Angelika Schwarz

* 1975 in Feldkirch, ist Journalistin, studierte Germanistin und Anglistin, langjährige ORF-Redakteurin und -Moderatorin (Radio und Fernsehen). Angelika Schwarz arbeitet in der Unternehmenskommunikation der Landeskrankenhäuser Vorarlberg.

Heilender Raum für mentale Gesundheit

Dezember 2025

Nach über einem Jahrzehnt der multiprofessionellen Planung und sorgfältigen Umsetzung ist Ende November der Neubau für die Erwachsenenpsychiatrie des Landeskrankenhauses Rankweil offiziell eröffnet worden. Mit dem achtgeschossigen Bauwerk ist ein zeitgemäßes psychiatrisches Zentrum für Vorarlberg geschaffen worden, das aufgrund seiner wohl durchdachten Architektur fortschrittliche Behandlungskonzepte möglich macht: „Wir sehen die Psychiatrie längst als modernes Fach mit effektiven Therapiemethoden“, macht Prim. Dr. Jan Di Pauli, Chefarzt am LKH Rankweil und Primar der Erwachsenenpsychiatrie, deutlich. „Und diese Modernität spiegelt sich nun auch in der Architektur unseres Hauses wider. Darüber sind wir sehr froh und auch recht stolz darauf.“
Der Neubau schmiegt sich architektonisch in den südöstlichen Hangbereich der bestehenden Gartenanlage. Über 40.000 m³ an Gestein und Geröll sind ausgehoben worden, um Platz für diesen Teil des Gebäudekomplexes auf dem Areal oberhalb von Rankweil zu schaffen: „Das allein bedeutete organisatorische, logistische, akustische, bau- und tragwerkstechnische Herausforderungen – vor allem bei laufendem Betrieb“, merkt Verwaltungsdirektor Michael Saxenhammer an. „Aber wenn man heute das Ergebnis sieht, war es jede einzelne Hürde wert.“

Förderung der Willkommenskultur
Die Räumlichkeiten der neuen Erwachsenenpsychiatrie sind interdisziplinär gut aufeinander abgestimmt: Moderne pflegerische, therapeutische und medizinische Ansprüche wurden im Planungsprozess bewusst berücksichtigt – fachliche Beratung kam direkt von den jeweiligen Experten und Verantwortlichen des LKH Rankweil. Ziel war von Beginn an, die bewährte berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit im Sinne der Patientinnen und Patienten zu erleichtern: „Uns war beispielsweise wichtig, dass der Pflegestützpunkt der jeweiligen Stationen zentral in der Mitte und offen angelegt ist“, erklärt Pflegedirektorin Elke Kovatsch. „Er soll eine Art Rezeptionscharakter ausstrahlen, der die Willkommenskultur fördert. Die Mitarbeiter der Pflege sind dadurch jederzeit für ihre Patienten erreichbar. Und wir von der Pflege haben gleichzeitig einen Überblick über das Geschehen rundherum. Zudem hat uns die Erfahrung gelehrt, dass Zimmer mit maximaler Zweierbelegung optimal sind, weil damit eine gewisse Reizabschirmung gewahrt bleiben kann – auch dieser Aspekt ist berücksichtigt und umgesetzt worden, was uns besonders freut.“
In den obersten drei Stockwerken des neuen Gebäudes sind die Normalpflegestationen untergebracht, die über jeweils 16 Betten (Ein- und Zweibettzimmer mit Nasszellen) sowie je ein Akutzimmer verfügen. Zusätzlich sind Räumlichkeiten entstanden, die von den Stationen gemeinsam genutzt werden: dazu zählen Einzel- und Gruppentherapieräume sowie Fitness- und Unterhaltungsräume. 
Im Stockwerk darunter sind – ebenerdig zugänglich – eine Notfallstation angesiedelt sowie die Forensik für Menschen, die aufgrund ihrer Sucht- beziehungsweise psychiatrischen Erkrankung eine Straftat begangen haben. Diese Ebene verfügt über einen ansprechenden Außenbereich.
Ein weiteres Stockwerk beheimatet die psychiatrische Tagesklinik samt Therapiebereich. Diese spielt im Gesamtkonzept eine wichtige Rolle, da eine funktionierende ambulante Behandlung nicht nur den Genesungsprozess der Patienten positiv beeinflusst, sondern auch den stationären Bereich entlastet. „Durch diese Räumlichkeiten können wir ambulante Therapien und tagesklinische Leistungen anbieten, die wir vorher in dieser Form nicht so gut bereitstellen konnten“, freuen sich Prim. Dr. Jan Di Pauli und sein Team.
In den untersten Trakten des Neubaus sind ein Eingangsbereich, diverse Dienstzimmer sowie die Technikräume untergebracht.

Architektur hilft beim Gesundwerden 
Die Innenarchitektur orientiert sich an den unmittelbaren und aktuellen medizinischen, therapeutischen sowie pflegerischen Ansprüchen des Faches Psychiatrie. Nachdem die durchschnittliche stationäre Behandlungsdauer bei psychischen Erkrankungen zumeist deutlich höher ist als bei anderen Krankheitsformen, spielt die Qualität der Unterbringung eine besondere Rolle: Sie kann deeskalierend auf den Krankheitsverlauf wirken und ist ein wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg. „Wir haben nun auch Platz für Therapien direkt auf der Station. Das kommt vor allem schwerer erkrankten Menschen zugute, weil die Wege kurz, gut organisiert und dadurch auch viel einfacher für unsere Patienten sind. Allgemein steigern die neuen Räumlichkeiten und die Lichtführung des Hauses das Wohlbefinden. Die Innenarchitektur strahlt eine gewisse Ruhe aus“, erklärt Primar Dr. Di Pauli. „All das trägt dazu bei, dass der Heilungsprozess gefördert wird. Man hat nicht ohne Grund den Begriff der Heilenden Architektur geprägt. Sie kann nachweislich die Aufenthaltsdauer der Patienten reduzieren, weil diese schneller gesund werden.“
„Es erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit, dass wir die Bauetappe der Erwachsenenpsychiatrie erfolgreich und ohne Zwischenfälle abschließen konnten“, schließt Michaela Fasching, Leiterin für Strategisches Baumanagement, Technik und Instandhaltung der Vorarlberger Landeskrankenhäuser: „Dieser Meilenstein ist das Ergebnis einer beeindruckenden Teamleistung – getragen von Engagement, Fachkompetenz und gegenseitigem Vertrauen.“ Daher blickt sie mit Zuversicht auf die nun folgende Etappe, in der das zentrale Eingangsgebäude des LKH Rankweil sowie der Neubau für die Kinder- und Jugendpsychiatrie entstehen: „Diese Bauphase wird uns der Vision eines ganzheitlichen, zukunftsorientierten und nachhaltigen Gesamtangebotes in der psychiatrischen Versorgung einen weiteren Schritt näherbringen. Ich freue mich darauf, diesen Weg gemeinsam fortzusetzen.“

Neubau Erwachsenenpsychiatrie LKH Rankweil

Nutzfläche 8.390 m²
Errichtungskosten € 69.000.000 (exkl. MwSt.)
Bauherr Vorarlberger Landeskrankenhäuser/KHBG
Projektabwicklung Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Hochbau und Gebäudewirtschaft 
Architekt/Generalplaner Marte.Marte Architekten ZT GmbH
Baumanagement/Örtliche Bauaufsicht gbd ZT GmbH
Statik M+G Ingenieure Dipl. Ing. Josef Galehr Ziviltechniker GmbH
Baubeginn Juni 2021 
Eröffnung November 2025
Baufertigstellung Dezember 2025

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.