Im Mittelpunkt populistischer Politik steht das Ressentiment: ein Minderwertigkeitsgefühl verbindet sich mit einer daraus abgeleiteten Wut und sinnt nach Vergeltung. So werden Gefühle und Affekte mit politischem und sozialem Denken verknüpft. Eine Empörung über Ungerechtigkeiten, soziale Diskriminierungen und wirtschaftliche Abstiegsängste kann Zorn, Wut und Hass hervorrufen. Populistische Politik holt diese Gefühle ab, bündelt sie, verspricht Anerkennung und Hilfe und benennt einen oder mehrere Schuldige.
Populismus und repräsentative Demokratie schließen sich nicht aus. Die Demokratie sichert formale Gleichheit, also Gleichheit vor dem Gesetz und schützt die Minderheiten. Materielle Gleichheit kann die Demokratie nicht herstellen, weil wir mit unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen konfrontiert sind. So werden wir in unterschiedliche Familienstrukturen hineingeboren, die beträchtliche soziale, ökonomische und kulturelle Differenzen aufweisen. Entwicklungs- und Aufstiegschancen sind somit ungleich verteilt. Wenn diese Ungleichheiten nicht in Gemeinschaften, aktiven Zivilgesellschaften oder politischen Parteien aufgefangen und neutralisiert werden, können Ressentiments entstehen, die auf dem Gefühl „weniger wert zu sein“ beruhen. So wird das Ressentiment zum Verbindungsglied zwischen der Psyche und der Politik und damit zur wichtigsten Ressource für Populisten, die an tatsächlichen oder vermeintlichen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen