommt, auch wenn wir dieses Ende schwer einschätzen können, soll die Entscheidung „gut“ sein. Eine nachvollziehbare, aber keine sinnvolle Erwartung, die dazu führen kann, dass das Leiden an nicht getroffenen Entscheidungen zunimmt. Denn je weniger die Qualität einer Entscheidung vorausschauend festzumachen ist, desto eher tendieren wir dazu, die Entscheidung hinauszuzögern. Das ist in unserer Zeit, die gekennzeichnet ist von zunehmender Komplexität, Dynamik und Unberechenbarkeit ein ernstes Problem.
Was können wir dagegen tun? Wir können umfokussieren von „die Entscheidung soll gut sein“ auf „der Entscheidungsprozess soll gut sein“. Dieser beginnt mit einer sorgfältig formulierten Entscheidungsfrage und endet mit einem klaren Beschluss. Dazwischen können wir mit diversen Entscheidungsmethoden unsere menschlichen Kompetenzen des Denkens, Fühlens und Wollens gezielt einsetzen. Mehr können wir nicht tun – aber weniger sollten wir auch nicht tun, wenn es um das Substanzielle geht.
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