Wolfgang Greber

* 1970 in Bregenz, Jurist, seit 2001 bei der „Presse“ in Wien, seit 2005 im Ressort Außenpolitik, Sub-Ressort Weltjournal. Er schreibt auch zu den Themen Technologie, Raumfahrt, Militärwesen und Geschichte.

Unsere Landeshymne

November 2016

„’s Ländle, meine Heimat“ – gedichtet und vertont von Anton Schmutzer

Ehrlich: Kaum ein Vorarlberger kennt seine Landeshymne. Das mag ganz früher anders gewesen sein, aber ich, Kind der 1970er („Wann war das eigentlich, Papi?“), kann mich nicht ersinnen, sie an der Volksschule in Bregenz gelernt zu haben. Dabei war dort, in der Augasse, der strenge Lehrer Wirthensohn, und auch so war ein wenig Patriotismus noch politisch korrekt, aber wurscht. Gut, kann sein, dass wir sie doch einmal gelernt haben, aber Zeit frisst viel Hirn auf. Zudem hab ich jüngst eine Mini-Umfrage unter fünf Vorarlberger Freunden gemacht, darunter ein Arzt, ein Jurist bei einer Landesgesellschaft sowie Industrielle bzw. Vorstände von Unternehmen. Doch nur eine befragte Person – eine Frau – wusste die erste Strophe.

Oh weh. Dabei kommt „’s Ländle, meine Heimat“, komponiert letztlich 1907 vom Feldkircher Musiklehrer Anton Schmutzer und seit 1937 bzw. 1949 Landeshymne, so freundlich und Bodensee-laid-back herüber, nicht betont stolz oder Blut-und-Boden-mäßig wie bei vielen von denen im Osten. Da ist ein simpler Hauch „I mag Di“ im Ton eines Kindes, das der Oma Blumen gibt. Es geht vor allem um die Alpen, den Rhein und das „rührig“ (also fleißige) Völklein. Man ist auch „berauscht von harz’gem Tannenduft“, einem der bei uns neben Bier, Käs und dem Geruch des Geldes beliebtesten Rauschmittel.

Zwei inoffizielle Hymnen sind indes sicher bekannter: Das hosiannahafte „Grüeß di Gott, mi subers Ländle“ von Wunibald Briem (1841–1912) und dem Jesuitenpater Isidor Hopfner (1858–1937), wo es heißt: „Grüaß di Gott mi subers Ländle döt am Rhi und Bodasee. Los, i bring da hüt a Ständle und vergiß dawil mi Weh.“ Und das Spottlied „Oho Vorarlberg“ (ausgesprochen: „Voradelberg“) von Reinhold Bilgeri und Michael Köhlmeier von 1974. Refrain: „Oho Vorarlberg, -berg, -berg, bist zwar als Land ein Zwerg, Zwerg, Zwerg, klein aber oho, hollodrio.“

Heute würden wohl folgende Zeilen den Ländle-Nerv gut treffen:
Mir sind g‘hörig,
mir sind gschiid,
seahen übern Rhii net wiit,
doch mir hond da Bodasee,
hohe Berge wiiß vo Schnee,
Zugang zu Europas Westen,
net nur zu den Ostblockresten,
und das bescht vo üsrem Land:
Zum Rescht vo Öschtrich ischt a Wand!

 

Dieser Artikel war in der „Presse“, Print-Ausgabe vom 25. 10. 2016, erschienen unter dem Titel „Ach, teure Heimat! Du schönes Land! – Ein Überblick über Österreichs Landeshymnen.“

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