Kaffeehaus, Theater, Exil – Lebensstationen von Alfred Polgar, der vor 150 Jahren in Wien geboren wurde.
Die lebenswerteste Stadt in Europa? Bei solchen Umfragen ist Wien häufig Spitzenreiter. Als Gründe werden dann gern das besondere Fluidum der Stadt oder auch Sehenswürdigkeiten wie der Stephansdom, die Hofburg und der Prater genannt. Kirchen, Denkmäler und Museen gibt es in vielen Orten. Eine Besonderheit Wiens sind jedoch die vielen Kaffeehäuser, die die Atmosphäre dieser Stadt prägen.
Das Wiener Kaffeehaus ist eine Institution, deren Geschichte sich bis zu den Türkenkriegen im 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Eine Blütezeit erlebte diese Einrichtung im Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert in Form des Literatencafés. Im Griensteidl, im Herrenhof oder im Central trafen sich sowohl aufstrebende als auch etablierte Schriftsteller zum Gespräch, zur Arbeit und – nicht zuletzt – zum Lesen der vielen Zeitungen und Zeitschriften aus dem In- und Ausland, die dort, eingeklemmt in hölzerne Halter, auf sie warteten.
Insbesondere das Café Central war für viele Autoren der Mittelpunkt ihres Lebens. Der Feuilletonist Peter Altenberg ließ sich sogar seine Post dorthin liefern. Zu den Stammgästen gehörte auch der Kritiker und Erzähler Alfred Polgar, der seine Beobachtungen 1926 in einem Essay mit dem Titel „Theorie des Café Central“ zusammenfasste. Einige seiner Kernthesen:
› „Das Café Central ist […] kein Kaffeehaus wie andere Kaffeehäuser, sondern eine