
Dem Ruf aus Vorarlberg gefolgt
Das Panoramahaus in Dornbirn ist eine der ersten Adressen, wenn es um Businesstourismus im Rheintal geht. Anton Gustav Birnbaum zeichnet unter anderem für dieses 4*Hotel verantwortlich, das erst kürzlich re-designt wurde.
Das Hotel mit seinen 162 Zimmern gehört, wie schon der komplette Name „Four Points by Sheraton Panoramahaus Dornbirn“ verrät, zur renommierten und weltweit tätigen Gruppe der Marriot Hotels. Aktuell reiht es sich in die Kategorie der 4*Hotels ein, angestrebt ist aber eine Positionierung im 4*Superior-Segment, so Birnbaum. Dass das Hotel- und Gastro-Business vor besonderen Herausforderungen steht, gibt er unumwunden zu. Das eine seien Gegebenheiten, die der internationale Markt vorgebe, das andere regionale Besonderheiten, die charakteristisch für die 4-Länderregion seien.
Reiseverhalten der US-Bürger
Auch er blickt, wie die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT), vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Zwar zeichne sich eine gedämpfte Reisetätigkeit aus den USA ab, doch der innereuropäische Markt zeige eine stabile Nachfrage, heißt es im Newsletter der DZT (DZT-Newsletter 13.5.2025). In einer aktuellen Umfrage der DZT gaben ein Viertel der US-Bürger mit Auslandsreiseabsicht an, sich durch geopolitische Spannungen nicht beeinflussen zu lassen. Ein weiteres Viertel will zwar reisen, aber die Ausgaben kürzen. Ein Drittel hingegen plane, Reiseaktivitäten zu reduzieren. Das alles seien diese Unwägbarkeiten, die oben erwähnte Flexibilität fordern.
Von der Pike auf gelernt
Anton Gustav Birnbaum ist einer, der weiß, wovon er spricht. Ursprünglich aus Oberösterreich stammend zieht es den 45-Jährigen nach Wien, wo der Einzelhandelskaufmann erste Gastronomieluft schnuppert. Als Kellner steigt er innert weniger Jahre zum Restaurantleiter auf. Nach einem Intermezzo im Lebensmittelhandel verschlägt es ihn – eher zufällig – ins Hotelfach, wo er mehrere Jahre als Personalchef und später als stellvertretender Direktor im Le Meridien in Wien am Ring tätig ist. Nach acht Jahren wechselt Birnbaum als General Manager eines Luxushotels auf die Malediven. Nach einem Jahr verlässt er diese Destination wieder. „Durch die geringe Größe der Insel betreuten wir immer den gleichen Typus von Gast. Zudem waren auch die sozialen Kontakte beschränkt“, erklärt er die kurze Zeit seiner Tätigkeit. Die nächste Station ist das Le Meridien an der Alster in Hamburg. Doch wie vielen anderen macht auch ihm Corona einen Strich durch die Rechnung: das Hotel wird kurzerhand für zwei Jahre geschlossen, die Mitarbeitenden auf Kurzarbeit gesetzt. Eine Maßnahme, die nicht in das Lebenskonzept des Anton Gustav Birnbaum passt. Nach einem Intermezzo in einem Luxusresort in Seefeld erreicht ihn der Ruf aus Vorarlberg, in der JDL GmbH, der Muttergesellschaft des Messepark und des Panoramahaus, als Managing Director einzusteigen, wo er seit etwas mehr als einem Jahr tätig ist.
