Lassen Sie mich eine etwas absurde Paraphrase an den Beginn meiner Polemik stellen, „Kultur first“, wohl wissend, dass Trumps „America First“ mit Kultur so viel zu tun hat wie der bekannte Teufel mit der reinigenden Kraft des Weihwassers. Die Wahl ist geschlagen und die Parteien werden ihre Programme und Wahlversprechen den nun folgenden Koalitionsspielchen anpassen. Was allerdings schon während des Wahlkampfes und bei aller Wahlpropaganda keiner Erwähnung wert war, sind Kunst und Kultur. Dieser programmatischen Ignoranz gegenüber der großen Kulturnation Österreich entspricht die Bedeutungslosigkeit der sogenannten Kultursprecher und Sprecherinnen der Parteien, die sich vor allem durch ihre Abwesenheit in der öffentlichen kultur- und kunstpolitischen Debatte dauerhaft keinen Namen gemacht haben.
Aber nun zum kulturpolitischen Status quo: Die FPÖ wärmte ihre alte Kunstfeindschaft mit dümmlichen Attacken gegen die international anerkannte Arbeit des unlängst verstorbenen Künstlers Günter Brus wieder auf oder kühlt ihren kulturellen Minderwertigkeitskomplex an den Salzburger Festspielen, die ÖVP doktert an dem mittlerweile durch deutsche Talkshows ranzig gewordenen Begriff einer Leitkultur herum, die SPÖ wollte mit Vermögens- und Erbschaftssteuern dem Kunstsammeln neuen Auftrieb geben und konnte Künstler und Künstlerinnen von Kindergartenkindern nicht unterscheiden, indem sie Österreichs Kunstwelt zu einem „bunten Abend“, was sonst, mit „unserem Andi“ (Herz