Kategorisierung und Internationalität
Unter seine Ägide fällt der Umbau aller 162 Zimmer im Panoramahaus von Herbst 2024 bis März 2025. „Diese Maßnahme war nötig, da wir die öffentlichen Bereiche wie Bar, Lobby, Gastronomie- und Frühstücksbereich im elften Stock bereits runderneuert hatten“, so Birnbaum. Und so sollten auch die einzelnen Zimmer auf denselben Standard gebracht werden. „Wenn wir ein Hotel mit über 80 Prozent Jahresauslastung betreiben, in dem wir internationale Gäste begrüßen, müssen wir auch den internationalen 4*-Standard garantieren“, erklärt der Managing Director. Angedacht sei überdies, das Haus in die 4*Superior-Kategorie zu bringen. Warum nicht 5*? Das habe praktische Gründe. „Auf der Spesenabrechnung macht sich ein 5*-Hotel mitunter nicht gut, obwohl der Preisunterschied nicht gravierend wäre. Der Sprung zwischen diesen beiden Kategorien sieht jedoch ein Mehr an Service und Dienstleistung vor“, meint Birnbaum.
Auf die Frage nach der Strategie des Business-Hotels antwortet er: „Da der Markt aktuell sehr volatil ist, das heißt stark von äußeren Einflüssen abhängig ist, ist eine längerfristige Strategie schwierig.“ Er spricht untere anderem die politische und wirtschaftliche Situation an. Gerade, was die Zollmaßnahmen der USA betrifft, wirke sich das auch auf die Reisebranche aus. Unternehmen, die bis dato ein bestimmtes Kontingent an Zimmern gebucht haben, würden von solchen Agreements absehen, da aktuell nicht gewährleistet sei, ob und wie oft die Zimmer benötigt würden. Deshalb gebe es im Panoramahaus wöchentlich mindestens zwei Revenue Meetings, wo die aktuellen Zahlen genau analysiert würden, um flexibel geeignete Maßnahmen zu treffen.
Kurs und Strategie
„Natürlich verfolgen wir unseren Kurs“, erklärt Birnbaum. „Die Strategie, diesen zu halten, muss aber jeden Tag neu überdacht werden.“ Gerade das Szenario, wenn die Businesskunden wegfallen, sei ein ernstzunehmendes, besonders in Erinnerung an Corona. Deshalb ist für ihn die Maßnahme der Öffnung für lokale Besucherinnen und Besucher ein wichtiger Schritt. „Wir erreichen mit einem Radius einer Autostunde 1,6 Millionen potenzielle Gäste. Viele verbringen gerne eine oder zwei Nächte bei uns als kleine Auszeit. Shopping, SPA, Kulinarik, Natur, alles ist in der Nähe. Deshalb ist es für uns wichtig, auch diese Kunden anzusprechen.“ Und sie so zu Botschaftern des Panoramahauses für zukünftige Gäste aus deren Bekanntenkreis zu machen. Gerade auch allfällige Probleme wie das Nichtantreten eines Aufenthalts will er mit Augenmaß behandelt wissen. Auf der Suche nach individuellen Lösungen entstehe für beide Seiten eine Win-win-Situation, die Gäste zum Wiederkommen veranlasse. Das Thema dynamische Preise hat das Team im Panoramahaus im Auge, wichtig sei aber – bei allem Entgegenkommen – eine Planbarkeit aufrecht zu erhalten.
Auf die Frage der Auslastung gibt Birnbaum diese mit über 80 Prozent übers Jahr an, aktuell sei das Haus gerade während der Woche beinahe voll belegt. In der Urlaubssaison beherbergt das Panoramahaus zum überwiegenden Teil Privatreisende, die Verweildauer während des gesamten Jahres liege bei knapp 1,8 Nächten pro Gast, was ein deutliches Indiz für die Positionierung als Businesshotel, aber auch für Städtetrips spreche. Als Fazit meint Birnbaum, dass der Gast das Versprechen „You know what you get“ bekommen müsse, das heißt, die Kategorisierung müsse halten, was sie im internationalen Vergleich verspricht. Für die Zukunft meint der Managing Director, dass die Schere in den Segmenten weiter auseinandergehen werde, gerade die Bereiche besonderer Service und Luxus dürften sich in steigenden Kosten niederschlagen.
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